Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen hat den eigenen Angaben nach europaweit ersten Prototyp eines reinen Elektro-Lkw mit Oberleitungsstromabnehmer unter realen Bedingungen getestet. Das Fahrzeug kam dazu auf dem fünf Kilometer langen „eHighway“ von Siemens in der Nähe von Berlin zum Einsatz. An dem vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsprojekt „LiVe“ sind neben PEM auch das Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen und der japanische Fahrzeughersteller Isuzu beteiligt.
„Die Kombination von Batterie und Pantograph eines rein elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugs funktioniert“, berichtet PEM-Leiter Professor Achim Kampker: „Die wertvollen Erkenntnisse werden jetzt in die weitere Entwicklung einfließen.“
In den vergangenen Monaten hatte Kampkers Team bereits diverse Fahrtests in Aachen absolviert und das sogenannte Anbügeln des Pantographen an die Oberleitung im Stand simuliert. Auf der Teststrecke in Groß Dölln bei Templin wurde der Lkw im Juli zum ersten Mal während der Fahrt mit der Oberleitung kontaktiert und über den Pantographen mit Strom zum Antrieb versorgt.
Der Prototyp aus dem Projekt „Lebenszykluskostenreduktion im elektrischen Verteilerverkehr“ (LiVe) war im vergangenen Dezember vorgestellt worden. Von den aktuellen Messdaten soll auch das Forschungsvorhaben „LiVePLuS“ profitieren, das sich der „Lebenszykluskostenreduktion im elektrischen Verteilerverkehr durch pantographenbasierte Baukastensysteme für Lastkraftwagen und Sattelzugmaschinen“ widmet. In diesem Projekt elektrifiziert der RWTH-Lehrstuhl PEM Sattelzugmaschinen für den Schwerlastverkehr ebenfalls über die Oberleitung.
Darüber hinaus sollen im nächsten Fahrzeugaufbau des Projekts „LiVe“ Erfahrungen mit Brennstoffzellen gesammelt werden, um dem Ziel eines modularen Antriebsstrangs näherzukommen.
Nostradamus meint
Elektro-LKW mit Oberleitungs-Stromabnehmer – reine Zeit- und Geldverschwendung! Oberleitungsbusse sind perfekte Fahrzeuge für den öffentlichen Nahverkehr, aber den Stadtwerken hartnäckig kaufen teure Batteriebusse?! Die Bahn ist seit vielen Jahrzehnten elektrifiziert, ihr Anteil am Güterverkehr ist jedoch sehr gering und stagniert?! Deutschland ist auf dem besten Weg, zum Irrenhaus zu werden.
GE meint
Der Nutzen für den Nahverkehr sehe ich nur als alternative zur Straßenbahn. Ansonsten ist es deutlich teurer, unflexibler und baulich unschön ein Oberleitungsnetzt für Busse zu Bauen. Busse zeichnen sich dadurch aus auch flexibel auf blockierte Straßen, abgelegne Strecken etc. genutzt zu werden.
Straßenbahnen sind im Bau teurer aber durch das of exklusive Gleisbett und größere Kapazität effektiver.
Nostradamus meint
Sorry, das ist aber ein Mischmasch von diversen Kriterien. Alle wichtigste ist, die Prioritäten richtig zu setzen.
Ronald meint
Wird sich im Fernverkehr NIEMALS durchsetzen können.
Michael meint
Ich glaube man sollte die elektrifizierten Strecken zum Laden im Stehen nutzen. Einfach als Standstreifen deklarieren, dann könnte man dort hunderte LKW gleichzeitig laden.
Det meint
Welche Ladeströme brauchst du dann für die Hunderten Lkw?
GE meint
Die Frage wäre ein solche Infrastrucktur baut und unterhält und ob es nicht Sinnvoller wäre das Geld in Ausbau und die Elekrifizierung der Güterbahn zu stecken.
Elvenpath meint
Immer wieder erstaunlich, wie fachfremde Leute, die sich vielleicht 20 Sekunden mit dem Thema beschäftigt haben, gleich wissen, dass man da doch gar nichts austesten muss, weil die Technik bekannt ist, dass 5 km eh zu kurz sind, und dass alles viel zu teuer und nicht machbar ist.
Und die ganzen Ingenieure, Experten, die sich Fachwissen angeeignet haben, sind ja eh alle dumm.
Dunning-Kruger lässt grüßen!
Ulrich meint
Was genau wurde eigentlich untersucht? Seit Ende 2019 gibt es einen E-Highway in Lübeck: https://www.ehighway-sh.de/de/aktuelles-46.html
Ging es um einen speziellen LKW Hersteller und dessen Fahrzeug oder den besonderen Umständen dieser Anlage in Berlin?
Shullbit meint
Oberleitungsbusse mit derselben Technik gibt es seit 140! Jahren. Das Knowhow ging auch nie verloren. Sie werden u.a. in Teilen Russlands und Ex-Sowjetrepubliken wie Usbekistan auch weiter genutzt. Solche Busse werden seit Jahrzehnten in Serie gebaut. Ich glaube u.a. Skoda baut so etwas in modernisierter Form immer noch. Auch die Oberleitungsbusse haben längst Batterien verbaut, damit sie nicht bei der kleinsten Störung oder bei kurzzeitigem Kontaktverlust zur Oberleitung sofort mitten auf der Kreuzung stehen bleiben.
Aber klar: In Deutschland müssen wir für Millionen erst mal erforschen, ob so eine Technik funktionieren könnte….
Die Studie hat übrigens nicht zum Ziel, zu erforschen, ob sich ein mit Oberleitungen elektrisiertes Fernstraßen irgendwie rechnen könnte. Es geht nur darum, die Modularisierung der Antriebskomponenten zur Integration in das Fahrzeug zu erforschen. Das anscheinend auch nicht für die großen 40 Tonner sondern nur in der Klasse bis 26 Tonnen. Technik die seit Jahrzehnten existiert…
LOL meint
ist doch super, Klopapier war doch in den letzten Jahren auch sehr wichtig, könnte man da nicht eine Forschung betreiben welche Zusammensetzung hierfür am Besten wäre, ist eine sichere nummer, kommt bestimmt was dabei raus und wird garantiert genau so viele Menschen interessieren
elbflorenz meint
Meiner Meinung nach sollten die F/E-Kapazitäten in Deutschland viel mehr für marktfähige Dinge eingesetzt werden. Und nicht für Produktentwicklungen verplempert werden, wo es schon heute absehbar ist, dass das Produkt nicht wirtschaftlich sein wird, nicht wirtschaftlich sein kann.
Es wäre viel zielführender, im LKW-Bereich ein Akkuwechsel-System zu entwickeln. Denn es gibt diverse – sowohl elektro-technische, konstruktionsbedingte, wirtschaftliche und „imagemässige“ Gründe, dass ein Akkuwechsel-System beim LKW mehrfach sinnvoller ist als im PKW-Bereich.
Gunarr meint
Ich möchte dem System eine Chance geben. Denn wenn man das Ziel des Akkuwechsels (kleinere Batterien, weniger Ladepausen) konsequent verfolgt, landet man irgendwann zwangsläufig beim permanenten Nachladen. Induktionsspulen wären natürlich cooler, aber die Oberleitung ist wahrscheinlich billiger. Ausserdem hält es die Lkw von der linken Spur fern.
Christian meint
Naja, auch mit der kleinen Batterie könnte ich mich aus der Oberleitung ausklinken und überholen. Sinnig wird das ganze System erst, wenn die LKW autonom fahren und auch untereinander kommunizieren und ab / bis Rasthof nur noch durch den Nahverkehr gelenkt werden müssen.
OMG meint
Das ist wieder so ein typisch deutsches „Wir machen es so aufwändig und teuer wie möglich“ Projekt. Fällt in die gleiche Kategorie wie die Lkw-Maut. Mit den Geldern für diese Oberleitungen hätte man mit ner ganzen Flotte von E-Lkw testen können, wie groß deren Batterie für den Alltag sein muß. Wieder so ein Projekt, mit dem „eigentlich“ nur versucht wird nachzuweisen, daß BEV nicht alltagstauglich ist (wohl eher: sein darf).
Ich verstehs wirklich nicht. Mit den Geldern hätte man auch eine Lithiumgewinnungsanlage an der Nordsee bauen können. Die Lösung ist doch denkbar einfach: Batterien bauen, was das Zeug hält. Natürlich ist das teuer, aber Forschungsgelder in Projekte stecken, deren Sinnhaftigkeit nicht wirklich gegeben ist, ist noch teurer.
Franz Bauer meint
Verrückt, bei der Bahn überlegt man sich teure Wasserstoffzüge oder Batteriesysteme anzuschaffen, und bei LKW wird überlegt, Oberleitungen zu ziehen um das Transportmittel günstig zu halten.
Neue revolutionäre Idee: Oberleitungen bei schweren Zügen, diese könnte man dann noch nutzen die Überlandstromleitungen zu legen ohne durch Private Äcker zu pflügen, und bei LKW’s eine gute funktionierende Ladeinfrastruktur aufzubauen, die Flexibel für jede Art straßenbasiertem Transportmittel funktioniert.
Einmal investiert, hätte man günstige Transport Möglichkeit die die Straßen entlasten.
Aber das ist wohl nichts um Staatliche Gelder abzugreifen und für die nächste Wahl taugt. Das Konzept zu investieren haben wir ja eh verlernt.
Stefan meint
Es wurden sogar auf einigen bereits elektrifizierten Bahn-Strecken Oberleitungen wieder abgebaut, weil die Wartung/Erneuerung zu teuer geworden wäre (Barth, Arnstadt, Völklingen-Thionville).
Oberleitungen lohnen sich nur auf viel befahrenen Strecken.
Auf nicht elektrifizierten Strecken muss das Bundesland als Nahverkehrsbetreiber einen Kosten-Nutzen-Faktor von >=1 nachweisen, damit die Elektrifizierung gebaut werden kann. Und entsprechend Elektrozüge ausschreiben.
DIGITAL meint
Welchem Jahrhundert ist diese Idee eigentlich entsprungen?
Ich hab mal nachgelesen, das System wurde wohl 1881 das erste mal vorgestellt.
volsor meint
Ich Klugscheißer mal , 1883 in den USA. :)
Und für alle die nicht wissen was es sein könnte, es ist die Eisenbahn.
alupi meint
Das ist die reinste Steuergeldverschwendung.
Die Kosten sind immens, aber wir haben es ja…
Peter T. meint
Vielleicht sehe ich das zu naiv, aber Oberleitungs-Omnibusse gab es früher zu hauf. Die führen in vielen Städten täglich und koppelten sich an und ab. Was gibt es da Neues zu erforschen? (Wir reden hier über die RWTH, eine der international wichtigsten TU.)
Oder geht es hier „nur“ um Beschäftigung einiger Arbeitsgruppen, weil gerade F&E-Gelder da sind?
DerOssi meint
Dein letzter Satz trifft wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf…
CaptainPicard meint
Das Konzept auf der Autobahn ist schon ein wenig anders aber ja, dass die Stromabnahme funktioniert ist ja nun tatsächlich das eher weniger interessante bei dem Thema, da hab ich durchaus Vertrauen in die Ingenieure dass sie das gut und zuverlässig hinkriegen. Die wirklich große Frage ist die Wirtschaftlichkeit der Infrastruktur.
Petzi meint
Bisher wurden Dieselbusse und -Lkw zusätzlich mit Oberleitung betrieben.
Das neue ist hier, dass der Lkw rein elektrisch fährt und mit der Oberleitung wohl auch die Batterie geladen werden soll. Also muss man austesten, wie groß die Batterie und die Ladeleistung für die verschiedenen Anwendungsfälle sein müssen.
CaptainPicard meint
Das braucht man nicht testen (und könnte man auf einer 5 km Strecke ohnehin nicht tun), das kann man errechnen und simulieren.
Andreas meint
Und die Oberleitungsbusse fuhren dicht an dicht mit 80kmh aneinandergereiht? Sieht man doch in Salzburg wenn der Busfahrer aussteigen muss und dem Stromabnehmer mit seiner Verlängerung ein bisschen weiterhelfen muss, dass das nicht so reibungslos funktioniert.
DerOssi meint
Bitte nicht 🤦♂️