Im Rahmen seines „Battery-as-a-Service“-Angebots bietet der chinesische Elektroautobauer Nio Kunden nun auch in ersten europäischen Märkten an, flexibel zwischen den beiden verfügbaren Batteriegrößen zu wählen. Damit lässt sich die Batteriekapazität an den aktuellen Bedarf anpassen.
Bisher mussten sich Kunden bei der Anschaffung eine Elektroautos von Nio entscheiden, ob sie die Standard-Range-Batterie mit 75 kWh Speicherkapazität oder die Long-Range-Batterie mit 100 kWh nutzen wollen. Für 169 beziehungsweise 289 Euro pro Monat konnte an den sogenannten Power Swap Stations dann gegen ein Akkupack desselben Typs getauscht werden. Ein Wechsel zwischen den beiden Batteriegrößen war bisher nicht möglich.
Nach China bietet Nio den flexiblen Batterietausch ab sofort auch unter anderem in Deutschland an. Die Kunden können nun die für die nächsten Wochen passende Batteriegröße flexibel wählen, etwa ein größeres Akkupack nur für die Fahrt in den Urlaub. Dies ist für einen oder mehrere Monate möglich. In China können die Kunden täglich, wöchentlich oder monatlich unterschiedliche Batteriegrößen buchen. „Dies führt dazu, dass sich die meisten Nutzer im Alltag heute schon für die kostengünstigere Standard-Range-Batterie entscheiden und bei Bedarf temporär auf größere Batterien upgraden“, so Nio.
Die Kunden können den neuen Service hierzulande je nach Verfügbarkeit maximal einen Tag im Voraus über die Nio-App buchen. Am nächsten Tag erhalten sie dann eine geladene Batterie mit großer Reichweite an einer Power Swap Station in ihrem jeweiligen Land.
„Mit dem flexiblen Batterie-Upgrade profitieren europäische Nio User davon, frei entscheiden zu können sowie Komfort und Sorglosigkeit in Bezug auf ihre Reichweite zu genießen – und das alles zu niedrigeren Kosten“, sagt Kajsa Ivansson Sognefur, Head of Nio Power Europe. „Wir geben unseren Usern damit die Möglichkeit, die Batterie zu wählen, die am besten zu ihren Bedürfnissen passt. Das ist die Zukunft der flexiblen, User-zentrierten Elektromobilität.“
M. meint
Ist kein Fehler, das nun zu erlauben, so ergibt das System an sich überhaupt erstmal Sinn: vor dem Jahresurlaub fährt man die 200 km zur nächsten Wechselstation und sichert sich schon mal den großen Akku. Aber nicht zu spät, die sind sicher begrenzt verfügbar.
Aber ein paar Dinge addressiert das halt nicht:
– zu hohe Mietkosten – das hat schon dem Zoe das Genick gebrochen
– im Alltag für die meisten Menschen uninteressantes Feature, wenn man riesige Umwege für den Tausch in Kauf nehmen muss. Die Wechselstationen müssten, damit das funktioniert, da sein, wo heute Tankstellen sind.
– 10 Euro Tauschkosten ab dem 3. Wechsel, und dazu noch die Monopolstellung von NIO, was Preiserhöhungen für den Tausch und den Stromverkauf (und damit die Preisgestaltung insgesamt) angeht) von der Wechselmöglichkeit darf man nicht abhängig sein, man kann das nur als Option betrachten.
– jede neue Batterie muss abwärtskompatibel zu den bestehenden Wechselstationen sein – NIO muss auch den Variantenreichtum in der Wechselstation eindämmen, sonst hat man irgendwann 10 verschiedene Akkus da liegen und muss die manuell hin- und herfahren, damit die Kunden „ihren“ Akkutyp an „ihrer“ Wechselstation finden – logistischer Wahnsinn. Einfach mal so eine neue Batterie rausbringen funktioniert da nicht, wer die mal hat, gibt sie vielleicht nicht wieder her…
– bei der Miete hat man kein Kostenrisiko für den Akku, aber NIO garantiert in der Miete gar keinen (wie auch immer nachzuweisenden) SoH der Batterie, und NIO hat kein Interesse daran, den Akku zu tauschen, solange er noch irgendwie funktioniert. Immerhin verdient jeder vermietete Akku die gleichen Mietgebühren, egal ob er 100% oder 67% SoH hat. Das wird der Kunde natürlich merken, aber der tauscht dann, und wenn Nio Glück hat, merkt es der nächste nicht und zahlt brav Miete für das Altteil.
ChriBri meint
ich denke, dass hierdurch das System für die Nutzer erheblich attraktiver wird, zumindest gibt es einen guten Grund, dieses System zu wählen. Ich bin gespannt, wie das angenommen wird. Hinsichtlich Abrechnung innerhalb gewerblicher Fuhrparks ist das noch eine ziemlich interessante Aufgabe.
Mike meint
Meine Vorhersage: es wird nicht angenommen, weil a) zu teuer im Kauf (ein Auto ohne Akku sollte erheblich günstiger sein als mit Akku, was aktuell nicht der Fall ist), b) zu teuer im Unterhalt (Akkumiete, Akkutausch, Vorhaltung von Akkus) und c) wegen vendor-lock-in.
CJuser meint
So macht das System durchaus mehr Sinn.
Mir kam vor längerer Zeit schon die Idee, dass man bei größeren BEVs (wie aktuell vielfach schon) zwischen einem kleinen und großen Akku wählen könnte. Wer den kleinen gewählt hat, könnte dann allerdings für den Urlaub o.ä. als Abo auf den größeren Akku upgraden. Im Gegensatz zu NIO, wird dann aber nicht das ganze Pack gewechselt, sondern nur ergänzt und zum Ablauf wieder reduziert. Das Basispack bleibt unverändert. Da der kleine Akku inzwischen aber vielfach LFP-Zellen hat und der große NMC, geht das Konzept nicht auf.
South meint
Im Prinzip hört sich das immer superschön an, der Teufel steckt im Detail. Positiv betrachtet. Man würde weniger Gewicht rumfahren, hätte trotzdem dann den Komfort bei Bedarf ein Langstreckentaugliches E Auto und als Sahnehäubchen könnte man diese Accus auch noch als Stromspeicher nutzen.
Aber. Wie du schon schreibst. Es gibt gar nicht den einen Accu. Je nach Zweck und Geldbeutel und Gewicht hat man unterschiedliche Anforderungen an die Accus. Also auf schnelle und hohe Leistungsabgabe mit möglich geringem Gewicht sind relativ teure Autoaccus als Stromspeicher zwar möglich, aber zu oversized für den Zweck als Stromspeicher. Zudem müssen die Accus auf Vorrat gehalten werden, was auch sehr teuer ist, verschärft dadurch, dass genau zur Reisezeit sehr viel Nachfrage bestehen würde. Dann bedeutet ja der Accu im Auto nicht unbedingt, dass er nicht genützt werden könnte als V2G oder V2H.
Es ist also sehr schwer hochskalierbar, teuer und der Vorteil ist gar nicht so groß, wie er im ersten Blick erscheint…trotzdem. Ein Punkt finde ich da wichtig. Accus sollten relativ problemlos und günstige wart und tauschbar sein, dass ist technisch relativ leicht möglich und würde viele Käufer überzeugen, denn der Ausfall des Accus ist das größte Risiko…
David meint
Die Batterie mit 150 kWh gibt es offenbar in Europa immer noch nicht. Übrigens wird sie auch in China kaum ausgeliefert. Ganz wenige Tauschstationen haben eine. Wenn man weiß, dass eine frisch gewechselte 100er Batterie nur 81 kWh hat und die Autos ganz schön verbrauchen, wird diese neue Option in Europa nicht den Durchbruch bringen.