In einem gemeinsamen Schreiben fordern 13 Unternehmen, darunter Ikea, Aldi Süd, Vaude und Free Now, die Bundesregierung auf, die Dienstwagenbesteuerung anzupassen, um im Rahmen des geplanten Klimaschutz-Sofortprogramms Anreize für die Umstellung von Fahrzeugflotten auf vollelektrische Fahrzeuge zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen den Übergang zur Elektromobilität beschleunigen, der unerlässlich sei, um die Klimaziele der Regierung für 2030 zu erreichen. Gleichzeitig würden diese Maßnahmen die Luftqualität verbessern, Innovationen fördern und die Energieunabhängigkeit Deutschlands stärken.
Die Unternehmen fordern Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing auf, bestehende Anreize für Plug-in-Hybride (PHEV) und Verbrenner im Rahmen der Dienstwagenbesteuerung abzubauen. So soll dafür gesorgt werden, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt. Sie fordern die 1-Prozent-Regelung für PHEV und Verbrennungsmotoren sowie die Abschreibungsmöglichkeiten anzupassen.
„Um die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele zu erreichen, müssen die Emissionen im Verkehr sehr schnell deutlich reduziert werden. Ein Großteil dieser Emissionen wird durch Firmenfahrzeuge verursacht. Deshalb sollten wir jetzt alles dafür tun, um die Elektromobilität bei den Unternehmen zu beschleunigen“, so Jan Lorch vom Produzent von Bergsportausrüstung und Outdoor-Bekleidung Vaude. „Da sich auf freiwilliger Basis leider wenig tut, fordern wir schnellstmöglich konkrete Maßnahmen, d.h. steuerliche Anreize sollten nur noch für Elektrofahrzeuge gelten, zudem muss die Schnellladeinfrastruktur massiv ausgebaut und ein Recht von Mietern auf die Installation von Wallboxen in der Nähe der Wohnung festgeschrieben werden.“
Mit dem Klimaschutzprogramm solle die Bundesregierung verbindliche und bedarfsgerechte Ziele für den Ausbau der Ladeinfrastruktur festlegen, die sich an den Bedürfnissen von Autofahrern sowie an den bisherigen Erfahrungen mit der Nutzung von öffentlichen Ladestationen orientieren, hießt es weiter. Um sicherzustellen, dass die Errichtung und der Betrieb von Ladestationen rentabel ist und mittel- bis langfristig keine staatlichen Subventionen erfordert, sei ein klarer und robuster rechtlicher Rahmen erforderlich.
„Auch wir als Ikea möchten einen Beitrag zu einer emissionsfreien Wirtschaft und Gesellschaft leisten“, sagt Dennis Balslev, CEO von Ikea Deutschland. „Hier kommt dem Sektor Verkehr und Mobilität eine große Bedeutung zu. Wir bieten seit 2019 als einer der ersten großer Einzelhändler ein flächendeckendes Netz an E-Ladesäulen an all unseren 54 Standorten in Deutschland. Um E-Mobilität für alle weiter zu fördern und zu beschleunigen, müssen wir den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Das ist Grundlage, um Firmenflotten in ganz Deutschland weiter zu elektrifizieren. Nur so kann der Umstieg auf emissionsfreie Mobilität gelingen.“
Die deutsche Bundesregierung müsse zudem fordern, dass ab 2035 in der EU nur noch batterieelektrische oder wasserstoffbetriebene Neuwagen verkauft werden dürfen. Die EU-Flottengrenzwerte für Pkw seien der Haupttreiber für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland, so die Unternehmen.
„Nur ambitionierte Klimaziele ankündigen, reicht nicht aus. Am Ende ist die Einführung von konkreten Maßnahmen der Lackmustest für die Verkehrspolitik der Bundesregierung“, sagt Stef Cornelis, Direktor bei der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) Deutschland. „Die niedrige Besteuerung von Verbrenner-Dienstwagen sowie die Steuererleichterungen und Kaufprämien für Plug-in-Hybride sind nicht mit den Klimaschutzzielen vereinbar. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland eine Steueroase für Verbrenner-Dienstwagen. Die dringend benötigte Reform der Dienstwagenbesteuerung würde den Hochlauf von E-Autos rasch beschleunigen, und die Steuereinnahmen um Milliarden Euro anheben. Die Bundesregierung sollte die Chance nutzen, beim bevorstehenden Klimaschutz-Sofortprogramm die richtigen Weichen zu stellen.“
Die Bundesregierung wird ihr Klimaschutz-Sofortprogramm voraussichtlich am 13. Juli veröffentlichen.
Daniel meint
Nicht 1% sondern 3% wären nötig, um die eigentlichen Kosten einigermaßen zu bezahlen.
1,5% für BEV als Anreiz.
Eigentlich gehört die ganze Dienstwagennichtbesteuerung abgeschafft, aber dann ist die deutsche Automobilindustrie am Ende, da sich diese Karren in Masse nur als Dienstwagen mit der niedrigen Besteuerung verkaufen lassen.
FahrradSchieber meint
„aber dann ist die deutsche Automobilindustrie am Ende“
Insbesondere wäre der Gebrauchtwagenmarkt ein ganz anderer mit viel geringerem Angebot und deutlich höheren Preisen.
BEV meint
Die günstigen Autos werden nicht als Dienstwagen gekauft.
höchstens die teuren, großen SUVs
und wer möchte schon einen gebrauchten PHEV kaufen ?
Gunarr meint
Mit der x% Pauschale für die private Nutzung wird eine Menge Missbrauch betrieben. Das gehört komplett abgeschafft. Wer seine betrieblichen Fahrten von der Steuer absetzen will, soll gefälligst ein Fahrtenbuch führen.
stromschüssel meint
Das Dienstwagenprivileg für Verbrenner oder Hybride gehört schnellstens abgeschafft. Jahr für Jahr werden hier umweltschädliche Subventionen von rund 3 Milliarden Euro an (meist) Besserverdienende verteilt, die sinnvoller eingesetzt werden könnten.
Und im Grunde genommen gilt das auch für E-Autos.
MAik Müller meint
@stromschüssel ihr hab offenbar immer noch nicht verstanden das ein Großteil der Deutschen Autoindustrie nur davon Lebt überteuerte vom Steuerzahler finanzierte Fahrzeuge herzustellen. Audi Mercedes BMW usw. leben vom Dienstwagen den der normale Bürger bezahlen MUSS.
stromschüssel meint
Und du hast offenbar nicht verstanden, dass das geändert werden muss. Außerdem wird der deutsche Markt zunehmend irrelevant, da hier kaum noch etwas verkauft wird.
HD meint
Was meinst wie viele Gebrauchtwagen es ohne 70,% Firmenwagenzulassungen es gäbe? Dann gäbe es keinen Gebrauchtwagenmarkt mit Autos unter 10 Jahren.
LOL meint
es gibt auf der Welt nicht nur Deutschland und nicht nur teure Premiumautos
die günstigen und kleinen Autos werden nicht als Dienstwagen genutzt, das kaufen Privatleute
ein dickes SUV von BMW und Mercedes natürlich eher selten, aber die brauchen wir auch nicht
Kompakter meint
Und dazwischen gibt’s nichts?
Wo hören günstige und kleine Autos auf?
Nicht jeder Fahrer eines Dienstwagens bewegt 2,5 Tonnen, und nicht jeder von denen verdient hoch fünf- oder gar sechsstellig.
Für manche war es Verhandlungssache, ein Teil des Gehalts oder die Rate wird teils selbst mitgetragen, und ist so für manche Haushalte die Möglichkeit an ein sicheres, modernes für Familien taugliches Auto zu kommen.
Zwei drittel unserer Dienstwagen sind kompakte PHEVs und Verbrenner, und ein kompakter BEV SUV.
In einer meiner Rechnungen bedeutet ein ca. 38.000€ Liste PHEV (mit 1%) oder Verbrenner, bei den gegebenen Kilometern zum Betrieb, ca. 316€ im Monat (37.920€ in 10 Jahren) weniger auf dem Konto allein durch die Steuern. Wer weiter Pendeln muss, für den wird’s deutlich teurer.
Wenn man Glück hat, zahlt der Betrieb Versicherung, Nebenkosten und Sprit, aber das ist ja auch nicht immer der Fall.
Zahl ich so ein Fahrzeug mit einer ähnlichen Rate über 10 Jahre ab, ist der 35.000€ Straßenpreis PKW abbezahlt. Die Nebenkosten kommen da natürlich drauf, dafür hat der Käufer i.d.R. einen nicht unerheblichen Restwert vor der Tür.
Der Leasingnehmer (Mieter) hat das nicht. Und hegt vielleicht auch nicht den Wunsch, sich so hoch zu verschulden.
Würden diese Verbrenner und PHEVs nun mit 3%, und die BEV mit 1 oder gar 1,5%, könnte sich die Zielgruppe dieser Fahrzeuge keinen Dienstwagen mehr leisten.
Und ein Cors-e oder Dacia Spring funktioniert halt nicht für jeden.
Dientswagen heißt nicht gleich, die Steuern eines 75.000€ Oberklasse SUV sind Peanuts, und selbst wenn man dürfte könnten oder wollten sich das viele nicht leisten.
Die Pauschalisierung hilft hier in keinster Weise und klingt (ob berechtigt oder nicht) nach der oft vorgeworfenen Neiddebatte .