Die Menschen haben zunehmend Angst um die Bezahlbarkeit ihrer Mobilität. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der „Mobilitätsstudie 2022“ des Autozulieferers Continental. Allgemein hohe Inflationsraten und allen voran die rasant gestiegenen Energiepreise drohen demnach die Mobilitätswende in Deutschland auszubremsen.
Nachhaltigkeit im engen Zusammenhang mit dem Auto hat für die Mehrheit der Befragten zunehmend Relevanz: 44 Prozent gehen davon aus, dass die Zukunft der Mobilität elektrisch sein wird. Vor dem Hintergrund der hohen Preise für Strom, Benzin und Dieselkraftstoff hat für eine knappe Mehrheit eine umweltfreundliche Mobilität jedoch derzeit keine Priorität. Hinzu kommt, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland das Autofahren ab einem Benzinpreis von 2,80 Euro pro Liter nicht mehr leisten können.
Das Thema Kosten treibt die Menschen auch beim Umstieg auf klimafreundliche Mobilität um: Die Hälfte der Befragten ist nicht bereit, für ein umweltfreundliches Fahrzeug mehr auszugeben als für ein herkömmliches Auto. Gleichzeitig gibt fast jeder Zweite (43 %) die hohen Kosten als Grund gegen die Anschaffung speziell eines Elektrofahrzeugs an. Nach Meinung der überwiegenden Mehrheit sollte daher der Staat mehr dafür tun – etwa über Subventionen –, dass der Anteil emissionsfreier Fahrzeuge steigt, vor allem aber, dass die Mobilität insgesamt bezahlbar bleibt. Für die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen wird die Politik in die Pflicht genommen, diese Erwartungshaltung drücken die Menschen in der Mobilitätsstudie laut Continental ganz klar aus.
„Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen: Weltweit möchten die Menschen zwar, dass das automobile Fahren sicherer, komfortabler und auch nachhaltiger wird. Aber es muss in erster Linie bezahlbar bleiben“, sagt Continental-Vorstandschef Nikolai Setzer.
Stromkosten & fehlendes Wissen Hürden für E-Mobilität
Die Studie identifiziert die Kosten und eine weiterhin lückenhafte Infrastruktur als Hürde für eine stärkere Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität, speziell nach Elektromobilität. So fühlen sich rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmer in Deutschland nicht ausreichend über die Anschaffungskosten und die laufenden Kosten eines E-Autos informiert. 67 Prozent sind sich wegen der stark steigenden Stromkosten unsicher, ob sie sich ein Elektrofahrzeug anschaffen sollen. Im Ergebnis geht eine Mehrheit (62 %) daher davon aus, sich kein Fahrzeug mit Elektroantrieb in näherer Zukunft leisten zu können.
Die Mehrheit der Befragten sieht es jedoch als wichtig oder sehr wichtig an, dass die für das Auto verwendeten Materialien umweltfreundlich und nachhaltig sind, ebenso, dass soziale Standards und Menschenrechte bei der Produktion und über die gesamte Lieferkette eingehalten werden. Gleichwohl ist ein Großteil nicht bereit, für den Einsatz wiederverwendeter oder recycelter Materialien im Fahrzeug einen Aufpreis zu zahlen. Dasselbe gilt für die Verwendung von Kraftstoffen, die, wie zum Beispiel „grüner“ Wasserstoff, mit erneuerbarer Energie gewonnen werden.
Generell ist es die Sorge der überwiegenden Mehrheit der Befragten (73 %), dass Mobilität aufgrund der gestiegenen Energiekosten für sie nicht mehr erschwinglich ist beziehungsweise bleibt. Mehr als vier von fünf Befragten (82 %) sind daher der Meinung, dass der Staat dafür sorgen sollte, dass Mobilität bezahlbar bleibt. Gleichzeitig finden 77 Prozent, dass es Aufgabe des Staats ist, sicherzustellen, dass eine umweltfreundliche Mobilität günstiger im Vergleich zu umweltschädlichen Konzepten wird.
„In der Mobilitätsstudie 2022 zeigt sich, dass die Menschen die eingeleitete Transformation hin zur emissionsarmen beziehungsweise emissionsfreien Mobilität wollen und bereit sind, den Weg dahin auch mitzugehen“, ordnet Steffen Schwartz-Höfler, Leiter Nachhaltigkeit bei Continental, die Ergebnisse ein. „Der weltweite Tenor in den Befragungsergebnissen der diesjährigen Continental-Mobilitätsstudie zeigt gleichzeitig: Die privaten Konsumentinnen und Konsumenten möchten nicht allein die finanziellen Lasten der Mobilitätswende tragen. Soll also dieses Vorhaben im notwendigen Tempo gelingen, müssen neue nachhaltige Mobilitätsformen bezahlbar sein. Nur so werden sie auch positiv angenommen.“
Auto weiter wichtigster Mobilitätsträger
Aus der Mobilitätsstudie 2022 geht hervor, dass das Auto der wichtigste Mobilitätsträger bleibt. Die weit überwiegende Mehrheit der Befragten gab an, dass sie das Auto mindestens einmal pro Woche verwendet. In den USA nutzt mehr als die Hälfte (59 %) das Auto sogar täglich. Öffentliche Verkehrsmittel nutzt nur etwa jeder fünfte Befragte mindestens einmal wöchentlich, nur jeder zehnte täglich. Der Studie zufolge wird das Auto auch in Zukunft seine herausragende Stellung behalten, eher sogar noch ausbauen. Eine weit überwiegende Mehrheit derjenigen, die angaben, während der Pandemie unterwegs gewesen zu sein, will auch nach deren Ende das Auto unverändert oder sogar häufiger nutzen (84 beziehungsweise 60 %).
Eine Mehrheit der befragten Menschen in Deutschland definiert das Auto als wesentlichen Teil ihrer Mobilität und ihres individuellen Lebensraums. Dabei besteht ein ausgeprägter Wunsch, über die neuesten Technologien im Fahrzeug zu verfügen. So wünscht sich eine Mehrheit, dass sich das Auto mit dem Internet verbindet, neueste Software und zum Beispiel auch Verkehrs- und Umweltdaten herunterladen kann. Die Hälfte der Befragten sieht elektronische Assistenzsysteme als wünschenswert oder sogar notwendige Grundausstattung im Auto an. Funktionen wie das automatisierte Fahren während eines Staus wünscht sich jeder vierte Befragte.
Die Menschen sorgen sich aber auch vor möglicherweise unkontrollierbaren Folgen durch den Einsatz von Technologie. Zum Beispiel davor, dass Fehler in der Software die Funktion oder die Sicherheit des Autos einschränken, aber auch davor, dass die Bedienung des Fahrzeugs durch Technologie zu komplex werden könnte. Allerdings glaubt die Mehrheit ebenso, dass automatisiertes Fahren Unfälle verhindern kann.
one.second meint
Immer noch erstaunlich, dass Nachhaltigkeit als „nice to have“ diskutiert wird, wenn die einzige andere Option ist, alles sehenden Auges gegen die Wand zu fahren.
FahrradSchieber meint
„Gleichzeitig finden 77 Prozent, dass es Aufgabe des Staats ist, sicherzustellen, dass eine umweltfreundliche Mobilität günstiger im Vergleich zu umweltschädlichen Konzepten wird“
Das wird der Staat auch weiterhin machen. Allerdings anders, als das Wort „günstiger“ vermuten lässt:
Die E-Mobilität wird nicht günstiger, sondern die Verbrenner-Mobilität wird weiter verteuert.
Man nimmt also mehr Steuergeld ein und kann trotzdem sagen, dass E-Mobilität günstiger ist.
Kommt immer darauf an, es dem Volk geschickt zu verkaufen.
Die Sonderschulden für die Bundeswehr werden ja auch nicht umsonst als „Sondervermögen“ betitelt ;-)
Redlin, Stefan meint
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube anzunehmen, dass derjenige der politische Rahmenbedingungen schafft (weil er/sie den Beruf ernst nehmen) auch derjenige sein soll der das alles bezahlt. Das eigentliche Problem ist der Teufelskreis mit der Höhe des Preises. Ist es teurer jammern alle und nehmen es nicht an. Kostet es das gleiche, wird es auch nicht angenommen, denn dann kann man ja auch das Alte behalten. Und ist es billiger, dann wird nach dem Preis das nächste Argument gesucht NICHT umzusteigen. Zum Beispiel Reichweite, Lade-Infrastruktur, Anhängerkupplung. Das geht bei einigen bis zum schmerzlich vermissten Sound. Was lernen wir daraus also: Der Preis des neuen spielt im Grunde keine wirkliche Rolle. Das alte muss durch teurer machen unattraktiv werden, dann geht’s auf einmal. Ich plädiere dafür für Verbrenner die Steuer zu vervierfachen, den Spritpreis weiter durch Steuern zu erhöhen und ein Tempolimit einzuführen, nur für Verbrenner. Der schnelle Technologiewechsel wäre vorprogrammiert..
FahrradSchieber meint
„Der schnelle Technologiewechsel wäre vorprogrammiert..“
Eher nicht.
Wenn man sich die Lieferfristen für BEVs anschaut, dann dürfte die „Technologiewechselgeschwindigkeit“ momentan bei nahe 100% liegen.
Der Wechselwille ist also da, nahezu alles, was produziert wird, wird vom Markt „aufgesogen“. Schneller geht es nicht.
Selbst wenn man die ICE-Kosten verzehnfachen würde:
Woher sollten die Mengen an BEVs kommen?
Es hätte lediglich zwei Auswirkungen:
Die BEV-Preise würden noch weiter steigen.
Neufahrzeuge würden bevorzugt in Deutschland abgesetzt werden (hohe Margen). Diese Verschiebung bringt aber der Umwelt nichts.
Die Hersteller erhöhen die Mengen permanent, aber dennoch dürfte die momentane Situation noch einige Zeit anhalten.
MichaelEV meint
„Diese Verschiebung bringt aber der Umwelt nichts.“
Sie schadet ihr im Zweifel sogar.
Tom62 meint
…die Mehrheit zahlt es doch schon längst…mit eigener geistigen und körperlichen Gesundheit… :(
Dagobert meint
Ich habe Bigotterie schon immer verabscheut. Ich bin wenigstens so ehrlich zu sagen, dass mich der Umweltaspekt nicht interessiert. Mich bekommt man nur über bessere Technik und Preis zum Umstieg. Vor allem bei der Akku Haltbarkeit muss sich noch viel tun, bevor die Hersteller nicht 90% nach 15 Jahren über den gesamten Temperaturbereich garantieren können, bin ich raus.
Klang meint
Wer fährt denn bei den gefühlt täglichen Fortschritten in der Elektromobilität einen Elektro-Pkw 15 Jahre? Meinen gebe ich für einen Nächsten in zweieinhalb Jahren zurück. Schon jetzt freue ich mich auf den dann zu genießenden Fortschritt.
FahrradSchieber meint
„Meinen gebe ich für einen Nächsten in zweieinhalb Jahren zurück.“
Und dann wird er verschrottet?
stromschüssel meint
Sorry, ich bin raus. Es läuft doch auf ein „Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass!“ heraus. Und der Staat soll alles bezahlen. Und sich selber über (Mobilitäts)Alternativen zu informieren ist anscheinend auch zu viel verlangt. Und alles soll umweltfreundlich sein – aber wehe es kostet auch nur einen Cent mehr.
Der Mensch ist das dümmste Tier, das die Natur jemals hervorgebracht hat.
Oeyn@ktiv meint
So ist es! Meine hundertprozentige Zustimmung.
Stephan meint
Ich verstehe die Aufregung nicht. Aus der Erfahrung heraus wird jetzt erneut bestätigt, dass eine Veränderung nur dann angenommen wird, wenn diese billiger oder besser ist. Für die E-Mobilität trifft beides offensichtlich nicht zu. Die hohen Zulassungszahlen für HEV bestätigen dies aus meiner Sicht.
Duesendaniel meint
Definieren Sie ‚besser‘.
stromschüssel meint
Klimaschutz ist in der prekären Situation, in der wir uns befinden, grundsätzlich „besser“. Und ist auf mittelfristige Sicht auch „billiger“, weil die Folgekosten, die der Klimawandel bedingt, den kurzfristigen Spareffekt ganz schnell zunichte machen wird.
Eugen P. meint
Natürlich, wer kauft schon ein Auto das doppelt so teuer ist als das Alte, aber weniger kann?
Bei weniger Nutzwert, muss auch der Preis niedriger sein. Wie wichtig den Menschen das Klima ist, egal was sie sonst so von sich geben, sieht man derzeit an übervollen Flughäfen.
Und wer in einer Demokratie unpopuläre Politik macht, ist schnell weg vom Fenster.
E-Autos müssen besser und viel billiger werden, wenn sie am Markt durchsetzen sollen.
Tommi meint
Ich kaufe mir gerne ein Auto, dessen Anschaffungskosten ein wenig höher sind, aber dafür im Unterhalt spürbar billiger. Und wenn ich dann eine bessere Laufruhe bekomme und ich mir den Weg zur Tankstelle sparen kann, dann ist das um so besser.
Würden wir alle elektrisch fahren und jemand käme mit einem Verbrenner um die Ecke, würde man den genauso ablehnen, wie heute Elektroautos abgelehnt werden.
Der Sache mit den Flughäfen kann ich aber voll zustimmen. „Wir müssen umweltfreundlicher werden. Also ich meine die anderen. Ich muss natürlich noch auf die Malediven fliegen und SUV fahren.“
Andi EE meint
Da gibt es halt dann nur noch das System Norwegen, wo man nicht mit der Vernunft der Menschen rechnet und es so austarriert, dass man den Verbrenner monetär so benachteiligt, respektive das BEV bevorteilt, dass selbst der Beratungsresistenteste aus monetären Gründen umsteigen muss. Es braucht beides, Bonus und Malus. Das find ich besonders wichtig, dass sich die die PHEVs und Verbrenner fahren, nicht in ihrem Handeln bestätigt fühlen. Es muss weh tun, wenn man sich der Klimaproblematik extra konträr verhält.
Demokratie … meiner Meinung nach braucht es mutige Politiker, die dieses Bonus/Malus System einführen. Wenn es mal installiert wird, schwappt die wankelmütige Mitte (ca. 60%) auf die richtige Seite und nimmt diesn Zwang zum vernüftigen klimaschonenden Kaufentscheid an .. siehe Norwegen, das klappt wunderbar. Die 20% Schwachköpfe in einer Gesellschaft ereeicht man sowieso nie, die werden auch noch in 100 Jahren behaupten, es gibt kein CO2-Problem. So wie es Corona nicht gab, sie selber ja alles immer besser als die Wissenschaft gelöst hätten.
FahrradSchieber meint
„Sorry, ich bin raus.“
Genau an dieser Stelle sollte man „drin“ sein!
In Schnitt „funktioniert“ der Mensch so nun mal.
Wenn man das akzeptiert und berücksichtigt, dann kann man damit arbeiten und z. B. Regelungen/Gesetze so erarbeiten, dass diese funktionieren. Das ist die Herausforderung!
Wie man das persönlich findet, ist irrelevant.
Wenn Regelungen/Gesetze nur funktionieren, wenn sich alle moralisch einwandfrei (wer definiert das eigentlich?) verhalten, dann scheitern sie.
Natürlich versuchen Autohersteller, von der Umweltprämie möglichst viel abzubekommen.
Natürlich versuchen Öl-Multis, vom Tankrabatt möglichst viel abzubekommen.
Und wenn man Kriminellen anbietet, ihnen für nicht existierende Corona-Testcentren Millionen zu überweisen, dann greifen die natürlich auch zu und sagen nicht
„Oh, die Pandemie ist so schlimm, da verzichte ich jetzt mal auf die Kohle, das kann ich mit meiner Moral nicht vereinbaren…“
MichaelEV meint
„Natürlich versuchen Öl-Multis, vom Tankrabatt möglichst viel abzubekommen.“
De facto werden sie ja dazu gezwungen. Wenn man ein knappes Gut, welches sich aufgrund der Knappheit gerade stark verteuert hat, künstlich günstiger macht und damit für mehr Nachfrage sorgt, ist die Knappheit immer noch genauso da.
Um diese handeln zu können muss mit höheren Preisen wieder die Nachfrage gedrückt werden und man landet wieder bei dem Preis, den der Markt vorher ausgehandelt hat.
Das die FDP so wenig von Marktwirtschaft versteht, ist schon echt traurig…
MAik Müller meint
Um die Umwelt ging es beim Auto noch NIE auch beim Eauto geht es NICHT um die Umwelt.
Die Zulassungszahlen der SUVs zeigen dies überdeutlich!!!!!!!!!!!!!