Im Fokus der Studie „Vorteil für Vorreiter“ von Agora Verkehrswende steht die Frage, welche finanziellen Auswirkungen die Umstellung auf Elektromobilität auf die Stärke der Autohersteller hat. Dafür hat die Denkfabrik in Zusammenarbeit mit den Unternehmensberatern der Boston Consulting Group mit einem Marktmodell untersucht, welche weltweiten Marktanteile und Gewinne sich Hersteller mit verschiedenen Elektrifizierungs-Strategien sichern können.
Die Antwort hänge davon ab, wie sich die politischen Rahmenbedingungen weiterentwickeln und für welche Geschwindigkeit bei der Elektrifizierung sich die Autohersteller entscheiden, so die Studienautoren. „Unterm Strich legen unsere Analysen nahe, dass die Autohersteller keineswegs Gewinneinbrüche fürchten müssen – auch nicht, wenn der Strukturwandel beschleunigt wird. Im Gegenteil: Sind sie schnell und steht ihnen die Politik zur Seite, können sie sogar ein Plus bei den Gewinnen realisieren, neben dem gesellschaftlichen Plus für den Klimaschutz.“
In einer früheren Studie („Autojobs unter Strom“) hat Agora Verkehrswende mit der Boston Consulting Group die Frage untersucht, wie sich die Art der Arbeit und die Zahl der Arbeitsplätze in der automobilen Arbeitswelt entwickeln werden.
Ergebnisse & Empfehlungen der Studie „Vorteil für Vorreiter“
Vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität: Die Automobilindustrie steht vor einer grundlegenden Transformation. Offen ist nur die Geschwindigkeit des Strukturwandels. Im Jahr 2040 werden nach aktueller Marktprognose der Fahrzeughersteller selbst weltweit rund drei Viertel aller neu verkauften Pkw mit batterieelektrischem Antrieb ausgestattet sein. 2021 waren es mit etwa 4,7 Millionen E-Fahrzeugen nicht einmal 7 Prozent. Dieser technologische Antriebswechsel, der sich regional unterschiedlich darstellen werde, sei Teil eines umfassenden Strukturwandels in der Automobilwirtschaft, der die Hersteller vor große Herausforderungen stelle, so die Studie. Die Politik gestalte das Tempo der Veränderungen mit und könne die Automobilhersteller bei einer erfolgreichen Transformation unterstützen.
Schon bei den heutigen Marktprognosen und unter den derzeitigen Rahmenbedingungen können sämtliche Fahrzeughersteller ihre Gewinne bis 2040 nur dann signifikant steigern, wenn sie heute auf die Transformation zur Elektromobilität setzen. Europäische Premiumhersteller können laut der Analyse ihren Gewinn auf diese Weise um etwa 15 Prozent erhöhen, europäische Volumenhersteller um circa 5 Prozent. Gelinge ihnen die Umstellung auf Elektromobilität erst nach 2030, müssten sie mit Verlusten in Höhe von rund 10 Prozent gegenüber der aktuellen Marktprognose rechnen.
Wird der weltweite Hochlauf der Elektromobilität durch politische Entscheidungen beschleunigt, können Automobilhersteller ihre Gewinne deutlich steigern. Insbesondere europäische Premiumhersteller profitierten von einem beschleunigten Hochlauf der Elektromobilität Sie könnten ihre Gewinne bis 2040 gegenüber der aktuellen Prognose für das Basisszenario um rund 30 Prozent steigern. Würden hingegen die bereits beschlossenen Ziele zum Hochlauf der Elektromobilität verfehlt, bedeute das für die meisten Hersteller Verluste. Lediglich asiatische Hersteller, die noch am Anfang des Transformationspfades stehen, hätten dann die Chance auf circa 5 Prozent höhere Gewinne.
Ein langsamer Markthochlauf der Elektromobilität beschert europäischen Premiumherstellern Verluste – unabhängig davon, welche Strategie sie bisher verfolgen. Europäische Premiumhersteller müssten bei einem verlangsamten Hochlauf der Elektromobilität mit Verlusten von etwa 10 Prozent gegenüber der aktuellen Marktprognose rechnen, so die Studie. Mit Verlusten hätten auch europäische und amerikanische Volumenhersteller zu rechnen, ebenso wie angestammte chinesische Hersteller. Asiatische Volumenhersteller könnten ihre Gewinne in diesem Szenario leicht steigern, wenn sie nun verstärkt auf die Herstellung batterieelektrischer Fahrzeuge setzen.
Ambitionierte Politik setzt die Rahmenbedingungen so, dass sich die Herausforderungen der Transformation für die Automobilindustrie langfristig über höhere Gewinnerwartungen und höhere Wettbewerbsfähigkeit auszahlen. Nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für den wirtschaftlichen Erfolg der Automobilindustrie sei es von enormer Bedeutung, dass die politisch gesetzten Elektrifizierungs-Ziele erreicht werden. Aktuell seien die Produktionskosten von Elektrofahrzeugen relativ hoch, insbesondere Lieferengpässe hätten batterieelektrische Pkw verteuert. Umso wichtiger sei es, die Abgaben und Umlagen auf Fahrzeuge und Kraftstoffe an den CO2-Emissionen zu bemessen – „damit sich klimaverträgliche Mobilität für Endkund:innen lohnt“.
Yoyo meint
Es gehen bis 2030 viele Babyboomer und die mit den höchsten Löhnen in Rente und werden durch viel schlechter bezahlte Arbeitskräte oder direkt duch Industrie-Roboter ersetzt.
Wenn dann die VK-Preise gleich hoch bleiben, ist doch eine Gewinnsteiegerung möglich, aber noch nicht sicher.
Bei jeder Studie bekommt der Auftraggeber die vorab gewünschten Ergebniss geliefert, damit die JETZTIGEN Vorstände die Aktionäre beruhigen können.
Jeff Healey meint
„Insbesondere europäische Premiumhersteller profitierten von einem beschleunigten Hochlauf der Elektromobilität Sie könnten ihre Gewinne bis 2040 gegenüber der aktuellen Prognose für das Basisszenario um rund 30 Prozent steigern“
Potenzial für 30 Prozent Gewinnsteigerungen bei den Premiumherstellern, jetzt wird noch einmal klar, warum zum Beispiel Mercedes Benz die margenschwachen Segmente nicht mehr bedienen wird. Diese Entwicklung kann man gut finden, muss man aber nicht.
Flo meint
Aber aktuell befindet man sich doch eher in einem langsamen Hochlauf und die OEM tun auch alles dafür, dass es nicht schneller geht. (Flottengrenzwerte). D.h. man opfert Markanteile für Gewinne und am Ende bauen alle nur noch hochpreisige Autos?
„…Ein langsamer Markthochlauf der Elektromobilität beschert europäischen Premiumherstellern Verluste – unabhängig davon, welche Strategie sie bisher verfolgen. Europäische Premiumhersteller müssten bei einem verlangsamten Hochlauf der Elektromobilität mit Verlusten von etwa 10 Prozent gegenüber der aktuellen Marktprognose rechnen, so die Studie. Mit Verlusten hätten auch europäische und amerikanische Volumenhersteller zu rechnen, ebenso wie angestammte chinesische Hersteller. Asiatische Volumenhersteller könnten ihre Gewinne in diesem Szenario leicht steigern, wenn sie nun verstärkt auf die Herstellung batterieelektrischer Fahrzeuge setzen.“
Jeff Healey meint
„(Flottengrenzwerte). D.h. man opfert Markanteile für Gewinne und am Ende bauen alle nur noch hochpreisige Autos?“
So sieht es für mich zumindest aus. Die europäischen Konzerne machen, mit wenigen Ausnahmen, Milliarden-Gewinne. Selbst Stellantis versucht seine „Brot- und Butter-Marken“ im Zuge der Elektrifizierung höher zu positionieren.