Das klassische Vertriebsmodell stößt beim Elektroauto laut den Unternehmensberatern von Berylls an seine Grenzen. Restwerte von Gebraucht-Batteriewagen stürzten ab, Berylls empfiehlt daher ein „radikales Umdenken“.
2023 seien zwar 524.000 Batterie-Fahrzeuge neu zugelassen worden, am Jahresende sei der Bestand jedoch nur um 389.000 E-Autos gewachsen. Im Jahr 2022 seien 471.000 Batterie-Auto-Neuzulassungen registriert worden, der E-Auto-Bestand am Jahresende habe aber nur um 395.000 Einheiten zugenommen. Rund 211.000 junge Stromer seien in den beiden Vorjahren ins Ausland abgeflossen und fehlten nun für die Erreichung des 15 Millionen-E-Autos-bis-2030 Ziels der Bundesregierung. Für den deutschen Gebrauchtwagenhandel sei der Abfluss der Secondhand-E-Autos allerdings ein Segen.
Denn Batterie-Fahrzeuge verkauften sich als Gebrauchte kaum, so die Berater. Die Gründe seien vielschichtig, wie eine Berylls-Analyse zeige. Einmal stagniere die Nachfrage nach E-Autos generell auf breiter Front, bei Neu- und vor allem bei Gebrauchtwagen. Die wesentlichen Gründe seien hinlänglich bekannt: „hohe Preise für den Fahrstrom und für die Autos sowie Reichweiten, die meist noch nicht auf Höhe von Verbrennern sind“.
Die Batterie-Fahrzeuge, die mit durchschnittlich drei Jahren Haltedauer als Ex-Leasing- oder Abo-Autos, auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen, kosteten als Neuwagen im Schnitt knapp 43.600 Euro. Ein durchschnittlicher dreijähriger gebrauchter E-Wagen mit 60.000 km Laufleistung habe in dieser Zeitspanne einen durchschnittlichen Wertverlust von 57 Prozent respektive 24.800 Euro erlitten. Nach Berylls-Berechnungen liegt der Wertverlust für ein durchschnittliches E-Auto um zwölf Prozent und damit rund 5600 Euro über einem vergleichbaren Benziner.
Christopher Ley, Partner bei Berylls: „Wir sehen in dieser Differenz einen Wert, der die ursprünglich ausgezahlte staatliche Förderung sogar übersteigt. Bei einem Zulassungsvolumen von 524.000 BEVs in Deutschland im Jahr 2023 und unter Annahme einer vergleichbaren Restwertkurven-Entwicklung in den nächsten drei Jahren, haben wir einen Wertverlust von 2,99 Milliarden Euro errechnet. Dies ist deutlich mehr als die rund 2,4 Milliarden Euro, die 2023 insgesamt als BAFA-Förderung gezahlt wurden.“
Diese hohe Summe werde sich perspektivisch nicht verringern, denn der Ausblick für die bestehende Secondhand-Flotte sei schlecht. Eine ähnliche Situation zeige sich nicht nur in Deutschland. Auch in Frankreich und vor allem in Großbritannien seien die Restwerte auf dem Weg nach unten. Lediglich in Spanien stürzten die Zahlen nicht ab, lägen allerdings ebenfalls deutlich unter den Summen, die sich mit Benzin- und Dieselmodellen erzielen lassen.
„Für aktuelle Batterie-Fahrzeug-Generation kaum Hoffnung am Gebrauchtwagenmarkt“
Neue Modelle, mit mehr Reichweite und zu günstigeren Preisen drängten auf den Markt und konkurrierten direkt mit den jungen Gebrauchten. Viele gebrauchte E-Autos seien große und teure SUV, sie fielen nicht in die Kategorie Massenmarkt, was sie für viele Gebrauchtkäufer uninteressant mache. Erschwerend komme der beginnende Preiskampf hinzu. Rabatte und Preissenkungen für Neuwagen ließen die Anschaffungskosten für einen Neuen an die für einen Gebrauchten heranschrumpfen. Nach Einschätzung der Berylls-Experten gibt es für die aktuelle Batterie-Fahrzeug-Generation kaum Hoffnung am Gebrauchtwagenmarkt. Hier könnten lediglich die immensen Verluste minimiert werden.
„Wir sehen an den stagnierenden – in manchen Ländern sinkenden – Zulassungszahlen von neuen Elektrofahrzeugen eine Abwartungshaltung bei privaten und professionellen Kunden wie Flotten und Vermietern. Und das obwohl die Hersteller aktuell teilweise massiv Neuwagen mit Preisnachlässen versehen. Es scheint, dass der noch nicht vollständig entwickelte Gebrauchtwagenmarkt einen Einfluss auf den Markt für neue Elektrofahrzeuge hat“, so Ley.
Für die Zukunft empfehlen die Fachleute um Ley die Vertriebsmodelle radikal zu verändern. Der Neuwagenverkauf sollte einem Multizyklus-Modell weichen. Hersteller oder Leasingfirmen müssten bestrebt sein, die Fahrzeuge auch in zweiter und dritter Hand selbst auszulasten. Damit müssten sie ihre Vertriebs-Incentivierungsmaßnahmen nicht mehr lediglich auf die Neuwagen ausrichten, sondern auf den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge. Die massenhafte Vermarktung gebrauchter Fahrzeuge gehöre bislang jedoch nicht zur Kernkompetenz der Hersteller, sie würden dennoch schnell lernen müssen, damit umzugehen.
Ein positiver Nebeneffekt des langen Haltemodells sei der Zugriff des Herstellers auf alle im Auto verbauten Materialien. Vor allem die Batterie sei hier als Rohstoffquelle interessant. Gelange sie an ihr Lebensende, könne der Hersteller mit den darin enthaltenen Stoffen einen guten Teil der Recyclingvorgaben erfüllen, die ihm für die Batterieproduktion vom Gesetzgeber auferlegt sind.
Willy62 meint
Hat eigentlich irgendein Käufer in 2021 oder 2022 erwartet, dass die Umweltprämie von bis zu 6.000 EUR nicht zu einem entsprechend reduzierten Restwert führen würde? Nach Abzug der gewährten Umweltprämie sind die heutigen Restwerte vollständig im normalen Bereich. Die hohen Wiederverkaufswerte in 2022 und 2023 (BAFA-Karussell) waren doch eine offensichtliche Ausnahmesituation. Schön für den der es mitgenommen hat, aber leider nicht hilfreich für einen stabilen Hochlauf der E-Mobilität. Ich hoffe, dass die gegenwärtigen Rabatte erhalten bleiben und sich damit ohne staatliche Subventionen die Preise von Verbrennern und E-Autos annähern. Risiken bezgl. des Wiederverkaufs gibt es aktuell bei Verbrennern und E-Autos. Verbrenner werden in absehbarer Zukunft eh als technisch überholt angesehen, die gegenwärtigen E-Autos vielleicht aufgrund deutlich leistungsfähiger Batterien.
gradz meint
Ich habe 2015 ganz „klassisch“ unsere GTD Variant im Internet bestellt, bezahlt und in der Autostadt abgeholt. Kosten 24k.
EV1 meint
… und wen interessiert das?
Futureman meint
Knapp 10 Jahre her, da kannte man BYD noch nicht Mal außerhalb China. Inzwischen einer der größten Hersteller weltweit. So schnell ändert sich der Markt.
Und die nächsten 10 Jahre wird es sich noch schneller entwickeln.
gradz meint
@Futureman du nicht ich kenne BYD schon ewig.
Gerry meint
So teuer gradz ? Wir haben uns 2016 das erste eAuto geholt, hat nagelneu 14k Euro gekostet (incl. Förderung). Haben wir immer noch und fährt wie am ersten Tag.
Tatsächlich fahren wir sogar die meisten km mit der Kiste, hat uns seitdem 6.000 Euro Benzinkosten eingespart.
gradz meint
@Gerry wenn deines für 4 Personen in den Ferien passt :)
Fred Feuerstein meint
Es fährt glücklicherweise nicht jeder mit seinem Auto in den Urlaub.
Muss dein Job bescheiden sein, dass du immer vom Urlaub redest…
South meint
Naja, im Jahr 2015 war die Dieselkrise am kochen und deshalb mussten die alten Modelle raus. Das ist ähnlich wie bei meinem Vorgängerauto, bei dem ich mit der Abwrackprämie ein echtes Schnäppchen gemacht habe. Da kann man sich freuen, aber es ist eine Anomalie und kein Vergleich für den Normalfall. Ein GTD, wohlgemerkt startet, heute bei knapp 40T€….und den Punkt lässt Mike immer ganz gern weg, weil es ihm nicht in seine Schallplattensammlung passt ;-)
gradz meint
@South Diesel am kochen?
Du wirst halt von den Staatsmedien abgekocht :)
Ich fahre uneingeschränkt seit 2002 den 1.9 tdi.
Nochmal für dich: Autos sind heute extrem ÜBERTEUERT und Eautos nochmals mehr. Wer heute ein neues Auto kauft verbrennt Geld.
Mäx meint
Ah Staatsmedien.
Das Bild wird immer klarer
South meint
Die gerne den Wortschatz ohne Nachzudenken sind jetzt nicht die Cleversten. Witzigerweise war es nie so leicht soviele unterschiedliche Medien von unterschiedlichen Trägern zu konsumieren und zwar International. Im Zeitalter des Internetzes und dann in Kombination mit dem Smartphone hat sich das nochmal vervielfacht. Ich würde mittlerweile eher von einer Überflutung reden, welche von einigen finsteren Zeitgenossen gerne negativ genutzt wird. Erstaunlich ist bei der Entwicklung, wieviele Konsumenten es gibt, die das ohne ernsthaft nachzudenken übernehmen und dann lauthals damit haussieren gehen…
Yogi meint
Aber BaronMaikhausen, du fährst doch einen 20 jährigen Rostgolf. War ja bisher die Legende. Der so nachhaltig ist, weil kein neuer immer gebaut werden muss. Daher schüttest 25.000€ Diesel drauf und heizt das 10fache Autogewicht durch den Auspuff.
Und nun kaufste 2015 online einen IBIZA Zweitwagen? Obwohl es ja dann der zweite Ibiza ist? In die schüttest auch schon 10 bis 20.000€ Diesel rein.
Daher kannste dir kein 50.000€ Langstrecken Elektroauto kaufen, was real 36.000€-45.000€ sind. Obwohl PV und Wallbox gehabt hättest, aber alle paar Jahre in drei Fahrzeugen das Vielfache des Fahrzeuggewichts einkaufst und durchheizt?
Solariseur meint
Hast Du auch noch das Sofa von 1995, Küche noch aus der d d r und Schrankwand von Hellerau?
Naja, wenn man auf Retro steht, ist das ja Deine Sache.
Mäx meint
Hör doch endlich auf zu lügen. Du hast einen Seat gekauft und keinen GTD
Solariseur meint
Hast Dich verrechnet. Du schreibst, Du fährst seit 20 Jahren ein und den den selben TDI. Alles frei erfunden?
gertklein meint
Das Vertriebsmodell ist doch wurscht.
Die Fahrzeugpreise müssen dramatisch nach unten korrigiert werden sonst wird das nix mit den Eautos.
South meint
… also ein Tiguan Benziner, nackig, kostet 36T€…? Wirds dann auch mit dem nix?
Ich finde E Autos im Vergleich mit Benziner/Diesel gar nicht mehr so teuer… anstatt eines aufgebockten Golfs kann man sich auch einen ID.3 kaufen, der bei 32,5T€ startet….
brainDotExe meint
Ja, bei einzelnen Modellen, besonders im SUV Segment, sind die Preise relativ gleich.
Aber einen Golf bekommt man fast 9-10T€ günstiger als einen ID.3
M. meint
„Der neue Golf“ fängt LP bei 27.180€ an. Benzin-only, 116 PS.
Ein Golf Style mit 150 PS Mild-Hybrid DSG startet bei 37.300€.
So krass viel günstiger ist das nicht. Und der Motor ist ja auch eher Pflicht als Kür. Daneben ist ein ID.3 sehr angenehm motorisiert ;-)
brainDotExe meint
Und der ID.3 fängt Listenpreis ca. 40.000€ an.
Wenn man nur die Listenpreise vergleicht sind es gar 13.000€.
Wenn man die Straßenpreise nach Rabatten vergleicht sind es ca. 9000€
South meint
Ich kenne jetzt die aktuellen Rabatte nicht und ob der Golf im runoff ist, aber ein Golf für 22 T€ ? Das würde ich doch stark bezweifeln….
brainDotExe meint
Schaue einfach bei Carwow rein, da bekommst du Preise ab ca. 24T € für den Golf, der ID.3 ca. 33T €.
South meint
Ja, da muss man suchen… aber die gibts tatsächlich, also ich habe zwei gefunden und der Haken … 270 Tage ab Bestellung … dann 110PS und keine Automatik… da würde ich aber nicht von einem vergleichbaren Angebot sprechen…
South meint
Kommentar hängt. Bei Mobile…für ein Benziner mit Schaltgetriebe mit 110 PS und 270 Tage Wartezeit…trotzdem ohne Zweifel aktuell ein günstiger Preis … für eine „normal“ ausgestatte Version ist man aber eher bei den 30T€ … sogar beim Polo ist bei der Mehrzahl z.B. Automatik drin….
South meint
Übrigens, alle Hersteller machen bei all der Jammerei auch noch historische Rekordgewinne…
South meint
Also da kann man nur noch schmunzeln. Die E Autos hatten einen Mondlistenpreis, der durch Rabatte ausgeglichen wurde. Rechnet man diesen heraus, sieht die Welt schon ganz, ganz anders heraus. Ein „nackter“ ID.3 war damals für 35-36T€ nach Förderung erhältlich und kostet aktuell an die 21T€. Da ist kein Wertverlust von 57%….
mein ID.3 hatte einen Mondpreis von knapp 50T€, nach der Förderung nur noch knapp über 40T€…. und den musste ich nach einem Unfall vor ca. einem halben Jahr ersetzen. Das gleiche Fahrzeug kostete 31T€. Also ich kann das für den Teil, den ich überblicke, nicht bestätigen…
EselAusWesel meint
denke ich auch. Da hat jemand die Förderung nicht rausgerechnet, die es damals vom Staat gab, und mittlerweile direkt von den Herstellern durch Rabatt
Nils P. meint
Ich glaube es wird immer wieder vergessen das die heutigen Gebrauchtwagen teilweise stark gefördert wurden. Abzüglich der Förderung ist der Wertverlust dann oft nicht so hoch. Enttäuscht werden vor allem diejenigen die mit den Preisen spekuliert haben. Außerdem gibt es ja auch die Möglichkeit den e-Wagen länger zu fahren.
Eugen P. meint
Es würde Sinn machen E-Autos über ihre gesamte Lebensdauer zu vermieten, das Akku Risiko trägt dann nicht der Endverbraucher.
Die Miete könnte sich nach Alter und Nutzwert (Reichweite) richten.
gradz meint
@Eugen P. kauft keiner. Der Akku wird zur Sicherheit frühzeitig abgeschaltet.
Die Idee mit 50% Restkapazität weiter zu fahren ist falsch.
M. meint
Ich finde die Idee nicht schlecht, aber unrealistisch. Heute leben Hersteller davon, dass sie neue Fahrzeuge produzieren. Bei dieser Idee müssten sie sich um 180 Grad drehen und Autos bauen, die besonders lange halten.
Yogi meint
Eugen, vielleicht hättest doch Renault Marketingleiter in den 2012er-2016er Jahre werden sollen?
Eugen P. meint
Renault hat die Autos verkauft und die Akkus vermietet, das ist großer Quatsch, das ganze Auto müsste vermietet werden.
Ist doch ganz einfach, neu und hohe Reichweite – hohe Miete
neu und niedrige Reichweite – mittlere Miete
alt und hohe Reichweite (nach Akkutausch) – mittlere Miete
alt und geringe Reichweite – geringe Miete
nach 12 bis 15 Jahren dann eben reycylen
Yogi meint
Ja, der war aber schon so erfolgreich, dass das Modell Akkumiete später eingestampft wurde. Der Marketingchef konnte so wie du, sich nicht über Akku-Haltbarkeit informieren und wurde dann von der technischen Entwicklung eingeholt. Er weiß das womöglich, zehn Jahre später hast du nun dasselbe Problem.
M. meint
Herzlichen Glückwunsch zum vorhersehbarem Wertverlauft von Bestands BEVs.
Duch die eingeschränkte Nutzbarkeit kann ein Eauto nur günstiger als ein Verbrenner verkauft werden.
Solariseur meint
Normal. Am BEV ist alles günstiger. Lernst Du auch noch.
M. meint
Gebrauchte verkaufen sich nicht, wenn sie aberwitzig bepreist sind. Warum nehmen die Leasinggeber an, den Wagen nach 3 Jahren für 70% des Neupreises (nach Abzug der Förderung) verkaufen zu können, wenn der Leasingkunde schon 50% gezahlt hat?
Man hat darauf gewettet, dass die Preisrallye so weitergehen wird. Hat man sich halt verkalkuliert. Da können aber die BEV nichts dafür.
Solariseur meint
Hat wieder einer den M. Account gekapert?
Reinhold Kluge meint
Ist hier so üblich, du hast ja auch den Nick von niewiederopel gekapert ;-)
Solariseur meint
Niewiederopel hat sich nun doch wieder einen Opel gekauft und schämt sich jetzt dafür. Fährt nur noch in der Nacht herum, damit ihn niemand erkennt und muss am Tag schlafen. 🤣
Jeff Healey meint
Das möchte ich anzweifeln.
In der gesamten Familie schämen wir uns ganz und gar nicht dafür ältere Opel zu fahren.
Es waren zu ihrer Zeit sehr rationale Entscheidungen.
Sehr günstig beim Kauf, sehr zuverlässig, sehr günstig im Unterhalt, sehr moderate Instandhaltungskosten in den seltenen Fällen einer Reparatur.
Alle diese Fahrzeuge zeigen Kilometerstände annähernd 300.000 Km.
Genau so rational ist unsere Entscheidung, diese Fahrzeuge nach und nach durch gut gebrauchte E-Fahrzeuge zu ersetzen.
Einfach weil es in wirtschaftlicher Hinsicht Sinn macht. Das gute Gefühl umweltfreundlicher unterwegs zu sein ist ein weiterer Bonus.