Der chinesische Elektroautobauer Nio strebt laut einem Bericht eine Investition von Mercedes an. Das Start-up könnte den Schwaben im Gegenzug Technologieunterstützung geben, schreibt Reuters unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen.
Nio-Gründer und -Chef William Li habe die mögliche Zusammenarbeit Anfang des Jahres mit dem CEO von Mercedes Ola Källenius erörtert, so die Nachrichtenagentur. Er habe vorgeschlagen, dass der etablierte Hersteller in sein noch defizitäres Unternehmen investiert, das dafür Forschungs- und Entwicklungskapazitäten mit Mercedes teilt. Konkret seien die Manager damals aber noch nicht geworden.
Bei Mercedes stoße die von Nio ins Spiel gebrachte Kooperation der beiden Autohersteller auf Widerstand, heißt es weiter. Wann eine finale Entscheidung darüber getroffen werden könnte, sei unklar. Nio bestritt auf Anfrage von Reuters, mit Mercedes über eine Zusammenarbeit gesprochen zu haben. Mercedes sagte, dass es zwar keine Pläne für eine Zusammenarbeit gebe, aber Ola Källenius „in einem regelmäßigen Dialog mit verschiedenen Branchenführern und Kollegen, einschließlich William Li“, stehe.
Mercedes hat wie andere etablierte Hersteller bei Elektroautos anfänglich gezögert. Mittlerweile hat der Hersteller jedoch aufgeholt und bietet diverse Vollstromer an. Auf die für die Oberklasse-Baureihen EQS und EQE entwickelten Plattform EVA2 folgt bis Mitte des Jahrzehnts die für Batterieantrieb optimierte Architektur MMA. Mit der für kompakte und mittelgroße Modelle ausgelegten MMA verspricht Mercedes einen weiteren Technologiesprung.
Mercedes in China noch mit Nachholbedarf
In China läuft es für das deutsche Unternehmen bei Elektroautos noch nicht annähernd so gut, wie es Mercedes bei Verbrennern gewohnt ist. Das liegt laut Branchenkennern daran, dass es wie andere Traditionshersteller die Vorlieben und Eigenheiten des weltgrößten Automarkts noch zu wenig berücksichtigt. Dort haben die Kunden vor allem im Digitalen und bei der Konnektivität andere Ansprüche als Europäer und Amerikaner.
Nio könnte Mercedes helfen, den chinesischen Markt mit Elektroautos besser zu adressieren und dort pionierte Technologien zu exportieren. Auch andere deutsche Konzerne wie BMW und Volkswagen vertiefen ihre Kooperationen mit Unternehmen aus der Volksrepublik. Bei der Tochter Smart setzt Mercedes bereits auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit Geely, das die künftigen Autos der Marke in China entwickelt und produziert.
Gegen eine Zusammenarbeit mit Nio wehren sich laut Mercedes vor allem die Forschungs- und Entwicklungs- sowie Strategie-Abteilung. Die Sorge ist demnach, dass eine Technologie-Kooperation das Image der deutschen Premiummarke schwächen könnte. Auch, dass die zwei größten Einzelaktionäre von Mercedes chinesische Unternehmen sind (BAIC und Geely), könnte nach Meinung einiger ein Problem darstellen.
Nio gilt als das Tesla Chinas und verkauft dort schon in größeren Stückzahlen Elektroautos. In Europa ist das Unternehmen under anderem bereits in Deutschland mit ersten Modellen am Start. Noch macht das Start-up hohe Verluste, weil es viel in neue Technologien, Modelle und den Export investiert. Dazu gehören auch Ausgaben für international aufgebaute Batteriewechselstationen.
David meint
Ich weiß nur nicht, welche Technik Nio versteckt hält, die für andere interessant sein kann. Aktuell fahren die Autos jedenfalls alle mit 400 V und die Verbräuche sind durchschnittlich, auch von der Software her ist das alles nicht unbedingt führend. Dass Mercedes im Moment liquide ist, ist dagegen kein Geheimnis durch die vielen AMG Brudis.
BEV meint
Die Wechselstationem könnten für große Autos interessant sein …
Aber viele gibt es ja noch nicht
Und der bessere Zugang zum Chinesen Markt, evtl. bessere Kondition beim Einkauf in China
Angestellter meint
Vollkommen richtig. Und die Nio Wechselstationen sind meiner Meinung nach nach vollständiger Blödsinn. Das kostet nur Unmengen an Geld und erübrigt sich sowieso bald, durch immer schnellere Ladetechnologien. Das Design der Nio Fahrzeuge ist wirklich gut, aber auch nur weil Designer aus Deutschland hier das Ruder übernommen haben. Ich hoffe Mercedes lässt wirklich die Finger davon, denn Chinesische Firmen werden immer mehr zum Risiko. In Russland haben sich ja auch sämtliche Beteiligungen Deutscher Autobauer in Rauch aufgelöst…
alupo meint
Ohje, ich hoffe dass es Daimlers Forschungsabteilung auch ohne weitere Unterstützung von chinesischen Firmen schafft. Die beiden größten Eigentümer sind bereits Chinesen. Und jetzt noch ein Dritter.
Andererseits bin ich felsenfest überzeugt, dass Nio massive Kostenprobleme bekommt durch ihr Wechselakkusystem bzw. diese Probleme bereits hat (sie brauchen jetzt frisches Geld, und Daimler hat durch ihre laufenden Verbrennerverkäufe solches).
Und richtig, wenn Daimler einem Wettbewerber finanziell aus der Patsche hilft dann doch nur, weil sie im Gegenzug nur so an wichtige Dinge herankommen (war mit Tesla auch so). Daimlers Forschungschef hat Recht wenn er um diese Peinlichkeit besorgt ist wenn sie erst öffentlich wird.