Die zum chinesischen Great-Wall-Konzern gehörende Elektroauto-Marke Ora bietet seit diesem Jahr in Deutschland ihren Kompaktwagen Funky Cat an. Der ADAC hat nun im Rahmen eines Tests einen Sicherheitsmangel des Fahrzeugs festgestellt.
Normalerweise kappten Elektroautos den Stromfluss, wenn das Fahrzeug mit dem Funkschlüssel aufgesperrt und dabei auch das Ladekabel zum Abstecken entriegelt wird. „Beim Ora Funky Cat ist das allerdings nicht so. Der Strom fließt trotzdem weiter – auch wenn der Stecker entriegelt worden ist und abgezogen werden kann“, bemängelt der ADAC.
Werde der Stecker „unter Last“ gezogen, komme es zum Funkenflug. Zudem sei beim Test „ein deutliches Knallgeräusch“ zu hören und Schmorgeruch wahrzunehmen gewesen. Langfristig könne das zu verschlissenen Kontakten und Erhitzung der Kontaktflächen führen, so die Testingenieure des Automobilclubs. Man bewerte das beschriebene Verhalten beim Entriegeln des Typ-2-Steckers als nicht zulässig, es stelle ein Sicherheitsrisiko dar, erklärt der ADAC.
Der Importeur des E-Autos teilte dem Club auf Anfrage mit, dass Great Wall Motor bei der Entwicklung und der Homologation des Ora Funky Cat „sehr eng mit dem TÜV“ und dem Entwicklungsdienstleister IDIADA als unabhängiger Prüf- und Qualitätssicherungsorganisation zusammengearbeitet habe. „Die Sicherheit der Fahrzeuginsassen hat jederzeit höchste Priorität.“ Der Hersteller habe dem Importeur bestätigt, dass die Ladetechnologie „in vollem Umfang den geltenden Vorschriften und Normen (R100, IEC-62196-1/2/3, IEC-61851-1 usw.) entspricht und das Laden des Fahrzeugs unter den beschriebenen Voraussetzungen und gemäß den geltenden Standards für den Nutzer sicher ist“.
Der ADAC teilt diese Einschätzung nicht und hat das Kraftfahrt-Bundesamt über die Testergebnisse informiert. Zudem fordert der Autoclub den Hersteller auf, die Funktion zur Entriegelung des Ladeanschlusses und zur fahrzeugseitigen Beendigung eines Ladevorgangs „umgehend zu überarbeiten und ein Entriegeln ohne vorherige Trennung vom Stromnetz technisch auszuschließen“.
Der Ora Funky Cat wird hierzulande für 38.990 Euro angeboten. Dafür gibt es ein kompaktes Elektroauto mit 48-kWh-Batterie für 310 Kilometer pro Ladung gemäß WLTP-Norm. Mit der Leistung von 126 kW (171 PS) geht es in 8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und weiter bis Tempo 160.
Jeff Healey meint
Das ist schon etwas ernüchternd:
Wie unten schon mehrfach geschrieben wurde, sind die Preise für den Ora, zurückhaltend formuliert, selbstbewusst.
Bei solchen Preisen sollte die technische Seite keine so offene Flanke zeigen.
Stefan Weilhartner meint
bei VW regt man sich ja schon auf daß die preise überzogen sind.
um 40k€ bekommt man einen ID.3 mit 10kWh mehr batterie. ich glaub da ist der funky cat mit 39k€ etwas zu teuer positioniert. die chinesen treten mit ihren reiskochern schon ziemlich selbstsicher bei den preisen in D auf.
und das mit solchen „kinderkrankheiten“ im hochvoltsystem. da bin ich gespannt, ob sie sich da nicht selbst ins bein schießen.
Daniel S meint
Kann das Problem mit einem OTA Update behoben werden?
M. meint
Ich denke schon. Ich kenne die OTA-Fähigkeiten des Ora nicht, aber da es nur eine SW-Funktion ist, sollte es bei OTA-Fähigkeit gehen.
alupo meint
Das kommt darauf an, ob überhaupt ein mechanischer Schalter verbaut wurde der elektrisch angesteuert wird (Relais). Und wenn er verbaut wurde, ob er elektronisch gesteuert per Software ansteuerbar ist. Letzteres vermutlich ja. Aber ersteres vermutlich nein. Wenn es so ist wie bei vielen chinesischen Invertern bei Balkonkraftwerken, dann fehlt eine solche Abschalteinrichtung (der virgesehene Platz auf der Platine ist leer und dort gibt es nur Drahtbrücken als Ersatz) und da ist dann mit Software gar nichts zu machen. Deren Zulassung war ab Import nicht gegeben und dessen Betrieb nicht erlaubt (obwohl es eine funktionierende elektronische Abschaltung gibt, die deutlich schneller abschaltet als die 0,2 s gemäß Vorschrift).
M. meint
Was meinst du?
Einen Schalter für die Verriegelung? So wie ich das verstehe, geht es ja darum, dass die Verriegelung immer entsperrt wird, wenn man ein BEV „aufschließt“ (also die Türen entsperrt).
Dann muss allerdings der Stromfluss unterbrochen werden für den Fall, dass der Stecker abgezogen wird. Der Stromfluss wird über das BMS gesteuert (bei AC, bei DC de facto über die Ladestation, aber die ist „Befehlsempfänger“ des BMS). Demnach müsste es möglich sein, hier eine Funktion zu implementieren, dass der Stromfluss durch das BMS gestoppt/ unterbrochen wird, sobald die Türen entriegelt werden.
Vielleicht verstehe ich dich aber falsch.
Jedenfalls ist es indiskutabel, dass hier beim Steckerziehen Funken fliegen. Nicht jeder Autofahrer ist technisch bewandert – das ist auch nicht sein Job. Wenn ich mit dem Bus fahren will, brauche ich ja auch keinen Bus-Führerschein.
Wenn (falls!) dieses Verhalten nicht per SW-Update oder Rückruf abzustellen ist, ist der Betrieb zu untersagen. Da gibt es nichts zu tolerieren.
McGybrush meint
Krass.
11kW unter Last abziehen zu können ist für niemanden gut. Egal ob erlaubt oder nicht.
Das für den Ladestecker schlecht, für die Ladesäule schlecht, für die Ladebuchse schleckt, für den Akku und der Ladeeinheit im Auto schlecht.
Man kann das ja ohne jeglichen Nachteil beheben. Liegt ein Ladestrom an wird der Stecker nicht entriegelt.
Wird der Stecker entriegelt wird die Ladung davor unterbrochen.
Auch ingeneure bei Great Wall Motor würden da zusammenzucken. Muss mit Sicherheit ein Bug sein. Das würde niemand der mit Elektrik was zu tun hab mit Absicht so konstruieren.
bs meint
Nicht ganz richtig. Auch beim normalen Ladeende wird der Strom mittels einem Schalterrelais hard abgeschaltet. Aber in einem kontrolliertes Umfeld (im Relais). Macht man es beim Steckerziehen, dass sind die Funken in einem unkontrolliertes Umfeld. Führt dort dann auch zum Einbrennen und Verschleiß. Ein Schalterrelais ist halt dafür gebaut, die Funken so zu lenken, dass sie keinen bzw. so wenig wie möglich Schaden auf den eigentliche Kontaktflächen verursachen. Somit hätte TUV recht, dies zu bemängeln.
Übrigens, wer kauft so einen Karre, wenn man einen wesentlich besser ausgestatteten Tesla M3 für nur wenige T Euro mehr kaufen kann.
M. meint
„wer kauft so einen Karre, wenn man einen wesentlich besser ausgestatteten Tesla M3 für nur wenige T Euro mehr kaufen kann.“
Weil:
– er die wenige T Euro mehr nicht hat oder ausgeben will
– andere Erwartungen an ein Auto hat (kürzer, Heckklappe, Wendekreis, usw.)
– „besser ausgestattet“ einer recht freien Definition von „besser“ bedarf
– jemand mit einem Tesla aus anderen Gründen nicht klarkommt
Soll es ja alles geben – liegt für manche halt komplett außerhalb ihrer Vorstellungskraft.
Franz mueller meint
Gibt’s überhaupt eine Privatmann in Deutschland, der 40.000€ für diese Mühle bezahlt? Kann ich mir nicht vorstellen, deswegen ist es ja vollkommen egal ob sich das Auto normgerecht verhält oder nicht
Max meint
Leasingraten für die Dinger sind ganz gut – und für manch „Öko-Mutti“ sieht er ja ganz „süß“ aus. Mein Fall ist es auch nicht, sehe aber in München schon ein paar rumfahren. Als Zweit-/Drittwagen je nach Größe der Familie vielleicht ganz gut.
Powerwall Thorsten meint
Komisch, daß die „Deutsch“- Fraktion hier wieder ein großes Problem sieht – eigentlich aber auch wieder nicht verwunderlich – denn wenn bei VW „das Dach brennt“, dann ist natürlich jeder Fehler bei der Konkurrenz ein gefundenes Fressen.
M. meint
Wäre das Problem bei einem VW aufgetreten, wärst du aber bei den ersten gewesen, die die Hände (virtuell) über dem Kopf zusammengeschlagen hätten, weil VW jetzt seine Kunden umbringen will.
Das ist abzustellen, und sobald es abgestellt ist, hat das so zu bleiben, und dann ist der Fall erledigt.
Sandro meint
“ Es knallt und stinkt „, aber laut Great Wall alles in Ordnung!
Na dann ….
McGybrush meint
Es ist ein MEGA Problem. Nicht ohne Grund tritt dieses Problem bei keinem anderen eAuto auf. Denn sie wurden so gebaut das man unter Last kein Stecker ziehen kann.
Die Verriegelung macht keinen Sinn wenn sie unter last nicht verriegelt ist.
Wofür soll die jetzt noch nötig sein wenn nicht genau für diesen einen Grund?
Freddy K meint
Natürlich. Hier geht’s mal nicht um mimimi sondern um Gesundheit. Und das trennen der Leitung unter Last ist, insbesondere bei Gleichstrom, zu verhindern. Da in den Ladesäulen, Gleichrichter, Spuren und Kondensatoren verwendet werden muss mit dem ziehen des Steckers bis zum Entladen gewartet werden. Das ist nicht hübsch sonst. Und du würdest mauöen wenn deine Konzakte nach ein paarmal so verkokelt sind das nicht mehr geladen werden kann.
Von dem abgesehen das bei Starkem Regen…… Brutzel britz….
Du siehst ja schon ein weltumspannendes Riesenproblem wenn bei VW ein Staubkörnchen auf der Scheibe liegt….
Werner Mauss meint
So wie ich das lese, handelt es sich lediglich um einen Softwarebug. Bei vielen E Autos wird unsinnigerweise die Ladung beim Öffnen des Fahrzeugs unterbrochen, warum auch immer. Auch verlangen viele Kunden aus Bequemlichkeit die Ladeunterbrechung per Schlüssel was ja durchaus Vorteile bietet. Das Problem das hier beschrieben wird, tritt ja nur bei den, ich nenne sie mal Steckerreißer, auf. Bei einem ordentlich beendeten Ladevorgang an der Säule oder im Fahrzeug tritt dieses Problem ja nicht auf. Leider muss auch hier wieder auf den dü…..ten Nutzer, der übrigens auch oft für die kaputten Stecker verantwortlich ist, Rücksicht genommen werden. Bei manchen Zeitgenossen muss man an den Ladesäulen nur den Kopf schütteln.
Jörg2 meint
Wenn nicht mehr gefunden wurde, wird ein SW-Update auch den ADAC beruhigen können.
Kennt jemand die in D geltenden Regelungen, ab welcher Energiestärke eine Steckverbindung nur stromlos gezogen werden darf (vom unbedarften Laien)?
Freddy K meint
DIN EN 60204 Unterpunkt 13.4.5 ….
Du kannst ja auch einen 63A Stecker prinzipiell unter Last ziehen. Bei Wechselspannung. Dort dient die Verriegelung hauptsächlich zur Diebstahlsicherung.
Bei Gleichspannung sieht das ganze wieder anders aus. Dort können gefährliche Lichtbögen entstehen. Desweiteren muss auch die noch vorhandene Spannung (bedingt durch Spulen und Kondensator) gegen Potential abgeleitet werden. Und du willst mit Sicherheit nicht dazwischen sein.
Ja, Verriegelung muss bei Gleichspannung unbedingt sein.Es könnt ja auch mal regnen… Und dann machts britzel, huiuiuiui, brutzel, blamm.
Stefan meint
Im Artikel geht es um Stecker ziehen bei Wechselspannung.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Und was möchtest du uns damit sagen?
Torsten meint
Vielleicht, dass es ungefähr mit dem Ziehen eines CEE-Steckers bei laufender Kreissäge vergleichbar ist.
Sandro meint
Laut Great Wall ist ja alles in Ordnung, also wird auch nichts geändert. Von einem SW Update ist auch nicht die Rede. “ Es knallt und stinkt “ also weiter ….
M. meint
Woher stammt diese Aussage?
WENN es so wäre, wären die Autos stillzulegen, bis es behoben ist. Zusätzlich Verkaufsstop für den gleichen Zeitraum.
Manchmal wirkt sowas. Bei einer Wallbox hat das in Schweden (glaube ich) funktioniert.
Daniel meint
Bin mal gespannt, was bei den ganzen Chinakrachern noch so rauskommt. Erst Deye Wechselrichter ohne Trennschalter, jetzt Ora. Aber alle haben gültige Zertifikate, dass sie unseren Normen angeblich entsprechen.
Freddy K meint
Im Prüfzertifikat bei Deye z.b. steht drin das er das Relais hat. Wenn man es hinterher weglässt, haben die Prüfinstitute nicht das Bummerl… Das nennt man einfach Betrug vom Hersteller am Kunden.
Ich hab jetzt das PZ vom Ora nicht, aber wenn bei den Z-Meldungen die Prüfung als i.O. drin ist, was ich vermute, haben die halt nen Bug in die Serie mit reingeproggt. Muss es halt nen Update geben. Ohne Verriegelung geht’s nicht.
Tommi meint
Und erst bei den deutschen Autos. Da kommen bestimmt auch eine ganze Menge Fehler hoch. Wobei die deutschen Autohersteller natürlich moralisch besser sind und nie schummeln würden, gell?
M. meint
Es steht dir ja frei nachzuweisen, dass ein ID.4 dieses Verhalten auch zeigt.
Oder du suchst dir einen andern Bug, der dich grillen kann.
Dann kannst du meckern!
Anti-Brumm meint
Egal ob der TÜV oder der Hersteller versagt hat: Das ist ein absolut inakzeptabler Mangel.
Trotzdem wäre es interessant zu wissen, ob diese Anforderung Teil des Homologationsprozesses ist. Bei einem Auto um knapp 40.000€ wäre das jedenfalls zu erwarten.
Bin gespannt, welchen lebensgefährlichen Unsinn wir noch so zu hören bekommen.
M. meint
Das grundsätzliche „Problem“ ist ja, dass das Verhalten mit einem einfachen SW-Update geändert werden kann, daher ist es später schwer nachzuvollziehen, ob das Problem bei der Zertifizierung bestand oder nicht.
Genauso schnell sollte es aber auch wieder abzustellen sein.
OpaTesla meint
exakt.
Softwareupdate, dass die Verriegelung des Steckers (muss es geben, sonst würde der Ladevorgang nicht starten) erst durch aktive Entriegelung geschehen kann.
Fall erledigt.
Christian meint
Merkwürdig, daß das noch keinem der YT BEV Kanäle aufgefallen ist.
elbflorenz meint
Weil nur die wenigsten Youtuber einen Ladetest mit AC machen. (Habe ich zumindest noch nie gesehen)
Es wird fast immer nur eine Ladetest mit DC CCS gemacht. (inkl. Ladekurve)
Und bei CCS gab es das Problem wohl nicht.
Tommi meint
Beim normale Verhalten fällt das auch nicht auf. Wenn ich mit dem Laden fertig bin, dann beende ich erst den Ladevorgang und ziehe dann den Stecker raus. Da würde das Problem nicht auftreten. Daher wundert es mich nicht, dass das nicht so leicht auffällt.
bpehrdi meint
Das ist definitiv Teil der Freigabetests der Ladebuchse. In der Regel hat man ja genau den höchsten Aufwand was Tests für Sicherheit und Fail Safe angeht. Kann ja trotzdem ein sporadischer Fehler sein, wer weiß. Trotzdem sehr ärgerlich und medial peinlich.
Grundsätzlich sind Fehler in HV System als sehr kritisch zu sehen. Wenn sowas oberflächliches schon Probleme bereitet wie siehts mit dem Rest aus?
Torsten meint
Ja, ist Scheiße, das darf nicht passieren. Ein Fehler im HV-System scheint jedoch nicht vorzuliegen.