Der Autovermieter Hertz hat im vergangenen Jahr mit einer Bestellung von 100.000 Elektroautos bei Tesla für Aufsehen gesorgt. Auch mit anderen Modellen wollte das Unternehmen seine E-Flotte deutlich ausbauen – die Pläne werden nun aber zurückgefahren.
Man werde den Anteil von Elektroautos langsamer ausbauen als zuvor erwartet, sagte Firmenchef Stephen Scherr bei der Vorlage von Quartalszahlen, berichtet Finanzen.net. Ein Problem sei, dass die wiederholten Preissenkungen von Tesla auch den Wiederverkaufswert der zuvor gekauften Flottenfahrzeuge gesenkt hätten. Zudem seien Schadenreparaturen bei Elektroautos in etwa doppelt so teuer wie bei Verbrennern.
Hertz hatte im vergangenen Quartal insgesamt gut 562.000 mietbare Fahrzeuge weltweit, darunter rund 442.000 in den USA. Elektroautos hätten einen Anteil von etwa 11 Prozent an der Hertz-Flotte – und Tesla machten 80 Prozent davon aus, erklärte Scherr. Der Konzern habe zwar zuvor das Ziel ausgegeben, dass bis Ende 2024 ein Viertel der Flotte elektrisch sein soll – „aber das ist nicht in Stein gemeißelt“. Man wolle nun mehr günstigere E-Fahrzeuge von anderen Herstellern wie General Motors kaufen. Bei ihnen rechne Hertz auch mit geringeren Reparaturkosten. Auch bei Tesla werde man von den nun niedrigeren Einkaufspreisen profitieren.
Grundsätzlich halte Hertz an der Vorreiter-Rolle bei der Elektrifizierung fest, unter anderem weil man nur so das Geschäft mit Fahrzeugen lernen könne, betonte Scherr.
Nach den früheren Plänen wollte Hertz 50.000 der bei Tesla bestellten 100.000 Elektroautos für Fahrer des Fahrdienstvermittlers Uber in den USA bereitstellen. Weitere 25.000 Elektroautos sollten an Uber-Fahrer in europäischen Hauptstädten vermietet werden, darunter neben Tesla-Modellen auch E-Autos von Polestar. Der Autovermieter hatte mit Polestar die Lieferung von 65.000 Vollstromern vereinbart. Eine weitere Bestellung über bis zu 175.000 Stromer hatte Hertz bei General Motors getätigt.
Wie viele Elektroautos von welchem Hersteller in welchem Zeitraum im Rahmen der angepassten Strategie eingeflottet werden sollen, konkretisierte der Hertz-CEO nicht.
ShullBit meint
Vermieter haben ihre Autos aufgrund der Stückzahlen gern mit 20% Rabatt und mehr vom Hersteller bezogen. Nach 6-12 Monaten hat man die Fahrzeuge dann effektiv ohne Wertverlust abgestoßen. Die Autos selbst waren dadurch effektiv meist gratis für die Autovermieter. Das funktioniert bei Tesla per se nicht und wenn dann die Preise noch um 10.000 USD fallen, invalidiert das das gesamte Rechenwerk. Überschlägig: Wenn ich Fahrzeuge 12 Monate halte und 70% Auslastung habe, dann muss der tägliche Mietpreis um 40 USD steigen, wenn ich 10.000 USD zusätzlichen Wertverlust reinholen muss. Das ist schon ein Brett.
Andi EE meint
Das ist halt so, dass ein Autovermieter hier nicht gut abschneidet, während generell alle anderen Autokäufer die in den letzten paar Monaten gekauft haben, mehr Ware fürs Geld bekommen haben. Für die normalen Autokäufer sind fallende Preise ein Segen. Du willst jetzt aber nicht die Preise der OEM bei ihren Elektromobilen loben? 😄
Ja, dort wäre es nicht Hertz nicht so ergangen, dort ist das P/L stabil auf schlechtem Niveau. Aber ja, schlechtes P/L hätte zumindest hier den positiven Effekt der Werterhaltung.
South meint
Also ganz logisch ist die Argumentation irgendwie nicht. Wenn Tesla jetzt seine Auto 10T€ günstiger anbietet, dann wäre dass jetzt erst recht ein Grund einen Tesla anstatt die anderen Autos zu kaufen, welche ja im Vergleich teurer sind….also ich habe ja gerade ein gebrauchtes E Auto gesucht. Ein günstiger Tesla war (leider) nicht dabei…selbst bei 4 Jahren und 200Tkm stehen die noch bei Mitte 20T….vielleicht ein USA Problem?
sorvol meint
@South man kann davon ausgehen das ein Autovermieter rechnen kann und deshalb weniger Emörchen bestellt weil Verbrenner mehr Gewinn erwirtschaften und die bessere TCO haben.
ACHTUNG: das wird sich bis 2030 mit günstigen Akkus komplett ändern.
Swissli meint
Apropos: FINN wollte doch auch mal 12500 Sion von Sono Motors kaufen…. Absichtserklärung und so…
Thorsten meint
„Ein Problem sei, dass die wiederholten Preissenkungen von Tesla auch den Wiederverkaufswert der zuvor gekauften Flottenfahrzeuge gesenkt hätten. Zudem seien Schadenreparaturen bei Elektroautos in etwa doppelt so teuer wie bei Verbrennern.“
Aber die TCO, hat der in BWL gepennt?!? :-D
nie wieder Opel meint
Das bekannte Geschäftsmodell, als Großkunde über massive Mengenrabatte eher als Fahrzeughändler statt Vermieter seine Ergebnisse zu erzielen funktioniert eben nicht, wenn man diese Schnäppchenpreise – wie beim Kauf der Teslas – nicht erhält.
Das selbe beim Geschäft mit den Schäden. Diese werden ja in der Regel dem Mieter belastet, oder über horrende Versicherungspauschalen abgedeckt. Tatsächlich wird aber keiner der Schäden reguliert, die ramponierten Fahrzeuge werden veräußert. Restwert dann bei BEV mit Schäden erschreckend niedrig.
Oder zusammengefasst: Ja, hat gepennt.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Angesichts der zurückliegenden Preisanpassungen von Tesla beim Model S, hätte man solche Preissenkungen einkalkulieren müssen.
nie wieder was überhaupt meint
@nie wieder Opel Eautos haben eine hervorragende TCO :) :)
Du hast also nicht Recht.
nie wieder Opel meint
Ja, stimmt. Sagt unsere Buchhaltung, weniger Kosten. Der Rest ist mir Rille.
Wir sind aber auch kein Autohändler. Leasen, verbrauchen, und weg damit.
Swissli meint
Das Geschäftsmodell mit Vermietung an Uber Fahrer wäre wohl auch „langfristiger“ gewesen…. vielleicht so 24 Mt.? Je länger die Vermietung, umso höher das Risiko des Wertverlustes (und das ist bei BEV auf Grund der Technologieentwicklung noch höher). „Normale“ Mietwagen werden glaub so alle 6 Mt. wieder getauscht – also mehr „Autohändler“ als Vermieter.
Vielleicht waren für Hertz auch die höheren Zinsen das Killerkriterium für das Uber Tesla Geschäftsmodell – schliesslich ist dieses Business enorm fremdfinanziert (Hertz war ja bereits 2020 unter Gläubigerschutz).
David meint
Die TCO ist für einen Vermieter völlig uninteressant. Die Kosten im Betrieb zahlt der Mieter. Für ihn ist nur Kauf, Wiederverkauf – und Kosten im Schadensfall interessant. Letzteres ist eine Besonderheit dieses Gewerbes, denn auch wenn sie gegenüber dem Kunden so tun, haben sie keine Voll- oder Teilkasko abgeschlossen. Es wird sogar meist nicht repariert, aber die hohe Schadenskosten verursachen beim Ausflotten ein entsprechenden merkantilen Minderwert.
Hier schien es für Herz erst berechenbar zu sein, den Listenpreis zu zahlen, weil eben auch die Gebrauchtwagenpreise hoch waren. Und die Schadenskosten wurden in üblicher Höhe kalkuliert. Zwei dieser drei variablen haben sich jetzt ungünstig entwickelt. Das kreidet man offenbar nicht dem Elektroauto an sich an, sondern speziell Tesla.
Gewerbe und Tesla. Das scheint keine gute Kombination zu sein. Die ersten Verbrauchswerte des Semi weisen darauf hin, dass man die vollmundigen Versprechen vor Serienstart deutlich zurücknehmen muss, wenn man später nicht in ernste Haftungsprobleme geraten will. Wie in Schiphol. Nur, warum sollte man dann noch einen Tesla kaufen? Auf diese Frage läuft es immer hinaus.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und dann erweitert Tesla auch noch den Standort Grünheide. Ich wette, die sind bald pleite, die checken wohl gar nichts.
David meint
Für die Erweiterungen haben noch nicht einmal die Anhörungen angefangen. Sie wollten erweitern und haben daher Genehmigungsverfahren eingeleitet bzw. vorbereitet. Nur ob und, falls, wann sie erweitern, weiß niemand. Besonders jetzt nicht mehr.
Checken tun sie wirklich nicht viel oder hältst du es für eine gute Idee, in der aktuellen Phase denn CyberTruck zu bringen, mit dem man sich wegen der Komplexität und erforderlichen Akkuratesse bei der Fertigung das eigene Grab geschaufelt hat? Während man ansonsten propagiert, möglichst simpel zu produzieren. Was man übrigens auch nur sagt, denn es gibt ja aktuell gar keinen Tesla, der per GigaCasting große Teile des Chassis aus der Presse bezieht. Und das alles findest du richtig? Vor allem, wo du ja auch jemand warst, der für den Highland Wunder-was für Updates erwartet hat. Nichts kam: kein GigaCasting, kein 4680 Akku, kein Blade Akku, kein 4D-Radar. Einfach nichts außer Lichtchen und Lüftchen.
Die Pleite habe ich nie vorher gesagt, wäre auch blöd, denn die wird nicht eintreten. Selbst im Worst Case werden die Chinesen schon wegen der Markenrechte zuschlagen.
nie wieder Opel meint
Das interessante ist, einen Zusammenhang zwischen den Kalkulationsproblemen von Hertz und der Reichweite eines LKW-Prototypen konstruieren zu können.
Sowas passiert vermutlich, wenn man schnell und ohne nachzudenken Textbausteine zusammenfügt, weil man in den Freitag-Nachmittag-Feierabend will.
M. meint
Niewieder,
Das hat er doch nicht, da gibt“s einen Absatz. „Gewerbe und Tesla“. Und das wäre ja irgendwie auch ne passende Überschrift.
Aber egal, schreibe bitte nicht mehr „Prototyp“, wenn du den Semi meinst.
Wenn ihr Fans dem Braten schon nicht mehr traut, dann…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Lieber David,
leider hast du den ganz falschen Textbaustein mit „Vor allem, wo du ja auch jemand warst, der für den Highland Wunder-was für Updates erwartet hat.“ erwischt.
Ich habe noch nie das Wort „Highland“ geschrieben und für Updates für dieses Fahrzeug interessiere ich mich auch nicht. Habe doch seit Januar einen Y und da bin ich gespannt, wann mal die Schildererkennung hinreichend funktioniert. Ansonsten tut das Auto vieles, was andere E-Autos nicht können; dennoch hätte ich natürlich noch genügend Ideen, was man alles noch verbessern könnte. Aber das Preis-/Leistungsverhältnis passt nach wie vor für mich.
Naja, und der CyberTruck war für mich ein großer Marketing-Gag, und nachdem so viele ihn cool finden und ebenso viele total daneben, war das doch ein super Erfolg für Musk: immer schön im Gespräch bleiben, dann klappt es auch hinreichend mit der Verkauf der Serienmodelle.
nie wieder Opel meint
„Gewerbe und Tesla. Das scheint keine gute Kombination zu sein.“
Du scheinst keine Sachkenntnis vom Gewerbe zu haben, sondern nur Ahnung. Ergebnis: faktenlose Mutmaßungen.
Andi EE meint
„Das interessante ist, einen Zusammenhang zwischen den Kalkulationsproblemen von Hertz und der Reichweite eines LKW-Prototypen konstruieren zu können.“
😄👍👍👍
Das schafft nur David, LOL.
MichaelEV meint
Wenn Hertz jemandem einen Vorwurf machen kann, dann sich selbst.
Wer teuer in einer durch Angebotsmangel getriebenen Hochpreisphase kauft und darauf setzt, dass die aus dem selben Grund hochgetriebenen Gebrauchtwagenpreise konstant bleiben oder ggf. sogar weiter steigen, hat ggf. einen dicken Fehler begangen. Aber vielleicht haben sie die Autos auch tatsächlich dringend und kurzfristig benötigt, dann war das halt der Preis, den man für diese Leistung zahlen musste.
Gewerbe und Tesla wird ggf. erstmal noch nicht gut zusammen passen, weil gerade Tesla nicht der Hersteller ist, der seine Fahrzeuge verramschen muss. Das trifft nur auf viele andere Hersteller zu.
Und wenn die Hausbanken der Autohersteller sich freiwillig das Restwertrisiko beim Leasing ans Bein binden, sollen die das gerne tun. Steigende Kosten für die Fremdfinanzierung und sinkende Restwerte allerorts, da schlummert eine explosive Mischung in den Bilanzen.