Mit dem Vision One-Eleven präsentiert Mercedes-Benz eine neue Sportwagenstudie, „die eine höchst dynamische Formensprache mit innovativer, vollelektrischer Antriebstechnologie kombiniert“. Er soll an die Tradition der C-111-Experimentalfahrzeuge aus den 1960er- und 1970er-Jahre anknüpfen.
„Unser Ziel bei Mercedes-Benz ist es nicht, Styling zu machen – unser Ziel ist es, Ikonen zu erschaffen. Für mich macht das den Unterschied zwischen Mainstream-Design und Luxus aus. Design-Ikonen wie der Typ 300 SL und der C 111 – beides Flügeltürer – liegen in unserer DNA. Diese legendären Fahrzeuge waren wichtige Inspirationen für das ikonische Design des Mercedes-Benz Vision One-Eleven. Unser vollelektrisches Vision Showcar ist die moderne Interpretation des zu seiner Zeit avantgardistischen C 111“, so Gorden Wagener, der Designchef der Mercedes-Benz Group AG.
Der nur 1170 Millimeter hohe Vision One-Eleven mit Flügeltüren kombiniere „atemberaubendes Design mit bahnbrechender Antriebstechnologie, die neue Wege für die Zukunft der sportlichen Performance erkundet – ähnlich wie sein historischer Vorgänger“, sagt der Technologiechef der Schwaben Markus Schäfer.
Herzstück des kompakten, laut den Entwicklern „extrem effizienten“ Antriebsstrangs ist der Axialfluss-Elektromotor, der von dem seit 2021 zu Mercedes-Benz gehörenden englischen E-Motoren-Spezialisten YASA entwickelt wurde. Die Elektromaschine biete ein motorsportähnliches Leistungspotenzial und beanspruche gleichzeitig erheblich weniger Einbauraum. Damit sei der E-Motor ideal für elektrisch angetriebene Hochleistungsfahrzeuge geeignet. In Kombination mit den flüssigkeitsgekühlten Rundzellen-Batterie, deren Zellchemie von der Formel-1 inspiriert sei, sei der Vision One‑Eleven „ein weiterer Beweis für das breite Leistungsspektrum unserer umfassenden Entwicklungsstrategie für den Elektroantrieb“, so Schäfer.
Zu den Technik-Highlights der Studie zählt laut Mercedes-Benz auch das neue Batteriekonzept mit „hochleistungsfähigen flüssigkeitsgekühlten Rundzellen“, die auf einer neuen Zellchemie basieren. Dabei sei das Know-how der Motorsport-Experten von Mercedes-AMG in Brixworth eingeflossen. Abgesehen davon habe der Vision One-Eleven zwei der Axialfluss-Motoren von YASA verbaut.
„Axialfluss-Motoren sind erheblich kompakter, leichter, aber dennoch leistungsfähiger als vergleichbare Radialmotoren, die heute in 99 Prozent aller Elektroautos eingesetzt werden“, erläutert Tim Woolmer, Gründer und Technologiechef von YASA. „Beim Axialfluss-Motor verläuft der elektromagnetische Fluss höchst effizient parallel zur Drehachse des Motors, während er sich im Radialflussmotor senkrecht zur Drehachse bewegt. Im Vergleich zu Radialfluss-Motoren überzeugt er mit deutlich höherer Spitzen- und Dauerleistung, was für ein neues Niveau an Fahrdynamik sorgt.“
Neben der Leistungs- und Drehmomentdichte sei ein weiterer wesentlicher Vorteil die schmale Bauform, dadurch reduzierten sich Gewicht und Abmessungen. Der Axialflussmotor wiege im Vergleich zu aktuellen Elektromotoren mit gleicher Leistung nur ein Drittel. Gleichzeitig nehme er nur ein Drittel des Platzes einer Radialfluss-Maschine ein. Dies ermögliche Konstrukteuren „völlig neue Einsatzmöglichkeiten“ und eröffne neue Perspektiven im Design eines elektrischen Fahrzeugs, wie der Vision One-Eleven beweise.
Der Innenraum des Vision One-Eleven zeigt ein Sportwagen-Interieur mit Lounge-Konzept. Dazu heißt es: „Es reflektiert den Paradigmenwechsel vom Selbstfahrer-Sportwagen zum autonomen Elektrofahrzeug im Segment der Supersportwagen und vereint zwei völlig verschiedene Fahrzeugzustände: Im Race-Modus mit aufgerichteter Rückenlehne wird der Innenraum mit seinem kompakten, Fahrer-orientierten Touchscreen zur formal reduzierten Fahrmaschine. Im Loungemodus hingegen werden die Sitze vollständig in die Innenraum-Skulptur integriert, die Schweller, Mitteltunnel und Laderaum zu einer Einheit verschmelzen lässt.“
Auf diese Weise entstehe ein neuartiges, luftiges Raumkonzept. Es nutze – anders als bisherige Mittelmotor-Sportwagen – die Vorteile kompakt gebauter Elektromotoren und erweitere den Innenraum nach hinten. „So lädt das Interieur mit Lounge-Konzept auch zum Verweilen und Entspannen ein – ein völlig neuer Ansatz für den Sportwagen der Zukunft“, erklären die Designer.
Ob der Vision One-Eleven als Vorbild für ein geplantes Serienfahrzeug dienen wird, bleibt abzuwarten. Teile der eingesetzten Technik dürften Einzug in elektrische Kundenfahrzeuge halten: Die Technologie des Axialfluss-Elektromotors entwickele Mercedes-Benz gemeinsam mit YASA für seine E-Antriebe der nächsten Generation zur Serienreife im großen Maßstab, so der Autohersteller. „Diese Technologie hat das Potenzial, die E‑Mobilität auf ein neues Leistungsniveau heben.“
Matthias meint
Der gute alte C111 wurde hier zu einem orangemetallic lackierten Stück Seife rundgelutscht. Die Antriebstechnologie haben andere erfunden und durchgesetzt, gegen die Widerstände von Daimler die mit H2 abgelenkt haben während sie voll auf Verbrenner und Klappenauspuff gesetzt haben.
stromsurfer meint
Echt cooles Design. Und dual use fähig, wie die Seitenansicht zeigt.
Als Modell im Maßstab 1:10 gleich als Akkusauger brauchbar.
Die zur Fahrbahn geneigte Frontpartie gibt bestimmt eine perfekte Bodendüse… ;o)
McGybrush meint
Warum muss der E-Motor noch kleiner? Ist doch so schon schwer Ausreden zu finden warum man keinen Frunk umsetzt. So wird das Loch unter der Abdeckung ja noch grösser. Mehrwert für den Kunden wäre es den Platz auch nützlich her zu geben oder wirklich kleiner Autos zu bauen mit grosser Reichweite wo der Platz für mehr Akku genutzt werden könnte.
M. meint
Ich finde noch immer keinen Grund für einen Frunk.
Wer dafür Platz hat, kann seine Autos verkleinern.
Mit noch kleineren Motoren kann man noch mehr Platz sparen und nochmals kleinere Autos bauen.
Was Stauraum gebraucht wird, kann man an einer Stelle zusammenfassen, das ist auch praktischer für sperrige Gegenstände, die man nicht verteilen kann.
Kernproblem dieses Motors ist: Er wurde in einem Mercedes vorgestellt.
Das reicht für die Aussage: „braucht man nicht“.
Wäre das von einem anderen Hersteller gekommen, wäre das unsagbar innovativ…
Sandro meint
Diesen YASA Motor gibt es seit 2020 Im Ferrari SF90 Stradale, hat nur niemand auf dem Schirm.
M. meint
Danke für die Info.
Zum Glück hat das niemand gemerkt, sonst wäre es rund gegangen… ausgerechnet ein Verbrennerbauer bringt ein anderes Motorkonzept ins Rennen…
Sandro meint
Jau, dabei wäre Tesla doch sooooo gerne der erste gewesen ;-)
Spass beiseite, aber die Lästerer geben sich hier schon die Klinke in die Hand, auffällig die neuen Nicks
Lewellyn meint
Was würde der Allgemeinheit erspart werden, wenn sie den Motor sofort in alle AMG Brüllkisten einbauen würden..
nie wieder Opel meint
Ach, braucht man keinen AMG dazu. Komm mal nach Spanen. Haben so ein tolles Ladenetz, aber die Entwicklung ist beim Sportauspuff stehengeblieben. Motorräder fahren prinzipiell am Drehzahlbegrenzer.
Zum Thema: Scheibenläufermotoren haben nun einen neuen Namen bekommen. Zurück in die Zukunft! Wow.
Sandro meint
Natülich sind Axialflussmotoren seit 200 Jahren bekannt, aber das ist ja beim Radialflussmotor nicht viel anders. Das bedeutet ja nicht dass sich in der Zeit nichts getan hat im Bereich Leistungsdichte, Drehmoment und Wirkungsgrad.
Der Vorteil von Axialflussmotoren ist, dass sie höhere Dauerleistungen zu Verfügung stellen können, diese Anforderung ist bei modernen Elektrofahrzeugen wichtig.
Insgesamt finde ich die Entwicklung bei Elektromaschinen spannend, da kommt sicher noch so einiges.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Zum Thema: Scheibenläufermotoren haben nun einen neuen Namen bekommen.“
Der Name ist nicht neu, sondern schon lange im englischen gebräuclich, nur weil du ihn nicht kennst ist ernnicht neu. Es gibt auch noch andere Bezeichnungen. Zu der Bauform und Wirkungsweise könnte man auch Schrittmotor sagen, wie es einem gerade gefällt.
nie wieder Opel meint
Natürlich kenne ich den Fluxkompensator schon länger. Ich bekomme ja auch schon Rente.