Digitalisierung und E-Mobilität sorgen für einen grundlegenden Wandel im Automobilbereich. Während die gängigen Erzählungen Arbeitnehmern oft Defizite und Ängstlichkeit angesichts der anstehenden Umbrüche unterstellen, kommt eine Studie unter Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zu einem anderen Ergebnis. Sie beleuchtet anhand der Volkswagen AG, wie sich die Transformationsprozesse für die Beschäftigten darstellen.
„Die Kernbotschaften unserer Studie sind eindeutig: Bei den Beschäftigten besteht eine hohe Bereitschaft zu Weiterbildung und persönlicher Veränderung, sie haben im Transformationsprozess einen ausgeprägten Gestaltungswillen sowie ein grundsätzliches Vertrauen in sich und das Unternehmen“, erklärt Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, Inhaberin des FAU-Lehrstuhls für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik, Arbeit und Gesellschaft. „Dagegen ist das Vertrauen in die Politik in puncto Arbeitsplatzsicherheit und Weiterbildungsperspektiven deutlich angeschlagener.“
Ein zweiter zentraler Fokus der Studie, die auf Initiative des Volkswagen-Nachhaltigkeitsbeirates entstanden ist, liegt auf den Ressourcen der Beschäftigten, die ihnen zur Verfügung stehen, um für den Umbruch gewappnet zu sein. Statt ein Defizit immer schon zu unterstellen, konzentriert sich das Forschungsteam auf übersehene, unterschätzte und im Transformationsprozess erst entstehende Ressourcen, die in diesem auch gezielt fruchtbar gemacht werden können.
„Entgegen der üblichen Sichtweise in der Forschung wollten wir den Fokus nicht darauflegen, was Transformation für die ferne Zukunft des Arbeitsmarktes bedeutet“, betont Pfeiffer. „Uns ging es vielmehr darum, klarzumachen, wieviel Aufwand überhaupt nötig ist, damit der Wandel überhaupt ins Laufen kommt. Wir können zeigen, dass ein Großteil der Transformation bei den normalen Beschäftigten ankommt und von ihnen gestaltet wird.“
Digitalisierung wird nicht als „Jobkiller“ gesehen
Die Studie eröffnet laut den Autoren einen Einblick in die – möglicherweise unterschätzten – Potenziale, die im Unternehmen vorhanden sind und für einen erfolgreichen Wandel systematischer entfaltet werden können. So werde die Digitalisierung von den Beschäftigten nicht per se als „Jobkiller“ gesehen, vielmehr fänden sich sogar erhoffte und willkommene Entlastungserwartungen, die sich an die Digitalisierung richten.
Zugleich werde der Wechsel in eine technisch veränderte Welt nicht grundsätzlich als die große Zäsur empfunden, sondern als gewissermaßen bekannte Normalität. Die Studie klammert aber auch nicht aus, an welchen Stellen die Transformation schmerzliche Einschnitte bedeuten kann – wenn bisherige Expertise beispielsweise plötzlich entwertet, da nicht mehr gebraucht wird.
„Vertrauen und positive Zukunftssichten sind in dynamischen Transformationszeiten alles andere als Selbstläufer, sondern müssen immer wieder neu über Prozesse in der Organisation erarbeitet werden“, unterstreicht Pfeiffer. Wichtigste Barrieren für den Beginn längerer Weiterbildungsmaßnahmen finden sich laut Studie (PDF) sehr stark auch im lebensweltlichen Bereich, Stichwort Familie, und durch die Erfahrung, dass die bereits gemachte eigene Weiterbildung oder die anderer sich nicht „rechnete“, also nicht mit einer inhaltlich adäquaten Stelle belohnt wurde.
Fritzchen meint
Persönliche Angst vor der Digitalisierung muss niemand haben. Digitalisierung steht ja für Potenzierung der Bürokratie, siehe die Transformation im Gesundheitswesen und im Bildungsbereich.
Die Transformation der Bundeswehr hat seit 1998 ausschließlich Schaden angerichtet, was selbst Politiker nicht mehr abstreiten. Lidl hat die Transformation zu SAP-Lagerwirtschaft hin vor einigen Jahren abgebrochen.
Transformation bedeutet: Ändern um des Änderns Willen, von besser werden hat niemand etwas gesagt.
Thomas Claus meint
Das liegt aber vermutlich mehr am SAP als an der Digitalisierung.
Werner Mauss meint
Ja, Fritzchen, vielleicht hätte man bei der Fortbewegung ganz auf technische Lösungen verzichten sollen, das wäre wohl am unkompliziertesten für Fortschrittsverweigerer.
South meint
Ah geil. Ja, Fritzchen, lassen wir doch den Quatsch mit der Digitalisierung, selbst die Bundeswehr hat es nicht hingekriegt und Digitalisierung die dient nur der Bürokratie ?
Du hast doch auch einen Stromanbieter. Kommt noch jemand zum Ablesen vorbei oder meldest du Zählerstände per Brief oder in wenigen Sekunden mit einer App? Schon mal Online Preise verglichen oder gar schon eingekauft ? Du kennst bestimmt noch die Zeiten als du zum zigstenmal die Steuernummer auf der Steuererklärung abgeschrieben hast, also vor Elster oder Bankgeschäfte bei denen Firmen Unmengen von phyischen Überweisungen ausgefüllt haben und danach den Kontoauszug abgehakelt haben? Und. Selbst im Gesundheitswesen. Nutzt du nicht deine Versichertenkarte ?
BEV meint
ich sehe das eher als Chance und nicht als Bedrohung
stdwanze meint
Überraschung, Menschen wissen über Ihre Arbeit mehr als Ausstehende. Befragte überraschend nicht so dumm wie bisher dargestellt. Captain O. will seine Propaganda zurück.
ShullBit meint
Sehe ich nicht so. Die meisten Menschen in Deutschland sind digitale Analphabeten und haben keine Vorstellung, was technisch alles machbar ist. Das ist ja ein Hauptgrund, warum Deutschland bei der Digitalisierung so miserabel dasteht.
In den nächsten 20 Jahren werden viele ein hartes Erwachen haben. Allzu gern wird dann erzählt, dass es Computer und Roboter ja seit Jahrzehnten gibt und die uns bisher auch nicht die Jobs weggenommen haben. Stimmt auch. Das ist aber ein Null-Argument. Elektroautos gibt es auch seit über 100 Jahren. Die haben sich nie durchgesetzt. Jetzt setzten sich aber durch und verdrängen alles andere. Genau so ist es bei Digitalisierung und Automatisierung. Jetzt ist das so leistungsfähig, so billig und so flexibel, dass es sich durchsetzt. Viele denken auch, dass das nur Niedrigqualifizierte trifft. Es wird aber vor allem Hochqualifizierte treffen, die sich selbst so gern für unersetzlich halten.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Die meisten Menschen in Deutschland sind digitale Analphabeten und haben keine Vorstellung, was technisch alles machbar ist.“
Ich denke das ist auch besser so, ansonsten würden viele nicht mehr ruhig schlafen können, wenn sie wüssten was technisch möglich ist und mit ihren Daten angestellt werden kann/wird.
LOL meint
die Angst mit dem Datenschutz ist wohl nirgends so ausgeprägt wie in Deutschland, das sehe ich alles sehr eng verknüpft mit dem Thema wie rückständig wir sind
LOL meint
ich glaub eher in 20 Jahren leben die meisten der „digitalen Analphabeten“ nicht mehr und die jüngeren Generationen haben das sagen, vielleicht ist es dann schon zu spät …
ich verstehe den Begriff „Digitalisierung“ im Jahre 2023 sowieso nicht, gefühlt bin ich mein ganzes Leben lang schon digital Unterwegs, in der Zeit vor dem Computer und Internet war ich ein Kleinkind, bin immer wieder erschrocken, dass es noch so viele gibt, denen man das noch erklären muss. Für mich gibt es keine Welt mehr ohne Digitalisierung. Das sind nur die alten Herren und Damen, die davon einfach keine Ahnung haben aber in diesem Land leider immer noch den Weg vorgeben. Es fehlt an zeitgemäßer Bildung, Elektrotechnik und Informatik müssen einen viel höheren Stellenwert einnehmen. Und nachhaltige Technologien.
E-Aficionado meint
Die Jüngeren von heute sind die Analphabeten von morgen, spätestens übermorgen.
LOL meint
die Aussage ist schon sehr pessimistisch oder?
also im Gegensatz zu älteren Generationen hat die heutige Jugend deutlich mehr Touchpoints (neudeutsch) mit digitalen Medien und ist daher bei weitem nicht so blind auf dem Auge. Klar verstehen die wenigsten was wirklich alles dahinter steckt, aber das Interesse ist geweckt und allein deswegen wird es (hoffentlich) weniger „Analphabeten“ auf dem Gebiet geben.
Klar wir wissen alle, die die am wenigsten Ahnung davon haben streben häufig zu „höheren“ Positionen und in die Politik, was das ganze nicht einfacher macht.