Die auf die Automobilindustrie spezialisierte Unternehmensberatung Berylls hat die jüngste Ausgabe ihrer „Top 100-Zuliefererstudie“ vorgestellt. Chinesische Zulieferer gewinnen demnach an Bedeutung – zuungunsten der Deutschen und Japaner.
Im Jahr 2021 war die Geschäftsentwicklung der Zuliefererindustrie laut der Auswertung wieder positiv. Die durchschnittliche Profitabilität habe sich von 2,6 auf 6,3 Prozent mehr als verdoppelt. Chinesische Unternehmen hätten mit 40 Prozent die größten Umsatzgewinne verzeichnet, gefolgt von den amerikanischen und deutschen Lieferanten. Bezogen auf ihre internationale Umsatzentwicklung hätten die Gruppen der deutschen und japanischen Zulieferer an Bedeutung verloren, während die Chinesen zulegten.
2021 sei die Branche durch die anhaltende Pandemie, die Chipkrise und die verschärfte Situation auf den Rohstoffmärkten massiv beeinflusst worden, so die Berater. Dennoch hätten viele Zulieferer im Geschäftsjahr 2021 wieder deutliche Umsatz- und Profitsteigerungen ausweisen können. Sie näherten sich Schritt für Schritt dem Vorpandemie-Niveau an. Das sei insbesondere mit groß angelegten Kostenoptimierungsprogrammen gelungen.
Kaum Bewegung in den Top 10
Bosch verteidigte im siebten Jahr in Folge den ersten Platz in der weltweiten Aufstellung der 100 größten Automobilzulieferer. Wie im Vorjahr liegen zwei weitere deutsche Unternehmen auf den Plätzen 3 (Continental) und 4 (ZF Friedrichshafen). Magna behauptet sich auf Platz 5. Auch für die Reifenhersteller Michelin und Bridgestone lief das Jahr 2021 gut, sie behalten ihre Platzierungen und damit die Plätze 8 und 9.
Mit CATL ist auch ein chinesisches Unternehmen in den Top 10 vertreten. Der Akkuhersteller rückte mit einem Umsatzwachstum von 184 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erstmals in die Spitzengruppe vor. „Das ein Batterieproduzent in die Top 10 aufrücken würde, ist wenig überraschend. Denn die Nachfrage nach Akkus war selbst im schwierigen Jahr 2021 so groß, dass CATL in der logischen Folge zu den ganz großen Gewinnern zählt“, so Berylls-Partner Alexander Timmer.
Chinas Zulieferer auf dem Vormarsch
Insgesamt haben es neun chinesische Zulieferer in die Top 100 geschafft. Sie profitierten zuletzt laut Berylls sehr von der lokalen und nationalen Industriepolitik, die einerseits den chinesischen Binnenmarkt stärken soll und andererseits eine Expansion in internationale Leitmärkte befeuert. So wachse der Beitrag der chinesischen Zulieferer an der internationalen Umsatzentwicklung stetig. Im Jahr 2018 habe er noch bei fünf Prozent gelegen, 2021 konnten die Chinesen bereits einen neunprozentigen Anteil für sich verbuchen.
Der Zuwachs bei den chinesischen Unternehmen geht zulasten der deutschen und japanischen Zulieferer: Deutschland war den Zahlen von Berylls nach am Gesamtumsatz 2018 mit 23 Prozent beteiligt, Japan steuerte 27 Prozent bei. Beide Nationen verzeichneten seither Rückgänge. Die deutschen Zulieferer trügen nur noch 21 Prozent zum globalen Gesamtumsatz der Branche bei, die Japaner 24 Prozent, berichten die Berater. „Schreiben die Chinesen ihre Erfolgsgeschichte konsequent fort, werden sie im Jahr 2028 die Vorreiterrolle im weltweiten Zulieferer-Ranking einnehmen und die deutsche Konkurrenz aus der Spitzengruppe verdrängen.“
Wachstumsmotor E-Mobilität
Die E-Mobilität beschäftigt die Zulieferbranche der Analyse nach mittlerweile vollumfänglich. Die Aktivitäten von Bosch in diesem Bereich beispielsweise sollen bis zum Jahr 2025 um 500 Prozent wachsen. Aktuell gibt der weltgrößte Zulieferer an, im vergangenen Jahr in diesem Sektor eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet zu haben. ZF konnte sich im Jahr 2021 ein Auftragsvolumen in Höhe von 14 Milliarden Euro sichern und baut damit seine Position bei elektrischen Komponenten weiter aus.
Viele bedeutende Lieferanten für Komponenten des elektrischen Antriebsstrangs und des autonomen Fahrens kämen aus Deutschland, so Berylls. Neben Bosch und ZF hätten auch Continental, Dräxlmaier und Leoni ihre Positionen im internationalen Vergleich verbessern können und durchschnittliche Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr realisiert.
Dass die E-Mobilität, aber auch das autonome Fahren und die Fahrerassistenzsysteme Wachstumsmotoren sind, zeigt sich im Vergleich zum Branchendurchschnitt: Hersteller aus diesen Segmenten fahren im Durchschnitt laut Berylls eine zwölfprozentige Umsatzsteigerung ein. Der Weg zum Erfolg bleibe jedoch steinig, denn gleichzeitig fordere die Transformation hohe Entwicklungsausgaben mit mehrjährigen Amortisationsdauern. Das drücke die Profitabilität in den Anfangsjahren mit geringen Produktionsvolumen, sie habe 2021 bei unterdurchschnittlichen sechs Prozent gelegen.