Ford verstärkt seit einiger Zeit sein Engagement bei Elektroautos. Das aktuelle Angebot ist überschaubar, aber durchaus beliebt. Das Portfolio soll in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut, dabei aber kosteneffizienter realisiert werden. Bisher verliert der US-Hersteller mit seinen Vollstromern noch viel Geld.
Der Konzern hatte Anfang 2022 bekannt gegeben, sein Geschäft in die drei Kernbereiche Ford Blue (Verbrenner und Hybride), Ford Model e (Elektrofahrzeuge) und Ford Pro (Nutzfahrzeuge) aufzuteilen. Ford Model e ist derzeit ein Verlustgeschäft, während Ford Blue für hohe Einnahmen sorgt. Das geht aus den für das erste Quartal veröffentlichten Zahlen hervor. Zum ersten Mal hat der Traditionshersteller dabei seine Ergebnisse nach Geschäftsbereichen aufgeschlüsselt. Ford Model e sorgte demnach für einen Verlust vor Zinsen und Steuern in Höhe von 722 Millionen Dollar.
Über alle drei Sparten hinweg lag der Q1-2023-Gewinn vor Zinsen und Steuern bei 3,4 Milliarden Dollar. Den Nettogewinn gibt Ford mit 1,8 Milliarden Dollar an. Vergangenen Monat hatte das Unternehmen erklärt, dass es für Ford Model e in diesem Jahr einen Betriebsverlust von drei Milliarden Dollar erwartet. Ende 2024 will Ford mit seiner ersten Generation von E-Fahrzeugen die Gewinnschwelle erreichen.
Ford hat wiederholt betont, dass für den Umstieg auf die E-Mobilität Milliarden-Verluste anfallen werden. Unter anderem, weil den hohen Ausgaben für Entwicklung und die Umrüstungen der Fabriken bis auf Weiteres nur geringe Umsätze gegenüberstehen. In Q1 2023 waren es rund 700 Millionen Euro Umsatz bei Ford Model e, im Vergleich zu 25,1 Milliarden Dollar bei Ford Blue und 13,2 Milliarden Dollar bei Ford Pro.
Ford Model e, Ford Blue und Ford Pro werden laut dem Konzern als eigenständige Unternehmen geführt, unterstützen sich aber gegenseitig.
In Europa will der Konzern einer früheren Ankündigung zufolge ab 2030 nur noch Elektroautos verkaufen. Weltweit will Ford bis 2026 eine jährliche Produktion von mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeugen erreichen. Bis 2030 soll der E-Anteil auf die Hälfte ansteigen. Anfang 2022 hatte Ford mitgeteilt, seinen Investitionsplan für Elektrofahrzeuge um weitere 20 auf insgesamt 50 Milliarden Dollar bis 2026 aufzustocken.
alupo meint
Die Höhe des Verlustes war auch für mich überraschend. Über 100.000 USD Kosten pro Auto, die zu knapp über 50.000 USD zu verkaufen sind. Das ist wahrlich kein nachhaltiges Geschäftsmodell.
Und in 2023 sinken endlich wieder die BEV Preise, das macht es für Ford nicht einfacher. Aber es ist bekannt warum. Nur ein Beispiel: Fords Klimatisierung ist klassisch (wie bei den meisten anderen alten Autobauern) aufgebaut, d.h. sie benötigen knapp 30 m an Schläuchen. Das Model 3 (die anderen Teslas sind wohl ähnlich bis gleich) benötigt nur knapp 10 m an Schläuchen. So ein entsprechend komplexer Materialeinsatz erhöht die Kosten, reduziert den Frunk, vergrößert das Gewicht, erhöht die Wartung und irgendwann auch die Reparaturkosten. Vermutlich hat Ford auch eine mit VW vergleichbare Durchlaufzeit von 30 h für ein Auto (zum Vergleich, Tesla liegt bei 10 h).
Ford muss schnell die Kosten in Griff bekommen sonst gibt es ein Existenzproblem der ausgeglieferten BEV-Sparte. Ich würde mich an einer Kapitalerhöhung definitiv nicht beteiligen.