Union und SPD haben eine Koalitionsvereinbarung vorgestellt. CDU, CSU und SPD wollen insbesondere auch die Elektromobilität stärker fördern. Nun liegen die ersten Reaktionen aus der Branche auf die Pläne vor.
Verband der Automobilindustrie (VDA)
Das Programm der Parteien setze erste wichtige und richtige Akzente, bleibe in einigen Bereichen allerdings auch hinter den dringenden Notwendigkeiten zurück – „insbesondere die Finanzierungsvorbehalte, die sich an vielen Stellen durch den Koalitionsvertrag ziehen, lassen viele Fragen offen“, so der deutsche Verband der Automobilindustrie VDA.
Positiv sei, dass bei der Förderung von Elektroautos auf steuerliche Anreize gesetzt wird. Die Verlängerung der Kfz-Steuer-Befreiung für E-Autos bis 2035, die Anhebung des Bruttolistenpreisdeckels bei der Dienstwagensteuer und die Einführung einer Sonderabschreibung seien wichtige Impulse und unterstützten den Hochlauf der E-Mobilität. Gleiches gelte für die vorgesehene allgemeine Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, die einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Ladestrompreise darstelle.
Zentral sei dabei auch der stärkere Fokus auf den Ausbau der Lade- und Wasser-Tankinfrastruktur, sowohl für Pkw als auch für Nutzfahrzeuge, so der VDA – wenngleich auch hier noch Konkretisierungsbedarfe bestehe. Außerdem müsse die Ankündigung von Programmen für Haushalte mit kleineren Einkommen „schnellstens“ geklärt werden, sonst würden Kaufentscheidungen verschoben.
Das klare Bekenntnis zur Technologieoffenheit müsse noch mit konkreten Ableitungen unterlegt werden – insbesondere auch mit Blick auf anstehende Entscheidungen in Brüssel hinsichtlich der CO2-Flottenregulierung. Auch bei der angekündigten Förderung von Plug-In-Hybrid-Technologie seien in diesem Zusammenhang „zügige“ Konkretisierungen nötig.
Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK)
Die Koalitionsvereinbarung von Union und SPD trägt laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) den Anliegen und Forderungen des mittelständischen Kfz-Gewerbes mit rund 40.000 Betrieben und 470.000 Beschäftigten in Teilen Rechnung, verschiebe aber auch wichtige Aufgaben in die Zukunft.
Die Elektromobilität wolle die neue Bundesregierung mit Kaufanreizen fördern, lasse jedoch die Details offen, so der ZDK. Das Kfz- Gewerbe erwarte schnell Klarheit, damit die Kunden wieder eine verlässliche Entscheidungsgrundlage haben. Reine Elektrofahrzeuge könnten derzeit jedoch noch nicht alle Kundenbedürfnisse abdecken, so dass regenerative und CO2-neutrale Kraftstoffe für die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs „unerlässlich“ seien.
Der ZDK begrüßt grundsätzlich das Bekenntnis der Koalitionäre zur Technologieoffenheit, insbesondere zur Förderung und zum Regulierungsrahmen für erneuerbare Kraftstoffe. Zum von der EU ab 2035 geplanten „Verbrenner-Aus“ schweige der Koalitionsvertrag aber leider.
Positiv sei: Die geplante Senkung der Stromkosten um mindestens 5 Cent pro kWh für Unternehmen und Verbraucher könne die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen befördern. Positiv seien auch die geplanten Sonderabschreibungen für E-Fahrzeuge, ein beschleunigter Ausbau eines flächendeckenden und bedarfsgerechten Ladenetzes sowie eine Kfz-Steuerbefreiung für E-Autos bis zum Jahr 2035.
„Der Hochlauf der Elektromobilität verläuft nach wie vor schleppend, was auf die hohen Stromkosten, mangelnde Ladeinfrastruktur und hohe Anschaffungspreise zurückzuführen ist“, so ZDK-Präsident Arne Joswig. „Eine intelligente Förderpolitik zusammen mit niedrigeren Strompreisen kann den Hochlauf dieser Technologie auf ein breiteres, tragfähiges Fundament heben.“
Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK)
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) hat sich vom Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD mehr konkrete und direkte Impulse für die Elektromobilität erhofft. „Der gewünschte Ruck wird nicht unmittelbar einsetzen“, heißt es vom VDIK in einer Mitteilung. „Vielmehr bleibt der Koalitionsvertrag zu Umfang und Umsetzung der geplanten Maßnahmen wenig konkret. Das führt zunächst weiter zu Unsicherheit und Kaufzurückhaltung bei E-Auto-Kunden, der dringend benötigte Hochlauf der Elektromobilität wird vertagt.“
Zwar werde eine breite Palette möglicher Fördermaßnahmen von Elektrofahrzeugen in Aussicht gestellt, Umfang und Zeithorizont blieben aber vage, was Kunden zunächst weiter abwarten lasse. Damit drohe auch die Flexibilisierung der CO2-Flottengrenzwerte ihre Wirkung zu verlieren. Neben den Herausforderungen durch die Transformation und den Problemen durch die US-Zölle sei die Automobilwirtschaft damit zusätzlich belastet.
„Zwar nennen die Parteien eine Fülle möglicher Fördermaßnahmen zum Hochlauf der Elektromobilität. Doch der VDIK hätte sich deutlich konkretere und quantifizierbare Maßnahmen gewünscht. Hinter den Vorschlägen aus dem Koalitionsvertrag stehen zielführende Absichten, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht absehbar, ob, wann und in welchem Umfang diese Maßnahmen greifen. Im Ergebnis überführen die unkonkreten Vorschläge Kaufentscheidungen in die Warteschleife“, so VDIK-Präsidentin Imelda Labbé.
Der VDIK begrüßt die beabsichtigte Schaffung von Rahmenbedingungen, wie den beschleunigten Ausbau des flächendeckenden und bedarfsgerechten Ladenetzes und das Vorziehen der Überprüfung der CO2-Reduktionsziele für schwere Nutzfahrzeuge. Auch die Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos bis zum Jahr 2035 und die Befreiung emissionsfreier Lkw von der Mautpflicht über das Jahr 2026 hinaus sowie die Förderung von Plug-In-Hybrid-Technologie seien zu befürworten. Doch für die Antriebswende reiche das nicht.
„Die zukünftigen Regierungsparteien lassen offen, wie langfristige und stabile Rahmenbedingungen konkret aussehen könnten und bleiben einen verbindlichen Transformationsplan schuldig. Bei der Senkung der Strompreise um fünf Cent pro kWh ohne einen klaren Zeithorizont geht der Koalitionsvertrag nicht über den ursprünglichen Vorschlag hinaus. Damit bleibt der Strompreis in Deutschland überproportional hoch. Gerade die Bezahlbarkeit wird aber am Ende darüber entscheiden, ob Verbraucherinnen und Verbraucher so schnell wie möglich auf klimaneutrale Antriebe umsteigen können und wollen“, so Labbé.
Earth is Burning meint
Steuern für Luxus-Blechtonnen anheben, Subventionen für Dienstwagen streichen, KFZ-Steuern proportional nach Gewicht steigern, Flottengrenzwerte beibehalten. Auf der anderen Seite spürbare Förderung von BEV-Leasingverträgen für mittlere und untere Einkommensgruppen (Frankreich hat es vorgemacht), Abschreibungsmöglichkeiten für das A- und B-Segment schaffen, Ladeinfrastruktur mit Strompreisdeckel ausbauen. Innovation, Produktion und Angebot im A- und B-Segment steigern.
Dann klappts auch mit dem Hochlauf.
(Blechtonnen und Carrera-Autos können dann ja immer noch gebaut werden.)
IDFan meint
Die Förderungen kommen. Es klingt aber so, als wenn man zumindest ein bisschen gelernt hat. Schnell konkretisieren, damit Klarheit herrscht.
Monica meint
Warum muss man etwas fördern, das angeblich nur 1,5 Liter auf 100 KM braucht, das man mit Sonne tanken kann, das 19 Mio. KM mit einem Akku hält, was nie einen Service braucht, was ständig neue updates bekommt, was einfach der geil ste shi ttt on earth ist? Kann mir jemand helfen? Günstig sind die Autos ja auch… 300 PS, 700 PS und fast 1.000 PS für paar Euros. Und während jemand Pipi macht oder sich nen kaffee holt (hab ich gelernt bekommen im internet) ist der Wagen schon bei 80% Akku.
Donald meint
Damit Volkswagen nicht gänzlich abschmiert.
Gerry meint
Das Mo ni ca wieder 😂.
Da muss nix zwingend gefördert werden, es würde reichen die fossilen Verbrenner zu verteuern 😉. Aber wenn man soviel Sondervermögen hat wird halt gern Geld rausgeworfen.
Monica meint
Deutschland hat mal mit bis zu 20.000 Euro E-Autos gefördert! Also die reine Fördersumme von (keine Ahnung) über 6.000 Euro, dazu Sonderabschreibungen, dann der Verzicht auf die 1% Regelung, da e-autos nur 0,25% kosten…. damals lag die Quote bei Neuzulassungen bei schlanken 10%.
;-)
Gib viele die würden e-auto nicht mal fahren, wenn es komplett kostenlos wäre.
warum das so ist oder wäre? Weil die Nachteile beim E-Auto dann immer noch da sind.
Gerry meint
eAuto hat schon heut deutlich mehr Vorteile als Nachteile ggü Verbrenner.
Das Festhalten am statusquo Verbrenner ist eine Mischung aus Tradition, Neophobie und Unverstand. Mehr nicht.
Tom meint
Also weiter abwarten und keinesfalls jetzt ein E-Auto holen. Zuschlagen sollte man dann sofort nachdem entsprechende Maßnahmen kommuniziert werden und greifen. Kurze Zeit später werden sich die Hersteller die Förderung wieder „krallen“ indem sie Rabatte kürzen, Autos verteuern, Leasingraten anheben etc.
MichaelEV meint
Klar, die meisten Autohersteller haben aktuell gar nicht im Sinn mehr BEVs zu verkaufen, sondern nur genau so viele wie zur Erfüllung der Zielsetzung nötig. Solange dies so bleibt, werden Anreize wie Förderungen selbstverständlich verpuffen und nur die Taschen der Hersteller füllen.
Monica meint
Quatsch mit Soße, dein Beitrag.
Justin Case meint
Hindernis für den Hochlauf ist nicht der Strompreis an der heimischen Wallbox.
Hindernis sind die hohen Preise im öffentlichen Laden und die Marktintranzparenz sowie die Hürden und der schleche Komfort durch viele Karten und Apps.
Das schreckt Käufer ohne eigene Wallbox verständlicherweise ab.
MichaelEV meint
Na klar, immer ist die öffentliche Ladeinfrastruktur schuld. Und das eigentlich nur, weil die ihre Hausaufgaben gemacht haben und andere nicht. Auch die „hohen Preise“ sind in vielen Fällen ca. äquivalent zu Kraftstoffen und damit sowieso keine Problemursache.
Haupthindernis sind die zu hohen BEV-Preise, vor allem in niedrigeren Fahrzeugklassen. Und obskure Förderungspläne sind natürlich zusätzliches Gift für die aktuelle Nachfrage; alte Bestellungen von vor 6 Monaten sind dank Knebelverträge fein raus, aber aktuelle Bestellungen ohne hohe Dringlichkeit würgt das selbstverständlich ab.
„Hindernis sind die hohen Preise im öffentlichen Laden und die Marktintranzparenz sowie die Hürden und der schleche Komfort durch viele Karten und Apps“
Alle Punkte kann der Autohersteller problemlos lösen, indem Kunden bei Auslieferung EINE Ladekarte mit dauerhaft NIEDRIGEN und TRANSPARENTEN Preisen mitgegeben wird.
M. meint
Der Michael mal wieder. :-)
Natürlich kann man auch die Fahrzeugpreise nennen, aber wenn das so einfach ist – dann sollen halt mal ALLE 30% senken… ich warte…. verdammt, es klappt nicht.
Also muss man für die (ökonomische) Sinnhaftigkeit eben woanders ran.
Und da hat „Just in Case“ doch recht: wer zu Hause laden kann, der zahlt ~30 Ct., wer das nicht kann, zahlt eher 50 Ct. Für die gleiche Ware. Und hat noch mehr Aufwand damit. Und am Ende bleibt von der Ersparnis dann kaum noch was über, womit man gegenüber dem Verbrenner das (wie gesagt, ökonomisch) rechtfertigen könnte.
Wie soll man das den Leuten erklären?
Ob die Ladeanbieter das ändern können oder nicht – anderes Thema. Vielleicht können die nicht, dann ist das so.
Aber so tun als gäbe es kein Problem, das wird das nicht lösen.
Und das ist auch eine der Triebfedern für die aktuellen Umfragewerte, by the way.
Nehmt das endlich ernst, sonst wundern sich hinterher wieder alle, wie es soweit kommen konnte.
MichaelEV meint
Der M. mal wieder. Den Ladesäulenbetreibern darf man in einer Tour vorwerfen, dass sie keine oder zu wenig „Ersparnis“ im Vergleich zum Betrieb von Verbrennern erzielen. Bei den BEVs aber, bei den es nicht um zu wenig Ersparnis geht, sondern wo teilweise ein richtig deftiger Aufpreis als Ergebnis steht, da darf der heiligen Kuh der Althersteller natürlich keine Kritik zuteil werden.
Die Problemursache liegt ganz eindeutig bei den Autoherstellern und beim Laden an öffentlicher Ladeinfrastruktur kann dieses Problem selbstverständlich von den Betreibern nicht kompensiert werden.
„verdammt, es klappt nicht.“
Das klappen ist eine Frage des Könnens oder Wollens. Die Ladeanbieter können mit den Preisen nicht weit runter, sonst weitet man die Verluste (Gewinne hab ich bisher noch nirgendwo gesehen) existenzbedrohend aus.
Die Autohersteller „können“ natürlich, haben Polster von mehreren Milliarden Gewinn und wenn sie mit den Flottenzielen dazu gezwungen werden, klappt es auch. Man könnte den Anreiz für den Hochlauf leisten, man will es aber nicht.
Und dann kommt man zu den ganzen Themen, die ihr in eurer Scheinwelt gekonnt verdrängt: BEVs schaffen bei den Altherstellern alleinstehend keine Gewinne, sie werden von den Verbrenner-Gewinnen in dem Maße erzwungen, wie die CO2-Flottenziele es vorsehen. Ohne Zwang würde man kaum etwas am Markt haben.
Und wenn die Geldquelle Verbrenner versiegt, steht man in der jetzigen Situation mit nichts da. Deswegen gibt es so viel Hochlauf wie nötig und nicht mehr, um der Cash Cow keine Konkurrenz zu machen.
Und in der Situation ist es auch eine Wahnvorstellung, dass günstigere Ladepreise überhaupt etwas ändern würden. Die Autohersteller wollen gar nicht mehr verkaufen, den zusätzlichen Anreiz würde man sich nur in die Tasche stecken, den Gewinn erhöhen und kein Auto zusätzlich verkaufen.
Der Vergleich „öffentliche Ladeinfastruktur“ vs. „Zuhause laden“ ist unglaublich daneben. Zuhause betrachtet man den Arbeitspreis (exkl. aller anderen Kosten) und bei öffentlicher Ladeinfrastruktur inkludiert der Preis alle Kosten. Der Vergleich ist FUD.
Fritzchen meint
Vielleicht sollte man der neuen Regierung mit seinen Ministerien auch Zeit geben, die Absichten aus dem Koalitionsvertrag auch umzusetzen. In der Zwischenzeit könnten beteiligte Firmen überzogene Gewinnerwartungen reduzieren, getreu dem Motto: Lieber weniger Gewinn als gar keinen.