Der insolvente Batteriehersteller Northvolt wird seine letzte verbleibende Produktionsstätte im nordschwedischen Skellefteå Ende Juni schließen, sollte bis dahin kein Käufer gefunden werden. Dies teilte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Bloomberg mit. Seit der Insolvenzeröffnung im März produziert dort nur noch eine Linie Batteriezellen für den Nutzfahrzeughersteller Scania.
Scania gehört zu Northvolts wichtigsten Kunden und Unterstützern. Das Unternehmen hat kürzlich Northvolts Batteriesparte für den Schwerlastbereich übernommen, inklusive Produktionsanlagen, Forschungszentrum und 260 Mitarbeitenden. CEO Christian Levin betonte, dass Scania kein Interesse an der Übernahme der Hauptfabrik habe.
Northvolt war einst als Europas große Hoffnung auf eine unabhängige Akkuproduktion gefeiert worden. Das schnelle Wachstum und der internationale Expansionsdrang führten jedoch zu hohen Kostensteigerungen. Technische Probleme und Produktionsschwierigkeiten verschärften die Lage zusätzlich. Seit seiner Gründung 2016 hatte das Unternehmen rund zehn Milliarden US-Dollar an Fremd- und Eigenkapital aufgenommen.
Im November 2024 meldete Northvolt in den USA Insolvenz an und wies Verbindlichkeiten in Höhe von 5,84 Milliarden US-Dollar aus. Eine kurzfristige Finanzspritze in Höhe von 245 Millionen US-Dollar durch Scania sollte die Suche nach neuen Partnern ermöglichen – bislang jedoch ohne Erfolg. Gespräche mit möglichen Investoren, darunter auch asiatische Wettbewerber wie CATL aus China, verliefen bislang ergebnislos. CATL-Gründer Robin Zeng betonte jüngst, dass man zwar mit Gläubigern spreche, ein Engagement aber unsicher sei.
Die mögliche Stilllegung des Werks hätte weitreichende Folgen für die Region. Skellefteå hatte stark in die Ansiedlung investiert und sich als Zentrum der Batterieproduktion positioniert. Rund 900 Mitarbeitende sowie zahlreiche Zulieferbetriebe sind betroffen. Die Stadtverwaltung warnt vor spürbaren negativen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft.
Die Zukunft der im Bau befindlichen deutschen Northvolt-Batteriefabrik in Heide in Schleswig-Holstein steht ebenfalls infrage. Laut Berichten hat die Muttergesellschaft von Northvolt auch die Insolvenz von Tochtergesellschaften in Deutschland angedeutet. Trotz der Unsicherheiten läuft der Bau in Heide laut den Verantwortlichen weiterhin ohne Unterbrechung.
Rüdiger meint
Ich dachte Akkus sind voll die Zukunft?! Wie denn nun?
Oder sind wir auch da, in die chin. Falle getappt? ;-)
Future meint
Die Skalierung der Akkuproduktion ist wohl nicht so einfach, wie von den Europäern gedacht. Hier fehlt das Praxiswissen und die Erfahrung. In der Therie beherrschen sie es aber.
CATL hat in Thüringen extra viele chinesische Expertenteams eingeflogen, die den Leuten zeigen, wie das mit den Zellen geht. Northvolt hätte diese Experten auch gebraucht. Mal sehen, ob es VW in Sagunt gelingt im nächsten Jahr.
Matthias meint
„nicht so einfach, wie von den Europäern gedacht“, dabei weiß „Future“ doch ganz genau dass bei Northvolt 5500 Mitarbeiter aus 100 Ländern zwar keine zuverlässige Zellenproduktion zustande brachten, aber in Sachen Online-Yoga, Frauenquote und Regenbogen Experten waren. Dagegen wurden von Litec in Kamenz, in Sachsen, von 2012 bis 2015 Zellen für den Smart hergestellt die auch heute noch gut funktionieren, in Fahrzeugen und in Speicherkraftwerken. Übrigens 280 Mitarbeiter bei Litec und 120 beim Zulieferer Litarion, auch mindestens aus 100 Ländern, damit bloß keiner einen anderen versteht.
Mäx meint
Was denn für eine chinesische Falle?
Gerne mal erläutern. Nen spannender Verschwörungsmythos ist doch immer lustig.
Favone meint
In Schweden munkelt man, dass die Davrik zukünftig Papier herstellt, die Kompetenz der Schweden.
Future meint
Papier hat keine Zukunft mehr. Auch nicht in Schweden. Der Markt wird immer kleiner. Viele Papiermühlen und Großhändler wurden aufgekauft oder abgewickelt.
Tinto meint
Schön wärs, aber der Bedarf nach Papier und Pappe steigt weltweit. Im Vergleich zu 1990 ist der Verbrauch um 70% gestiegen. Die Digitalisierung sollte eigentlich zu einer Reduzierung des Papierverbrauchs führen, doch der Verbrauch steigt weiter an.
Gernot meint
«Laut Berichten hat die Muttergesellschaft von Northvolt auch die Insolvenz von Tochtergesellschaften in Deutschland angedeutet.»
Kann mit diesem Geunke mal aufgehört werden? Northvolt hat mehrere Tochterfirmen in Deutschland. Für TopCo wurde ein Restrukturierungsverfahren beantragt. Das ist aber nicht die Firma, die Heide baut. Wenn laufend, u.a. fast täglich im KKR-Newletter (Bild) geschrieben wird, dass Northvolt Heide schon pleite ist, dann wird das zwangsweise zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn Baufirmen, Subunternehmen und Zulieferer alle täglich lesen, dass das Projekt in Heide ja angeblich schon pleite ist, dann werden sie Arbeiten einstellen oder neue Sicherheiten, Vorauszahlungen etc. verlangen und dann scheitert das Projekt wirklich.
CATL und andere können in Deutschland offenbar wirtschaftliche Batteriefabriken bauen. Dann muss das doch für europäische Firmen auch möglich sein, zumal die Nachfrage nach Batterien unbestreitbar da ist und auch unbestreitbar wachsen wird. Wir müssen und können zwar nicht alles selbst machen in Deutschland, aber wir können auch nicht sämtliche Zukunftsfelder an China abgeben und gleichzeitig hoffen, in Deutschland zukünftig noch irgendwie in Wohlstand leben zu können.
Die Batteriefabrik in Heide muss gelingen. Ob sie dann Northvolt, Bosch Energies oder sonstwas dran steht, ist ziemlich egal.
Future meint
CATL hat Erfahrung. Northvolt hat diese einfach nicht. PowerCo in Salzgitter klappt auch nicht. ACC ebenso nicht. Ganz Europa wartet jetzt auf Sagunt. Wenn das auch nicht klappt, müssen wir schön lieb sein gegenüber Asien.
Peter meint
Du schreibst ungelegte Eier schon mal vorsorglich ab.
CATL hat seine Erfahrung auch aus Misserfolgen gewonnen.
Jeff Healey meint
Der Unterschied war und ist, bei CATL und anderen chinesischen Größen der Batterie-Industrie, hat man es immer wieder geschafft Mittel und Kräfte auch nach vielen kostspieligen Misserfolgen freizusetzen.
Mit staatlicher Hilfe?
Diese Hartnäckigkeit und dieser Durchhaltewille scheint in Europa immer noch nicht vorhanden zu sein. Weiterhin wird der Zugang zu einer eigenen Zukunfts-Technologie zu halbherzig angegangen.
Mit allen fatalen Folgen.
Peter meint
Jeff, ein kleiner Tippfehler: Anstelle des Fragezeichens müsste ein Punkt stehen.
Auch bei CATL hat es Dekaden gedauert. Und es war und ist eine politische Vorgabe. Hierzulande wird von Technologieoffenheit fabuliert und ums Steuergeld gejammert.
NeutralMatters meint
Wenn wir industriell endlich mal den Mut hätten, langfristig geplante Unternehmungen zu unterstützen und eine konsequente Strategie zu verfolgen, wäre schon viel gewonnen.
Dieses Hin und Her, was u.a. Northvolt den Kragen kostete ist nicht zu verstehen oder als sinnvoll zu bezeichnen.
Northvolt hatte sicher Probleme auch in der Fertigungsqualität, das weiß man aus früheren Artikeln – aber das sollte ein so innovativer und intelligenter Kontinent wie Europa nicht davor abschrecken, daraus zu lernen und sich zu verbessern.
Mäx meint
Ja und dann kommen wieder die Bild Leser und schreien, dass Habeck ins Gefängnis gehört, weil er Northvolt unterstützt hat…
Peter meint
Bevor oder nachdem man ein großes asiatisches Land für dessen zukunftsorientiertes Durchregieren des dortigen Regimes gelobhudelt hat?
Aber Technologieoffen!
Future meint
Der Bild-Zeitungsleser hätte sicherlich erwartet, dass sich Habeck in Heide ein Feldbett neben der Produktion aufbaut, so wie das Musk früher bei der Skalierung gemacht hat.
Die Subventionen aus der Politik für Zukunftsindustrien sind ja richtig – aber es muss auch noch die Experten geben, die dann das produzieren können, was sich die Politik wünscht.
Andi EE meint
Du darfst die Subventionen nicht einer einzelnen Firma geben, das war ein kapitaler Fehler. Das ist einfach nur eine Katastrophe für den langfristigen Wettbewerb und ein nicht unerhebliches Risiko, wenn du es in einer kompetitiven Branche machst.
In Europa lebt man immer nach diesem besch. Airbus-Picture, was nur deshalb aufgegangen ist, weil die Konkurrenz so bescheiden war. Bei den Batterien hat es so viele Player, da ist die Situation viel schwieriger wenn man nur einen einzigen Player mit Geld zuschüttet (aus allen europäischen Standorten). Dieses prognostizierte Wachstum und die vielen geplanten Standorte kamen ja nur durch die vielen Versprechungen zustande, die man den einzelnen Ländern die Gelder gesprochen haben, zustande.
Und jetzt war es nicht so wie bei Airbus vs Boeing, wo man nur solang subventionieren müsste, bis man den einen (Boeing) matchen könnte. Nein, auf dem Batterie-Weltmarkt tritt man in dieser Wachstumsbranche gegen extrem viel privates Geld an, weil die Investoren in diesen Zukunftsmarkt investieren wollen.
Matthias meint
Was wird denn hier wieder verbreitet? Als Airbus vor/in den 1970ern anfing gab es alleine in den USA nicht nur von Boeing große Passagierjets, sondern auch von Lockheed und Douglas. Von anderen Ländern ganz zu schweigen.
Marc meint
Now we are talking! Richtig, er kann ja im Knast seine Bücher für Kinder schreiben.
Future meint
Marc verwechselt mal wieder Zukunftsndustrie mit Literatur. Das macht aber nichts. Zum Glück kümmern sich andere darum. Im Knast ist es ja auch schon voll mit den Ingenieuren und Managern von VW.
Mäx meint
Du weißt schon dass du wie die Leerdenker klingst, die Knast für Lauterbach fordern oder?
Jörg2 meint
Ich kenne die Finanzierungs-Rahmenbedingungen von Northvolt nicht.
Als Steuerzahler fänd ich es klug, wenn solch Unternehmen sich am freien Kapitalmarkt ihr Geld holen. Wenn dieser abwinkt, würde ich als Steuerzahler da keine Gedanken dran verschwenden, ob ich Co-Finanziere, Sicherheiten biete…
Ich hätte die Befürchtung, dass das Geschäftsmodell lautet:
Europa drückt es da…
die haben dafür Fördertöpfe…
das Rad mache ich GANZ groß…
meine Bezüge mache ich auch GANZ groß…
und wenn es dann nicht klappt, dann sichert mich meine D&O und mein Privatvermögen ist außen vor…
So, wie der kleine Krauter, der seine Kreissparkasse von seiner Idee überzeugen muss und erst in zweiter Reihe kommt KfW&Co.
M. meint
„Als Steuerzahler fänd ich es klug, wenn solch Unternehmen sich am freien Kapitalmarkt ihr Geld holen.“
Nur taugt das nicht als Anreiz, in einem bestimmten Land eine Fabrik zu bauen – und dafür ist das ja gedacht.
Mäx meint
Was ist es denn nun…Zukunftstechnologie haben wollen oder nicht?
Wenn wir das als Europa/Deutschland haben wollen, muss man das als Staat eben auch mal unterstützen…muss ja nicht direkt mit Geldspritze sein, kann auch ein 0% Kredit sein in Zeiten zu hohen Zinsen, oder günstigere Grundstücke oder oder.
Bei dir klingt das wieder so, als ob man das alles nicht haben will, weil könnte einer dabei sein, der das System ausnutzt.
Ja wird bestimmt vorkommen, aber deshalb direkt alles abblasen?
Deutschland, das Land der Bedenkenträger und Zerreder.
Peter meint
Hahahaha…
Welcher freie Kapitalmarkt in Europa?
Welche subventionsfreien Großansiedlungen gab es denn in den letzten 50 Jahren?
Kleiner Tipp: Globalisierung bedeutet vieles, und auch Subventionswettbewerb