Audi wollte in diesem Jahr beim Vertrieb von Elektroautos auf das sogenannte Agenturmodell umstellen, das verzögert sich aber etwas und soll nun 2024 umgesetzt werden. Damit agieren die Händler zukünftig bei Stromern nach dem Vorbild der Schwestermarke VW nur noch als Vermittler.
Zum 1. Januar 2024 führe die Premiummarke das Agentursystem ein, berichtet die Automobilwoche. Dann würden die Partner Elektroautos im Auftrag des Herstellers vermitteln und nicht mehr auf eigene Rechnung verkaufen.
Dem seien lange Verhandlungen vorausgegangen, insbesondere wegen der Vergütung. In Zukunft sollen die Audi-Partner eine fixe Provision von 6 Prozent sowie eine flexible Vergütung zwischen 1,5 und 2,5 Prozent erhalten. In den Jahren 2025 und 2026 soll der flexible Teil schrittweise zurückgehen.
„Das ist ein gutes Ergebnis“, sagte ein Audi-Händler der Automobilwoche. Er erwartet in den nächsten Jahren ein durchschnittliches Ergebnis von 7,5 Prozent. Bei der Kernmarke VW Pkw erhalten die Vertriebspartner derzeit 4 Prozent fixe Provision plus 2 Prozent flexible Vergütung für jedes vermittelte E-Auto. Bei Skoda und VW Nutzfahrzeuge gibt es noch keine Einigung über die Einführung des Agenturmodells, da noch um die Vergütung gerungen wird.
Bei Audi endet damit laut dem Bericht ein Streit zwischen dem Unternehmen und seinen Vertriebspartnern in Deutschland. Der Weg zur Einführung des Agenturmodells sei jetzt frei. In anderen europäischen Ländern rolle der Vertriebschef für die Region Jens Puttfarcken das Agentursystem für Elektroautos bereits aus. Frankreich, Schweden und Großbritannien stünden auf der Liste.
Auch Audis Premium-Wettbewerber BMW und Mercedes-Benz stellen auf das Agenturmodell um. In Deutschland habe Mercedes bereits Ende Mai damit begonnen, BMW wolle den Vertrieb erst 2026 umstellen, so die Automobilwoche.
EselAusWesel meint
Find ich übertrieben viel, wie die Händler da subventioniert werden.
Wähle ich online mein Auto zum Kauf, muss ich einen Händler angeben, und der bekommt mal ebenso 7% vom VK-Preis von mir ohne was getan zu haben. Erinnert stark an Makler beim Immobilienkauf.
ShullBit meint
Die traditionellen Hersteller erzielen den größten Teil ihrer Umsätze und ihren gesamten Gewinn immer noch mit Verbrennern. Die meisten Kunden sind noch an den tradierten Vertrieb via Händler gewöhnt. Die Hersteller brauchen die Händler und ihre Kundenbeziehungen. Deswegen sind die Händler noch in einer starken Position. Noch.
Wenn um 2030 100% der Fahrzeuge Elektroautos sind, wenn Kundendaten und digitale Services die Kundenbeziehung definieren, dann werden Händler verzichtbar. Wenn die Händler dann zu viel fordern, werden die Hersteller wie Tesla eigene Showrooms aufziehen. Das kann schon durch den Druck der Aktionäre nicht anders sein, die wollen, dass Profite bei den Herstellern und somit bei Ihnen landen. Die werden nicht akzeptieren, dass Hersteller auf ewig tradierte Händlernetze alimentieren
Mal überschlägig: Audi hat letztes Jahr 213.000 Autos in Deutschland verkauft und hat hier 381 Händler. Wenn das durchschnittliche Auto netto 40.000 Euro kostet, dann fließen bei 7,5% Provision 640 Mio. an die Händler. Im Schnitt 1,7 Mio. pro Händler bzw. 3.000 Euro pro Auto. Der durchschnittliche Audi-Händler verkauft 560 Audis pro Jahr.
Tesla verkauft mit rund eigenen 30 Stores/Showrooms in ganz Deutschland in diesem Jahr vermutlich wieder 70.000-80.000 Autos. Da muss man kein Genie sein, um zu prognostizieren, wo die Reise auch bei VW, Audi und Co. hingeht.
M. meint
Letzten Endes ist egal, ob der Hersteller den Service bietet (Niederlassung) oder ein sonstiger Händler.
Aber dass Onlinevertrieb selbst MIT Onlinebestellung nicht funktioniert wie bei Amazon, hat auch Tesla verstanden – sonst gäbe würden dort nicht die zuvor geschmähten Glaspaläste entstehen. Ist aber nicht nur etwas, was man bei Tesla sieht – einen Polestar 2 kann ich beim Volvo-Händler probefahren – die bringen mir den sogar. Eine gewisse Kundennähe ist nun mal nötig.
Und das ist ja kein Gegenstand, an dem sich nach dem Kauf für 20 Jahre nichts mehr ändert wie bei einem Spaten oder Mixer*. Nicht alles ist Software.
*Ok, Mixer, 20 Jahre… das war einmal ;-)
MAik Müller meint
@ShullBit 2030 100% ist sicher nicht mehr möglich.
Der Kunde ist der Aktionär und der Käufer Einzahler!
Deshalb stehen die Interessen des Aktionärs über allem.
M. meint
Egal wo du bestellst, du zahlst bei jedem Hersteller zw. 600 und 1000 Euro für die Anlieferung/Bereitstellung. Du zahlst das sogar, wenn du das Ding 300 oder 500 km entfernt abholst.
Einen Händler habe ich (meistens…) vor Ort. Da kommt das Auto hin, der guckt sich alles an, fungiert als Ansprechpartner wenn ich ein Problem habe. Das kostet halt etwas.
Alternativ kann ich natürlich mein Auto nicht nur online bestellen, sondern auch ohne Service vor Ort 300 km entfernt abholen gehen – und wenn etwas nicht in Ordnung ist, wird es auf einem Dokument vermerkt, und ich buche dann per App einen Termin, zu dem ich das Auto wieder diese 300 km (also x2, mit Wartezeit, oder halt mit Bahnreisen dazwischen…) hin- und her kutschen darf.
Mag ein brauchbares Modell für Menschen mit zu viel Zeit sein. Für mich ist es das nicht.
Renate Roit meint
Ich habe
seit 2014
mehrmals Autos (Neuwagen) über die Online-Portale gekauft (meinauto,..).
Zum Abholen fahre ich gerne auch mal 300, 400..km quer durch die Republik.
Ist wie Urlaub:)
Service nachher vor Ort bei ebenfalls dankbarem regionalem Händler.
Passt alles so hervorragend.
M. meint
Das kannst du ja machen, wenn du Lust darauf hast.
Ich verstehe unter Urlaub etwas anderes.
Regionale Händler gibt es aber nur, wenn man die für irgendwas bezahlt. Und die Wartungsarmut (nicht zu verwechseln mit Wartungsfreiheit, immerhin) bei BEV wird das nicht tun.
Entweder wird das lokale Serviceangebot quersubventioniert – oder es wird ausgedünnt.
Das ist dann letztlich auch die Entscheidung der Kunden: wer für jeden Pieps 300 km (x2) fahren will, kann das ja machen. Will halt nicht jeder.
Da hilft auch kein Ranger, Förster oder was auch immer…
OpaTesla meint
Und wieder werden A-Händler um Ihre Prozente betrogen, sollen aber für den Konzern die Fahne hoch halten und alle 5 Jahre das neue CI nach Konzernvorgaben aus eigener Tasche bezahlen. Mal sehen, wie lange sich das MAHAG, Brass und Co. gefallen lassen.
Franz Mueller meint
Die können ja dann zu einem der vielen Chinesen wechseln. Als ob sie da besser verdienen werden.
OpTesla meint
Einer der größten VW/Audi Händler hat MG bereits in den Bestand aufgenommen…
Die Hochnäsigkeit der Konzerne kann sich schnell rächen.
Der Erfolg kommt von den Händlern und sicher nicht von irgendwelchen Managern, die in 4-Jahres Intervallen denken.