Seit 180 Tagen sind die Polizeireviere in Baden-Württemberg nahezu flächendeckend auch mit Fahrzeugen mit Elektroantrieb ausgestattet. Die Bilanz fällt laut einer Mitteilung des Bundeslandes positiv aus.
„Unsere Polizistinnen und Polizisten sorgen jeden Tag für unsere Sicherheit. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, dass sie auch die bestmögliche technische Ausstattung erhalten. Die Polizei hat dabei mit mehr als zwei Millionen elektrisch gefahrenen Kilometern eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass hohe Einsatzbereitschaft, modernste Technik und nachhaltige Mobilität eine gelungene Kombination darstellen“, so der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl im Rahmen eines Medientermins.
Von den 5.400 Fahrzeugen der Polizei werden laut Strobl bis Jahresende rund 11,6 Prozent elektrisch angetrieben. „Die Beschaffung von Einsatzfahrzeugen mit klimaneutralen Antrieben erfolgt hierbei stets unter der Voraussetzung, dass die Handlungsfähigkeit – gerade in Krisensituationen – nicht eingeschränkt sein darf. So leisten wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, ohne dabei unsere Leistungsmöglichkeiten zu begrenzen.“
Rund 120 der 136 schrittweise für den Streifendienst beschafften Autos seien nun seit 180 Tagen im Einsatz. Dabei hätten sie ihre Alltagstauglichkeit leise und emissionsfrei unter Beweis gestellt: „Bislang ist dem Innenministerium dabei nicht ein einziger Vorfall bekannt, bei dem polizeiliche Sofortmaßnahmen aufgrund eines mangelnden Ladezustandes eines Fahrzeuges mit elektrifiziertem Antrieb nicht durchgeführt werden konnten“, heißt es.
Bei den Polizisten im Land treffe die E-Mobilität auf sehr hohe Akzeptanz. Dies zeige sich allein schon im Fahrverhalten, da nach aktuellem Stand nach einem Jahr jedes elektrisch angetriebene Einsatzfahrzeug im Durchschnitt rund 35.000 Kilometer gefahren und somit im Vergleich zu den Verbrennern um rund 30 Prozent mehr im Einsatz gewesen sein werde. In dieser Zeit legten die Einsatzfahrzeuge zwei Millionen Kilometer zurück. Bei einer gleichbleibenden Auslastung der Fahrzeuge führe dies zu einer jährlichen Fahrleistung von rund 4,5 Millionen Kilometern und einer Reduzierung der CO2-Emissionen um circa 570.000 Kilogramm.
190 elektrisch betriebene Fahrzeuge
Derzeit befinden sich rund 190 rein elektrisch betriebene Fahrzeuge im Bestand der Polizei Baden-Württemberg. Von den 145 Polizeirevieren des Landes sind aktuell 136 mit einem dieser Fahrzeuge ausgestattet. Hierbei handelt es sich um silberblaue Einsatzfahrzeuge der Marke Audi Q4 e-tron 45 Quattro. Diese haben im Jahr 2024 nach und nach Fahrzeuge mit Dieselmotoren abgelöst. Durch eine flächendeckende Verwendung dieser Einsatzfahrzeuge will die Polizei weitergehende Erkenntnisse über die Eignung von rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen im täglichen Dienst sowie im 24/7-Betrieb bei den Polizeirevieren erlangen.
Die weiteren rund 50 Elektrofahrzeuge setzt die Polizei Baden-Württemberg in anderen Organisationsbereichen ein, überwiegend zu Logistikzwecken. Die wissenschaftliche Begleitung der E-Mobilität bei der Polizei erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut. Erste Analysen bestätigten das Potenzial: Der Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen im Polizeifuhrpark könnte bis auf 69 Prozent gesteigert werden.
Zudem verfügt der Polizeifuhrpark über 235 Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Diese werden im Allgemeinen dort eingesetzt, wo der Aufgaben- und Organisationszuschnitt einen rein batterieelektrischen Fahrzeugeinsatz nicht ermöglicht. Der Kraftstoffverbrauch der eingesetzten Hybridfahrzeuge liegt laut den Verantwortlichen durchschnittlich 50 Prozent unter dem eines herkömmlichen Dieselmodells.
Für den flächendeckenden Betrieb sei eine zuverlässige sowie leistungsfähige Ladeinfrastruktur an allen polizeilichen Liegenschaften unerlässlich, betont das Land Baden-Württemberg. Deshalb habe das Ministerium für Finanzen 400 Ladepunkte installiert, weitere 200 Ladepunkte befänden sich in Vorbereitung.
David meint
Hatten wir nicht vor einigen Wochen einen Bericht, der sagte, völlig ungeeignet? Wurde dort nicht mehr oder weniger gesagt, dass sich die Kriminalität verdoppelt, weil man auf jeder Verfolgungsjagd nach 3 km mit leerem Akku stehenbleibt? Das ist natürlich alles Blödsinn und die Zukunft wird selbstverständlich die sichtbaren Polizeikräfte im Elektroauto sehen.
Donald meint
Du musst die Berichte richtig lesen.
Je mehr Volkswagen gekauft werden, desto mehr Autos von einem regelmäßig kriminell agierenden Hersteller sind unterwegs.
M. meint
Es kann ja nicht jeder billigen Stoff rauchen, bevor er die Berichte „richtig“ liest.
Deine Mudder meint
Hatte mich schon über den Wildwuchs unterschiedlichster Modelle gewundert, A4 (statt bisher E-Klasse), Skoda und Audi BEVs, Ordnungsamt mit ID4.
Ist das normal, so viele Modelle in einem Landkreis oder findet da gerade eine Erprobung statt?
Donald meint
Man ist sehr skeptisch und traut den Herstelleraussagen nicht. Früher hat jeder Mittelklassekombi für die Polizei genügt, vielleicht noch etwas lokalpatitoristische Entscheidung bei der Marke, das war’s.
Heute geht man davon aus, dass manche Fahrzeuge gänzlich ungeeignet sind und will das filtern.
Mike meint
Laut Aussagen von Polizisten sind manche Fahrzeuge, vor allem wegen wuchtiger Mittelkonsole, wirklich ungeeignet, wenn man diverse Dinge am Mann (Frau) mit rumtragen muss.
R. Gickel meint
Ich habe jetzt 3 Jahre ein E-Auto gefahren und habe mir jetzt wieder einen Verbrenner bestellt. Man getraut sich keine weiten Strecken zu fahren weil:
Wie ist meine Reichweite? (im Prospekt ist sie anders angegeben)
Wo ist die nächste Ladesäule?
Ist sie auch gerade frei?
Wie kann ich bezahlen?
Wie teuer ist der Strom unterwegs?
Passt meine Ladekarte?
Funktioniert die Säule überhaupt?
All das hat mich 3 Jahre genervt.
Deine Mudder meint
Das in verschiedenen Regierungsbezirken verschiedene Modelle gefahren wurde, war mir soweit geläufig, aber verschiedene Modelle in einem Landkreis ist neu.
CJuser meint
5.400 Fahrzeuge, davon 190 BEVs (davon 50 für Logistik) und 235 PHEVs. Und mit diesen Zahlen will man echt glänzen?! Naja… Der größte Kostentreiber ist leider, dass man zwingend DC-Lader auf den Dienststellen benötigen wird. Die aktuellen BEVs, werden mit Sicherheit nicht für 24/7 Dienste eingesetzt.
M. meint
Glänzen will man hier nicht mit der Anzahl der Fahrzeuge, sondern mit der Erkenntnis, dass der Einsatz in vielen (nicht allen) Bereichen durchaus möglich ist.
So macht man das eben: man hat eine neue Technologie, und bevor man Hals über Kopf alles wegwirft, was man an funktionierendem Material hat, ersetzt man erstmal einen Teil und testet die Tauglichkeit. Dann steht man auch nicht so dumm da, wenn etwas nicht funktioniert wie geplant. Das ist bei der Polizei vielleicht auch keine schlechte Idee, was denkst du?
Nach 2 Mio. Test-km wird man nun ein klareres Bild haben, wo man die Fahrzeuge brauchen kann, und dort wird man zukünftig sicher weitere Fahrzeuge einsetzen. Immerhin sind sie beliebt, siehe Fahrleistung: +35% ggü Verbrennerfahrzeugen im gleichen Einsatzprofil.
Die Notwendigkeit, je nach Einsatzsprofil DC-Lader aufbauen zu müssen, das dürfte den Verantwortlichen im Rahmen des Feldversuchs nicht entgangen sein. Hab ein wenig Vertrauen. ;-)
Gunnar meint
Es müssen ja keine 300kW-DC-Lader sein.
Ein paar wenige 50kW-DC-Ladesäulen und dann den Großteil mit 22kW-AC-Säulen an den Dienststellen würde völlig ausreichen.
CJuser meint
HPC-Lader wären wirklich etwas überzogen, aber 100-150 kW DC-Lader mit zwei Steckern machen für die Streife schon Sinn. Für den Rest reichen 11 kW.