Etablierte Hersteller nutzen oftmals sogenannte CO2-Pools, um mit ihren CO2-Flottenemissionen den europäischen Vorgaben gerecht zu werden. Dabei verrechnen sie die niedrigen Emissionen anderer Marken, um ihre eigenen, zu hohen Emissionen auszugleichen. Die meisten Hersteller in Europa wollen damit laut einem Bericht Ende dieses Jahres aufhören.
Am längsten halte sich Mercedes-Benz die Option offen, zu hohe Flottenemissionen einer Marke mit niedrigeren Werten bei einer anderen Marke auszugleichen, so die Automobilwoche. Die Stuttgarter hätten noch bis Ende 2027 vor, das Pooling mit Mercedes-AMG und mit Smart aufrechtzuerhalten. Dies gehe aus der jüngsten Veröffentlichung der EU-Kommission in Brüssel zum CO2-Pooling hervor.
Auch Ford nutze weiter einen CO2-Pool. Alle übrigen Hersteller sähen dagegen die Möglichkeit, die europäischen Flottengrenzwerte spätestens ab 2025 bei jeder Marke einzuhalten.
In einem CO2-Pool leisten Autohersteller mit zu hohen Emissionen den „saubereren“ Marken Ausgleichszahlungen, um hohe Strafzahlungen durch die EU zu vermeiden . Davon hat in den letzten Jahren insbesondere Tesla profitiert, das als Volumenhersteller von Elektroautos reichlich CO2-Emissionen anderer Hersteller mit Verbrennern im Angebot ausgleichen kann. 2023 erhielt das US-Unternehmen 1,79 Milliarden Dollar an Einnahmen aus Geschäften mit „Regulatory Credits“.
Dass weniger Hersteller auf CO2-Pools angewiesen sind, um ihre Flottenemissionen in der EU zu senken, liegt an effizienteren Antrieben. So sind in den letzten Jahren vermehrt Plug-in-Hybride auf den Markt gekommen, die längere Strecken rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei zurücklegen können. Immer mehr Hersteller setzen zudem auf Vollstromer, die keinerlei lokale CO2-Emissionen erzeugen.
Die EU hat bis zum laufenden Jahr für Pkw eine Flottenobergrenze von 95 Gramm CO2 pro Kilometer festgelegt. Für jedes Gramm darüber ist für jeden im jeweiligen Jahr neu zugelassenen Pkw ein Bußgeld von 95 Euro fällig. 2025 wird die Obergrenze 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer erhöht, ab 2030 auf 49,5 Gramm und ab 2035 auf null Gramm CO2.
Futureman meint
Merkwürdig, dass zur Zeit die Absenkung im Mikrobereich sind und dann plötzlich in Riesen Schritten. Am Anfang sind eigentlich Einsparungen einfach und später schwieriger. Oder ist schon geplant, die Verringerung 2030 zu bremsen weil es angeblich unmöglich ist?
Zum Glück ist es anderen Herstellern egal und die bringen massenhaft E-Autos auf den Markt.
Swissli meint
Somit wird Tesla im Verlaufe von 2024 gegenüber 2023 nicht nur 1.79 Mia.$ „Umsatz“ verlieren, sondern gleich auch 1.79 Mia. Gewinn. Nicht ganz unerheblich wenn Tesla in Q4/23 noch 2.191 Mia. $ Gewinn (vor Steuern) ausgewiesen hat.
GrußeinesSachsen meint
Ergo 20% weniger Gewinn für Tesla. Stark!
Kasch meint
Wachstumstechnisch dürften bei Tesla Autos tatsächlich mehr und mehr in den Hintergrund treten. Wird Musk die Laune an der Tesla-AG verdorben, wär das natürlich echt ein Drama.
Anti-Brumm meint
Tja, man könnte bei Tesla ja mal wieder Autos bauen und nicht Milliarden an Entwicklungskosten in ein rostendes Edelstahl-Ungetüm investieren, das auf zumindest einem ganzen Kontinent nicht zulassungsfähig ist.
MichaelEV meint
Hier geht es um Europa, die 1,79 Milliarde $ sind weltweit. Ist also schonmal aus dem Reich der Träume, dass dieser Betrag verloren gehen würde.
Generell passt dieser Artikel aber auch überhaupt gar nicht zur allen Entwicklung, wo viele Hersteller ihre Elektroautos nicht verkauft bekommen und stattdessen lieber wieder ihre Verbrenner in den Fokus rücken. Wette in den nächsten 1, 2 bis 3 Jahren wird es eher ganz gegensätzlich laufen.
Matze meint
Wie ist denn die weltweite Verteilung des Pooling-Gewinns?
MichaelEV meint
Wenn sie diese Information finden, können sie das gerne ergänzen. Vermute Tesla schlüsselt das nirgendwo auf.
Für 2023 sind die Ergebnisse der EU-Flottengrenzwerte noch gar nicht berechnet.
Gunnar meint
Deine „nettgemeinte“ Sorge um Tesla ist unbegründet. Die fehlenden Einnahmen durch das CO2-Pooling wird Tesla locker durch erhöhte Fahrzeug-, Powerwall- und Megapackverkäufe wieder reinholen.
Rechenbeispiel: Wenn Tesla mit jedem verkauften Fahrzeug 4000 $ Gewinn macht, reichen knapp 450.000 zusätzliche Fahrzeugverkäufe aus, um die 1,79 Mrd. $ zu kompensieren. Das wird schon dieses Jahr locker erreicht.
Swissli meint
Mit einem optimistischen Taschenrechner schon. Elon Musk hat für 2024 bekanntlich überhaupt keine Prognosen gemacht (Volumen, Umsatz, Marge, Gewinn).
Trotzdem fehlt spät. 2025 dieser „gratis“ Zusatzgewinn von 1.79 Mia. 2024 wird man sehen, wie und wann diese Gelder auslaufen werden.
Nehme ja schon an, dass Tesla wusste, dass diese Gelder von Jahr zu Jahr zurückgehen. Dass jetzt alle Hersteller gleichzeitig Ende 2024 aufhören, hatten sie aber wohl auch nicht auf dem Radar.
MichaelEV meint
„Dass jetzt alle Hersteller gleichzeitig Ende 2024 aufhören, hatten sie aber wohl auch nicht auf dem Radar.“
Wo steht was von „allen“, da steht „viele“ und „die meisten“. Meines Wissens hat Tesla das Pooling mit Honda und Jaguar Land Rover (Tata) betrieben, sind diese Marken hier mit einer Silbe erwähnt?
Sie ziehen sich hier eine Geschichte aus der Nase, unglaublich.
Über all dem steht außerdem, dass die Regulatory Credits aus Europa nur ein Teil der Gesamtmenge sind, ein ziemlich kleiner Teil wahrscheinlich sogar. Egal was in Europa passiert, Einfluss auf die sonstigen Credits hat das keine.
Ihre Geschichte ist also von Grund auf ein Märchen. Aber wenn der Tellerrand an der Landesgrenze bzw. spätestens an der EU-Grenze endet, wird es halt schwierig.
alupo meint
Die meisten hatten mit geringeren CO2-Ausgleichszahlungen gerechnet, auch Tesla.
Aber alle lagen total daneben. War eben nur eine Schätzung ;-).
Und selbst wenn, die bisher bereits bekannte Kapazitätssteigerung bis Ende 2024 bei den Megaoacks um das 4-fache gleicht das aus.
Warten wir es einfach ab.
Die Januarabsatzzahlen für Tesla-China-BEVs waren wieder einmal ein neuer Bestwert für yoy.
alupo meint
PS
Aber noch besser war die Absatzsteigerung von Tesla in Europa für Januar 2024.
CaptainPicard meint
Die Reduktion 2025 ist viel zu gering, die sollte im Bereich 80g sein, dann bräuchten die Hersteller ~25% reine Elektroautos um sie zu erreichen.
Kasch meint
Egal, gibt doch immer Trix: das erforderliche, aber rechnerisch nahezu unberücksichtigte Nachladen des HV-Akku im Plugin, das Beimengen von chinesischem Palmfett im Sprit, um THG gleich doppelt verrechnen zu dürfen, …. Droht das Ende europäischer Fz-Hersteller, ist politisch da immer noch was zu schaukeln.
Yoshi meint
Deshalb werden doch auch die Hybride aktuell wieder gepushed. Eine Zeitlang galt die Technik als tot und wurde gefühlt nur wegen der 0,5% Versteuerung bei Dienstwagen am Leben gehalten, jetzt kommen am laufenden Band neue Plug in Hybride raus. Es ist merkwürdig einerseits ambitionierte Klimaziele festzulegen, die Maßnahmen dorthin aber immer wieder mit sowas zu verwässern.
Powerwall Thorsten meint
Jetzt rate mal, warum jetzt der Plugin eine „Wiedergeburt“ erlebt ;-)
Bestimmt nicht, weil es die „bessere“ Idee, geschweige denn Technik ist, aber das werden dann spätestens die Gebrauchtwagenkäufer lernen – und teuer bezahlen.
Solariseur meint
„…2025 wird die Obergrenze 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer erhöht,….“
Also, für mich wäre das eine Reduzierung der Obergrenze, oder?
eBiker meint
In dem Zusammenhang vollkommen richtig. Da das Zeil schwerer zu erreichen ist, ist es eine Erhöhung.
Solariseur meint
Verstehe. Reduzierung eines Budgets erhöht das Ziel.
Wie hoch ist das Ziel bei Budget=null? Unendlich, also nicht erreichbar. Oder E (Division durch Null).
Janeeistklar, ne?
Kawusie meint
Das heißt Tesla macht sich selber zur Dreckschleuder in dem sie sich für 1.790.000.000 Dollar einen Auspuff zulegen?
Gunnar meint
Natürlich nicht. Auch ohne Tesla hätte es die Dreckschleudern der anderen Hersteller gegegen. Diese hätten dann ihr Geld nicht an Tesla, sondern an die entsprechende Behörde als Strafzahlung überweisen müssen.
Swissli meint
Naja, dieses System hat Tesla und der Umwelt schon geholfen (eine Art BEV Förderung ohne direkte Subventionen vom Staat). Aber ist jetzt sowieso fast Geschichte.
M. meint
Der Umwelt ist mit einem Tesla geholfen, mit den CO2 Pooling, an dem sich Tesla beteiligt, aber nicht.
Am Ende hat jeder Tesla rein statistisch seinen Anteil an den CO2 Emissionen der Autoindustrie, auch wenn keiner davon auf der Straße welches ausstößt.
Swissli meint
Die Umwelt hat in dem Sinne gewonnen, dass Tesla sein rasantes Wachstum mit diesem finanziellen „Zustupf“ schneller und mit weniger (teurem) Fremdkapital umsetzen konnte – schlussendlich also mehr BEV in kürzerer Zeit auf die Strasse brachte.
Andi EE meint
Wieso geholfen, die Verpester zahlen doch viel zu wenig an den verursachten Schaden. Von 2024 von 95g auf 93.6g. Was sind das? Lächerliche 2% Verschärfung von einem Jahr aufs Nächste, angesichts der anstehenden Problematik. Das müsste man mindestens verdoppeln um der Problematik gerecht zu werden. Dümmer gehts echt nimmer, das Geld muss man von den Problemverursachern holen. Das System müsste viel schärfer eingestellt sein, damit es wirklich was bringt und die sündigen Autohersteller endlich zu substanziellen Änderungen im Portfolio zwingt.
Jetzt ist wieder Rolle rückwärts angesagt. Es lässt sich mit Verschmutzen besser verdienen, so traurig stellt es sich leider da.
Swissli meint
Das System war nicht perfekt, aber auch nicht völlig nutzlos.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die Autohersteller gesetzlich verpflichtet, die Einhaltung der CO2 Grenzwerte Konzern- bzw. Markenintern zu lösen mit interner Quersubventionierung. D.h. Verbrennerpreise leicht erhöhen (1-5%) und BEV/PHEV/HEV im Gegenzug vergünstigen (quersubventionieren). Quersubventionierungen von Produkten wird in vielen Unternhehmen/Branchen sogar freiwillig gemacht. Und Hersteller die wirklich nur Verbrenner verkaufen, hätten halt die CO2 Strafe ganz normal „cash“ an den Staat abliefern müssen.
M3P_2024 meint
Gute Lobbyarbeit ist das A + O….
MichaelEV meint
Die Quersubventionierung Konzern-/Marken-intern wurde doch genauso betrieben.
Und wenn der Staat die Strafe bekommt und zielgerichtet verteilen muss, ist der Sache nicht geholfen. Der BEV-Marktführer ist der bestmögliche Ort, wo die Strafe landen könnte.
Aber klar, wenn das Geld bei VW, BMW oder Mercedes landen würde, wäre alles super. Wenn es bei Tesla landet konstruiert man ein Problem.