Das US-Start-up Faraday Future hat sich eine Finanzierung von bis zu 100 Millionen Dollar gesichert, um sein lange verzögertes erstes Modell, den großen Edel-Crossover FF 91, auf den Markt zu bringen. Die kurzfristigen Finanzierungsvereinbarungen umfassen nach Angaben des 2014 gegründeten Unternehmens bis zu 40 Millionen US-Dollar in Form von Wandelanleihen und Zahlungen für die Ausübung von Optionsscheinen sowie bis zu 60 Millionen US-Dollar in Form von Wandelanleihen der Hongkonger Holdinggesellschaft Senyun International.
Die Bekanntgabe der frischen Mittel erfolgt einen Monat nach der jüngsten Warnung des Unternehmens, dass ihm das Geld ausgeht. Trotz der Finanzspritze erwägt Faraday weitere Kostensenkungen und Entlassungen. Das Start-up teilte in einer Erklärung mit, dass es nach mehr Geld sucht, um den Betrieb „bis Ende 2022 und darüber hinaus“ zu finanzieren. Es würden weiterhin Gespräche mit Kapitalgebern geführt, um die Produktion und Auslieferung des FF 91 realisieren zu können.
Der Elektroautobauer erklärte außerdem, dass er mit seinem größten Aktionär eine Einigung darüber erzielt habe, eine Klage gegen den Vorstand zurückzuziehen. FF Top Holding LLC hatte das Unternehmen Anfang des Monats verklagt und behauptet, bestimmte Vorstandsmitglieder hätten sich verschworen, um das Unternehmen „zu ihrem persönlichen Vorteil“ in den Konkurs zu treiben. Die Einigung umfasst Änderungen in Bezug auf die Zusammensetzung und Größe des Verwaltungsrats.
Der deutsche CEO Carsten Breitfeld bezeichnete die Vereinbarung als „einen großen Erfolg und einen wichtigen Schritt nach vorn für Faraday Future und alle unsere Stakeholder“. „Wir können uns nun auf den Bau des FF 91 konzentrieren“, sagte er in einer Erklärung.
Das mittlerweile an der Börse gelistete Start-up hatte im Mai 401 Vorbestellungen für den FF 91 gemeldet. Eigentlich sollte der Wagen schon 2019 starten und anschließend auch international vertrieben werden. Der Start in den USA soll nun in diesem Jahr endlich gelingen. Konkretes zur Expansion in andere Länder ist nicht bekannt.
Anfang des Jahres hatte Faraday die serienreife Version des „ultra-luxuriösen“ FF 91 präsentiert. Das 5,25 Meter lange Elektroauto mit 772 kW (1050 PS) starkem Allradantrieb soll in nur 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Die Reichweite gemäß der realitätsnahen US-Norm EPA beträgt 613 Kilometer. Im Innenraum verspricht Faraday einen mobilen, vernetzten und luxuriösen „dritten Lebensraum im Internet“ mit einem „revolutionären“ Benutzererlebnis. Einen Preis gibt es für den FF 91 bisher nicht.