Die Aktionäre von Northvolt haben gegen die Liquidierung des kriselnden schwedischen Elektroauto-Batteriezellenherstellers und für die Fortsetzung des Sanierungsverfahrens nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts gestimmt. Zu den Eigentümern und Kunden gehören die deutschen Autohersteller BMW und Volkswagen.
„Das ist ein positives Ergebnis, das die Unterstützung unserer Aktionäre demonstriert“, zitiert Reuters aus einer Stellungnahme von Northvolt. „Northvolt macht Fortschritte im Sanierungsprozess, fährt die Produktion hoch und setzt seinen Umbau um.“
Schwedische Unternehmen sind laut Reuters gesetzlich dazu verpflichtet, „eine Vollmacht der Aktionäre zur Fortführung ihrer Geschäftstätigkeit einzuholen, wenn der Wert ihres Eigenkapitals schätzungsweise auf weniger als die Hälfte ihres eingetragenen Aktienkapitals gefallen ist“. Northvolt AB ist in Schweden registriert, auch wenn das Insolvenzverfahren nach US-Recht läuft.
Northvolt ist angetreten, um eine große europäische Produktion von Batteriezellen für E-Fahrzeuge zu etablieren. Derzeit dominieren asiatische Akkufertiger den Markt. Im November zurückliegenden Jahres hatte das Start-up in den USA Gläubigerschutz beantragt. Die beiden größten Anteilseigner Volkswagen und Goldman Sachs wollen laut Insidern ihre Anteile abschreiben.
Das 2016 ins Leben gerufene Unternehmen hat bisher noch keinen Gewinn erwirtschaftet und kämpft mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte Northvolt 2024 seine Ausbaupläne zurückgefahren, tausende Mitarbeiter entlassen und Tochtergesellschaften verkauft.
Die im Bau befindlichen Fabriken im norddeutschen Heide und in Kanada sind bislang nicht von den Problemen betroffen, da sie von Tochtergesellschaften betrieben und finanziert werden. Im November hatte Northvolt Germany als eigenständige GmbH seine finanzielle Unabhängigkeit von der schwedischen Mutter betont. Für die neue Akkufabrik in Heide kann Northvolt mit hohen staatlichen Subventionen planen.
Nach der vorerst abgewendeten Liquidierung hat Northvolt nun weiter Zeit, neue Geldgeber und Finanzmittel zu finden. Seit seiner Gründung im Jahr 2016 hat das Unternehmen bereits mehr als 10 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital, Fremdkapital und öffentlicher Finanzierung erhalten.
M. meint
Das sind gute Nachrichten für eine Akkuproduktion in Europa.
Ich schätze aber, bei Northvolt wird man unter den Augen der Eigentümer nun erstmal kleinere Brötchen backen. Weniger auf schnellstmögliche Expansion setzen, sondern überhaupt erstmal vernünftige Zellen produzieren und dann langsam skalieren.
Es dürfte länger dauern, damit in die schwarzen Zahlen zu kommen, aber besser so als nie.
Future meint
Es steht in den Sternen, ob die jemals eine Zellproduktion skaliert bekommen.
Also ich möchte kein Auto haben mit Zellen von Northvolt – das Risko wäre mir zu hoch. Dann lieber eine Qualitätszelle aus Asien, wo man viel Erfahrung mit der Produktion hat. Falls VW die Zellproduktion in Sagunt hinkriegt, dann wäre ich da auch erstmal vorsichtig, denn das ist halt völliges Neuland für die.
M. meint
Naja, zum Glück sind nicht alle Autokäufer so praxisfern wie du.
Die OEM – ALLE OEM werden – nicht aus Gutmenschengut, sondern aus Eigeninteresse – die Zellen erst einbauen, wenn sie die ausreichend getestet haben. Daher zählt es wenig bis gar nichts, was du glaubst.
Aber wahrscheinlich geht es hier sowieso um etwas, das mit der Zellqualität gar nichts zu tun hat…