Mercedes-Benz hat im Mai sein Elektro-Zwischenziel kassiert. Eigentlich wollte das Unternehmen, dass ab 2025 die Hälfte des Absatzes Elektroautos und Plug-in-Hybride sind. Soweit soll es nun aber erst 2026 sein. Konzernchef Ola Källenius sprach mit dem Handelsblatt darüber.
Mercedes-Benz sei jetzt bei Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden bei etwas über 20 Prozent beim Absatzanteil. Es lasse sich nicht exakt sagen, wann der große Umbruch kommt. „Ich mache eine Analogie: Als das erste iPhone auf den Markt kam, dachten viele, es sei zu umständlich. Die mochten ihr Blackberry. Aber spätestens mit dem iPhone 3 haben alle eingesehen, das ist das beste Smartphone“, erklärte der Manager. Wenn man bei einem „Technologieüberholvorgang“ zu vorsichtig sei, könne das für ein Unternehmen existenziell gefährlich sein. „Das heißt: Lieber jetzt investieren und bereit sein.“
„Wir bekennen uns zur Dekarbonisierung. Da stellt das Elektrofahrzeug die Hauptstraße dar. Wir investieren massiv in neue Elektroarchitekturen. Von der S-Klasse bis zum CLA werden wir ein Produktangebot haben bei elektrischen Autos“, betonte Källenius. Man sehe jedoch, dass der Hochlauf in den verschiedenen Märkten heterogen sein werde, taktisch sei man daher flexibel. Die Werke seien so aufgestellt, „dass wir Hightech-Verbrenner neben Elektroautos bauen können“.
Das Ziel, bis 2030 möglichst nur noch Vollstromer auszuliefern, bleibt unverändert. Hier lässt sich das Unternehmen allerdings noch eine Hintertür offen: Die Umstellung auf Elektroautos gilt nur dort, wo es „die Marktbedingungen zulassen“.
Insbesondere in China schwächeln laut einem Bericht die Verkäufe von batteriebetriebenen Mercedes. Die Premiummodelle EQS und den EQE sollen deshalb im kommenden Jahr mit einer Qualitätsoffensive für den chinesischen Markt aufgewertet werden. Weiteres Wachstum sollen die neuen SUV-Varianten von EQE und EQS bringen. Ab Mitte des Jahrzehnts wird die Marke dann Modelle auf einer neuen Plattform für kompakte und mittelgroße Elektroautos bringen.
Matthias meint
Wieder so ein aggressiver „Kühlergrill“. Die werden es nie mehr lernen.
EVrules meint
Die „Hauptstraße“ der Dekabonisierung sind Erneuerbare Energien. Würde man im hypothetischen Falle rein mit Braun- oder Steinkohle Energie erzeugen, wäre ein BEV CO2-intensiver im Betrieb. Wie gesagt hypothetisch betrachtet, die Realität ist komplexer und in der Energie weitestgehend merklich CO2-ärmer, auch wenn der Vorsprung größer sein könnte.
Das Vorgehen, die genannte Strategie, marktspezifisch Fahrzeuge anzubieten, ist aus unternehmerischer Sicht nur verständlich, jedoch nehme ich auch an, wo es die Käuferschicht zulässt, werden tendenziell mehr BEV gekauft.
Begrüßenswert ist es allemal, dass Hersteller wie Mercedes, mit eher verbrauchsstärkeren PKW (jetzt kommt mir bitte keiner mit „Mein Diesel ist aber…“), sich breiter emobil aufstellen will.
Wenn das Absatzziel um ein Jahr nach hinten geschoben wird, so sei es eben.
Man könnte es auch so sehen, dass in dem weiteren Jahr die Produktionsprozesse und -methoden CO2-ärmer sein könnten.
MichaelEV meint
Diese Hauptstraße ist aber zum Teil schon weitgehend abgefahren. Die Märkte sind häufig übersättigt, Energie wird aufgrund des fehlenden Verwendungszwecks entsorgt und mehr EE-Ausbau um mehr Entsorgen zu können ist irgendwie ziemlich sinnlos.
Wir müssen auf eine neue Hauptstraße abbiegen, die daraus besteht Überkapazitäten eine sinnvolle Verwendung bei zuführen. Und da geht es um die Wärmepumpe, aber noch viel mehr um das Elektroauto (weil damit viel Nachfrage gezielt verschiebbar ist).
Außerdem ist es ein Fehler nur den Status quo zu betrachten. Elektroautos (Wärmepumpen natürlich auch) haben einen Lifecycle und dieser ist im vollen Umfang zu berücksichtigen.
EVrules meint
Bei 50% Anteil der Energieerzeugung ist die „Hauptstraße der EE“ bereits abgefahren?
Uff, hier sollte man mal kräftig nachdenken, wie wir auf 100% kommen, das muss das Ziel sein.
MichaelEV meint
Es gibt kein isoliertes Ziel für 100% im Sektor Strom. Und es gibt keine isolierte deutsche Energiewende. Mit einer ganzheitlichen europäischen Energiewende kommen die 100% beim Strom von alleine.
Wir regeln Energie ab und verschenken Strom ins Ausland und versenken Geld bei fossilen Energien, damit es halbwegs bezahlbar bleibt. Dabei kann man heute in Deutschland ein BEV mit 2-3 €/100km betreiben (auch aus dem Netz).
Flo meint
Man lutscht den Verbrenner solange aus wie es geht, der Rest ist Greenwashing und für den Aktienkurs.
Tommi meint
Warum immer gleich so negativ? Mercedes hat ein klares Ziel. Ok Zwischenziel nicht geschafft, aber eben einfach verschoben. Sie arbeiten an Elektroautos. Eine Entwicklung ist ganz klar erkennbar.
alupo meint
Tolle Überschrift,
aber das BEV Ziel von 2025 wurde nach hinten verschoben :-(.
Das strategische Ziel 2030 bleibt zwar noch bestehen, aber es bleiben noch viele Jahre um auch das zu korrigieren.
Eine Strategie wie beim altbekannten Eselsfuhrwerk mit dem Angel-Karotte-Eselantrieb.
Ein Armutszeugnis!
Gerade bei teuren Luxusautos hat man doch am ehesten die Möglichkeit die zur Zeit noch etwas teurere BEV-Technologie einzubauen. Das Beispiel aus den USA zeigt seit mehreren Jahren wie man mit BEVs viel Geld pro Auto verdienen kann.
elbflorenz meint
Ob nun 2025 oder 2026 – das sehe ich nicht so dramatisch. Lieber 1 Jahr später – dann aber mit ausgereiften, guten Autos.
Was ich wirklich dramatisch finde, ist die Tatsache, dass ausgerechnet Mercedes! eine Qualitätsoffensive braucht. Und das in China! Gerade dort, wo irgendwann einmal die deutschen Premiumhersteller für die beste Qualität auf diesem Planeten galten.
Heiner meint
Gute Qualität ist durch nichts zu ersetzen, ausser durch noch bessere Qualität.
David meint
Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber alle Hersteller von Elektrofahrzeugen sind gerade dabei, ihre Ziele zu korrigieren. Tesla hat sich da der Hilfe von Gene Munster bedient, dafür, wurden aber auch gleich 11,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr abgemeldet.
MichaelEV meint
Tesla geht kurz vom Gas und wenn der Rahmen besser wird wieder voll drauf.
Bei anderen ist doch alles im Erwartungshorizont. Die BEVs sind nicht konkurrenzfähig gegenüber der internen Verbrenner-Konkurrenz und die Zahlen haben sich durch die Flottengrenzwerte gespeist. Der Heimatmarkt hat bisher mit Förderungen für Volumen gesorgt, was absehbar endet.
Ladeinfrastruktur ist ganzheitlich und global betrachtet ein vordringliches Thema, für das man keine Lösung hat. Man hat für Wachstum mit der Einführung vieler Modelle gesorgt, wo sich das Potential bald erschöpft.