Mercedes-Benz hatte eigentlich erklärt, dass ab 2025 die Hälfte des Absatzes Elektroautos und Plug-in-Hybride sein sollen. Dieses Ziel wird nun kassiert. Zwar bleibt das Unternehmen laut dem Handelsblatt bei der Formulierung, bis Mitte des Jahrzehnts zur Hälfte elektrische Fahrzeuge zu produzieren. Aber: „Stand heute bedeutet Mitte des Jahrzehnts: 2026“, wird Mercedes-Chef Ola Källenius zitiert.
Damit verschiebt der schwedische Manager das Etappenziel bei seiner „Electric-only“-Strategie um mindestens ein Jahr. Das Gesamtziel, bis 2030 möglichst nur noch Vollstromer auszuliefern, lässt Källenius unverändert. Hier lässt sich das Unternehmen allerdings noch eine Hintertür offen: Die Umstellung auf Elektroautos gilt nur dort, wo es „die Marktbedingungen zulassen“.
Mindestens verschaffe sich der Konzernchef mit der Verschiebung des Zwischenziels beim Elektro-Hochlauf „etwas mehr Luft“, heißt es dem Handelsblatt zufolge in Unternehmenskreisen.
Hintergrund seien nicht zuletzt die schwachen Verkaufszahlen von Plug-in-Hybriden, die einen Elektro- und einen Verbrennungsmotor vereinen und längere Zeit rein elektrisch fahren können. Die Teilzeitstromer machten 2022 deutlich mehr als die Hälfte der E-Neuwagenverkäufe von Mercedes aus. Im vergangenen Jahr stagnierte der Absatz zum Vorjahr allerdings bereits bei 184.000 verkauften Fahrzeugen. Im ersten Quartal 2023 brachen die Verkäufe dann um 14 Prozent auf rund 40.000 Fahrzeuge ein.
Dass bei Mercedes und auch bei anderen Herstellern weniger Plug-in-Hybride bestellt werden, liegt insbesondere am Einbruch der Nachfrage im Heimatmarkt. Zum Jahreswechsel fielen in Deutschland die Fördergelder von bis zu 6750 Euro für diese Antriebsart weg, der Absatz brach hierzulande um 45 Prozent ein.
Im ersten Quartal dieses Jahres verkaufte Mercedes mit rund 52.000 batterieelektrischen Fahrzeugen fast doppelt so viele reine Stromer wie im Vorjahresquartal. Damit stehen Elektroautos bisher aber nur für etwa ein Zehntel der gesamten Pkw-Auslieferungen.
Insbesondere in China schwächeln die Verkäufe von batteriebetriebenen Mercedes. Die Premiummodelle EQS und den EQE werden deshalb laut dem Bericht im kommenden Jahr mit einer Qualitätsoffensive für den chinesischen Markt aufgewertet. Dazu gehörten komfortable Einzelsitze statt der starren Rückbank, ein Update für das Infotainmentsystem sowie mehr Effizienz.
Weiteres Wachstum sollen die neuen SUV-Varianten von EQE und EQS bringen. Das erste Modell der Schwaben unter der Elektroauto-Submarke „EQ“, das SUV EQC, werde derweil im Laufe des Monats wieder eingestellt, berichtet das Handelsblatt. Seit der Markteinführung im Jahr 2019 seien von der Baureihe lediglich 64.000 Exemplare abgesetzt worden. Auf solche Absatzzahlen hatte Mercedes für den EQC jährlich gehofft, nicht über den gesamten Lebenszyklus. Einen Nachfolger gibt es vorerst nicht, frühestens 2025 sollen auf einer neuen Plattform wieder mittelgroße E-Pkw entstehen.
alupo meint
Nur soviel zu „nur Tesla verschiebt seine Ankündigungen“.
Dabei finde ich eine Verzögerung beim FSD von Tesla nun gar nicht so schlimm im Vergleich zu „einfach weiter und somit kumuliert mehr Auspuffautos zu verkaufen“, weil die vorherige BEV Planung nicht stimmte. Abgesehen war die Planmenge m.M.n. sowieso zu lasch.
Aber die Luft, die Gifte und das Klima ist diesen Konzernen ja egal….
hu.ms meint
Lieg ganz einfach daran, dass die plug-in nachfrage mangels förderung stark zurückgegangen ist und trotzt seit monaten stagnierender BEV-zulassungen deren produktionskapazitäten nicht ausreichen.
Flo meint
Ja wirklich amüsant. Da haben sie sich in den Chefetagen der OEM die Schenkel geklopft nachdem die PHEV-Phantasieverbräuche als Flotten CO2-Werte anerkannt wurden – ein Lobby-Meisterstück. Dann hat man sich wieder hingelegt, Alibi BEV gebaut zusammen mit der Präsentation von „Studien“. Jetzt knallts richtig im Karton und es wird ungemütlich. Es wird auch die anderen OEM treffen und auch sie werden ihre Ziele kassieren müssen.
EdgarW meint
Ein „Elektro“-Ziel, das weit mehrheitlich auf Verbrenner-Technologie (konstruktiv wie auch in der praktischen Nutzung) aufbauenede Fahrzeuge enthält, ist ohnehin kein Elektro-Ziel, also geschenkt.
Hätten sie von Anfang an reine angestrebte BEV-Werte angegeben, hätten sie die (natürlich dann niedrigeren, weniger plakativen) Ziele halten können. So holen sie ihre Halbwahrheiten nun ein. Leider typisch für die inkonsiquente Allianz von Hersteller-Zögerlichkeit und Politik in unserem Land. Spätestens auf der Auto Shanghai folgte nun das unsanfte – späte – Erwachen; deutsche, einst den Markt dominierende, Hersteller unter Ferner Liefen. Der Nokia-Effekt wurde der deutschen Auto-Industrie seit Jahren vor Augen gehalten – und von vielen geflissentlich ignoriert.
Schön, dass wenigstens für später reine BEV-Ziele angepeilt sind, wenngleich, mal wieder, eher halbherzig formuliert. Aufgrund unserer „technologie-offenen“ Politik allerdings leider auch ein Stück weit nachvollziehbar.
Swissli meint
Die Multiplattform Strategie (EQC) war dann wohl nicht das Gelbe vom Ei.
Insbesondere als echte Premiummarke kann man sich solche Kompromisse nicht leisten, die dann halt nur in durchschnittlichen Autos (mit Premiumpreisen) enden. Da machte der typische Mercedeskunde wohl nicht mit.
Ebenso rächt sich die Fokussierung auf PHEV. Das war der zweite strategische Fehler.
Tommi meint
Der EQC war wohl nicht der Brüller. Aber die Multiplattformstrategie ist doch ein relativ preiswerter Einstieg in die Technologie. So haben es auch andere Hersteller gemacht, wie z.B. VW mit dem E-Golf. Der nächste Schritt ist dann die Elektroplattform. EQS, EQE sind der nächste Schritt. Also meines Erachtens alles richtig gemacht.
Forkussierung auf PHEV war notwendig, weil die Kunden das so haben wollten. In erster Linie weil die Regierung das so gefördert hat. Daher sehe ich hier auch keinen strategischen Fehler.
Persönlich bin ich der Meinung, dass der strategische Fehler bei der Bundesregierung liegt, PHEVs so zu fördern. Wir müssen so schnell wie möglich zur Elektromobilität und dafür sollte man bei Firmenwagen nur noch für reine Elektroautos fördern. Aber der Schritt wäre wohl zu viel und ganz ganz viele ach so wichtige Leute würden jammern.
MAik Müller meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
MAik Müller meint
Die Industrie schreibt der Politik VOR wann welche Technologie kommt damit MAXIMALE Gewinne eingefahren werde.
Das wird auch die Redaktion verstehen :)
Jörg2 meint
Ich würde die „Initialisierungsreihenfolge“ auch eher so sehen:
1. Bedarf der Industrie am Gewohnten festzuhalten (inkl. begleitender PR).
2. Schaffung der regulatorischen Rahmenbedingungen (z.B. „0,25%“ für Hybride).
3. „Bedarf“ beim Kunden
Andi EE meint
@Tommi
„Persönlich bin ich der Meinung, dass der strategische Fehler bei der Bundesregierung liegt, PHEVs so zu fördern.“
Kann es sein, dass ihr Deutsche eure Autokonzerne irrational stark liebt / entschuldigt?! Diese Förderung für fragwürdige Technologien stammen von diesen Konzernen und deren Interessenvertreter in Berlin. Nicht den Politikern, die werden so lang bearbeitet / mit Arbeitsplatz- und Standortverlustenperspektiven versorgt, dass viele einfach von den vermeintlichen Folgen so eingeschüchtert sind, dass sie die Subventionsvorteile auch gegen die Klima- und Umweltüberzeugung gesprochen werden.
Ganz absurd wird es, wenn man der Politik die Schuld für die Innovationslosigkeit der Industrie zuschiebt, wie das jetzt oft der Fall ist. Diese Firmen sind nicht innovativ, sie haben gefühlt 10 Tritte in den Allerwertesten benötigt, damit endlich umgestellt wurde. Sie haben die Elektropioniere verlacht, an Arroganz nicht zu überbieten, so stellt sich die Lage dar. Die Politiker tragen da vielleicht 5% Schuld, die restlichen 95% ist den unfähigen Mangern und Entscheidern in diesen Firmen zuzuschreiben.
Envision meint
Der Multiplattform BMW i4 verkauft sich wie geschnitten Brot, hat aber auch praktische Heckklappe statt den unpraktischen Deckel – wie die BEV only! EQE oder Tesla M3
Der i5 wird vermutlich auch ein dicker Erfolg und BMW kann für diesen Übergang schön über Gleichteile/Entwicklung sparen, das war cleverer als der Mercedes Ansatz.
Auch ist die glattgelutschte Optik der aktuellen Mercedes BEV only Reihen ist nicht wirklich jedermanns Ding gerade im Premium Bereich.
MichaelEV meint
Sie haben wohl ein falsches Verständnis von „verkauft sich wie geschnitten Brot“. In absoluten Zahlen ist es weit von der Spitze entfernt. Und sehr weit von dem Konkurrenten M3, dem man so gerne eine Schwäche attestieren möchte.
Envision meint
Naja, ist halt Premium, kein Massenmarkt, aber wet einen hat ist begeistert – aber 15 Monate Lieferzeit für den edrive40, den neuen 35er gibts jetzt schneller, weil man für den mehr Akkus bekommt (anderer Lieferant)
Calitry meint
Ja, solche Teilzeitstromer wie der EQC sind nur halbherzig gemacht und damit keine Flottenbussen wegen zu hohen Grenzwerten gezahlt werde müssen. Die 50% sind Marketinggeschwafel.
Aber Autos wie die S-Klasse, wo Mercedes lange brillieren konnte, können wohl auch nicht mehr mithalten mit moderneren Autohersteller mit modernerer Technik und modernem Infotainment…
Da wirkt Mercedes einfach altmodisch.
Das mag für die älteren Mercedes-fahrer für eine Weile noch ausreichen, jedoch nicht für jüngere oder technisch interessierte Fahrer.
Da müsste Mercedes wohl deutlich nachlegen, oder sich übernehmen lassen von einem moderneren Unternehmen.
Ich könnte mir Vorstellen, dass einige chinesische Startups durchaus am Markennamen „Mercedes“ interessiert wären. Für ein paar Mrd.
Aber erst wenn die Absätze weiter eingebrochen sind.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
“ bis Mitte des Jahrzehnts zur Hälfte“
Genau genommen wäre bis zur Mitte doch 2024.
BEV meint
Das Jahrzehnt geht doch vom 01.01.2020 bis 31.12.2029 … also ist die Mitte 2025
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
– Wir zählen von 0 bis 9 und nicht von 1 bis 10, wie du selbst schon richtig aufgeschrieben hast.
– 01.01.2020 / 21/ 22 / 23 / 31.12.2024 = 5 Jahre / die Hälfte ist erreicht /
– 01.01.2025 / 26 /27 / 28 / 31.12.2029 = 5 Jahre
Mann kann aber noch spitzfindig sein und sich über die Schaltjahre streiten, um die Mitte dann um 1 bis 2 Tage zu verschieben.
Andreas meint
uh, da gab es eine Diskussion, wann der Jahrtausendwechsel eigentlich war: 01.01.2000 oder 31.12.2000 auf 01.01.2001
Es war der 31.12.2000, weil tatsächlich ab 1 gezählt wird. Gefeiert hat man den 01.01.2000, weil ja die Zahl so schön war.
Andreas meint
Das Jahrzehnt ist damit erst mit dem 31.12.2030 vorbei, weil das Jahr 2020 noch zum vorherigen Jahrzehnt gehört. Mitte ist also 31.12.2025/01.01.2026
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Die Mitte liegt also beim Jahreswechsel 2024/25 und 2025 ist die Hälfte schon geschafft.
BEV meint
ist halt schwierig, wenn man seine eigenen Ziele nicht konsequent umsetzt, weil man lieber noch paar Stinker mehr verkauft um schöne Zahlen zu haben
die Marge ist wohl zu schlecht um die Preise zu senken
MAik Müller meint
@BEV es geht um Gewinne nicht um die Umwelt.
Wann verstehst du das?
Tesla-Fan meint
Kannst du es uns nochmal erklären?
Danke!