Stellantis-Chef Carlos Tavares hat in einem Interview mit der Welt mit Blick auf die Erderwärmung betont: „Wir brauchen den Umstieg auf die Elektromobilität.“ Damit sich diese durchsetzt, müssten vier Bedingungen erfüllt sein, die er „vier Sterne“ nennt.
Der erste Stern sei saubere Energie, nur damit könnten Elektroautos effizient CO₂-Emissionen verringern. Der zweite Stern sei ein dichtes und leistungsfähiges Ladenetz. Der dritte Stern sei die Reichweite, die Leute müssten am Wochenende „ein paar 100 Kilometer fahren können“ – diese Bedingung habe Stellantis bereits erfüllt. Der vierte Stern sei die Erschwinglichkeit, die im Moment die größte Herausforderung sei.
„Die Leute hören auf, Elektroautos zu kaufen, wenn die staatlichen Subventionen auslaufen, da die Autos noch zu teuer sind“, so Tavares. Erst wenn alle vier Sterne erfüllt seien, würden die Bürger von der Elektromobilität überzeugt sein.
Der Politik warf der Stellantis-Chef „regulatorisches Chaos“ vor. Die verschiedenen Akteure in der EU schafften „ein solches Maß an Zweifeln“, dass die Kunden zögerten, sich neue Autos zu kaufen. Die Entscheidung der EU, ab 2035 keine Autos mit CO₂-Ausstoß mehr zuzulassen, sei zwar eindeutig – aber die Nebenwirkungen habe man nicht vorhergesehen.
„Wenn die Verbraucher den Kauf eines Neuwagens aufschieben, weil sie nicht wissen, ob sie Diesel, Benziner, Elektroauto, eines mit Brennstoffzelle oder einen Mild-Hybrid kaufen sollen, führt das dazu, dass der Fahrzeugpark immer älter wird. Je älter er ist, desto schlechter ist das fürs Klima“, erklärte der Manager. Bei einem Kompaktwagen von vor 15 Jahren liege der CO₂-Ausstoß bei 300 Gramm pro Kilometer. Heute sei man mit einem Mild-Hybrid bei 100 Gramm – „zu einem Preis, den die Mittelschicht bezahlen kann. Und das ohne Subventionen“.
„In keiner Weise dagegen, dass wir Verbrenner im Jahr 2035 verbieten“
Er sei „in keiner Weise dagegen, dass wir Verbrenner im Jahr 2035 verbieten“, unterstrich Tavares. Er unterstütze diese Vorgabe und Stellantis sei bereit dafür. Aber man müsse pragmatisch sein, um den Übergang zu schaffen. Sonst werde „der Dogmatismus an der Realität scheitern“ und dieser Übergang für den Steuerzahler sehr kostspielig und für den Planeten nicht notwendigerweise effizient sein.
Der Stellantis-Boss setzt sich dafür ein, dass die Steuerzahler weiter Subventionen zahlen. Durch die Entscheidung der EU sei eine Übergangssituation entstanden, bis die Branche bei der Produktion von E-Autos die richtigen Skaleneffekte erzielen könne, damit sich die Technologie trägt. In dieser Phase sei Unterstützung notwendig, um das Problem der Erschwinglichkeit zu lösen.
„Wir brauchen die Gewinne, um die Transformation zu finanzieren“, sagte Tavares. „Wir investieren wie verrückt, rund 50 Milliarden Euro allein in diesem Jahrzehnt, unter anderem in die geplanten Batteriezellfabriken.“ Wenn die Technologie, die von der politischen Führung beschlossen wurde, zu teuer sei, dann müssten die Staaten helfen, den Übergang zu subventionieren.
Auf die zunehmende Konkurrenz von chinesischen Herstellern angesprochen sagte Tavares, dass Stellantis darauf vorbereitet sei. Die Chinesen könnten E-Autos zum Preis von Verbrennern anbieten, ihre Produktionskosten lägen 30 Prozent unter denen der westlichen Unternehmen. Viele westliche Autohersteller werde das in Schwierigkeiten bringen – „uns nicht“.
gradz meint
Wie wäre es mal mit bezahlbaren Kleinwagen und Kompakten. Und Bitte im Kompakten die halben Akkus weglassen. Danke.
Wie es geht zu welchen Preisen zeigt China als Vorreiter.
M. meint
Bei 4 oder 5 Euro Stundenlohn sind Autos halt billiger herzustellen als bei 25 bis 30 Euro.
Das ist ja nicht besonders kompliziert, oder?
Jeff Healey meint
„Der Stellantis-Boss setzt sich dafür ein, dass die Steuerzahler weiter Subventionen zahlen.“
Es ist meiner Meinung nach der falsche Weg, die Allgemeinheit, jede und jeden, auch Nicht-Autofahrer/innen, für den Umschwung zur E-Mobilität zu belasten.
Macht es intelligenter:
Belastet diejenigen, die sich leistungsstarke Verbrenner-PKW kaufen wollen und können. Diese Leute juckt ein „CO2-Malus“ nicht. Ein solcher Schritt würde zum Einen dem Verursacherprinzip gerecht werden (CO2-Verursacher), und zum Anderen die Förderung von sparsamen E-Autos ermöglichen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Intelligenz funktioniert nicht: Die Subventionen für E-PKW sollten zum Anschub dieser neuen Technologie dienen, nach 7, 8 Jahren teuren Anschiebens sind E-Autos immer noch kein Selbstläufer, da die Auto-Hersteller die Subventionen gerne zur Gewinn-Steigerung verwendet haben.
Ein Malus-System wäre die CO2-Bepreisung, aber die wird aus populistischen Gründen sicher irgendwie wieder neutralisiert. Die 4-%-FDP hat hierfür sicherlich schon was vorbereitet.
M. meint
Kann man machen mit dem Malus.
Aber wie das Pferd schon sagt: neue Technologien müssen zu Anfang gefördert werden. Und bei 2,x Bestand (nicht Neuzulassungen) ist das im Wesentlichen noch an Anfang. Dazu kommt die Wettbewerbsverzerrung durch die Subventionen in anderen Ländern, für andere Hersteller.
Was man nicht vergessen darf: das ist kein lokaler Wettbewerb, sondern ein globaler.
Wir sehen gerade (zum zweiten Mal!!) bei der PV-Industrie, wie das läuft: da verkaufen sogar die Chinesen UNTER ihren Produktionskosten, um Wettbewerber (in Europa) vom Markt zu drängen. Unsere Politik schaut zu.
Wie machen die Chinesen das, ohne selbst pleite zu gehen?
Na, die haben einen großen Plan. Schlüsseltechnologien für die Zukunftsmärkte und deren Bescherrschung werden mit unfassbaren Summen gefördert. Da ist alles, was wir hier machen, nur Pillepalle.
Geerntet wird später: sobald Solarwatt, Meyer-Burger & Co tot sind, gehen die Preise wieder hoch – wirst sehen. Und dann kassieren nur noch die Chinesen ab, weil es sonst niemandem mehr gibt.
Und das kannst du auf beliebige Märkte übertragen. Einzige Voraussetzung ist, dass es für China strategisch wichtig ist.
Unsere Geiz-ist-geil-Mentalität erledigt den Rest – darauf können sich die Chinesen verlassen.
Also werden die Preise bei Kartoffelchips und Gummibärchen erstmal so bleiben wie sie sind. ;-)
frank schneider meint
Mahlzeit
Was ist wenn der Bürger gar kein E-Auto haben möchte. Das ist reiner Zwang, man muss doch selbst entscheiden was man fahren will. Und nicht einfach etwas bestimmen, einfach mal den Bürger fragen .
Yoshi meint
Wenn der Bürger nicht gefragt wird gibt’s spätestens bei der nächsten Wahl ein böses Erwachen. Es ist ja jetzt schon so gut wie sicher, dass die Grünen dann maximal als Mehrheitsbeschaffer für die Union herhalten dürfen, falls man sich nicht für die SPD entscheidet. Vielleicht sollte man schnell noch ein paar Verbote auf den Weg bringen und Energie verteuern um diesen Trend aufzuhalten.
M. meint
Du kannst doch jetzt gleich zum Händler gehen und dir einen Verbrenner kaufen. Du musst niemanden fragen. Kein Scheiss, das geht echt so einfach!
Nur bitte nicht weinen, wenn Benzin irgendwann bei 4 Euro liegt. Oder die Tanke um die Ecke zumacht, weil es sich einfach nicht mehr lohnt.
Yoshi meint
Ich glaube es wollen so viele Leute kein E-Auto, dass Benzin in absehbarer Zeit keine 4€ kosten wird. Das wird neben Migration bei der nächsten, spätestens bei der übernächsten Bundestagswahl Wahlkampfthema Nummer 1.
Und ab 2035 ist es eben nicht mehr möglich, einen neuen Verbrenner zuzulassen, zumindest wird es einem so gut wie unmöglich gemacht. Da hat der gute Mann schon Recht.
Cadrick Bauer meint
Das heißt aber auch, dass NIEMAND gezwungen wird, geiler und leiser und sauberer und billiger elektrisch zu fahren.
Es heißt nur, dass man keinen NEUEN Verbrenner mehr kaufen kann – in 11 Jahren. Man kann aber bis dahin nach Belieben Verbrenner kaufen – und dann einfach behalten.
Denn ein Verschrottungsgebot gibt’s ja auch nicht.
Mal ehrlich: denkst du echt, dass heute noch jemand weint, weil er kein Auto ohne Kat, ohne Sicherheitsgurte, ohne aktive und passive Sicherheitsmerkmale, ohne Airbags, ohne Sicherheitsgurte und mit Verbräuchen über 20l/100km bei vielleicht 50PS Leistung mehr kaufen kann? Über alle „Zwänge“ des technologischen Fortschritts beim Auto wurde jeweils extrem gemeckert – und doch hat niemand irgendwas davon auch nur ein Auge nachgeweint.
Und wir werden auch der unfassbar schlechten Technik, an die wir uns hundert Jahre lange gewöhnen mussten, auf Dauer nicht nachweinen.
Dass es HEUTE nicht für jeden DAS 100% passende E-Modell zum passenden Preis gibt, oder dass HEUTE nicht jeder über Nacht zuhause tanken kann ist dabei völlig irrelevant.