Ford hat im Februar erklärt, die Entwicklung kleinerer Elektroautos in den Vordergrund zu stellen. Bisher hat der US-Konzern große Vollstromer vorangetrieben. CEO Jim Farley bekräftigte nun, das der Traditionshersteller sich mehr auf erschwingliche E-Autos konzentrieren wird. Diese müssten aber profitabel sein.
„Es ist nicht verhandelbar, dass wir Kapital für ein neues, erschwingliches Elektrofahrzeug bereitstellen … und man muss in den ersten 12 Monaten Geld verdienen“, berichtete Farley laut Automotive News von der Aufgabenstellung an sein Team. „Und ich will keinen Schwachsinns Fahrplan. Ich will einen echten Plan. Und wenn ihr diesen Plan nicht umsetzen könnt, werden wir das Auto nicht auf den Markt bringen.“
Ford habe diese Entscheidung getroffen, weil die Wirtschaftlichkeit kleinerer Fahrzeuge für die Verbraucher mehr Sinn ergebe. „Die Kunden haben uns gesagt: Wenn du ein E-Auto hast, das größer als der Escape ist, dann sollte es besser funktional sein oder ein Arbeitsfahrzeug“, erklärte er. Bei kleineren Elektroautos sei die Wirtschaftlichkeit aber auch so gegeben, denn die Betriebskosten seien „dramatisch besser“ als etwa bei einem Toyota Corolla, Honda Civic oder Ford Maverick.
Fords E-Auto-Geschäft macht Verluste
Mit seinen bisherigen elektrischen Modellen – dem Mittelklasse-SUV Mustang Mach-E und dem Pick-up F-150 Lightning – verliert Ford noch Geld: Der operative Verlust der Elektroauto-Sparte stieg im vergangenen Quartal auf 1,57 Milliarden Dollar. Dagegen warf das Nutzfahrzeug-Geschäft einen operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Dollar ab. Jenseits davon verdiente Ford mit Verbrennern und Hybrid-Fahrzeugen 813 Millionen Dollar.
Farley ist überzeugt, dass Ford sein defizitäres Geschäft mit Elektroautos in den Griff bekommt. Er verglich es mit dem Geschäft in Übersee, wo der Autohersteller früher Milliarden von Dollar pro Jahr verlor, jetzt aber unter dem Strich Gewinn erzielt. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen laut Automotive News aber noch mit einem Verlust von 5 bis 5,5 Milliarden Dollar bei Elektroautos.
Kleine Elektroautos sind eine Herausforderung für die Hersteller. Größere Modelle bringen grundsätzlich mehr Marge. Bei elektrisch angetriebenen Modellen für die unteren Segmente kommen erschwerend die höheren Kosten durch die Batteriepakete hinzu. Kleinere, billigere E-Autos seien aber nötig, um mit chinesischen Autoherstellern zu konkurrieren, sagte Farley.
Der Leiter der Ford-Elektroauto-Sparte hat sie als „kolossale strategische Bedrohung“ bezeichnet. Diese Unternehmen verkauften große Mengen an E-Fahrzeugen in China und würden voraussichtlich auch in den US-Markt einsteigen.
„Wenn Sie nicht mit den Chinesen auf der ganzen Welt konkurrieren können, sind 20 bis 30 Prozent Ihrer Einnahmen in Gefahr“, so Farley. „Wir müssen dieses Problem lösen. Wir müssen es angehen.“
Yoyo meint
Der neue MG 3 sieht super aus. So HÄTTE bz, MÜSSTE ein Fiesta Electric aussehen können / müssen.
Nach meiner Mesinung wird Ford Deutschland einer der Übernahmekandidaten sein oder ganz vom Markt verschwinden.
alupo meint
Ich finde es wirklich gut wenn ein Hersteller günstigere BEVs auf den Markt bringen will.
Aber leider zeigt die BWL-Geschichte, dass mit kleineren Autos auch die Marge geringer ausfällt. Und Ford hat mit seinem eAutounternehmen in 2023 4,7 Milliarden USD Verlust gemacht. Mir ist nicht klar, wie man damit aus der Sch…. herauskommen will. Außer vielleicht durch die Reduzierung von Strafzahlungen für verkaufte Oldtimer (Auspuffautis). Aber mit den dort sinkenden Absatzzahlen steigen die Kosten und somit sinken die Gewinne. Das Spielchen hat schon begonnen, nur zeigt es sich aufgrund der Preissteigerungen noch nicht. Aber das wird kommen, keine Frage.
one.second meint
Na, wenn man es nicht schafft, wettbewerbsfähige Elektroautos herzustellen, verliert man irgendwann 100 % seiner Einnahmen und nicht nur 30%. Oder kauft heute noch irgend jemand Röhrenfernseher?
Jeff Healey meint
Herr Farley hat es verstanden.
Wer in Zukunft nicht mehr den gesamten Markt bedient, ist entweder sogenannter Premium-Hersteller, oder bald weg vom Fenster.
Und selbst die sogenannten Premium-Hersteller könnten durch eine zu einseitige Strategie zu Übernahme-Kandidaten werden.
Luxus geht immer?
Bis einer daherkommt, und vergleichbares günstiger anbietet.
David meint
Das mag deine Sicht der Dinge sein. Tatsächlich hat Porsche mit dem Taycan eindrucksvoll gezeigt, dass der Preis des Autos nicht so wichtig ist. Das Auto muss attraktiv sein, heißt, gutes Image, gutes Aussehen und gute Betreuung. Technisch muss so ein Auto für die Klasse passende, nicht unbedingt überragende Qualitäten haben. Siehe Spectre. Gut, der Taycan ist zwar tatsächlich technisch die Benchmark, aber das hätte er, meiner Meinung nach, nicht sein müssen.
Aber eines ist sicher: Niemand, der aus dem Bereich der Luxusautos und Premiumautos als Kunde kommt, wird einen Tsching Bumm kaufen, weil er gleiche Technik für weniger Geld bietet. Der hohe Preis eines Porsche z.B. ist ein Vorteil, damit nicht Bimmel und Bommel so ein Auto fahren. Porsche weiß das sehr gut und macht daher das Einfallstor für Kunden, die sie nicht haben wollen, zu, indem ihre Leasingraten exorbitant teuer und die Bonitätsanforderungen hoch sind.
Lotti meint
Sportlich sein oder schnell Energie nachladen, wird in Zukunft nicht mehr reichen um 200.000€ zu verlangen. Es wird spannend für Porsche im Elektrozeitalter. ⚡️
Martin Schiesser meint
Ich werde sicher keinen Porsche Taycan kaufen, weil er mir nicht gefällt und meine Erwartungen schlicht nicht erfüllen kann. Bin ich jetzt ein Bimmel oder ein Bommel?
Solariseur meint
Nimm es mir übel, aber Autos in der Preisspanne 100-200k EUR ist nun wirklich nichts, das in vermögenden Kreisen als Bonitätsindex angesehen wird. Kann sich jeder guter Versicherungsvertreter nach 5 Monaten bar leisten.
Ja, man bekommt für sein Geld ordentliche Technik, Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Wenn Malerrmeister Schulze eine Leasingvertrag über 1K5 EUR unterschreibt, ist das auf dem Niveau der Personalkosten für eine Woche von einem Gesellen. Oder anders gesagt – Peanuts. Exorbitatnt vielleicht in Deinen Einkommenskreisen.
banquo meint
Ich denke damit hat der Ford CEO Jim Farley die globale Herausforderung der Hersteller richtig erkannt und an seine Manager weitergegeben. Ich hoffe Ford erreicht zeitnah der Erfolg in dieser Ausrichtung.
Eugen P. meint
Hier scheint es mindestens um Autos in der Kompaktklasse (ala Puma) zu gehen, falls einer meint, Ford würde einen Klein(st)wagen bringen wollen. Ein aktueller Civic ist nur nach amerikanischen Maßstäben ein kleines Auto.