Der Branchenanalyst Jato Dynamics hatte Ende 2020 den Markt für Autos mit batterieelektrischem Antrieb (BEVs) und Plug-in-Hybridmodelle (PHEVs) analysiert. Damals stammten mehr als die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge von deutschen Marken. Das beliebteste Elektroauto der Deutschen kam damals aber aus Frankreich: der Renault ZOE. Erst auf Platz zwei folgte mit dem VW e-Golf ein deutsches Fabrikat. Nun gibt es eine aktuelle Auswertung.
Bereits im vergangenen Jahr fiel das Wachstum trotz zahlreicher neuer Modelle deutlich schwächer aus als in den Jahren davor. In diesem Jahr wurden zwischen Januar und Mai in Deutschland laut Jato knapp 250.000 BEVs und PHEVs zugelassen. Davon stammten zwar nur noch knapp 46 Prozent von deutschen Herstellern, aber das ist immer noch mehr, als auf die drei nächsten Herkunftsländer USA, Frankreich und Südkorea mit knapp 32 Prozent zusammen entfiel.
Beliebtestes Modell war bisher mit vier Prozent Marktanteil ein Amerikaner: Das Elektroauto Tesla Model 3, von dem in den ersten fünf Monaten gut 10.000 Stück verkauft wurden. Ihm folgten mit jeweils um die drei Prozent Marktanteil der batteriebetriebene Fiat 500 mit 8.300 verkauften Einheiten, der Plug-in-Hybrid Ford Kuga mit fast 7.600 Zulassungen sowie der Cupra Formentor – ebenfalls ein Plug-in-Hybrid – und der vollelektrische Hyundai Kona. Der einst so beliebte Renault ZOE schaffte es mit knapp 5.000 Einheiten gerade noch in die Top 10.
Der Tesla ist mit einem durchschnittlichen Preis über alle Modellvarianten hinweg von 54.000 Euro fast 18.000 Euro teurer als der ZOE. Der zweitplatzierte Fiat 500 kostet im Durchschnitt nur knapp 33.000 Euro. Drei der zehn bestverkauften Modelle waren PHEVs, die mit Durchschnittspeisen um die 45.000 Euro eher zu den teuren Fahrzeugen unter den Top 20 der Zulassungen zählen. Das erfolgreichste E-Auto aus Deutschland war der schon 2013 gestartete, kürzlich ausgelaufene BMW i3 auf Platz 8 der Zulassungsstatistik. Modernere Elektroautos wie der ID.3 und ID.4 von Volkswagen, der Smart Fortwo oder der Ioniq 5 von Hyundai kamen auf wesentlich geringere Stückzahlen. Das könnte jedoch an den derzeit sehr langen Wartezeiten zahlreicher Modelle gelegen haben.
Dass seit 2020 die Anzahl neuer Modelle rasant gestiegen ist, lässt sich auch am Ranking erkennen: Entfielen im letzten Jato-Vergleich noch gut 41 Prozent der Zulassungen auf die zehn meistverkauften Modelle, so waren es in diesem Jahr nur noch etwas mehr als 26 Prozent. Nur zwei Modelle unter den Top 10 stammten von deutschen Marken, acht unter den Top 20.
Chinesische Hersteller bauen weltweite Führung aus
Weltweit betrachtet geben die Chinesen mittlerweile das Tempo vor: 37 Prozent Marktanteil zwischen Januar und Mai, gefolgt von Deutschland und den USA mit jeweils 20 Prozent. Sechs der zehn meistverkauften Modelle kamen aus dem Reich der Mitte – und die Hälfte unter den Top 20. Das macht fast eine Million Fahrzeuge. Einzig Tesla kann da mithalten: Von den Amerikanern kamen mehr als 873.000 Fahrzeuge (Model 3 & Y) ins Top-20-Ranking. Dagegen fallen die 144.000 deutschen E-Autos (VW ID.3/ID.4) kaum ins Gewicht.
In Deutschland sieht die Sache anders aus. Hier spielen Elektroautos aus China immer noch eine Nebenrolle. Doch im Vergleich zu 2020 kamen sie immerhin auf einen Marktanteil von rund zweieinhalb Prozent. Der chinesisch-schwedische Polestar 2 (BEV) und der MG HS (PHEV) konnten mit jeweils gut 2.000 Zulassung nennenswerte Stückzahlen erreichen. Aber die anderen Hersteller wie Aiways, Lynk & CO oder Maxus stehen schon in Lauerstellung. Der große Elektroautohersteller BYD startet in wenigen Monaten. Und auch Great Wall hat bereits angekündigt, mit den Marken Ora und Wey nach Deutschland zu kommen.
Dani meint
Wenn deutsche Hersteller ihre Autos in China produzieren wie zum Beispiel den BMW iX3, darf keiner sich wundern, wenn der Absatzmarkt aus China in Europa steigt. Zudem hat sich die deutsche Automobilindustrie lange gegen E-Autos gewehrt und zum Teil den technologischen Anschluss verpasst! Schade!
Thorsten meint
Ich glaube BYD Seal wird sich in Europa sehr gut verkaufen. Zumindest wenn der Preis attraktiv wird. In China ist er um die 10k günstiger als der Ami (Achtung: Eigene Meinung) mit dem Innenraum für Arme, das uns als aufgeräumter Bauhausstil verkauft wird. In Wirklichkeit geht es um Gewinnmaximierung.
Genau da, beim Interieur, sehe ich den Seal hauptsächlich punkten. Bei Leistung und Reichweite gibt es sich eh nicht viel.
Daher habe ich BYD Aktion erworben. Auch, weil die ebenso ein Global Player als Akkuproduzent sind und zB selbst Tesla beliefern.
Daniel meint
Solange China den russischen Angriff auf die Ukraine unterstützt, wird von da nur gekauft, was sich nicht vermeiden lässt.
Beim Geld hört die Moral plötzlich bei vielen auf – traurig.
Ich weiß, auch in vielen anderen Produkten stecken Teile aus China, aber wenigstens soweit möglich, könnte man auf Produkte aus diesem Land verzichten.
elbflorenz meint
160 Länder „unterstützen“ oder dulden Russland wohlwollend. Darunter Indien, Saudi Arabien, Brasilien, Mexiko oder Ägypten.
Wir als Westen sind absolut in der Minderheit. Ca. 1 Mrd. zu 7 Mrd.
Wird immer vergessen …
ElArmando meint
@Daniel
Wenns so einfach wäre, das Problem ist, dann dürfte man gar nichts mehr kaufen…
Andi EE meint
@Thorsten
War schon immer so, dass schönes Design günstiger zu produzieren war. Die überkandidelten Designs gerade der Deutschen Hersteller, ist für mich eine direkte Folge von „kann nicht mit Fahrleistungen, Energieeffizienz und Software mithalten“, muss man halt kompensieren, schiesst aber oft übers Ziel hinaus. Das ist einfach nicht schön, so overdesigned zu protzen.
Im Design gibt es wirklich eine wichtige Grundregel „weniger ist mehr“. Bei allem was man gestaltet immer nochmal prüfen, ob man mit Weglassen nicht noch ein besseres Resultat erzielt. Schau dir mal die Apple-Produkte an, mit ganz wenigen prägnanten Linien werden schöne Formen kreiert und das sag ich als überzeugter Windows und Android-User. Der Erfolg von Apple basiert zu einen erheblichen Teil auf schönem, zeitlosen Design. Eben genau das was du hier nicht vertrittst.
Zu BYD … tolle Firma, wenn die nicht das Problem China hätte, würde ich auch aktien kaufen. Problem aber … an BEVs verdienen die gar nichts (gibt auch Berichte von massiven Verlusten, ob es stimmt?), die schmalen Gewinne kommen angeblich ausschliesslich von den Hybriden. Aber ja, Transparenz gibt es halt nur eingeschränkt in China.
DerÄlbler meint
@AndiEE
Dann müsste dir ja der ID.3 besonders gut gefallen, er hat von allen BEVs die klarste Design Linie und folgt dem Bauhaus Prinzip mehr wie jedes andere Fahrzeug. Man sollte halt was von Design und dessen Geschichte verstehen, das ist klar.
NB meint
Nein der iD3 ist übersät mit endlosen Schaltern. Nix mit weglassen….. und das richtig coole: Im Dunkeln sind der Lautstärkeregler sowie Klimaanlageregler unsichtbar…..
ElArmando meint
@Thorsten
Aktien hab ich bei 7,50 gekauft, weil mich damals das Konzept überzeugt hat. dann ist sehr laaaaaange nix passiert und iwann hats Plop gemacht! Bei der Bewertung ist da lang noch nicht Ende (Dies ist keine Anlagenberatung)
Thorsten meint
@ElArmando, du hast alles richtig gemacht 👍
Da meine Mittel begrenzt sind konnte ich leider erst vor Kurzem einsteigen und habe für 27 bis 33€ gekauft. Und jetzt warte ich ganz entspannt wie sich das bis zu meinem Renteneintritt in 14 Jahren weiter entwickelt :-)
Till meint
Bis vor wenigen Jahren wäre ein Auto aus China noch „ein Auto aus China“ gewesen. Heute ist der Kauf hochwertiger teurer chinesischer Produkte, zu Denen es auch gleichwertige Alternativen gibt, insbesondere bei den emotionsbeladenen Autos, ein politisches Statement. Ich glaube deshalb nicht an eine hohe Marktdurchdringung chinesischer KFZ, und auch nicht „europäisch“ gelabelter KFZ, wie MG, Polestar oder smart.
hu.ms meint
In der überschrift heisst es „marken“ – im artikel werden fast nur einzelne modelle mit zahlen genannt – passt nicht !
Mäx meint
E-Autos (Modelle) ausländischer Marken werden in Deutschland beliebter.
Sehe da keinen Widerspruch zum Text…