Volvo Cars hat sein Vorhaben kassiert, ab 2030 ausschließlich Elektroautos zu bauen. Bei den Investitionen in Vollstromer will der zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Hersteller aber nicht kürzen. So sollen Volvo-Elektroautos in Zukunft auf gleicher Technik basieren, die mit dem neuen Flaggschiff EX90 eingeführt wird.
Alle vollelektrischen Modelle der schwedischen Premium-Automobilmarke nutzen künftig den gleichen Kern aus Systemen, Modulen, Soft- und Hardware. Das „Volvo Cars Superset“ kommt erstmals im EX90 zum Einsatz und soll sukzessive auf die komplette E-Produktpalette ausgeweitet werden. Das „Volvo Cars Superset“ lässt sich den Angaben nach wie ein Baukasten auf verschiedene Arten und unterschiedliche Fahrzeugtypen anwenden. Jedes künftige Modell nutzt einzelne Bausteine aus dem Paket, das kontinuierlich erweitert und verbessert werden soll.
„Das Unternehmen kann sich gezielt auf die (Weiter-) Entwicklung eines einheitlichen Technikbaukastens konzentrieren“, erklären die Schweden. „Dadurch werden alle Volvo Modelle mit der Zeit immer besser – und profitieren voneinander: Die Arbeiten am neuen Volvo EX90 kommen beispielsweise dem folgenden Volvo ES90 zugute. Die Erfahrungen mit der vollelektrischen Limousine fließen wiederum in die Entwicklung des Volvo EX60 und die kontinuierliche Verbesserung des Volvo EX90.“
„Die Superset-Technik von Volvo Cars markiert einen Wendepunkt: Anstatt an spezifischen Fahrzeugprojekten zu arbeiten, ermöglicht sie es uns, unsere gesamte Entwicklungsarbeit in eine einzige Richtung zu lenken, die allen Modellen zugutekommt“, sagt Anders Bell, Chief Engineering & Technology Officer bei Volvo Cars. „Unsere Ingenieure arbeiten an einem Baukasten, dessen Fähigkeiten und Funktionen ständig verbessert, erweitert und ausgebaut werden. Die Folge sind eine höhere Qualität, eine schnellere Markteinführung und immer bessere Autos.“
Geschlossener Entwicklungskreislauf
Der Superset-Ansatz steht sinnbildlich für die übergreifende Idee, wie Volvo Cars Autos produziert. Der Premium-Automobilhersteller entwickelt einen geschlossenen Kreislauf auf der Grundlage von Daten, Konnektivität, Software und Core Computing. Die Umstellung auf diese Kerninformatik sei mindestens genauso wichtig wie der Schritt in die Elektrifizierung, heißt es. Sie wirke sich auf alles aus, was mit dem elektrischen Fahrzeugsystem verbunden ist.
Die damit verbundenen Vorteile seien „grenzenlos“. Ein geschlossener Entwicklungskreislauf ermögliche es Volvo Cars, jeden Aspekt des Fahrzeugs zu verbessern – durch Echtzeit-Einblicke und fortschrittliche Rechenkapazitäten, aber auch durch den gezielten Einsatz der Ingenieure in den Forschungs- und Entwicklungszentren.
SPA3-Plattform der nächsten Generation
Einer der wichtigsten Bausteine für jedes künftige Volvo-Modell sei die elektrische Basis: eine Kombination aus den neuesten Antriebs-, Elektro- und Elektroniksystemen, auf denen das Fahrzeug aufbaut. „Um eine Vorreiterrolle bei der nächsten Generation der Mobilität einzunehmen, entwickelt der Premium-Automobilhersteller eine gänzlich neue vollelektrische Technikplattform, der Superset zugrunde liegt. Das erste Modell auf der SPA3 genannten Architektur ist das vollelektrische Mittelklasse-SUV Volvo EX60, das schon bald vorgestellt wird“, so Volvo.
Aufbauend auf der SPA2 (Scalable Product Architecture 2), profitiere die neue SPA3-Plattform von wichtigen Verbesserungen. Eine erhöhte Kernrechenleistung ermögliche beispielsweise mehr Leistung und einen kontinuierlichen Ausbau der technologischen Funktionen. Die wichtigste Änderung sei jedoch die noch stärkere Skalierbarkeit der SPA3-Architektur. Dadurch könne man Fahrzeuge jeder Größenordnung auf der gleichen technischen Basis entwickeln und bauen. Der Vorteil dieser modularen Anpassungsfähigkeit seien niedrigere Investitionskosten im Verhältnis zum Umsatz, was sich positiv auf den Cashflow auswirke.
Niedrigere Produktionskosten
Volvo Cars schaffe durch die skalierbare SPA3-Architektur mehr Synergien und verbessere die Effizienz mit Blick auf Core Computing, Batterien, E-Motoren, Megacasting und modulare Fertigung – alles Faktoren, durch die sich die Produktionskosten von Autos deutlich senken ließen.
Das Volvo-Stammwerk im schwedischen Torslanda, das derzeit auf die künftige Fertigung von SPA3-Modellen vorbereitet wird, soll als Blaupause dienen. Dazu heißt es: „Alle für die Fahrzeugproduktion eines Autos erforderlichen Kapazitäten befinden sich in der gleichen Region. Werden in SPA3-Modellen die gleichen Schlüsselkomponenten verwendet, verringert sich die Komplexität und erhöht sich die Flexibilität – ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit dieses Ansatzes.“
David meint
Wow! Volvo hat die Plattform erfunden. Aber ja, ein Blick auf die MEB und ihren Verkaufsanteil in Deutschland und Europa unter den elektrischen Autos, ist beeindruckend. Eher ist es erstaunlich, dass viele Firmen aus China noch zu keiner konsequenten Plattform Strategie gefunden haben und erst jetzt dabei sind, ihr zergliedertes Portfolio zu ordnen.
Die Frage ist nur, besonders wenn der Handelskrieg eskaliert, wieviele Leute ein chinesisches Auto kaufen. In so manchem Konzern sind Überlegungen gereift, Volvo als Firmenwagen auszulisten. Sie waren gar nicht überall gelistet, aber wo sie das waren, ist bisher selten eine Auslistung nach der chinesischen Übernahme erfolgt. Vor allem mit Blick auf die USA ist Volvo noch nicht als Feind entdeckt worden, was sich schnell ändern kann.
Fred Feuerstein meint
Aber ja, ein Blick auf die MEB und ihren Verkaufsanteil in Deutschland und Europa unter den elektrischen Autos, ist beeindruckend…Wirklich? Ich finde es eher erschreckend, mehr Modelle weniger Absatz. Der Marktanteil vom VW Konzern ist in Europa seit Markteintritt des MEB in 2020 stark rückläufig. Betrug er mal satte 25 % ist er aktuell nicht einmal mehr bei 19 %. Trotz der Ausweitung der Modellvielfalt. Das nennt man wohl die brutale Skalierung nach der Lesart von D.a.ivd…Und jetzt brauchst du nicht wieder mit Whataboutism beginnen, das kennen wir ja zur Genüge…
Ben meint
„Aber ja, ein Blick auf die MEB und ihren Verkaufsanteil in Deutschland und Europa unter den elektrischen Autos, ist beeindruckend.“
Ja stimmt darum sollen VW Werke in DE geschlossen werden und Stammbelegschaft entlassen werden, nicht weil 500k Einheiten für 2 Werke fehlen.
David meint
Was VW sagt und was VW macht, sind zwei verschiedene Sachen. Dass sie dir nichts sagen und du alles aus der Presse erfahren musst, ist exakt richtig. Du sollst ja diese offizielle Botschaft bekommen. Seit Jahren rufen sie einmal im Jahr mindestens „Feuer, Feuer!“. Und die richtigen Adressaten wie faule Arbeitnehmer, Betriebsrat und Politik reagieren dann. So soll es sein!
Dass man Werke in Deutschland schließen sollte, finde ich absolut korrekt. Denn hier wird zumeist schlechte Arbeit für viel Geld geleistet. Das ist keine neue Sache und fing mit dem berühmten Werk in Brüssel an. Nämlich, dass man die Basisversion des Golf nicht mehr in Deutschland bauen konnte. Einstiegsmodelle wie Fox oder up wurden eh nie in Deutschland gefertigt.
Konsequent für einen Weltkonzern wäre, in jedem Kontinent die Produktion an günstigen Orten zu realisieren und auch F+E an dafür günstigen Orten zu realisieren. In Deutschland sollte man nur behalten, was hier Sinn macht. Aber ich fürchte fast, zu Werksschließungen wird es dann doch wieder nicht kommen…
Jörg2 meint
„Was VW sagt und was VW macht, sind zwei verschiedene Sachen.“
Das ist, trotz Dieselskandal, noch immer so?
Die lügen also? (Einer Deiner phobischen Hauptvorwürfe in Richtung des stückzahlstärksten westlichen BEV-Produzenten.)
Gut, dass Du das nochmal deutlich hervorgehoben hast (warum auch immer…)
Futureman meint
VW verkauft jedes Jahr weniger Autos, die Chinesen jeden Monat mehr. Welche Strategie ist da die Bessere?