Eine von Kia beauftragte Vergleichsstudie des Marktforschungsinstituts YouGov hat untersucht, ob E-Auto-Fahrer insgesamt umweltbewusster leben. Dazu wurden im November 2023 zwei repräsentative Stichproben von Autofahrern aus Deutschland befragt. Die Teilnehmer der einen Gruppe haben mindestens ein reines E-Auto im Haushalt, die der anderen ausschließlich Verbrenner (inkl. Hybride).
Das Resultat: Die Antwort auf die Frage, ob Elektroautofahrer wirklich rundum umweltbewusster leben, lässt sich laut den Studienautoren mit einem klaren „Jein“ beantworten. Denn die Umfrage brachte auch überraschende Ergebnisse. So legen die befragten E-Fahrer zwar in vielen Bereichen von biologisch abbaubaren Waschmitteln und Kosmetika ohne Mikroplastik bis zu Ökostrom und der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel mehr Wert auf Umweltfreundlichkeit und schätzen ihren Lebensstil insgesamt deutlich nachhaltiger ein als Nicht-E-Fahrer. Doch auf der anderen Seite fliegen sie häufiger, kaufen lieber Produkte mit Tierleder und unterscheiden sich beim Fleischkonsum ebenso wenig von den Nicht-E-Fahrern wie bei der Vermeidung von Plastikmüll.
Die Studie zeigt, dass bei den E-Auto-Fahrern Besserverdienende besonders stark vertreten sind. Fast die Hälfte derer, die Angaben zum Haushaltsnettoeinkommen gemacht haben, verfügen über mehr als 4.000 Euro im Monat (48 %; Nicht-E-Fahrer: 31 %), und nur 22 Prozent haben monatlich weniger als 2.500 Euro zur Verfügung (Nicht-E-Fahrer: 40 %). Andererseits finden sich in den Einzelergebnissen der Studie kaum Anhaltspunkte für die Annahme, dass Nachhaltigkeit im alltäglichen Leben ein „Luxus“ ist, den sich Menschen mit höherem Einkommen eher leisten können. Selbst bei der Häufigkeit von Flugreisen lassen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen erkennen.
E-Auto-Fahrer in vielen Bereichen bei Nachhaltigkeit vorn
Gefragt, ob sie ihren Lebensstil als nachhaltig bezeichnen würden, antworten 69 Prozent der E-Fahrer mit „ja“ oder „überwiegend“, bei den Nicht-E-Fahrern sind es nur 51 Prozent. Das heißt zugleich, dass in beiden Gruppen immerhin mehr als die Hälfte den eigenen Lebensstil für weitgehend nachhaltig hält.
Ähnliche Größenordnungen zeigen sich auch bei konkreten Aspekten wie Biowaschmitteln oder Mikroplastik. Die Frage „Achten Sie beim Kauf von Putz- und Waschmitteln darauf, ob die Inhaltsstoffe nachhaltig bzw. biologisch abbaubar sind?“ beantworten mit „ja“ oder „überwiegend“ fast drei Viertel der E-Fahrer (74 %), aber nur 51 Prozent der Verbrenner-Fahrer. Und 68 Prozent der Stromer-Fahrer informieren sich beim Kauf von Alltagsprodukten und Kosmetika „immer“ oder zumindest „gelegentlich“ darüber, ob darin Mikroplastik enthalten ist, von den Nicht-E-Fahrern machen das lediglich 49 Prozent.
69 Prozent der E-Fahrer geben an, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein gebrauchtes Produkt gekauft zu haben, dem stehen nur 53 Prozent bei den Verbrenner-Fahrern gegenüber. Allerdings sind notorische Secondhand-Käufer (öfter als sechs Mal pro Jahr) mit jeweils elf Prozent in beiden Gruppen gleich häufig zu finden.
Bei der Wahl des Stromtarifs stellt sich die Frage, was Priorität hat: der günstigste Preis oder die umweltfreundliche Erzeugung. Ausschließlich am Preis orientieren sich nur 20 Prozent der E-Fahrer, aber 45 Prozent der Nicht-E-Fahrer. Der Kreis derer, die sich preisunabhängig grundsätzlich für Strom aus regenerativen Quellen entscheiden, ist in beiden Gruppen überschaubar, wenn auch bei den Stromer-Fahrern deutlich größer (9 %; Nicht-E-Fahrer: 5 %).
Und schließlich zeigt die Studie, dass den aufs E-Auto umgestiegenen Menschen auch der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel leichter fällt: 37 Prozent von ihnen besitzen ein Deutschlandticket oder ein anderes Abo für den öffentlichen Nahverkehr, bei den Verbrenner-Fahrern sind es nur 20 Prozent.
Fliegen und Lederliebe trüben Ökobilanz
Getrübt wird die Ökobilanz der Elektroauto-Fahrer durch das Fliegen: 63 Prozent von ihnen sind in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein Mal geflogen, 23 Prozent sogar dreimal oder öfter. Bei den Nicht-E-Fahrern ist der Anteil derer, die überhaupt geflogen sind, halb so hoch (32 %), und nur 8 Prozent von ihnen steigen häufiger ins Flugzeug (drei oder mehr Male, Angaben jeweils nach Einzelstrecken).
Auch die Liebe zum Leder passt nicht ganz ins Bild: 34 Prozent der E-Fahrer kaufen „sehr häufig“ oder „eher häufig“ Produkte aus oder mit echtem Tierleder, bei den Verbrenner-Fahrern geben das nur 11 Prozent zu Protokoll. Generell scheint aber Leder als Edelprodukt an Status zu verlieren, denn in beiden Gruppen überwiegt deutlich der Anteil derer, die „eher selten“ oder „nie“ Tierlederprodukte kaufen (E-Fahrer: 61 %; Nicht-E-Fahrer: 85 %).
Wenn es ums Essen geht, herrscht dagegen Einigkeit in puncto Fleisch: Für knapp zwei Drittel ist es ein „sehr wichtiges“ oder „eher wichtiges“ Nahrungsmittel (E-Fahrer: 64 %; Nicht-E-Fahrer 65 %). Das bedeutet aber zugleich, dass immerhin für mehr als ein Drittel in beiden Gruppen Fleisch nachrangig ist („eher unwichtig“/„überhaupt nicht wichtig“: 28 %) oder gar keine Rolle spielt („ich ernähre mich vegetarisch oder vegan“: 6 %).
Auch wenn es darum geht, möglichst wenig Plastikmüll zu produzieren, sind die Antworten auf beiden Seiten ähnlich: 87 Prozent der E-Fahrer und 88 Prozent der Verbrenner-Fahrer halten das für „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Fast gleich hoch ist auch die Bereitschaft, sich bei der Wahl zwischen einem Produkt aus Original-Rohstoffen und einem qualitativ gleichwertigen Produkt aus Recycling-Materialien für Letzteres zu entscheiden, selbst wenn es teurer ist (E-Fahrer: 27 %; Nicht-E-Fahrer: 25 %). Diejenigen, die sich vor diese Wahl gestellt generell für das preisgünstigere Produkt entscheiden, sind bei den Verbrenner-Fahrern allerdings deutlich stärker vertreten (56 %; E-Fahrer: 41 %).
Frank von Thun meint
Wenn die Tiere auf dem Teller gelandet sind, warum soll ich die Haut dann weg werfen?
Habe mir 1979 eine gebrauchte Lederhose für 120,00DM gekauft – die trage ich heute noch wenn ich mal meine Guzzi ausfahre. Dies scheint mir Nachhaltig genug zu sein.
Verbringe viel Zeit im eigenem Garten am Waldrand und verzichte dafür auf jeden sonstigen Urlaub. Deshalb hat sich nebenbei mehr Geld auf meinem Konto angesammelt als ich normal ausgeben kann. Also habe ich mir einen Tesla gegönnt.
Die Umwelt gewinnt und ich habe viel Spaß mit dem Tesla, geht es besser?
South meint
Also wenn man sich ein E Auto kauft, dann muss man per se in allem ein Öko Musterschüler sein? Oh Gott, davon hat der Autoverkäufer ja gar nichts gesagt….ich wusste nicht, dass ich, wenn ich einen Benziner/Diesel kaufen würde, gleich die Rechte an allen anderen Verschmutzungen und Schandtaten mitkaufe. Da hätt ich aber mal lieber das Kleingedruckte lesen sollen …. ;-)
gradz meint
@South wer ein Eauto kauft hat mehr Geld zur Verfügung da Eautos überproportional teuer sind.
Wer mehr Geld hat hat in folge dessen ein größeres Haus, macht mehr Flugreisen usw.
Dadurch wird die Umwelt mehr belastet.
koxi meint
Merkwürdige Kausalkette… Bitte Ironie kennzeichnen. Danke!
alupo meint
Eine Schwachsstudie. Genauso schlimm wie die Stammtischmeinungen dazu.
Powerwall Thorsten meint
Die „Stammtischmeinungen“ weiter unten sind hier schon sehr wegweisend :-) :-) :-)
banquo meint
Die mangelnde Bereitschaft in allen betroffenen Branchen also Mobilität, Industrie, Konsum, Landwirtschaft drastisch zu reduzieren oder zu transformieren führt zur Klimakatastrophe.
Swissli meint
Fazit: E-Fahrer sind ganz normale Menschen mit höherer Kaufkraft und entsprechend der Lebensstil etwas weniger „umweltfreundlich“ (z.B. grössere Wohnung, mehr Urlaub/Flüge etc.)
prief meint
Konsum von Leder ist kein Kriterium.
Kühe werden nicht deswegen gezüchtet, sondern das fällt wegen Fleisch- und Milchproduktion einfach an. Sollten Kühe irgendwann nur deswegen gezüchtet werden, werde ich meine Lederschuhe überdenken, als Sitzbezug mag ich es sowieso weniger als guten Stoff.
Das Fliegen ist hingegen ein Thema. Da bin ich als Hybridfahrer mit ca. 550l Benzin pro Jahr und letztem Flug vor 16 Jahren wohl deutlich umweltfreundlicher unterwegs als die fliegenden e-Autofahrer.
jogi54 meint
Zu Leder – ich trage meine zwischenzeitlich über 20 Jahre alte Lederjacke immer noch, und meine Lederschuhe werden mehrfach vom Hersteller für kleines Geld neu besohlt. Auch meine Sitzgarnitur und meine Esszimmerstühle sind mit Leder bezogen und, obwohl >20 Jahre alt, werden sie mich (70J) locker überleben.
Ich möchte mal wissen, welches alternative Material so haltbar und somit nachhaltig ist.
Yoshi meint
Es sind leider nicht immer nur die Kühe die eh geschlachtet werden, die für Leder herhalten. Da steckt eine wirklich unschöne Industrie dahinter, vorsichtig gesagt. Habe auch noch meine Lederjacke und Schuhe, weil es macht keinen Sinn die jetzt wegzuwerfen.
Generell klingt das auch heute noch ein bisschen Hippie-mäßig, aber wenn man sich bemüht zumindest so zu 50% vegan zu leben muss man sich kaum einschränken und man tut einfach so viel für die Tiere und fürs Klima. Das und Plastik vermeiden, kann jeder auch mit wenig Geld umsetzen.
Nils P. meint
Fazit dieser Studie: Böse Menschen tragen Lederhandschuhe und Ledermäntel wenn sie in den Urlaub fliegen. Wenn sie dann vergessen haben auf Ihrem Haarwaschmittel das Kleingedruckte in den Farben Hellbeige auf Dunkelbeige nach Hinweisen auf Mikroplastik abzusuchen dann sind sie schon fast ganz unten auf der Skala unerträglicher Zeitgenossen. Da hilft es kaum noch mit dem E-Auto das mit Photovoltaikstrom oder Windstrom betankt wurde zum Flugplatz zu fahren.
AP500s meint
Ganz Klar nein.
Eautofahrer haben im Schnitt mehr Geld zu Verfügung.
Mit diesem Geld werden größere Häuser/Wohnungen, größere Autos (bis vor kurzem gern 6 Zylinder), weitere Reisen und mehr für Konsum ausgegeben.
Ich kenne tatsächlich niemanden der viel Geld hat und sich eine kleine Wohnung oder ein kleines Eauto wie z.B. einen Eup kauft.
Tim Leiser meint
Naja. Wir kennen uns nicht persönlich. Aber ähnlich wie uns kenne ich einige:
Ich würde behaupten, wir sind eher wohlhabend. Wir haben ein relativ großes Haus (gebraucht gekauft 😉). Davon vermieten wir einen Teil. Wir sind in den letzten 9 Jahren nicht geflogen. Weite Reisen haben wir so oft es ging mit dem Zug gemacht (oder seit 2 Jahren mit dem Tesla). Wir leben weitestgehend vegan. Wir kaufen fast ausschließlich gebraucht. Wir machen Foodsharing. Wir haben kein Zweitauto aber einen E-Roller und ein Lastenrad.
Aber unterm Strich wirst du recht haben. Ich leb schon n bisschen in der Öko-Bubble
Aber wahr
Eugen P. meint
Meine Nachbarn haben 5 KfZ, eines davon ist tatsächlich ein Kleinwagen.
South meint
Äh, Myke Mller, Text lesen. Ganz klar Jein. Und du hast ja auch ein Haus und eine PV und fährst deinem bekunden nach in den Winterurlaub, einer der per se teuersten Urlaube?
Mark Müller meint
Ich denke mal, wer einen Renault Zoe, Nissan Leaf oder VW e-Up fährt, lebt umweltbewusster als der Durchschnitt, wer einen Tesla oder eines dieser e-Monster von BMW, Mercedes oder Audi fährt, wohl eher nicht. Für letztere ist das eher ein Feigenblatt, um mit ökologisch sauberem Gewissen trotzdem aufschneiden zu können.
Eugen P. meint
Wenn der Leaf nur ein Zweitwagen ist, aber der Tesla das einzige Auto, kann sich das auch wieder schnell drehen.
Am Ende bestätigt die Studie wieder alle Klischees, der E-Mobilist als wohlhabender Vielflieger (wie so viele Grüne – ich kenne das aus der eigenen Verwandschaft), auf gutes Essen verzichtet auch keiner, dafür dann veganes Waschmittel.
brainDotExe meint
Wieso Feigenblatt für ein sauberes ökologischen Gewissen?
Warum unterstellst du pauschal dem E-Autokäufer dass es ihm um die Umwelt geht?
Vielleicht war das gar nicht kaufrelevant und ein ökologisches Gewissen ist ihm deswegen sowieso egal.