Die EU bereitet sich darauf vor, Strafzölle auf chinesische Elektroautos einführen zu können. Sie prüft, die einheimische Industrie vor mit staatlichen Subventionen günstig in Europa angebotenen Modellen aus der Volksrepublik zu schützen. Doch deutsche Autohersteller halten das für keine gute Idee.
Der Verband der Automobilindustrie VDA sprach sich für Dialogbereitschaft auf beiden Seiten aus. „Antisubventionsmaßnahmen, wie zusätzliche Zölle würden die Herausforderungen für die europäische und deutsche Automobilindustrie nicht lösen – im Gegenteil: Der von der EU-Kommission beabsichtigte Zweck von Ausgleichszöllen könnte sich bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken“, sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller der Welt am Sonntag. Ein Handelskonflikt würde auch die Transformation hin zu E-Mobilität und Digitalisierung gefährden.
Die EU-Kommission untersucht seit vergangenem Herbst, ob Elektroautos in China von illegalen Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Stromer normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU produziert Modelle. Eine Antisubventionsuntersuchung kann dazu führen, dass Strafzölle erhoben werden. Eine Vorab-Bekanntmachung der Kommission ist laut der Welt am Sonntag bis zum 5. Juni geplant.
Die Autobauer der Volksrepublik sind nach Äußerungen von Handelsminister Wang Wentao im April nicht auf Subventionen angewiesen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Zudem seien Anschuldigungen der USA und der EU, es gebe Überkapazitäten, unbegründet. „Chinas Elektrofahrzeugunternehmen setzen auf kontinuierliche technologische Innovation, ein perfektes Produktions- und Lieferkettensystem und den vollen Wettbewerb auf dem Markt, um sich schnell zu entwickeln, und verlassen sich nicht auf Subventionen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen“, so Wang.
Die EU hat im März mit der zollamtlichen Erfassung chinesischer Importe von Elektrofahrzeugen begonnen, um bei Bedarf Zölle erheben zu können. Die Deutschen verkaufen nach Angaben des Duisburger Center Automotive Research 30 bis 40 Prozent ihrer Autos auf dem chinesischen Markt. Im Fall europäischer Strafzölle könnten demnach deutsche Autobauer das erste Ziel möglicher chinesischer Gegenmaßnahmen sein.
„Das aktuelle Geschäft mit China sichert hier in Deutschland eine große Zahl von Arbeitsplätzen“, betonte Lobbyistin Müller. „Die Transformation, die unsere Unternehmen gerade mit Rekordsummen finanzieren, wird eben auch mit Geldern aus diesem zentralen Absatzmarkt finanziert.“ Natürlich müsse man „Verflechtungen bewerten und Risiken minimieren“, sagte sie. Dazu brauche es „Marktzugang und entsprechende Handels- und Investitionsabkommen, welche die EU vermehrt abschließen muss“.
South meint
Viele Hersteller verkaufen schlicht chinesische Autos und würden sich selbst sch aden , z.B. ist ein iX3 schlicht ein chinesisches Auto… da kauft man sich ein wirklich teures vermeindlich heimisches Auto und erhält Ware aus einem Billiglohnland… und viele Wissen das tatsächlich (noch) nicht. Ein (älterer) Bekannter von mir hat sich voller Inbrunst so ein Teil gekauft….der viel aus allen Wolken, als ich im erklärt habe, dass er sich nen Chinesen in die Garage gestellt hat…. Hihihi, Augen auf beim Autokauf … ;-)
MiguelS NL meint
Ich vermute
Die Behörden (USA, EU..) versuchen eine (vermeintliche) Situation zu schaffen um naher Tragfläche zu haben um die eigenen Konzerne (GM, Ford, VW…) finanziell zu unterstützen.
CJuser meint
Die Aussage deutscher Premium-Autohersteller ist aus mehreren Gründen vorhersehbar:
– Man will selber nicht dazu „gezwungen“ sein, günstige BEVs für den europäischen Markt in großen Stückzahlen anzubieten
– Man will den eigenen „Premium“-Status aufrechterhalten bzw. sogar ausbauen
– Man erwartet dann auch (höhere) Strafzölle für deutsche Fabrikate in China
Jeff Healey meint
Das trifft es genau.
Dagobert meint
Die Antwort Chinas wäre für die deutschen Hersteller vernichtend. China ist schon seit über 10 Jahren der wichtigste Wachstumsmarkt und seit einigen Jahren auch größter Absatzmarkt. Als ich vor 6 Jahren noch bei einem großen OEM gearbeitet habe war die Frage schon fast ausschließlich: „Was will der chinesische Kunde“
Der europäische Markt war schon damals wie er halt war. Ohnehi(r)n markentreu und ohne Wachstumsschancen – nur der allgemeinen wirtschaftlichen Lage folgend.
Es wundert mich also nicht, dass sich die hiesigen Hersteller dagegen aussprechen.
Daniel S meint
Wären dann e-Mini, BMW X oder Smart chinesische Autos?
Atze67 meint
Wenn man den Berichten vertrauen kann, wird der e Mini komplett in Zhangjiagang hergestellt. Die meisten Teile des elektro BMW kommt aus Shingjang und der smart ist eh eine Marke zu 50% von Geely geworden und wird in Ningbo produziert.
Solariseur meint
Was sind konkret die Bewertungskriterien für „chinesische Elektroautos“?
Besitzverhältnisse der Fertigungsstätten, oder deren geographische Lage?