Nio ist auf dem Heimatmarkt China bereits erfolgreich und nimmt jetzt verstärkt Europa ins Visier. Nach einem Pilotprojekt in Norwegen steigt das Start-up in diesem Jahr unter anderem in Deutschland in den Wettbewerb ein. Gründer und Chef William Li hat in Interview mit dem Stern über die Ziele des Unternehmens gesprochen.
Mit Blick auf Tesla-Chef Elon Musk sagte Li, dass er nicht nur ein „Twitter-Statement“ absetze, sondern auch etwa über Facebook direkt und persönlich mit Kunden in Kontakt trete. Nichtsdestotrotz hält er Tesla für einen „respektablen“ Automobilhersteller, von dem man einiges lernen kann – etwa im Direktvertrieb oder für eine effiziente Produktion. Nio und Tesla seien zwei verschiedene Firmen, betonte Li. Tesla fokussiere sich auf Technologie und Effizienz, für sein Unternehmen sei die Technik auch wichtig, es stehe aber der Nutzer im Mittelpunkt.
Um in der Automobilindustrie erfolgreich zu sein, braucht man einen langen Atem, sagte Li. „Das ist vergleichbar mit einem Marathonlauf. Man gewinnt nicht auf den ersten Kilometern, sondern auf den letzten.“ Nio stehe erst am Anfang und wisse erst in zehn Jahren, ob es wirklich erfolgreich ist. Deshalb habe das Start-up auch großen Respekt vor den deutschen Autobauern, die seit vielen Jahren erfolgreich sind.
Dass Nio jetzt in den deutschen Markt einsteigt, begründete der Chef damit, dass das Unternehmen technologisch und strategisch bereit sei. „Wir wollen eine globale Marke werden. Um das zu erreichen, müssen wir die richtigen Produkte für die Bedürfnisse unsere Kunden bieten“, erklärte Li. Norwegen sei die erste Station gewesen, jetzt komme man nach Deutschland. Die hier zuerst angebotene Premiumlimousine ET7, die auf der neuen „NT-2.0“-Plattform basiert, sei das geeignete Auto dafür.
Nach den zentralen Unterscheidungsmerkmalen von Nio gefragt, sagte Li, dass die Produkte für die Zukunft entwickelt würden. Beim ET7 seien Sensoren wie der LIDAR-Radar deutlich sichtbar und der Innenraum folge dem Konzept des mobilen Wohnraums. Außerdem biete man mit den Batteriewechselstationen ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Nio sei mehr als ein Autobauer, in China habe man bereits eine Community und wolle nun auch in Europa eine gründen.
Aktuell sind SUV sehr gefragt, das Nio-Management sieht aber auch die Nachfrage nach kleineren Autos. Deswegen wird es eine neue Submarke mit solchen Modellen geben, die für den weltweiten Massenmarkt konzipiert und günstiger sind. In zwei Jahren soll es losgehen. „Damit wird die Zahl unserer verkauften Autos rapide ansteigen und wir wollen im Jahr 2030 einer der Top fünf Automobilhersteller weltweit sein“, so Li.
Aktuell weist Nio noch Verluste aus, im ersten Quartal waren es rund 400 Millionen Euro. Als Start-up dauere es eine Weile, bis man profitabel ist, erklärte Li. Das Unternehmen habe sehr viel in die Entwicklung seiner Autos und in die Infrastruktur investiert und damit in die Zukunft. Es gebe einen genau abgestimmten Plan, um Schritt für Schritt Gewinne zu erwirtschaften. Tesla habe 16 Jahre gebraucht, um profitabel zu werden – bei Nio werde das deutlich schneller der Fall sein.
EVrules meint
Wer Fahrzeuge im Abomodell und zu horrenden Preisen auf den Markt bringt, wird nicht sonderlich große Marktanteile abgreifen.
In der EU sind Modelle des B- und C-Segmentes am gefragtesten. Genauso ist aber auch der Wettbewert mit am höchsten dort.