Eine Studie zu Online-Konfiguratoren im Automobilbereich der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners zeigt, dass sich die Konfiguratoren von Automobilherstellern im Vergleich zu Studien aus den Jahren 2016 und 2010 meist nur leicht verbessert haben. Beim vereinfachten Produktangebot für Elektroautos und im Online-Direktvertrieb werden die Karten laut den Beratern neu gemischt.
Die Testergebnisse zeigen Simon-Kucher & Partners zufolge, dass selbst die besten Konfiguratoren weiterhin Optimierungspotenziale aufweisen. Insbesondere die komplizierte Verkettung und Erklärung verschiedener Ausstattungen bleibe für den Nutzer häufig ein frustrierendes Erlebnis. Auch die gebotenen Visualisierungen seien nur bei wenigen Premium- und Luxusherstellern auf dem Stand modernster Technik.
Die Premiumhersteller Mercedes-Benz, BMW und Audi führen das Gesamtranking an. Mercedes-Benz überzeugte die Studienautoren mit der besten Konfigurator-Bewertung mit beispielweise individualisierten Ausstattungsempfehlungen oder dem neu eingeführten direkten Abgleich mit Bestandsfahrzeugen. Auf Platz zwei folgt BMW mit besonders detaillierten Paketbeschreibungen sowie ersichtlichen Einspareffekten in der Paketauswahl. Den dritten Platz belegt Audi mit einer nahtlosen 3D-Visualisierung und vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten mit dem konfigurierten Fahrzeug.
Für Aufsehen habe in den letzten Jahren auch die von Porsche eingeführte Empfehlung von Ausstattungen basierend auf dem Konfigurationsverhalten und Machine-Learning gesorgt, so die Berater. „Die Industrie nutzt hier insgesamt die neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz im Vertrieb zu wenig. Selbst manuelle Auswertungen des Konfigurationsverhaltens finden bei vielen Herstellern weiterhin nur sehr eingeschränkt statt“, sagt Matthias Riemer, Automobilexperte bei Simon-Kucher & Partners.
Elektroautos etablierter und insbesondere komplett neuer Marken zeichnen sich durch eine wesentlich geringere Variantenvielfalt aus. „Mit einer Auswahl an zwei oder drei Antriebs- oder Batterievarianten und einzelner Pakete wird der Kaufprozess für alle Beteiligten per se viel einfacher“, erklärt Simon-Kucher & Partners.
Hersteller wie Tesla, Nio oder Polestar, die mit ihren Stromern im Direktvertrieb agieren, müssten separat betrachtet werden. „Sie können und müssen im Ranking der Studie in den Bereichen des aktiven Up-Selling, der Erklärung einzelner Ausstattungen oder etwa der Kommunikation mit Händlern nicht alle Kriterien erfüllen“, so die Analysten. „Bei einem vereinfachten Produktportfolio mit beispielsweise drei Varianten im Sinne von ‚Good-Better-Best‘ wird die Definition dieser Pakete anhand einer Kundensegmentierung im Vorfeld umso wichtiger. Im Konfigurator selbst muss dann der Unterschied und Vorteile der Pakete auf einen Blick ersichtlich werden. Dies ist nicht immer der Fall“, so Riemer.
VR-Konfiguratoren & immersive Kauferlebnisse
Während viele Hersteller noch Aufholbedarf im aktuellen Umfeld der Online-Konfiguratoren haben, drängen durch die Entwicklung des Metaverse – eine weiterentwickelte immersivere Version des Internets – bereits neue virtuelle Verkaufsmethoden in den Fokus der Kunden. Eine Studie von Simon-Kucher & Partners aus dem letzten Jahr zeigt, dass vor allem jüngere Generationen schon jetzt ein starkes Interesse an virtuellen und immersiven Verkaufserlebnissen haben.
„VR Konfiguratoren und immersive Kauferlebnisse ist ein Top 3 Use-Case der Gen Z. Hersteller sollten bereits anfangen die Weichen für solche Erlebnisse zu stellen und untersuchen, wo eine mittelfristige Integration in das Vertriebskonzept Sinn machen könnte“, sagt Patrick Valentin, Metaverse- und Web3-Experte bei Simon-Kucher & Partners.
Frank von Thun meint
Neben einen Sack voller Gebrauchtfahrzeuge habe ich in meinem Leben drei neue Guzzis gekauft, da gab es nichts auszuwählen. Den Tesla habe ich nach Kassenstand, inclusive Zwischenfinanzierung der Förderung, gekauft. Der Endbetrag unten war mir wichtiger als schwarze oder weiße Sitze. Damit war die Bestellung in wenigen Minuten fertig. Wenn ich so lese, wie das mit anderen Auto Bestellungen so ist, bin ich froh darüber.
South meint
Klar gibt es Optimierungspotentiale beim Online Vertrieb, aber wer will den ernsthaft noch den alten physischen Spießrutenlauf, der als „Erlebnis“ angepriesen wird, mit hundert unsäglichen „Möglichkeiten“ der letzten Kaffeebecher und Ablagen und Feilscherei ala Basar. Natürlich werden auch in Zukunft noch Möglichkeiten zu Probefahrten und Personal für Rückfragen gebraucht, aber sicher nicht mehr in dem heutigen künstlichen und teurem Umfang…. Digitalisierung ist zudem auch nicht E Auto spezifisch…