Chinesische Autohersteller wollen mit Batteriemodellen Europa erobern. Noch kommt das Angebot bei den hiesigen Kunden allerdings nicht so richtig an. Das gilt auch für das Flottengeschäft in Deutschland: Hier kam keine der Marken der Volksrepublik im Februar in Deutschland auf über 200 Fahrzeuge, berichtet die Automobilwoche.
„Dienstwagenfahrer zeigen sich zwar offen für neue Marken, aber sie müssen diese auch kennen“, sagte Flottenexperte Benjamin Kibies, Analyst bei Dataforce, der Branchenzeitung. Bislang scheine bei keinem chinesischen Hersteller die Markenbekanntheit groß genug zu sein.
Von sieben abgefragten Marken kannten nur 0,6 Prozent der Dienstwagenfahrer, die über ihr Fahrzeug selbst entscheiden, alle Marken, berichtet Dataforce von einer aktuellen Studie. Am bekanntesten sei BYD (Build Your Dreams), 37 Prozent der Umfrageteilnehmer kennen das Unternehmen.
Ein gutes Drittel der Dienstwagenfahrer kann sich vorstellen, das nächste Mal einen chinesischen Dienstwagen zu wählen oder macht dies bereits. Der entscheidende Faktor ist dabei der Umfrage nach die Qualität: Hier wollen 24 Prozent keine Kompromisse eingehen. „Wer offen für eine neue Marke ist, hofft außerdem häufig auf geringere Kosten“, so Kibies. Ein zu kleines Servicenetz oder eine lückenhafte Ersatzteileverfügbarkeit schrecken dagegen nur wenige (5 %) ab.
Stärkste chinesische Marke im Flottengeschäft war laut der Auswertung im Februar MG mit 177 Neuzulassungen (2/2022: 241 Einheiten), gefolgt von Polestar mit 142 Neuzulassungen (2/2022: 91 Einheiten). Allen anderen schafften es bestenfalls in den unteren zweistelligen Bereich.
Weiter gut läuft es dagegen bei deutschen Marken: VW (+8,1 % auf 16.109 Einheiten) und Mercedes (+9,3 % auf 8.302 Einheiten) wuchsen im Februar einstellig, BMW (+13,8 % auf 6.758 Einheiten) zweistellig.
Tesla verbuchte mit einem Rückgang von 38,6 Prozent auf 1.843 Neuzulassungen das größte Minus unter den Top-20-Flottenmarken. Mit seiner Preispolitik hat der US-Elektroautobauer zuletzt Flottenkunden vergrault. Mit Mini (-27,3 % auf 493 Einheiten), Renault (-20,6 % auf 808 Einheiten) und Audi (-14 % auf 6.129 Einheiten) gab es für weitere Hersteller hohe Rückgänge im Flottengeschäft.
Unter dem Strich erreichte der Flottenmarkt mit 76.244 Pkw-Neuzulassungen einen neuen Februar-Rekord.
JuergenII meint
Von den Modellen her würden sich schon einige als Flottenfahrzeug eignen. Aber ein Flottenfahrzeug muss einiger maßen zuverlässig sein und bei Reparatur oder Unfallschaden möglichst zeitnah wieder auf die Straße kommen.
Bei den letzten zwei Punkten habe ich da bei den Chinesen heut noch so meine Bedenken, die auch durch die entsprechenden Foren bestätigt werden.
Dazu kommt, das fast alle Fahrzeuge elektrisch sind und jetzt nicht wirklich für die Masse an Firmenwagen in Frage kommen, vor allem wenn beim Arbeitnehmer und in der Firma keine Lademöglichkeit vorhanden ist.
Allerdings ist die Situation bei chinesischen Fabrikaten doch deutlich anders als beim Markteintritt der Japaner oder Koreaner. Im Bereich EV haben sie wirklich beste Voraussetzungen die alten Hersteller in die Ecke zu drängen. Denn was die Rohstoffe und die Akkufertigung anbelangt haben sie halt alles im Land selber und bauen die entsprechenden Fabriken bei Bedarf in Rekordzeit auf. Dazu kommen modernste Fertigungsanlagen und preiswerte Energie und Mitarbeiter. Das drückt die Produktionskosten gewaltig nach unten. Da mitzuhalten wird für die europäischen Marken schwierig.
Egon Meier meint
Wenn ich zurück blicke:
– Die Japaner machen die europäischen pkw-Hersteller platt .. was ist geblieben: ein paar fußkranke japanische Konzerne
– die Koreaner erobern den europäischen Markt: Geblieben ist Hyundai/Kia mit Preisen auf europäischem Niveau mit manchmal fragwürdigem Gebaren
– die USA-Konzerne (ja .. das war die Vermutung so um 1970… meine Schulzeit): die USA-pkw-Konzerne sind ein Schatten ihrer selbst und aus Europa fast vertrieben
Jaja .. die Chinesen .. bislang war es alles nich doll, was die geliefert haben: Wenn man nach EU-Normen misst und vergleicht ist das alles ziemlich fragwürdig.
Mal sehen ob sie auch als Bettvorleger enden..
David meint
Ich denke, die Chinesen werden gar nicht groß in die Flotten kommen. Die Firmen müssen immer mehr auf ESG achtgeben und da ist auch das politische System in China ein Problem. Zudem sind alle chinesischen Hersteller in Europa mit ihren Eigenmarken unerfolgreich, so dass zu befürchten steht, dass sie diesen Markt aufgeben.
Das war ja bei der letzten Invasoren-Welle aus Korea genauso. Da ist ein einziger Konzern übergeblieben. Auch damals wurde übrigens von sogenannten Fachleuten der Untergang der einheimischen Industrie vorhergesagt. Genauso wie 20 Jahre vorher anlässlich des Angriffs der japanischen Automobilindustrie.
Von beiden Wellen ist quasi nichts geblieben. Der Importanteil in Deutschland ist immer noch gering, letztes Jahr 39% und ohne die Fake-Importmarken Seat/Cupra und Skoda wären es sogar nur 28,4%.
Jörg2 meint
Das ist pfeifen im Wald.
Europäische Denkweise: hat 2..3x nicht geklappt -> klappt nie
Außereuropäische Denkweise: hat 2..3x nicht geklappt, dabei wurde viel gelernt -> beim nächsten Versuch klappt es
BYD produziert seit 2016(?) in der EU (Busse) und wird in Ungarn ein Pkw-Werk errichten.
David meint
Na gut, dann wären wir also ganz weit weg vom Thema Massenmarkt in einer speziellen Nische des Nutzfahrzeugsbaus, den Bussen. Wenn wir da an gute Quoten in der Auslieferung bei BYD glauben, sollten wir fragen, ob europäische Alternativen lieferbar waren. Das würde einem helfen zu überlegen, ob BYD da auch in Zukunft eine Chance hat. Ich kann es vorwegnehmen, sieht schlecht aus.
Vor allem aber reden hier von einer wirklichen Nische: Es gibt 85k Busse in Deutschland, aber 70 Mio. Kraftfahrzeuge und Hänger. Es geht also um ein Segment, das nur etwas mehr als 1/1000 des deutschen Fahrzeugmarktes umfasst. Wenn darauf die Strategie von BYD fußt, einem Hersteller, der gerade in extremen Qualitätsthemen ist, dann gute Nacht.
Jörg2 meint
„… und wird in Ungarn ein Pkw-Werk bauen.“
Futureman meint
Flottengeschäft lebt von „beeinflussen“ der entsprechenden Einkäufer. Da gibt so einiges an goodies von VW und Co. Das müssen die Asiaten noch lernen, das Deutschland nicht so Korruptionsfrei ist, wie es sich nach außen darstellt.
Steffen meint
Wir können als Mitarbeiter im Firmenleasing den Hersteller frei wählen. Da ist nichts mit Korruption. Also zumindest ist bei mir noch niemand zwecks Bestechung vorstellig geworden.
Jörg2 meint
Steffen
In Deinem Konstrukt ist die Leasingfirma der Kunde der Hersteller. Der Flottenkundenvertrieb meldet sich dort, nicht bei Dir oder Deiner Firma.
David meint
Nur weil Tesla überall völlig zu recht ausgeflottet wird, haben die anderen noch lange nicht bestochen.
Matze meint
Hast du persönliche Berührungspunkte mit Korruption in deinem Umfeld?
Bei uns in der Firma wird man dafür ohne Gnade disziplinarisch verfolgt (und der Lieferant gesperrt). Da wird niemand bevorzugt, wenn der Preis nicht stimmt.
Egon Meier meint
interessante Theorie. Hast du dafür irgendwelche Beweise?
M. meint
Da laufen nicht gleich alle Firmenwagenfahrer zu Chinesen über, da wittert schon der erste Kasper Korruption, wird aber nichts beweisen können.
Ich kenne KEINEN Firmenwagenfahrer, der zum Hersteller mehr Kontakt hatte als zum Bestellen des Autos nötig war – und das NACH der Entscheidung für ein Modell.
Einer war übrigens kurz davor, einen Lucid zu ordern – aber er braucht mehr Platz.
Wird jetzt ein T7.
ChriBri meint
Zur Zeit sind die Fahrzeuge für die Flotten teilweise nicht geeignet. Der unbedarfte Nutzer muss sich reinsetzen und ohne weitere Denke losfahren können. Bei den meisten chinesischen Fahrzeugen fehlt schon eine Ladestoppplanung, da fängt schon das Problem an. Dann nicht so performante Ladezeiten, kommt auch nicht gut an.
Gunnar meint
Hatte letztens einen ID3 von AVIS. Hatte auch keine Ladestoppplanung.
Matze meint
Die IDs hatten selbst Anfang 2021 schon eine (schlechte) Ladestoppplanung. Die ist mittlerweile sehr gut.
Die kann aber auch ausgeschaltet werden.
ChriBri meint
Und was soll uns das sagen? Wir müssen in der Flotte von heute auf morgen jemand hinters Steuer setzen und ihn fahren lassen. Noch nie mit E gefahren. Klar und @Gunnar, e-affin, macht das natürlich ganz locker, auch der/die 53 jährige, die noch nie E gefahren ist? Sicher nicht. Die Diskussionen tue ich mir nicht an… nicht immer von sich selbst ausgehen und etwas mehr reflektieren
Dirk meint
„Wollen“ ist witzig…die haben in ihrem planwirtschaftlichen Wahn eine erhebliche Überkapazität aufgebaut und MÜSSEN nun (ich meine Grössenordnung 50%) ihrer Produktion ins Ausland verticken, damit sich das irgendwie rechnet, was da an Fabriken aufgebaut wurde.
Alternative: Milliarden an Invest sind verloren. Also bleibt nur die Flucht nach vorne.
Umgekehrt heisst das für Europa: China drängt MASSIV, weil sie keine Alternative haben.
Und weiterhin: wenn sich Europa mit Zöllen schützt (was ich befürworten würde – selber schuld) dann brechen nach dem Immobiliensektor auch grosse Teile der Fahrzeugproduktion in sich zusammen. Was in Kaskaden weitere unabsehbare Folgen haben wird, z.B: ein Gesundschrumpfen der chinesischen Wirtschaft.
Dabei purzeln aber hier einige Köpfe, denn der Import billiger Chinawaren ist ein grosser Wirtschaftszweig.
Im Übrigen gilt Ähnliches für Solarmodule. Da kommt einiges auf uns zu.
Jörg2 meint
Meine sehr persönliche Meinung:
Es wird sehr sehr lange dauern, bis der Flottenmarkt in D Fahrzeuge aus China und von Tesla in größeren Stückzahlen aufnimmt.
Oft fehlt es am Verständnis für dieses Geschäftsfeld und dann herstellerintern an einem darauf ausgerichteten Geschäftsbereich (Preisfindungshoheit, markenübergreifende Flottensoftware, stabile Ansprechpartner…). Wer Flottengeschäft ausschließlich im Bespielen von Leasingfirmen sieht, hat den Flotten-Markt in D nicht richtig verstanden.
Egerling meint
Mich würde interessieren auf wie viele Einheiten Japanische und Koreanische Hersteller im Flottengeschäft kommen, die sind schon Jahrzehnte im Markt etabliert und bieten alles was für diesen Geschäftsbereich wichtig ist. Da kann man sicher Rückschlüsse ziehen.