Der schwäbische Anbieter von Leichelektrofahrzeugen TYN-e hat vor wenigen Tagen die erste Lieferung an Transportern aus der chinesischen Produktion in Bremerhaven entgegengenommen. Neben den mit einer Fähre angelieferten TX2 und TX7 Leicht-Lkw mit Pritsche oder Kofferaufbau hat ein weiteres Schiff Modelle vom Typ TYN-e TX1 angeliefert.
“Damit steht uns nun das gesamte Fahrzeugprogramm von TYN-e zur Verfügung“, freute sich TYN-e-CEO Markus Graf. Die nächste Produktionscharge sei bereits in der Produktion und gehe auf die nächste erreichbare Fähre. Lange Wartezeiten auf einen TYN-e, ob TX1 Kompakt-Van oder einen der TX2- oder TX7-Leicht-Lkw seien damit Vergangenheit.
Nachdem man bislang eher im Verborgenen geplant und investiert habe, beginne die Marke sichtbar für alle Händler und Kaufinteressenten zu leben. Man wolle jetzt angreifen, sagte Graf. „Wir wollen mit unserer Ehrlichkeit überzeugen und nicht den Kunden überreden, das Produkt zu kaufen.“ TYN-e strebe danach, „langfristige Beziehungen aufzubauen und einen positiven Beitrag in der Gesellschaft zu leisten.“
Graf zeigte sich erfreut, dass nun Europa in der weltweiten Auslieferung als letzter Kontinent startet. Bislang ist TYNe bereits in 24 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. Der Marktstart, so Graf im September, sei ursprünglich für Anfang 2024 geplant gewesen. Bedingt durch eine komplette Veränderung des Antriebes und einer Umstellung von einer 72-Volt- auf eine 320-Volt-Architektur Ende 2023, habe die TYN-e-Familie neu aufgebaut werden müssen. Aber auch Veränderungen an den Homologationsvorgaben, welche kurzfristig Gesetz wurden, hätten diese zeitliche Verzögerung mit verursacht.
Die Jahre 2023 und 2024 seien zudem von Irritationen auf politischer Ebene, aber auch von Insolvenzen von Wettbewerbern – vor allem im deutschen Markt – geprägt gewesen. Diese Insolvenzen hätten die Kunden enorm verunsichert, die jetzt offensichtlich nicht mehr so stark an „Made in Germany“ glaubten. Diese Verunsicherung sei überall zu spüren. Es gebe Händler, die einfach die „Schnauze voll haben“ auf das Pferd Elektromobilität zu setzen, vor allem die, die in den Jahren 2019 bis 2022 voll motiviert gewesen seien und, „angelockt von großen Versprechungen“, enorme Summen investiert hätten, die nun komplett verloren seien.
Graf: „Meiner Meinung nach wurde das Vertrauen in eine vernünftige und notwendige Mobilitätswende sträflich – auch von unseren Politikern – aufs Spiel gesetzt. Wir sind uns dennoch sicher: Mit unseren Fahrzeugen aus der TYN-e Familie können wir einen enormen Beitrag für eine umweltfreundlichere Logistik in den Städten, Kommunen und Gemeinden leisten. Jeder Handwerker, Zusteller, Kurier-, Express und Paketdienstleister, aber auch Gemeinden mit ihren Fahrzeugflotten für Grünflächen, Entsorgungs- und Kontrollfahrten können von unseren Fahrzeugen täglich profitieren!“
Die TYN-e-Fahrzeugfamilie
Der TX-1-Van setzt bei 3,49 Meter Länge, 1,47 Meter Breite und 1,69 Meter Höhe auf ein raumeffizientes, kantiges Konzept. Er bietet 2,3 Kubikmeter Volumen Laderaum. Der Kompaktvan schluckt Ladestücke im Format einer Europalette und kann bis 565 Kilogramm Zuladung transportieren. Sein 15-kW-Motor (15 kW/20 PS Dauerleistung und 30 kW/41 PS Peak) bringt den Wagen mitsamt der Zweimann-Besatzung auf 80 km/h. Je nach Fahrweise und Beladung reicht eine Batteriefüllung 120 Kilometer weit. Der Preis beträgt 19.990 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.
Mehr Platz für Transportgut und mehr Zuladung bietet der TX-7, alternativ mit Pritsche oder Kofferaufbau. Damit der Stromer mit seiner maximal möglichen Zuladung von bis zu 1,2 Tonnen über ausreichende Fahrleistungen verfügt, wird in ihm ein 30-KW-Motor verbaut (30 kW/41 PS Dauerleistung und 60 kW/82 PS Peak). Seine Reichweite liegt bei bis zu 160 Kilometern, der Preis netto bei 29.990 Euro.
Ergänzend steht noch der TX2 bereit, der in seinen Abmessungen bis auf die Höhe der Box dem TX7 entspricht, jedoch die Leistungsdaten des TX1 bereitstellt. Der TX2 kostet 25.990 Euro plus Mehrwertsteuer.
Allen TYN-e-Transportern gemein ist ein Nennspannung von 320 Volt. Sie können an einer Ladesäule oder an jeder haushaltsüblichen 230-Volt-Schuko-Steckdose aufgeladen werden. In maximal sechs bis acht Stunden ist das Akkupaket den Angaben nach wieder voll. Nach dem Anschluss an eine Schnellladesäule sollen die E-Transporter in ein bis zwei Stunden wieder einsatzbereit sein.
Gernot meint
Das Gesamtpaket ist durchaus ganz attraktiv. Wie immer ist die Frage, ob sie den Absatz schnell genug hochskaliert bekommen. Ansonsten wird der Tyn-e genau so wenig überleben wie Streetscooter und Co.
Jogi meint
Da der TYN-e nicht vom Absatz in D abhängig ist und in China wohl ausreichend Umsätze hat, um zu überleben, eine etwas andere Situation als für Streetscooter etc.
Siehe auch die ganzen importierten L7-e Fahrzeuge, die sich über spezielle Händler schon über Jahre verkaufen.
Ralf Bossler meint
Was ist eigentlich wenn ich keine 220 Volt Dose, sondern nur eine 230 Volt Dose haben?
ecomento.de meint
Korrigiert!
VG | ecomento.de
Egon Meier meint
Wo stapeln die eigentlich die ganzen Chinesen? Die BYD-Fzg – sagen Gerüchte – sollen schon hochkant gelagert werden.
Elvenpath meint
Die stapeln sich in den Wohnzimmern der Internet-Trolle. Schau doch einfach mal bei dir nach!
Elvenpath meint
Leider hat es der Xbus nicht geschafft, den ich wesentlich attaktiver finde, als den Tyn e.
Jeff Healey meint
Unglaublich schade drum. An dem war ich sehr interessiert, trotz der teils deutlichen Nachteile durch die L7e-Einstufung.
Dagobert meint
Leistung, Höchstgeschwindigkeit, Gewicht, Anzahl der Sitzplätze – Beim XBUS hat kein einziges technisches Merkmal für eine Zulassung als L7e Fahrzeug gestimmt. Schon als das Ding vorgestellt wurde war klar, dass es nie auf den Markt kommen wird.
Jeff Healey meint
Das Format an sich wird von vielen händeringend gesucht, und der anvisierte Kundenkreis dürfte den Wagen durchaus mit offenen Armen empfangen. Jedoch finde ich persönlich den Preis für das Gebotene noch etwas zu hoch.
Zum Vergleich: Der neue Leapmotor T03 bietet 265 Kilometer Reichweite nach WLTP, einen deutlich kräftigeren Motor, und deutlich höhere Fahrgeschwindigkeit, zum günstigeren Preis von (ab) 18.900,-€.
Natürlich kann man beide nicht eins zu eins vergleichen, jedoch sind die technischen und preislichen Unterschiede erkennbar sehr hoch, vielleicht zu hoch. Ich persönlich finde, in der Beziehung müsste der neue Anbieter noch einmal nachjustieren.
M. meint
Man kann das nicht nur nicht eins zu eins vergleichen – man kann das überhaupt nicht vergleichen. Das ist schon kurios, das überhaupt zu versuchen.
Welcher Kunde dieses Fahrzeugs kann einen T03 überhaupt in Erwägung ziehen?
Pizzadienste werden nicht zum Kundenkreis gehören.
Was ich damit nicht gesagt habe: dass der Preis gerechtfertigt ist. Nur der Vergleich mit dem T03 nicht sinnvoll.
Der TYN-e wird sich dem Wettbewerb mit aktuellen Vergleichfahrzeugen stellen müssen: Anschaffung, TCO, Zuverlässigkeit, Variabilität, Leistung (in vielfältiger Weise, Zuladung, Reichweite, Produktivzeit, usw.).
Mit dem T03 bestimmt nicht.
Jeff Healey meint
D‘accord so weit.
Ich meine auch eher die Relation Preis/Leistung der beiden Modelle.
Der TYN-e erscheint mir persönlich von der Relation her deutlich zu hoch beim Preis angesetzt.
M. meint
Definiere mal „Leistung“.
Der TYN-e hat bis zu 1,2 Tonnen Nutzlast.
Dafür muss man ansonsten schon einen ausgewachsenen Picḱup nehmen.
Oder einen Dukato als Pritsche o.ä.
M. meint
Ducato natürlich.
E.Korsar meint
Das ist das Problem von L6e und L7e. Die Stückzahlen sind niedrig. So bleiben die recht teuer. Wenn dann kein großer Hersteller mit diversen Standardteilen im Lager dahinter steht, ist da auch nichts mit Einsparungen, sollten die Bestellungen unerwartet durch die Decke gehen.
Jeff Healey meint
Hallo M.,
Nutzlast und Stauraum beim TYN-e sind zweifellos für die Fahrzeuggrösse sehr gut, die Reichweite und die Fahrgeschwindigkeit sind dafür eher sehr mau (120 Kilometer maximale Reichweite, und maximal 80 Km/h).
Während die Maximalgeschwindigkeit für den Einen oder Anderen noch akzeptabel sein dürfte, könnte die geringe Reichweite für viele potentielle Nutzer ein Ausschlusskriterium darstellen.
Dafür, dass in dem Fahrzeug offensichtlich eine kleine Batterie steckt, ist der Preis von ca. 22K inkl. Mwst. ziemlich hoch. Das ist und bleibt meine persönliche Meinung. Obwohl ich diese Art E-Kleintransporter ausdrücklich begrüße.
Moritz meint
Welcher Gärtner braucht denn (im urbanen Raum) mehr als 30 km Reichweite? Welcher Zimmermann, welcher sonstnochwas. Schneller als 60 fährst du nicht, die Kunden sind 5 km von der Firma und 2 km voneinander entfernt, was brauchst du denn mehr?
M. meint
Das habe ich mich auch gerade gefragt.
Ist ja nicht so, als würde man das Ding als die neue Familienkutsche oder als Wohnmobil vermarkten.
Im Bereich der kleinen elektrischen Nutzfahrzeuge steht es gut da. Da sind sowohl die Reichweite als auch die Geschwindigkeit völlig ausreichend.
Aber wer ein besseres Angebot findet, der sollte natürlich dort zugreifen…
David meint
Das Thema der kleinen LKW beziehungsweise Lieferwagen bekommt definitiv steigende Relevanz. Mit Blick auf dieses Fahrzeug, finde ich das Design und das technische Design durchaus gelungen und die Konzeption durchdacht. Es ist völlig richtig, auch für Kleinfahrzeuge mit hoher Spannung zu operieren. Aber ob Produktion in China die Leute begeistert, darf zurecht angezweifelt werden und ebenso fehlt einem das Vertrauen, dass diese Organisation auch morgen noch für Kundendienst und Service zur Verfügung steht. Hier muss sich mal ein etablierter Hersteller dieses Segments annehmen und mit schlauem Komponentenmix aus bestehenden Fahrzeugen einen vernünftigen Preis anstreben.
prief meint
Das ist jetzt gefühlt die fünfzigste chinesische Marke, die in Europa Fuß fassen will. Bei Elektrozahnbürsten mag das so funktionieren, die nutzt man ein paar Jahre und dann kommen sie zum Elektroschrott.
Bei einem Auto erwarte ich eine Markenwerkstätte in max. 20km Umkreis und gesicherte Ersatzteilversorgung jetzt und für mindestens 15 Jahre. Das geht nicht für unzählige Marken, egal ob aus China oder sonst wo her.
Future meint
TYN-e ist doch eine schwäbische Marke, die in China produzieren lässt, damit die Autos günstig sind.
Zielgruppe sind auch nicht private Käufer, sondern Gewerbe und Kommunen. Dafür sind diese Leichtfahrzeuge eine gute Lösung.
David meint
Aber du musst uns doch nicht für dumm verkaufen. Das Auto heißt in Wirklichkeit ChengShi Matrix X2 Microvan EV. Und hier in Deutschland haben wir es nicht mit diesem Hersteller oder seiner Repräsentanz zu tun, sondern offenbar nur mit einer Handelsagentur, die sich so geriert, als wenn sie etwas mit der Entwicklung des Fahrzeugs zu tun gehabt hätte.
Future meint
Vielleicht ist das ja immerhin eine gute Marketingidee, das chinesische Produkt als schwäbische Entwicklung zu verkaufen.
Die Eigentümer sind ja Zeitungsverleger und Zulieferer – also vom Fach. Als Büroadresse hätten sie sich vielleicht etwas anderes als das Verlagshaus aussuchen können.
ID.alist meint
Gerade Kommunen sollten keinen Produkt kaufen die nach 2 Jahren obsolet sein könnte. Es ist schließlich unser Geld was die Ausgeben und nicht deren Geld.
Future meint
Die Schwaben werden sich doch ganz bestimmt etwas einfallen lassen, damit das Produkt für die Zielgruppe interessant ist. Damit meine ich nicht nur den Preis, sondern auch alles andere. Das sind schließlich Schwaben (und wohl keine Chinesen) und die kennen sich gut aus im heimischen Markt. Also bitte nicht immer so negativ. Es gibt in dem Bereich auch nicht so viel Auswahl. Ich drücke TYN-e die Daumen und will davon ganz viele Fahrzeuge auf den Straßen meiner Stadt sehen!
Gurke meint
Dann dürfte keine Kommune mehr Volkswagen kaufen. Wer weiß, ob es in zwei Jahren noch Service gibt. Viele Unternehmen, die einen gleich hohen Verschuldungsgrad hatten, mussten bereits Insolvenz anmelden. Ursache war auch, dass die Banken genau beobachten und Kredite ablehnen, wenn eine Niederlassung nach der anderen wegen Unwirtschaftlichkeit und mangelnder Nachfrage zugemacht wird. Wer dem widerspricht, läuft mit Scheuklappen im Paralleluniversum herum.
Jörg2 meint
Er wollte einfach auch mal IRGENDWAS schreiben….
Yoshi meint
Wo liest du denn im Artikel etwas von günstigen Autos?
Das wird das hundertste Startup, dass den Bach runtergeht.
Vielleicht sollte man bei all dem Schimpfen über Wasserstoff auch mal überlegen, ob es nicht ebenfalls Ressourcenverschwendung ist wenn jeder Hinz und Kunz meint er müsste ein eigenes Auto mit äußerst mageren technischen Daten zum üppigen Preis bauen.
Sowas bekommt wenn überhaupt einer der großen OEMs hin, nur die wollen nicht.
Jörg2 meint
Yoshi
Auch hier stimmt Dein Bauchgefühl nicht und die „pöösen“ Fakten sind anders.
StartUp?
Das Unternehmen Albert Weber gibt es seit 1969.
Yoshi meint
Jörg, mit Fakten hast du es doch selbst nicht so. Schon vergessen, dass du kürzlich vehement behauptet hast, dass ein Dacia spring keine Wartung benötigt? Zumindest bis och den Auszug aus dem Serviceplan gepostet habe, danach war Funkstille. Soviel zu „pööse“.
Aber das alteingesessenen Unternehmen mit jahrelanger Erfahrung im Bereich BEVs kann ja gerne versuchen, sich gegen Fiat Doblo, Renault Express oder Opel Combo durchzusetzen. Die Kosten netto ziemlich genau die Hälfte wie die größere Version.
Jörg2 meint
Yoshi
Da kam von mir nichts mehr, weil es nicht veröffentlicht wurde.
Ging es nicht im Kern um die Kosten des Leasings eines Dacia und Deinen Einwurf, dass da noch Durchsichtskosten dazukommen und meiner Erwiderung, dass es keine Pflichtdurchsichten gibt (aber natürlich einen Wartungsplan)?
Aber schön, dass Dir jetzt der Fakt bekannt ist, dass das von Dir als StartUp (und dem schnellen Untergang geweihte) Unternehmen, nun dann doch schon weit über 50 Jahre mit den Veränderungen am Markt zurecht kommt.
B.Care meint
Albert Weber ist nur der Geldgeber.
Ben meint
Und Tesla hat also das weltweit und in der EU meist verkaufte BEV weil in 15km Umkreis von jedem Bewohner ne Markenwerkstatt gibt ?
Ja gut jetzt erklärt sich auch warum ich keine Fahrzeuge aus der VW AG fahre.
David meint
Hast du wirklich noch nicht gemerkt, dass die guten Zeiten von Tesla in Europa vorbei sind? Diese Autos will niemand mehr in Europa. 0,69% Marktanteil.