US-Elektroautobauer Fisker hat im März die Produktion eingestellt und sich auf die Suche nach einem strategischen Partner konzentriert. Die Verhandlungen dazu sind nun gescheitert, die Aktie stürzte daraufhin ab und der Handel wurde ausgesetzt.
Die Verhandlungen mit einem Automobilhersteller seien abgebrochen worden, teilte Fisker mit. Nun würden strategische Optionen geprüft, darunter gerichtliche oder außergerichtliche Restrukturierungen oder Kapitalmarkt-Transaktionen. Zudem erklärte das Unternehmen, dass das Ende der Gespräche die Anfang des Jahres verhandelte Finanzspritze des polnischen Investmentfonds CVI gefährde. Die Finanzierungszusage über 150 Millionen Dollar war an den Abschluss der Gespräche geknüpft worden.
Mit wem Fisker über eine mögliche Kooperation verhandelte, ist nicht bekannt. Laut übereinstimmenden Berichten handelt es sich um Nissan. Die Japaner befänden sich in fortgeschrittenen Gesprächen, um in Fisker zu investieren, hieß es. Das könnte dem etablierten Autobauer Zugang zu einem elektrischen Pick-up-Truck verschaffen und gleichzeitig Fisker finanziell helfen.
Im Umfeld von Fisker ist dem Handelsblatt zufolge von einer „extrem herausfordernden“ Situation und einer „Hängepartie“ die Rede. Es würden alle möglichen Auswege erwogen, auch ein Antrag auf Gläubigerschutz. Die Aktien von Fisker stürzten am Montag auf ein Allzeittief ab, bevor die New Yorker Börse sie vom Handel aussetzte. Das Start-up hat seit Jahresbeginn über 90 Prozent seines Börsenwerts verloren.
Der Börsenbetreiber hat aufgrund des „ungewöhnlich niedrigen“ Preises ein Verfahren eingeleitet, die Notierung der Aktie zu beenden. Eine solche Einstellung hätte gravierende Konsequenzen, erklärte Fisker. Eine erst 2026 fällige Wandelanleihe müsste dann vertragsgemäß rückgekauft werden. Eine weitere Wandelanleihe könnte von den Gläubigern vorzeitig fällig gestellt werden. Das Unternehmen verfüge jedoch „derzeit nicht über ausreichende Barreserven oder Finanzierungsquellen“, um solche Ansprüche zu erfüllen.
Fisker hat vor wenigen Wochen seine jüngsten Geschäftszahlen veröffentlicht. Das US-Elektroauto-Start-up warnte dabei davor, dass es möglicherweise nicht in der Lage sei, den Betrieb fortzuführen. Eine solche Warnung ist nach US-Aktienrecht vorgeschrieben. Es bestünden „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens“, so die offizielle Mitteilung. Man müsse in den kommenden zwölf Monaten „zusätzliche Eigen- oder Fremdkapitalfinanzierungen“ einwerben. „Es kann nicht garantiert werden, dass Fisker bei diesen Bemühungen erfolgreich sein wird.“
Abkühlende E-Auto-Nachfrage
Gründer und CEO Henrik Fisker führte die Probleme im Rahmen der Präsentation der Geschäftszahlen unter anderem auf den „aktuell depressiven Markt für Elektrofahrzeuge“ zurück. Man habe jedoch einen hohen Bestand an vom Auftragsfertiger und Partner Magna in Österreich produzierten E-Autos sowie bereits bezahlten Teilen. „Dieser Bestand ist etwa eine halbe Milliarde Dollar wert“ und könne monetarisiert werden. Es bestehe zudem die Aussicht auf eine Partnerschaft mit einem großen Autohersteller – die Gespräche dazu sind aber nun gescheitert.
Fisker bietet derzeit das mittelgroße SUV Ocean an, das von Magna gebaut wird. Darauf sollte mit dem PEAR ein kompakteres SUV für den Massenmarkt folgen, die Produktion sollte das taiwanesische Technologieunternehmen Foxconn übernehmen. Darüber hinaus hat Fisker weitere Baureihen angekündigt, darunter den Pick-up Alaska und einen Sportwagen.
Laut dem Wall Street Journal hat Fisker im vergangenen Jahr einen Umsatz von 273 Millionen US-Dollar erzielt – bei einer Verschuldung von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Das Unternehmen baute 2023 etwas mehr als 10.000 Fahrzeuge und lieferte nur 4900 an Kunden aus. Ursprünglich sollten im zurückliegenden Jahr 42.400 Elektroautos hergestellt werden.
Mit seinem Start-up versucht Gründer Henrik Fisker erneut, den Durchbruch zu schaffen. Nach seiner Zeit als Designer für unter anderem BMW und Aston Martin hatte der Däne 2011 den teilelektrischen Sportwagen Fisker Karma gebaut, doch die Produktion wurde mangels Erfolg eingestellt. 2014 ging das Unternehmen pleite.
Envision meint
Bei den alten Verbrenner wäre das wohl noch halbwegs gegangen, siehe z.B. Saab Fahrer – wenn hier aber SW Support und Cloud weg sind, ist das Auto quasi unverkäuflich, von Garantie Reperaturleistungen für den Akku noch gar nicht gesprochen – ein Desaster für die Käufer.
Franz Mueller meint
Fisker war von Anfang an eine reine Luftnummer. Man entwickelt die Form eines Autos, lässt einen österreichischen Generalunternehmer das komplette Fahrzeug entwickeln und alle Zulieferer sourcen, beauftragt dann noch das Infotainment bei einer weiteren Klitsche und denkt da kommt am Ende ein Fahrzeug raus was mit BWM und Audi konkurrieren kann? Selbst wenn der Fisker eine gutes BEV geworden wäre (was er eindeutig nicht ist), hätte es finanziell nicht funktionieren können. Die EBIT Marge ist in der Automobilindustrie bei durchschnittlich unter 10% und das reicht nicht für einen Auftragsfertiger zusätzlich.
ShullBit meint
Einmal mehr Unfug, der wenig mit der Realität zu tun hat. Magna ist für den Zusammenbau und das Lackieren der Autos verantwortlich. Für die Zulieferer war eben nicht Magna verantwortlich sondern Fisker. Deshalb hat es ja zwischenzeitlich mächtig gehakt, u.a. bei den Batterien. Auch VW, BMW, Mercedes, Jaguar und selbst Toyota setzen immer wieder auf Auftragsfertiger wie Magna (es gibt noch andere). Es ist Unsinn zu behaupten, dass das per se nicht funktionieren kann und Verluste produziert. BMW und Audi waren auch nie die erklärten Rivalen für den Ocean.
Mit Softwareversion 2 sind offenbar auch so ziemlich alle Kinderkrankheiten beim Ocean ausgemerzt. Aber weil die erste Firmware eine Reihe an Macken hatte, hat sich Fisker eine Reihe negativer Reviews eingefangen. Auch Teslas Model 3 hatte zwar anfangs eine Reihe an Soft- und Hardwaremacken (von der legendär miserablen Verarbeitungsqualität zehren viele Teslagegner heute immer noch, obwohl das schon lange kein Thema mehr ist). Aber das Marktumfeld ist heute ein anderes als damals, als Model 3 auf den Markt kam.
Fisker Inc. ist letztlich an der totalen Management-Inkompetenz von Henrik und Geeta Fisker gescheitert. Als Fisker längst massive Probleme z.B. mit der Supply-Chain und Auslieferungen hatte, konnte man Henrik Fisker täglich dabei beobachten, wie er bei Auslieferungen und Testfahrten half. Wie er Sketches für Kunden gemalt usw. Wenn der CEO mit sowas seine Zeit verschwendet, während das Unternehmen bereits strauchelt, dann geht es halt vor die Hunde.
Michael S. meint
Fisker ist an der miserablen Qualität und unterirdischem Service gescheitert. Deswegen hatte ich meinen wieder verkauft. Das Fahrzeug wurde unfertig an die Kunden übergeben mit einem Softwarestand und Fehlern ausgeliefert, die eine bodenlose Frechheit waren.
Es war klar, dass es nicht gut gehen wird.
Bernhard meint
Das was Fisker das Genick gebrochen hat, ist zu behaupten, dass man das Problem mit dem FeststoffAkku gelöst habe.
Dagobert meint
MAGNA produziert aktuell:
Jaguar E-Pace, seit 2017
BMW 5er Reihe (G30), seit 2017
Mercedes-Benz G-Klasse, W463, seit 2018
Jaguar I-Pace, seit 2018
BMW Z4 (G29), seit 2018
Toyota GR Supra, seit 2019
Fisker Ocean seit 2022[13]
Aber wenn Experte Müller sagt es ist nicht wirtschaftlich möglich, wird das schon so sein…
MacGyver meint
Fisker wollte eigentlich ein Fahrzeug mit revolutionärer Superbatterie auf den Markt bringen. Damit hätte es auch klappen können. Mit dem 08/15 SUV Konzept was jetzt auf dem Markt ist gibt es eben keinen echten USP. Irgendwelche albernen Spielereien a la Fenster im Kofferraum öffnen bringen eben genau nichts. Durch solche Spielereinen lassen sich Leute von Schlag Olli 163° beeindrucken. Vernünftige Menschen ohne rosarote Brille sind hingegen einfach nur ernüchtert und lassen die Finger von den Produkten solcher Blendern wie Herrn Fisker, Christians oder Hahn.
banquo meint
Es ist sicher schwer für Start-Up’s in dem Markt einen Platz zu finden. Ich bin kein Fan von großen SUV’s, aber der 163° Oliver Krüger ist zufrieden mit seinem Ozean. In Anbetracht wie nach wie vor Tausende Mercedes, BMW, Audi Benziener/Diesel-SUV’s zugelassen werden ist der Niedergang der Fisker EV’s traurig.
MacGyver meint
Der 163° Oliver Krüger hat auch kurz vor der Pleite noch gemeint, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt um als Anleger bei Fisker einzusteigen. Dem ist nicht mehr zu helfen!!!
ShullBit meint
«Die Finanzierungszusage über 150 Millionen Dollar war an den Abschluss der Gespräche geknüpft worden.»
Das entspricht nicht den Fakten. Das 8-K-filling ist da eindeutig. Die Brückenfinanzierung war an 10 Konditionen geknüpft. Die 10. Bedingung war „ongoing negotiations between the Company and a large automaker for a potential investment and joint development partnership continuing at the time of such funding“. Die Verhandlungen hätten lediglich andauern müssen, durften nicht abgebrochen sein. Fisker hat aber auch andere Bedingungen nicht erfüllt, wie das 10-K filling. Außerdem enthielten die 10 Bedingungen ein paar wachsweiche Formulierungen, aufgrund denen CVI jederzeit einen Rückzieher hätte machen können. U.a. musste Fisker einen Budgetplan übermitteln. Wenn der CVI nicht gefällt, hätte es das Geld auch nicht gegeben.
Meines Erachtens ist der Ocean immer noch das bestdesignte E-Auto seiner Klasse. Aber Henrik Fisker ist eben genau das: Ein guter Designer. Dummerweise hält er sich selbst für einen großartigen Entrepreneur und Visionär. Als CEO eines Autoherstellers ist er aber völlig überfordert und seine Frau Geeta als CFO kann beim Ausmaß der Inkompetenz mühelos mithalten.
Das Auto hätte ein Erfolg werden können. Ursprünglich sollten Ende 2021 die ersten Ocean an die ersten Kunden gehen. Damals waren die Zinsen noch nahe null. Tesla hatte Lieferzeiten von einem Jahr und es gab wesentlich weniger Wettbewerb. Das wäre ein Markteintritt in einem ganz anderen Umfeld gewesen. Wegen all der Inkompetenz von Fisker war der wahre Produktionsstart dann erst Mitte 2023 – 2 Jahre später. Das Auto traf auf einen Markt mit hohen Zinsen, viel Wettbewerb und nicht genug Nachfrage, sinkenden Preisen. Tesla hatte Lieferzeiten von 0-4 Wochen. on top ging die Flut an Fehlern von Hernik Fisker weiter. Die nicht wirklich fertige Software brachte dem Ocean negative Reviews ein. Fisker hat sich dann abgestrampelt um 300 Autos am Tag produziert zu bekommen. Unfassbarerweise ist ihm nicht aufgegangen, dass es dann auch Strukturen für Auslieferung und Service von 300 Autos am Tag braucht. Im September/Oktober/November haben gerade in den USA noch viele auf ihre bestellten Ocean gewartet. Das Fisker die Auslieferungen nicht in den Griff bekommen hat, hat dann wieder schlechte Presse erzeugt.
Was viele lange nicht wussten: Das Unternehmen Fisker war in einer Form aufgesetzt worden, in der es quasi unmöglich ist, die Fiskers abzusetzen bzw. ihnen die Kontrolle zu entziehen. Es gibt A- und B-Aktien. Die B-Aktion haben 10fache Stimmrechte und alle B-Aktien gehören Henrik und Geeta Fisker. Selbst mit nur noch etwas mehr als 9% der Fiskeraktien hätten sie noch die Mehrheit der Stimmrechte.
Swissli meint
Gleichzeitig hat Lucid die Kurve nochmals gekriegt, weil der saudische Staatsfonds PIF gestern nochmals eingesprungen ist.
Für Fisker war’s das wohl… evtl. gibt es noch eine Lösung in der Insolvenzphase (Chapter 11)… aber die Aktionäre werden Totalverlust verbuchen müssen.
Kawusie meint
Fisker Karma – da war doch was. Ah damit ist er auch Pleite gegangen.
ShullBit meint
Anders als in Deutschland, wo man nach einer Pleite auf ewig gebrandmarkt ist, bekommt man in den USA neue Chancen. Das ist auch gut so. Und man konnte annehmen, das Fisker seine Lektionen gelernt hat. Er hat auch Lektionen gelernt – nur die Falschen.
Nach der Pleite von Karma hat Fisker es als Hauptgrund angesehen, dass ihm die Kontrolle über Karma entglitten war, dass andere die Mehrheit inkl. Stimmrechtsmehrheit an Karma hielten. Deshalb hat er Fisker Inc. in einer Form aufgesetzt, dass ihm da nie mehr die Kontrolle entgleiten. Genau das macht es jetzt ziemlich unmöglich, Fisker zu sanieren. Niemand wird mehr Geld in dieses Unternehmen stecken, in dem erwiesenermaßen inkompetente Leute die Kontrolle über alles haben. Für Henrik Fiskers Ego ist es mutmaßlich aber das kleinere Übel, wenn Fisker jetzt pleite geht, als wenn er wegen erwiesener Inkompetenz als CEO abgesetzt wird. Die Pleite schiebt er dann auf die Zinsen, den depressiven Markt, böswillige Reviews, Blabla
Franz Mueller meint
Hör mir doch auf mit deinen Analysen. Fisker hat eine reiche Frau und konnte 600 Millionen verpulvern, das war der einzige Grund warum er nach dem Karma Debakel nochmal Unternehmer spielen durfte. Jetzt ist das Geld weg und keiner will mehr mitspielen.
Franz K. meint
Es wird Chapter 7 und nicht 11 werden, sprich komplette Liquidierung und verteilen der Quote…