Der Chef des weltweit größten Rohstoffhändlers Glencore warnt vor einem massiven Mangel an Kupfer. Dieser gefährdet laut Gary Nagle das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Nagle erklärte vor Aktionären, dass die Kupfernachfrage das verfügbare Angebot im Jahr 2030 um 50 Millionen Tonnen zu übersteigen drohe. „Das ist gleichbedeutend mit einer zweijährigen Schließung der weltweiten Kupferproduktion“, sagte er. Der Grund für die rasant steigende Kupfernachfrage sei der für die Klimaziele nötige Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Elektrifizierung der Mobilität.
Der Glencore-CEO bezieht sich bei den Modellrechnungen auf die Internationale Energieagentur (IEA). Demnach steigt die Kupfernachfrage für den Bau von Windturbinen, Solaranlagen, Batteriespeichern und neuen Stromnetzen bis 2030 um 100 Millionen Tonnen. Für den Ausbau der E-Mobilität kommen 20 Millionen Tonnen hinzu. Insgesamt dürfte sich die weltweite Kupfernachfrage bei rund 350 Millionen Tonnen einpendeln. Demgegenüber steht ein prognostiziertes Angebot von rund 300 Millionen Tonnen.
Das Ziel, bis 2050 netto so viel CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, wie produziert wird, sei durch den Mangel an Kupfer in ernsthafter Gefahr, warnte Nagle. Sein Unternehmen plant trotz des erwarteten großen Nachfrageüberhangs in den kommenden drei Jahren vorerst keine Erhöhung der Kupferproduktion.
Er wolle zunächst einen Anstieg der Preise sehen, bevor die Förderung angehoben werden soll. „Wir werden uns nicht beeilen, die Produktion auszuweiten“, sagte Nagle. „Erst wenn der Markt nach Kupfer schreit und die Preise ein paar Dollar entfernt von einer Zerstörung der Nachfrage sind, dann kommt die Zeit, in der wir ein zusätzliches Kupferangebot auf den Markt bringen.“
Glencore will seine dominante Stellung bei weiteren für die Energiewende wesentlichen Metallen ausbauen. Der Rohstoffkonzern ist der weltgrößte Produzent von Kobalt, das auch in Batterien für Elektroautos zum Einsatz kommt. Zudem investiert das Unternehmen massiv in das Recycling von Altmetallen. Vorerst spielt aber weiter auch die Kohleförderung eine zentrale Rolle. Ziel sei es, so Nagle, die Energieversorgung heute und morgen zu sichern. „Diese Nische besetzen wir.“ Gleichzeitig werde er die Erträge für die Aktionäre maximieren.
Matthias meint
Warum sollte eine Bergbaufirma eigenes Geld in Förderkapazität investieren („verbuddeln“) nur weil die Nachfrage in Zukunft möglicherweise steigt? Es muss genau kalkuliert werden wann und wie sich Investitionen amortisieren, sonst ist schnell jemand anderes auf dem Chefposten.
Wenn eine Firma nichts zusätzlich ausgibt verdient sie an steigenden Preisen automatisch mit, und wenn aufgrund von andernorts erhöhten Kapazitäten die Preise fallen hat man weniger Verlust zu beklagen. Man darf sich nicht von irgendwelchen Räuschen oder angeblich exponentiellem Wachstum blenden lassen.
Mit anderen Worten: wer in Zukunft billige Rohstoffe bekommen will muss heute Geld in die Hand nehmen und Verträge abschließen um die Lieferkette mit Preis, Menge, Qualität abzusichern anstatt sich darauf zu verlassen dass im Schlaraffenland immer Milch und Honig fließen.
Thomas Claus meint
Viel Aufregung um nichts hier. Glencore ist nur ein Anbieter von vielen. 2021 waren sie laut Statist auf Platz 3. Marktanteil geschätzt 10 Prozent.
Elvenpath meint
Der ist ja mal ehrlich. Warum auch nicht? Den Kapitalismus haben wir uns ja ausgesucht, also sollten wir uns nicht beschweren.
Randolf meint
Da sollte man investieren, der erste ehrliche CEO!
M. meint
Eigentlich lacht er dem gesamten Planeten frech ins Gesicht und riskiert dabei, auch sämtliche Klimaziele zu verfehlen, da wir von Kohle usw. nicht wegkommen.
Macht ja nix, die Aktionäre von Glencore werden dann so reich sein, um in einer Wüste überleben zu können. Oder unter Wasser. Oder auf dem Mars.
Die Leittragenden werden andere sein.
Auswege: alternative Quellen aufmachen, und versuchen, die Nachfrage dort zu decken oder wenigstens die Preise im Zaum zu halten. Den Marktanteil von Glencore reduzieren.
Draggy meint
Nicht so kompliziert machen, einfach enteignen und gut ist. Wer sich so verhält sollte generell weit weg von jeder wichtigen Position sein.
M. meint
Die rechtliche Umsetzbarkeit müsste man noch klären.
In welchen Ländern arbeitet Glencore, gibt es Landesgesellschaften, welchem Recht unterliegen die, wem gehört das Unternehmen aktuell, wer will die enteignen, um sie danach zu besitzen…
Das klingt alles immer so einfach, das ist es aber nicht.
Manon meint
Oder einfach selbst nach Kupfer buddeln. Oh ich vergaß, ist ja zu anstrengend.
Envision meint
Tja, dann gibt’s eben noch weniger, wenn mal alles „kollektiv“ in Planwirtschaft laufen läßt, aus 100 Jahren Sozialismus haben einige immer noch nix gelernt, die immer mit den gleichen fehlerhaften Ideen kommen.
Wahnsinn ist nur das es jede Generation aufs neue als Allheilmittel zu sehen scheint.
Thomas Claus meint
Ja so ist das. Enteignung scheint was ganz tolles zu sein. Bei roten und grünen gibt es immer mehr öffentliche Unterstützung dafür. Wenn die ersten Unternehmen dann enteignet sind, dann setzt die große Flucht ein.
Spock meint
Der Sozialismus ist nicht das Problem, sondern die Menschen die innerhalb eines sozialistischen Systems versuchen ihre eigenen kapitalistischen Ziele umzusetzen. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her.
Die Menschheit ist in großen Teilen noch nicht so weit seine persönlichen Bedürfnisse hinter die der Allgemeinheit zurückzustellen.
Andi EE meint
Ja stimmt, da krieg ich einen Herzkasper wenn ich so was lese. Es ist bezeichnend, dass der Journalismus einfach nicht mehr nachfragt, sondern nur noch die PR der Firmen veröffentlicht.
Das z.B. …
„Erst wenn der Markt nach Kupfer schreit und die Preise ein paar Dollar entfernt von einer Zerstörung der Nachfrage sind, dann kommt die Zeit, in der wir ein zusätzliches Kupferangebot auf den Markt bringen.“
Wenn es funktionierende Konkurrenz gäbe, könnte sich niemand derart schwachsinnige Sprüche leisten. Das kommt mir vor wie bei der OPEC, ein Kartell schaut, dass man sich ja nicht zu sehr gegenseitig auf die Füsse tritt. Den Preis so lang in die Höhe treiben, bis die Nachfrage kollabiert. Im Moment könnte man wirklich kotzen bri der Preistreiberei durch die oft gezielt herbeigeführt Verknappung.
Es ist wirklich tragisch wie das mit den neuen Technologien und der veränderten Nachfrage läuft. Dass die Rohstoffe einen der derart substanziellen Bremsklotz beim Hochfahren von EE / BEV im Weg stehen könnten, hätte ich nicht gedacht. Fertigungstiefe bis hin zum Rohstoffbau, halte ich zukünftig für nicht ausgeschlossen, wenn nur wenige Staaten und Firmen den Markt kontrollieren. Musk hat das ja schon angedeutet, aber der Typ ist ja mit anderem beschäftigt. 😉
Andi EE meint
Antwort an @Yogi
elbflorenz meint
Hahaha … der Schweizer wieder.
Tja – einfach die Sanktionen gegen Russland beenden.
Dann gibt’s auch für den Westen wieder Kupfer …
Andi EE meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Randolf meint
Unsinn, die Sanktionen betreffen keine Metalle, die werden weiterhin uneingeschränkt geliefert. Zudem kommt nur 20% des Kupfers aus Russland, den größten Teil liefert Chile.
alupo meint
Und in Chile sind m.W. die Kupferminen in der Wüste Privateigentum der Pinochet Familie.
Die älteren hier kennen diesen Namen noch aus der Politik.
Spock meint
Ob Sie so tewas auch noch schreiben wenn jemand mit einer Waffe vor Ihrer Haustüre steht wage ich zu bezweifeln. Aber aus dem Hinterhalt lässt sich gut reden und witzig finde ich es schon gar nicht.
Envision meint
Mach mal selbst eine Kupfermine in irgendeinen Land in Afrika auf wo alle paar Jahre der Herrscher wechselt, abgesehen vom durchaus komplexen und vielschrittigen Prozess der Kupfererzeugung steckt da eine riesen Menge Risiko/Wagemut und Einsatz drin.
Wenn da kein großer Gewinn möglich wäre, gäbe es ein Gros der heutigen Produktion gar nicht.
Andi EE meint
Du hast keinen Schimmer was das für eine dreckige Firna ist, die ist bei uns eigentlich Dauerthema in den Medien mit Skandalen, Korruption, Umweltverschutzungen …
https://de.wikipedia.org/wiki/Glencore?wprov=sfla1
.“.. irgendeinen Land in Afrika auf wo alle paar Jahre der Herrscher wechselt, ..“
Und treffen auf das integre Management von Glencore. 😄
Randolf meint
Marc Rich – King of Oil
Ein lesenswertes Buch!
Randolf meint
Mit künstlicher Verknappung kennt sich die Schweiz ja besonders gut aus, siehe Rolex und AP :-)
Yogi meint
„Sein Unternehmen plant trotz des erwarteten großen Nachfrageüberhangs in den kommenden drei Jahren vorerst keine Erhöhung der Kupferproduktion.“
Da gibts nur drei Möglichkeiten: Kennt er sich jetzt supertoll aus? Darum macht er erstmal nichts um an zwei globalen Jahresproduktionen beteiligt zu sein. Dann isser nur verrückt, sich so eine Chance entgehen zu lassen? Oder er kennt sich gar nicht so gut aus? Dann wäre er unklug so was anzukündigen und verrückt. Oder es gibt gar kein Problem und er ist unklug. Klug wäre ja Kapazitäten aufzubauen und den Ball flach zu halten?
M. meint
Nein.
Er will die Gewinne massiv steigern, ohne ein Investitionsrisiko einzugehen. Ergo: die eigenen Aktionäre reich machen, auf Kosten der kompletten Menschheit.
Mäx meint
Die begrenzte Ressource (Minenkapazität etc.) über einen möglichst langen Zeitraum gewinnmaximierend zu produzieren erscheint mir aus unternehmerischer Sicht durchaus sinnvoll.
Alles andere wäre ja: Einkommen pro Einheit kleiner (weil weniger Nachfrageüberhang) und/oder Einkommen früher zu Ende (aufgebrauchte Mine etc.).
Aus Konsumenten Sicht durchaus unsympathische Aussagen, aber das ist die kapitalistische Welt in der wir leben.
Yogi meint
Dann kann er es doch bei:
“ Wir erwarten eine ausgezeichnete Marktentwicklung in unserer Kupfersparte“ belassen. Nein er fühlt sich ja berufen keine neuen Minen aufzumachen, obwohl er es nach seinen Zahlen verkaufen könnte. Das sag ich doch nicht dazu, deshalb so plakativ meinerseits.
P.S. ich kenne auch nicht sein Kohleengagement, das er noch x Jahre abschreiben muss und x Jahre mit x Mitarbeitern Kosten verursachen würde, falls Kupfer günstig und verfügbar wäre für billige Windkraft.
Draggy meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Releit meint
„Erst wenn der Markt nach Kupfer schreit und die Preise ein paar Dollar entfernt von einer Zerstörung der Nachfrage sind, dann kommt die Zeit, in der wir ein zusätzliches Kupferangebot auf den Markt bringen.“
Gier ist das Hauptkrebsgeschwür dieser Erde. Sie zerstört am meisten.
Ohne Vermögensobergrenzen wird das wohn nie enden.
Elektron meint
„Gleichzeitig werde er die Erträge für die Aktionäre maximieren.“
Sagt ebenfalls sehr viel über das Denkmuster dieser Person aus…
Paulchen6 meint
Das ist Kapitalismus…
Was soll das (verständliche) Geschrei? Fast jeder erfolgreiche Unternehmer verfährt so, doch nur ganz wenige sprechen es aus. Tolle Marketingsprüche nach dem Motto „Wir tun etwas für…“ sind scheinbar nicht sein Ding.
Meint irgendeiner ernsthaft, Tesla, VW, Audi oder sonst jemand baut Elektroautos aus Nächstenliebe? Oder gar wegen einer Emissionsverhinderung?
Ja, ich verstehe jede Kritik an diesen Aussagen, aber es ändert nichts daran, dass unser System genau so funktioniert.
manon meint
@Elektron
Niemand hindert Sie selbst am Kupfermarkt aktiv zu werden und ganz altruistisch das Kupfer an bedürftige Länder abzugeben.
festos meint
Genauso funktioniert die Wirtschaft. Steht auch so in den Lehrbüchern. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Kapazitätsaufbau erfolgt nur, wenn „sichere“ Nachfrage vorliegt und somit ein Preis entsteht, der das Geschäft lukrativ macht. Zu frühe Investitionen für den Ausbau von gewünschten Kapazitäten die dann nicht benötigt werden können Unternehmen in die Insolvenz treiben.