Im August 2024 hatte der Marktbeobachter Dataforce die Herausforderungen und möglichen Strategien für die europäische Automobilindustrie im Zusammenhang mit der EU-CO₂-Verordnung (CAFE) im Detail beleuchtet. In der Zwischenzeit ist bei der Regulatorik seitens der EU viel passiert, aber auch im Pkw-Markt selbst. Nun veröffentlichten die Experten eine aktualisierte Analyse der CAFE-Auswirkungen.
2024 war das letzte Jahr unter der CO₂-Verordnung von 2021 mit Zielwerten vor der individuellen Gewichtsanpassung von 116-118 g/km. Die Elektrifizierung verzeichnete in den meisten Ländern ein moderates Wachstum, die Gesamtentwicklung war aber negativ, da in Deutschland die Nachfrage nach E-Autos nach dem Ende der staatlichen Anreize stark zurückging. Der einzige Kraftstofftyp, der herausstach, war der Vollhybrid mit einem Anstieg von mehr als 250.000 Einheiten in einem ansonsten stagnierenden Markt.
Betrachtet man die ersten drei Monate des Jahres 2025, so habe sich der Trend völlig verändert, erklärt Dataforce. Die Zulassungen von Benzin- und Dieselfahrzeugen seien rückläufig, während rein batterieelektrische Autos (BEV) die am schnellsten wachsende Kraftstoffart sind. Die Konstante sei das anhaltende Wachstum der Zulassungen von Vollhybriden.
Trotz der Zunahme des E-Auto-Volumens sei der Marktanteil im Vergleich zum Gesamtjahr 2024 nur um einen Prozentpunkt gestiegen. „Zugegeben, der BEV-Anteil ist zu Beginn des Jahres in der Regel am niedrigsten und steigt gegen Ende des Jahres an, aber bisher ist das BEV-Wachstum nur etwa halb so groß wie das, was nötig gewesen wäre, um die CO₂-Emissionen mit den Zielen für 2025 in Einklang zu bringen“, erklären die Analysten.
Bis März 2025 sei der CO₂-Ausstoß auf 103 g/km gesunken, verglichen mit 109 g/km im März 2024. Obwohl die Fortschritte deutlich sichtbar seien und Januar 2025 der erwartete Grenzwert gewesen sei, sei die Ziellinie von 93,6 g/km noch recht weit entfernt.
Die Analyse der CO₂-Emissionen nach Kraftstoffart zeigt, dass der Spielraum für Verbesserungen bei Verbrennungsmotoren begrenzt ist. Nur Plug-in-Hybride können dank ihrer größeren Batterien zu einer CO₂-Reduzierung beitragen. Letztendlich könnten signifikante Minderungen der Gesamtemissionen nur durch eine weitere Elektrifizierung erreicht werden, so Dataforce. Die Automobilhersteller müssten ihre Anstrengungen beschleunigen, um die Kunden dazu zu bewegen, Hybrid- und batterieelektrische Fahrzeuge gegenüber herkömmlichen Benzin- und Dieselmodellen zu bevorzugen.
CO₂-Entwicklung nach Marken
Die EU-Gesetzgebung sieht individuelle CO₂-Ziele für jeden Automobilhersteller vor. Die Grundregel lautet, dass Marken mit schwereren Fahrzeugen strengeren Zielvorgaben unterliegen. Darüber hinaus können Hersteller mit einem besonders hohen Anteil an Elektroautos und Plug-in-Hybriden bis zu 5 Prozent höhere Zielvorgaben erhalten.
Im Vergleich zu 2024 konnten laut der Analyse 8 der 10 führenden Marken den Abstand zu ihren Zielen bereits verringern. Mit einer Verringerung um 13 g/km hat VW die größten Fortschritte gemacht, ist aber erst auf halbem Wege und benötigt noch eine weitere Verringerung um 12 g/km. Renault, BMW, Kia und Toyota haben die Ziellinie bereits erreicht.
Für die meisten Automarken bleibt es den Analysten zufolge aber eine große Herausforderung, die geforderten CO₂-Reduktionsziele für 2025 zu erreichen. Trotz der Einführung zahlreicher neuer Modelle und erheblicher Preissenkungen bei Stromern, die dazu geführt hätten, dass batterieelektrische Fahrzeuge der Kompaktklasse und darüber nahezu preisgleich mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sind.
„Die Käufer stellen nicht schnell genug um“
„Unterm Strich stellen die Käufer nicht schnell genug um, weshalb die Entscheidung der EU, die Zielerfüllung über den Dreijahreszeitraum von 2025 bis 2027 zu strecken, eine notwendige Anpassung darstellt“, so Dataforce. Jedoch liegt aus der Sicht der Analysten das Kernproblem darin, dass die EU die Bestimmungen im Nachhinein ändert – „eine Maßnahme, die das Vertrauen in langfristige politische Vorgaben untergräbt und ein Gefühl der Unvorhersehbarkeit schafft“. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, alle Überarbeitungen für 2030/2035 so schnell wie möglich und mit ausreichend Zeit vor dem Inkrafttreten der Verschärfungen abzuschließen.
Abgesehen davon setzten die angepassten Regeln nach wie vor einen ehrgeizigen Rahmen für CO₂-Reduzierungen. Die Autohersteller könnten keine Pause einlegen. Jedes Gramm an überschüssigen CO₂-Emissionen, welches sie jetzt ansammeln, müsse später durch Emissionen unterhalb der aktuellen Ziellinie kompensiert werden.
Zusammenfassend lässt sich laut den Branchenexperten sagen, dass bei der Verringerung der CO₂-Emissionen und der Erhöhung der Marktdurchdringung von Elektroautos zwar erhebliche Fortschritte erzielt wurden, der Weg zur vollständigen Erfüllung der EU-Ziele aber noch lange nicht zu Ende ist. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, seien kontinuierliche Innovationen und die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen durch die Verbraucher von entscheidender Bedeutung. Die Automobilindustrie müsse wachsam und proaktiv bleiben, um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten.
„Der Januar 2025 war der von Dataforce vorhergesagte Wendepunkt in Richtung Elektrifizierung. Die Preissenkungen traten ab September 2024 in Kraft, pünktlich zum Beginn der Auslieferungen im Januar 2025“, so Benjamin Kibies, Senior Analyst bei Dataforce. „Trotz aller Fortschritte zeigt sich auch eine gewisse Trägheit des Marktes. Die Autokäufer steigen nur allmählich auf E-Fahrzeuge um, und das Tempo hätte nicht ausgereicht, um Strafzahlungen auf der Grundlage der Vorschriften für 2025 zu vermeiden. Auch der neu geschaffene Zielkorridor 2025-27 bleibt für die Industrie eine große Herausforderung, die neben allem anderem auch ein enges Monitoring der wichtigsten KPIs erfordert.“
Sebastian meint
Ich wäre dafür, für 6 Monate alle Art von Verbrennung zu verbieten. Ausnahmen Feuerwehr, Notarzt und der Notstromdiesel im Krankenhaus. Sagen wir ab 1. Juli bis 31. Dez. 2025?
Dann können die ganzen Gebetsbrüder und -schwestern mal sehen, wie das Leben so funktioniert.
Und mit alles, meine ich ALLES.
eBikerin meint
„Der einzige Kraftstofftyp, der herausstach, war der Vollhybrid“
Sorry aber das ist Unsinn – ein Vollhybrid ist eine Antriebsart – kein Kraftstofftyp
M. meint
Das ist ein Analyst. Der findet bei einem Schraubendreher das gefährliche Ende auch nur zufällig. ;-)