Autofahrer, die mit einem Elektroauto in den Urlaub fahren, müssen sich auf stark sinkende Reichweiten einstellen, wenn sie Dachbox und Fahrräder mitnehmen und schnell unterwegs sind. Das ergab ein Test von Auto Motor und Sport.
Die Automobilzeitschrift hat mit den Modellen BMW iX xDrive50 und Polestar 2 gemessen, wie stark der Stromverbrauch bei welchem Tempo steigt und die Reichweite sinkt. Beide Testautos ähneln sich in der Leistung bei unterschiedlichen Karosserieformen. Als drittes Modell wurde der Mercedes-Diesel C 220 dT auf die Bosch-Teststrecke in Boxberg geschickt. Alle drei Autos fuhren jeweils acht Runden mit konstant 80, 100 und 130 km/h. Dabei wurde das Testprogramm jeweils viermal durchgeführt: einmal ohne Anbauten, dann mit leerer Dachbox, schließlich mit Fahrradträger samt zwei MTBs sowie komplett mit Dachbox, Träger und Fahrrädern.
Beim 385 kW/524 PS starken BMW-SUV iX xDrive50 mit seiner großen Stirnfläche von 2,82 m² (Luftwiderstandsbeiwert: 0,25) sind die Unterschiede laut den Testern überraschend gering. Bei der Mittelklasse-Limousine Polestar 2 (350 kW/476 PS, cw-Wert 0,28) liege der Stromverbrauch ohne Anbauten leicht unter BMW-Niveau. Große Unterschiede entstünden zwischen dem BMW und Polestar bei Fahrten mit Dachbox und Heckträger.
Ohne Anbauten verbraucht der BMW iX bei 100 km/h 19,7 kWh pro 100 Kilometer, mit Heckträger und Fahrrädern steigt der Verbrauch um 7 Prozent auf 21,1 kWh/100 km. Die Dachbox erhöht den Verbrauch um 13 Prozent (22,3 kWh/100 km). Mit beiden Anbauten – Dach- und Heckträger – steigt der Verbrauch des E-BMW bei 100 km/h um 19 Prozent auf 23,5 kWh pro 100 Kilometer. Dadurch sinkt die maximale Reichweite von 533 Kilometern (ohne Aufbauten) auf 447 Kilometer (-16 %). Wer allerdings 130 km/h als Reisegeschwindigkeit wählt, kommt mit dem iX maximal nur noch 300 Kilometer weit.
Die Limousine Polestar verbraucht unbeladen mit 19,3 kWh pro 100 Kilometer etwas weniger als der BMW iX, kommt aber mit Anbauten aerodynamisch schlecht zurecht. Die Folge: Mit Heckträger und Fahrrädern steigt der Verbrauch auf 24,0 kWh/100 km (+24 %), mit der Dachbox auf 24,3 kWh/100 km (+26 %). Mit beiden Aufbauten verbraucht der Polestar 26,4 kWh auf 100 Kilometer, das sind 37 Prozent mehr als ohne Dachbox und Heckträger. Dadurch sinkt die maximale Reichweite von 404 auf 295 Kilometer (-27 %). Bei 130 km/h Reisetempo schafft der Polestar nur noch 203 Kilometer.
Der Mercedes-Diesel erreicht mit Abstand die größten Reichweiten. Ohne Anbauten verbraucht der C220 dT bei 100 km/h 4,2 l Diesel, die Reichweite beträgt dank des 66-Liter-Tanks 1571 Kilometer. Mit Dachbox und Heckträger steigt der Verbrauch auf 5,5 l/100 km, die Reichweite ist mit 1200 Kilometern aber noch groß. Bei 130 km/h Reisegeschwindigkeit verbraucht das T-Modell 7,8 l Diesel auf 100 Kilometer, macht noch eine Reichweite von 846 Kilometern.
Im Vergleich der Verbrauchskosten ist der Diesel laut dem Test mit Abstand die günstigste Alternative. Bei 100 km/h liegen die Dieselkosten demnach bei 8,91 Euro mit Dachbox und Heckträger (Liter-Preis: 1,62 €), während mit dem Elektro-BMW unter gleichen Bedingungen schon 12,93 Euro fällig werden (Stromkostenannahme von 55 Cent/kWh). Beim Polestar sind es 14,52 Euro.
alupo meint
Der BMW und der Polestar sind ja echte Schluckspechte, auch ohne Dachbox etc.. Aber das ist ja schon lange bekannt und bei diesen cw Werten auch nicht anders zu etwarten.
Ich verbrauche mit meinem Oldie seit fast 7 Jahren und 130.000 km 15,2 kWh/100km im Mittel und das incl. aller Winterfahrten und Allradantrieb.
derJim meint
Die eigentliche Headline der Nachricht müsste sein: „Selbst ineffiziente BEV sind bei 130 km/h mit Dachbox und Heckträger effizienter als kleineres Fahrzeug mit Diesel bei nur 100 km/h ohne Dachbox und Heckträger.“
Leider musste ich die Daten dafür erstmal berechnen, da sie nicht mit dem Artikel veröffentlicht wurden (ein Schelm wer böses Denkt).
ohne,100 Da+He,100 km/h Da+He, 130 km/h
Diesel: 41,16 53,9 (+30,9%) -> 76,44 (+85,7%), alles kWh
iX: 19,7 23,5 (+19,2%) -> 36 (+82,7%), alles kWh
Polestar2: 19,3 26,4 (+36,7%) -> 38,42 (+99%), alles kWh
Berechnet mit
xDrive50 = 108,8 kWh
Polestar 2 = 78 kWh
Diesel = 9,8 kWh/Liter
Schon ineffiziente Diesel können mit Aufbauten, Beladung und höherer Geschwindigkeit auch keinen Vorteil ggü. den schon deutlich effizienteren BEV bei den Verbrauchssteigerungen erzielen. Der Verbrauch steigt bei beiden Antriebsarten etwa gleich stark an, beim Verbrenner starten diese aber schon von einem extrem hohen Level. Somit werden sie ähnlich viel schlechter wie deutlich größere BEV unter den gleichen Bedingungen. Eigentlich sollte man meinen können, dass durch den schon deutlich höheren Energieeinsatz zumindest die Verbrauchssteigerung geringer ausfallen würde als bei BEV. Das ist aber nicht zu sehen.
Andi EE meint
Katastrophe ist natürlich, dass der Diesel günstiger als Elektro ist. Das darf einfach nicht sein. Wenn man nur einen Funken Verstand hat, muss das was uns zerstört teurer sein. Unfassbar, dass man diesen Missstand nicht endlich behebt.
Diese toxischen Kompromisse machen den ganzen Umbau zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Gesellschaft, einfach zur Farce. Das wäre für mich das Allerwichtigste, dass ,an einen Mechanismus einführt, dass die Verbrennung immer teurer als den elektrischen Weg macht.
Dann zum Umstand, dass ein Fahrzeug mit fetter Stirnfläche prozentual weniger unter einem zusätzlichen Objekt was Luftwiderstandberzeugt, leidet, dürfte wohl niemand erstaunen. Der prozentuale Zuwachs ist selbstverständlich viel kleiner. Beim Lkw mit der Schrankwand wäre es noch viel weniger. 😄
Ein M3 würde prozentual viel mehr leiden, das ist doch klar. Die Konstruktion die am wenigsten leidet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schlechteste.
Lorenz Müller meint
Hier wird wieder mal mit viel zu hohen Strompreisen gerechnet. 0,55€/kWh zahlt ein Endbenutzer, der sich auf eine solche Reise begibt sicherlich nicht, außer ihm ist es absolut egal. Wenn man einfach nur dumm an der Autobahn Diesel tankt, kriegt man den auch nicht für 1,62€/liter. Ich kann daher nicht verstehen, warum man bei den Strompreisen nicht versucht, die günstigste (für die Mehrheit zugängliche) Methode zu wählen. Sprich: Erster Streckenabschnitt mit heim Strom (ca. 0,27€/kWh), zweiter und dritter Abschnitt mit entsprechendem Ladetarif (0,35€/kWh – 0,39€/kWh). Da kommt man im Schnitt mit ca. 0,35€/kWh raus. Der Elektro BMW würde damit dann unter dem Diesel liegen.
Andi EE meint
Das stimmt.
Trotzdem wäre das Delta zu Gunsten der Elektrolösung sehr klein. Wenn ich den Umschwung fördern will, braucht es ein klares Preissignal.
derJim meint
Dafür ist der Polestar Verbrauch aber erstaunlich nah am iX dran finde ich. Der ist vllt. einfach nicht so effizient entwickelt.
Thim meint
Irgendwie hat hier auch niemand Lust die 7,8 Liter Diesel in kWh umzurechnen. Diese 76 kWh, die er dafür in fossilen Energieträgern verschwendet, gehen ja mal gar nicht. Dann heizt lieber damit, das ist effizienter… Mit dem Elektroauto habe ich wenigstens die Chance, langfristig den Verbrauch auch in größeren Maßstab klimaneutral zu bekommen, mit dem Diesel nicht.
Peter meint
Das habe ich unten bereits erledigt.
BTW: AMS gibt 4,2l als „normaler Verbrauch“ an, der ADAC ermittelt 5,5l im Ecotest für das Modell
Michael meint
Wir fahren bald wie letztes Jahr mit 2 Ebikes hinten dran mit dem Enyaq 1200km in Urlaub. Verteilt auf 2 Tage. Pause werden wir wieder alle 250km machen, dann brauchen wir auch eine.
M. meint
Ist aber auch alles Kappes.
Erstmal ist „beladen“ keine Geschwindigkeit. Wie schnell ist „beladen“? 80? 120?
Und dann fährt niemand damit 130 km/h.
Doch, sicher: man kann auch 150 km/h fahren. Aber nicht als Schnitt, nicht im realen Straßenverkehr. Und das wird für die Reichweite ja unterstellt.
Ich bin heute Morgen 220 km gefahren, ohne die aktuell zusätzlichen Baustellen (also nur mit dem normalen Wahnsinn) hätte das 2:15 Std. gedauert.
Das wäre grob ein Schnitt von 100 km/h.
Ein Schnitt von 120 wäre schon nicht mehr realisierbar.
Sicher gibt es auch andere Strecken, und Nachtfahrten, und und und…
Aber normal ist das für die meisten Situationen nicht.
Und dann: wer einen BMW iX fährt, der kann zu Hause laden – ziemlich sicher. Das sind ohne eigene PV 29 ct., das interessiert für die Urlaubsfahrt dann echt keinen Menschen.
Die 1,62 € für Diesel habe ich diesen Monat noch nicht gesehen. Außerdem vergleicht man einen riesigen SUV mit über 500 PS mit einer C-Klasse 220 Diesel. Ist das ernst gemeint? So kann man sich alles konstruieren.
Ich glaube schon, dass der Test technisch ordentlich durchgeführt wurde.
Nur die Schlussfolgerungen passen trotzdem nicht.
Thrawn meint
Was lernen wir daraus?
Ein Kombi braucht weniger Energie als ein übergroßer SUV- erstaunlich!
Und
Die deutschen Hersteller wollen / können keine effizienten Elektroautos bauen. Stattdessen nur fettsüchtige SUVs, die solche riesen Räder brauchen, damit sie genug Reibungsfläche bieten, um die Masse der Fuhre um die nachste Kurve biegen zu können – mit entsprechendem hohen Rollwiderstand und Verbrauch.
Der Polestar könnte sicher viel weniger brauchen, wenn er keine solchen Mühlräder hatte. Das wird aber leider immer noch als chic empfunden. drum muss das wohl so sein.
M. meint
Es gibt durchaus auch effiziente BEV aus Deutschland – nur muss AMS die dann auch testen.
E-Kombis sind aber insgesamt selten, nicht nur als Deutschland. Der MG5 ist da reichweitentechnisch aber keine Hilfe. Da wären nicht mal 200 km gegangen…
Der Polestar hat ein cW-Problem. Da ist am Luftwiderstand mehr zu optimieren als am Rollwiderstand.
Sandro meint
Den Taycan Cross Tourismo gibts mit Hängerkupplung bzw. Heckträger
M. meint
Ist jetzt halt auch nicht der übliche Familienwagen ;-)
Schlumpf7 meint
Die dt. OEMs sind schon seid einiger Zeit eher Margen- als Kunden-orientiert.
Modelle die guten Gewinn versprechen (z.B. Kundenliebling VW Touareg )
werden eher weiter entwickelt und verkauft als E-Fzge. und normale PKWs.
Wenn man ein E-Modell mit Dachlast möchte, fängt man bei der Preisklasse
ID.4 an.
Früher sah man zwei oder drei Autotransporter mit VW und Audis, heute
reihenweise Teslas, KIA und Hyundai-Modelle. Sind auch eher im Preisrahmen.
Peter meint
Wir lernen daraus, dass wir Diesel kaufen sollen. Der Schreiberling hieß bestimmt Dieter.
Apropos Diesel: ein Anstieg von 4,2l auf 5,5l mach ein Plus von 31%.
Oder Diesel in kWh (um-)gerechnet: von 41kWh auf 54kWh.
Gott sei Dank ist uns Effizienz egal.
Ich wundere mich eigentlich, warum sie nicht noch einen Wohnwagen angehängt haben.
derJim meint
Vor allem ist der Verbrauch der Dieselmöhre bei 130 km/h zu 100 km/h sogar 85,7% mehr. Das wird im Test aber nur bei den BEV angegeben, beim Diesel nicht mehr, komisch… Das scheint also absichtlich so zu sein. Nachher sieht man noch, dass das BEV nicht nur absolut Energieeffizienter sind, sondern auch weniger schlechter werden bei Beladung und schnellerem Fahren.
Freddy K meint
Der id.4 braucht 16,5kWh/100km. Was ist da nicht effizient? Ein Y braucht auch nicht weniger. Ein Vergleichsdiesel braucht da viel mehr.
Oder ein e-tron. Im Schnitt im Sommer bei max. 140 auf AB 22kWh. Für das Fzg sehr wenig. Ein Q8 verbraucht da wahnsinnig mehr. Oder BMW iX. 19kWh. auch effizient
Ja, man könnte es mit nem Citigo vergleichen. 9,5kWh… Max 125km/h auf AB.
Und nein, nix aus den Fingern gesogen. Alle Fahrzeuge im eigenen Bestand…
Dagobert meint
Keine weitern Fragen, vielen Dank Auto Motor und Sport.
So war ich kürzlich erst im Pfingsturlaub: Dachbox plus Hecktäger mit 2 MTBs, Reisegeschwindigkeit 120-130 km/h. Mit dem gleichen Aufbau werde ich auch in den Sommerurlaub fahren, gute 700 km.
Anzumerken wäre noch, dass es sich bei den Angaben um die theoretische Reichweite von 100-0% handelt. Bleiben beim Polestar als realistische Etappe (80-10%) noch 142 km. Das wären für den Sommerurlaub mal eben ~5 Ladestopps zu je ~30min.
Ein schlechteres Produkt zu höheren Anschaffungskosten. Da wird ohne Zwang bei den meisten Kunden kein Blumentopf zu gewinnen sein.
Die Energiekosten mitteln sich für Garagenlader über das Jahr raus, daran würde ich kein Fass aufmachen – Im Mittel lädt man sicherlich billiger als man tankt.
Draggy meint
Konstantfahrt auf einer abgesperrten Rundstrecke ohne Höhe oder Tiefe ist halt das Eine, ein Stau und Dichter Verkehr Pässe rauf und runter nochmal was ganz Anderes.
Und dass der Diesel bei 100 auf 130 seinen Verbrauch fast verdoppelt ist auch eher extrem schlecht.
Mit 160 waren das schon über 15l auf 100km und die berühmte 200km/h Fährt geht dann auf die 40l auf 100km zu.
Also alle 150km wieder an die Tanke.
Dagobert meint
Wer mit Dachbox und Heckträger 200 km/h fährt hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Selbst 160 km/h werden da schon unangenehm, alleine schon wegen der Windgeräusche. Da lassen wir jetzt mal einfach außen vor, dass die Hersteller Dachboxen und Heckträger (in der Regel) nur bis 130 km/h zulassen.
Das sage ich als jemand der mit dem Firmenwagen auch mal 240 km/h Nachts durchfährt…
Für die Urlaubsfahrt ans Mittelmeer und Atlantik für mich als Süddeutscher ohnehin nicht wahnsinnig interessant, spätestens nach 100 km/m schieben die Schweiz oder Frankreich dem zügigen Vorankommen einen Riegel vor.
Verbräuche jenseits der 12 l /100 km habe ich im Diesel noch NIE erreicht, auch nicht bei der oben beschriebenen Fahrt im Dienst-Diesel. Man muss sich schon wirklich bemühen einen modernen Diesel auf einer langen Strecke über 10 l / 100 km zu bekommen.
LMausB meint
„… 240 km/h Nachts …“
Und Du meinst Deine Latten sind fester??
Hoffe Du begegnest mir niemals!
Denken vorm Handeln hilft. Meistens.
Futureman meint
240kmh als Reisegeschwindigkeit kann auch nur Diesel-Dietern aus Deutschland als tolles Reisen einfallen. Zum Glück gibt es das in 99% der anderen Länder der Welt nicht.
Henrie meint
Deshalb leben wir ja auch so gerne in Deutschland, und nicht in diesen 99% der restlichen Länder.