Der chinesische Fahrzeugkonzern Great Wall Motor bietet seine Marken Ora und Wey mittlerweile auch in Europa an, unter anderem in Deutschland. Im Interview mit der Automobilwoche haben Europa-Präsident Xiangjun Meng und Brand & Marketing Director Europe Thiemo Jahnke über die Strategie des Anbieters gesprochen.
Ora bietet mit dem Funky Cat ein kompaktes Elektroauto an. Wey hat mit dem Coffee 01 ein Premium-SUV mit Plug-in-Hybridantrieb im Verkauf. Vorerst wird die Antriebsverteilung der beiden Marken so bleiben und Great Wall Motor sowohl auf reine Stromer als auch auf Plug-in-Hybride setzen. Das begründete Meng mit den hohen Investitionen für neue, internationale Modelle und der sich noch entwickelnden Nachfrage nach alternativen Antrieben.
„Wir werden daher zunächst erst einmal nur weitere elektrische Modelle von Ora nach Europa bringen. Erst später werden auch rein elektrische Autos von Wey folgen. Intern bereiten wir das aber durchaus schon vor“, erklärte der Manager. Die hier verkauften Fahrzeuge könnte der Konzern aus Fernost später auch in Europa produzieren. Dafür brauche es allerdings ausreichend Kunden und Umsatz. Great Wall Motor habe schon einige Kaufangebote für Standorte erhalten, an denen die bisherigen Hersteller ihre Produktion einstellen wollen. Gleichzeitig habe man einige Standortanalysen durchgeführt.
Aktuell analysiere man, wo und warum die erfahrenen asiatischen Hersteller ihre europäischen Standorte errichtet haben. Das habe meistens gute Gründe, so Meng. Auf dieser Basis werde dann eine Entscheidung getroffen. Die ostdeutschen Bundesländer könnten infrage kommen, dort gebe es gute Personal- und Energiekosten. Weitere entscheidende Faktoren seien das Marktvolumen oder die Zulieferer in der Region. Alternativ seien auch Länder wie Ungarn oder Tschechien denkbar.
„Uns geht es nicht um reine Vertriebszahlen. Great Wall Motor ist ein privates Unternehmen und hat keinen Erwartungsdruck der Regierung“, merkte der Europa-Präsident an. Das Unternehmen sei daher pragmatischer als viele andere chinesische Hersteller und habe in der Anfangsphase keine konkreten Verkaufsziele. „Wir haben zudem auch andere Ambitionen. Uns geht es ebenso um Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit. Damit wollen wir starke Marken aufbauen. Dabei haben wir einen langen Atem. Wenn das geglückt ist, sehen wir weiter.“
„Wir spüren ein sehr großes Interesse an unseren Fahrzeugen“
Mit der Zahl der Interessenten sei man „sehr zufrieden“, sagte Marketing-Manager Thiemo Jahnke. Die Offenheit gegenüber chinesischen Marken in Deutschland sei „enorm gewachsen“. Das sei vor wenigen Jahren noch ganz anders gewesen. „Wir spüren ein sehr großes Interesse an unseren Fahrzeugen und einen steigenden Showroom-Traffic insbesondere durch die aktuell gestartete bundesweite Kampagne, die wir nun mit zusätzlichen Kommunikationsmaßnahmen unterstützen werden.“
Man könne „kurzfristigst binnen weniger Wochen“ liefern, so Jahnke weiter. Man habe ein schlankes Line-Up mit nur wenigen Varianten und Konfigurationsmöglichkeiten. Das erlaube es dem Unternehmen, einen Großteil der Fahrzeuge auf Vorrat zu produzieren. „Wir haben zahllose Autos auf Lager und auf Schiffen nach Europa.“
Die Bekanntheit von Wey und Ora will der Mutterkonzern in Deutschland mit zwei Ansätzen aufbauen. Zunächst sei die beste Werbung, wenn die Autos auf den Straßen unterwegs sind. Dafür würden die Händler und Leasingpartner sorgen. Der zweite Punkt: In China gelte „ohne Test kein Kauf“. Diesen Ansatz verfolge man auch in Europa. „Darum haben wir uns ein so breites Netz an Partnern aufgebaut, bei denen Kunden die Autos kennenlernen können. Das ist unser großer Unterschied und Vorteil gegenüber anderen Marken, die ihre Autos ausschließlich online verkaufen“, erläuterte Meng.
Zugleich werde man mit groß angelegten Werbekampagnen die erste Grundneugier der Menschen wecken. Daneben komme es auch auf vertrauensbildende Botschaften an – etwa, dass die angebotenen Autos im letzten Jahr beim Euro NCAP Crashtest fünf Sterne erhalten und das beste Ergebnis in ihren Kategorien erzielt haben. Darüber hinaus gebe man umfangreiche Garantien. Zu guter Letzt helfe es, dass die Autos bei lang etablierten Händlern stehen, die die Menschen kennen und denen sie vertrauen. Vertriebspartner für die Bundesrepublik ist die Schweizer Emil Frey Gruppe.
Darauf angesprochen, das die Fahrzeuge der Konkurrenz zum Teil deutlich günstiger seien, sagte Meng: „Wir wollen eine gesunde Entwicklung unseres Unternehmens und lassen uns in keinen Preiswettbewerb ziehen.“ Nur wenn der Ertrag stimme, habe man in Zukunft langfristig genug Kapital und Geld für die weitere Forschung. Mit dem Wey Coffee 01 sei man ausstattungsbereinigt ungefähr neun Prozent günstiger als die Wettbewerber im Markt, erklärte Jahnke. „Wir sind also sehr gut positioniert.“ Nebenbei sei die Reichweite des Plug-in-Hybrids mit 146 Kilometern ungefähr doppelt so hoch wie die der meisten Wettbewerber.
M. meint
„Uns geht es nicht um reine Vertriebszahlen. Great Wall Motor ist ein privates Unternehmen und hat keinen Erwartungsdruck der Regierung“, merkte der Europa-Präsident an.
Der Druck der Regierung auf das Unternehmen interessiert mich nicht. Ich stelle mich auch nicht hin und behaupte, chinesische Autos müssten perfekt sein, um hier verkauft zu werden – es ist sonst nichts perfektes auf dem Markt.
Ich habe aber schon Interessen:
1)
Datenschutz kommt da ganz oben. Sicher: auch bei anderen Herstellern darf man nicht blauäugig sein. Aber der Zugriff auf Daten muss geregelt und kontrollierbar sein. Und meine Daten gehören nicht in die Hände des chinesischen Staates. Die dürfen daher nicht einmal in China gespeichert werden – wie gerade bei TicToc rauskam, obwohl der CEO im US-Kongress genau das verneint hat – also: gelogen.
Bekommt ihr das nachprüfbar hin? Dann sind wir schon einen Schritt weiter!
2)
Hört mit dem „Premium“ auf. VW hat (mal abgesehen von der ID-Reihe) durchaus sauber verarbeitete Autos mit guten Materialen im Programm – Premium ist das deswegen noch lange nicht. Verkauft Autos, die man sich auch leisten kann. Ich weiß, es ist verlockend, mit diesem Begriff den Kunden ein paar Tausend Euro extra aus der Tasche zu leiern, aber so einfach geht das nicht. Ihr wollt „ausreichend Kunden und Umsatz“ – dann müsst ihr dahin, wo die Stückzahlen gemacht werden, und das ist nicht das kleine Kuchenstück im Premiummarkt.
Wie es aber nichts wird:
a)
„Nebenbei sei die Reichweite des Plug-in-Hybrids mit 146 Kilometern ungefähr doppelt so hoch wie die der meisten Wettbewerber.“
Das Auto ist insgesamt gut, aber warum jetzt noch ein Plug-In? Die sind auf dem absteigenden Ast, da braucht es kein Angebot mehr.
b)
„Darauf angesprochen, das die Fahrzeuge der Konkurrenz zum Teil deutlich günstiger seien, sagte Meng: „Wir wollen eine gesunde Entwicklung unseres Unternehmens und lassen uns in keinen Preiswettbewerb ziehen.“ Nur wenn der Ertrag stimme, habe man in Zukunft langfristig genug Kapital und Geld für die weitere Forschung.“
Wenn ihr nur Geld verdient, wenn ihr teurer seid als die versammelte Konkurrenz, wird das auch mit „etablierten Händlern“ nichts. Ein etablierter Händler macht aus einem Wey noch keine etablierte Marke, die dann auch noch teurer sein darf als eine tatsächlich etablierte Marke.
Jeff Healey meint
Note 1 für diesen Kommentar.
MAik Müller meint
@M. Kurzfassung: Eautos sind zu teuer
Swissli meint
…in keine Preiswettbewerb ziehen…
Diesen Wunsch haben VW u.a. vor Monaten auch gebetsmühlenartig wiederholt.
Auf einer anderen E-Auto Webseite wird das Auto heute so beworben:
„Neuer Tiefpreis für China-Käfer: Ora Funky Cat im spottbilligen Leasing-Deal“
Jeff Healey meint
Ich habe mich sehr für den Ora R1 interessiert, leider ist der weiterhin nicht in Europa verfügbar. Der Ora Funky CAT ist ein schön gemachter Wagen, aber mir persönlich deutlich zu teuer für einen Pendler-/Zweitwagen.
Schade, hier wurde eine Chance verpasst. Was nicht ist, kann noch werden?
wendling meint
auch ich bin am ora R1 interessiert und warte auf dessen einführung in D
fdsfsd meint
da können sie lange warten…