Eine Analyse des EU-Projekts REEsilience zeigt, dass die Erschließung eines Bruchteils der weltweiten Seltene-Erden-Vorkommen mit geringem Risiko die Abhängigkeit Europas von Importen erheblich verringern und die Versorgung mit diesen für die grüne Energiewende wichtigen Materialien sichern könnte.
Aufgrund ihrer Verwendung in Permanentmagneten sind Seltene Erden für moderne Technologien, insbesondere für Windturbinen, Elektrofahrzeuge und andere Komponenten der von der EU angestrebten Energiewende unverzichtbar. Europa ist jedoch in hohem Maße von Importen – vor allem aus China – abhängig, was die Lieferkette anfällig macht.
In den letzten Jahren haben Seltene-Erden-Elemente (SEE) aufgrund ihrer strategischen Bedeutung und der ökologischen, sozialen und geopolitischen Herausforderungen, die mit ihrer Versorgung verbunden sind, zunehmende Aufmerksamkeit in Politik und Medien erhalten. Als kritische Bestandteile von Permanentmagneten sind Seltene Erden für eine Vielzahl moderner Technologien unverzichtbar – insbesondere für diejenigen, die die grüne Energiewende vorantreiben.
Da Europa in hohem Maße von Importen, vor allem aus China, abhängig ist, haben sich die Bedenken hinsichtlich der Versorgungssicherheit, der Marktvolatilität und nicht nachhaltiger Abbaupraktiken verstärkt. Um eine stabile Versorgung zu gewährleisten, arbeiten Partner im EU-Projekt REEsilience an der Entwicklung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Lieferkette für Seltene-Erden-Magnete.
Kartierung der Quellen von Seltenen Erden
Bei der Untersuchung der Lieferkette für Seltene-Erden-Magnete bilden die Materialquellen den ersten Schritt. In den vergangenen Monaten haben sich REEsilience-Partner unter der Leitung der TU Delft und der Universität Leiden darauf konzentriert, die Verfügbarkeit, Preise und Mengenentwicklung verschiedener SEE-Quellen mit nicht-chinesischem Ursprung im Zeitraum 2022 bis 2035 zu erfassen. Zu diesem Zweck wurde ein Inventar erstellt, das sich auf verfügbare Daten aus Literatur, Industrie und Experteninterviews stützt und sowohl Primärquellen (Bergbau) als auch Sekundärquellen (recycelbare Altprodukte) umfasst.
Für die Bewertung der Primärquellen analysierten und verglichen die Forscher 149 SEE-Vorkommen weltweit auf der Grundlage ihrer Umwelt-, Sozial- und Governance-Risikoprofile (ESG). Ein wichtiges Ergebnis der Analyse ist, dass selbst die Erschließung einiger weniger Vorkommen mit geringem ESG-Risiko die Probleme der EU bei der Versorgung mit Seltenen Erden lösen könnte.
Die Ergebnisse zeigen, dass hohe Umweltrisiken in ökologisch sensiblen Gebieten wie Brasilien, Zentralafrika und Südostasien konzentriert sind. Soziale Risiken korrelieren häufig mit der Bevölkerungsdichte, so dass dicht besiedelte Gebiete – vor allem in Teilen Afrikas und Südasiens – anfälliger für Störungen und Konflikte sind. Die Muster der Governance-Risiken spiegeln die allgemeinen institutionellen Trends wider, wobei die skandinavischen Länder, Kanada und Australien am besten abschneiden und Staaten wie Burundi, Russland und Teile Zentralasiens größere Herausforderungen mit sich bringen.
Wenige Vorkommen könnten den Unterschied ausmachen
Nur eine relativ kleine Gruppe von Vorkommen, die sich hauptsächlich in westlichen Ländern befinden, kombinieren laut der Studie geringe ESG-Risiken mit strategischen geologischen Eigenschaften. So zeichnet sich der norwegische Fen-Komplex durch seine Größe, seine Erzqualität und sein niedriges ESG-Risikoprofil aus. Projekte in Schweden und Finnland – wie Kiruna, Norra Kärr und Katajakangas – bieten ein mittleres bis hohes Potenzial in einem stabilen regulatorischen Umfeld.
Grönland stellt laut den Studienautoren „einen einzigartigen und vielversprechenden Fall“ dar: Es beherbergt mehrere große, risikoarme Vorkommen und verfügt über Dänemark über eine besondere politische Beziehung zur EU. Außerhalb Europas sind Partnerschaften mit Kanada und Australien besonders vielversprechend, da sie geringere ESG-Risiken und einen höheren Anteil an Vorkommen aufweisen, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinden.
Modell zur Abschätzung von Entwicklungen
Der REEsilience-Partner TU Delft hat ein Systemdynamikmodell entwickelt, in dem die Interaktionen innerhalb der Lieferkette analysiert werden, um mögliche zukünftige Entwicklungen von Angebot und Nachfrage sowie Preisentwicklungen anhand verfügbarer Daten zu bewerten. Dabei wurden verschiedene Szenarien betrachtet, darunter ein Szenario ohne Unterbrechungen, eines mit Nachfrage- und Angebotsunterbrechungen und eines mit Unterbrechungen in Verbindung mit der Umsetzung von Resilienzmaßnahmen in Bezug auf eine längere Produktlebensdauer und Recycling.
Die ersten Ergebnisse sind ermutigend für die EU: Obwohl Versorgungsunterbrechungen zu erheblichen Preisspitzen führen könnten, können diese Auswirkungen durch die vorgeschlagenen Resilienzmaßnahmen abgemildert werden. Die Forscher wollen das Modell in den kommenden Monaten weiter ausbauen und verfeinern.
LarsDK meint
Ob Grönland nun so sicher ist weiß ich nicht, wenn erst mal Trump Ernst macht und Grönland überfällt.
Andi EE meint
Wir können es ja so wie die Europäer machen, …
– nichts abbauen,
– moralisierend die Chinesen verdammen, weil sie in Afrika die Rohstoffe abbauen,
– die wir in unseren Elektroautos brauchen würden,
– dann aber lieber wieder fossile PKWs verkaufen,
– weil wir uns dann moralisch überlegen fühlen.
Dümmer geht doch nimmer, das ist Wahnsinn dieser Selbstbetrug um die uniformierte patriotische Masse zufriedenzustellen. In den USA ist es nicht besser, die einzige informierte Bevölkerung scheint mir diesbezüglich die Chinesische zu sein. Unsere Presse muss verkauft werden, deshalb kann die ungeliebte Wahrheit oft nicht publiziert werden. Zumal man noch die Inserenten der fossilen Industrie im Nacken hat, was auch nicht nicht beim publizieren der Wahrheit hilft.
Matthias meint
Grönland hat 56 Tausend Einwohner, und die wohnen an den Küsten eines Landes das halb so groß wie die ganze EU ist. Die Amis könnten große Landstriche besetzen und ausbeuten ohne dass die Einheimischen es mit altherbrachten Mitteln (Hundeschlitten, Kayak usw.) herausfinden. Die Dänen werden allerdings mit Flugzeugen usw. aushelfen.
Andi EE meint
„Die Ergebnisse zeigen, dass hohe Umweltrisiken in ökologisch sensiblen Gebieten wie Brasilien, Zentralafrika und Südostasien konzentriert sind. Soziale Risiken korrelieren häufig mit der Bevölkerungsdichte, so dass dicht besiedelte Gebiete – vor allem in Teilen Afrikas und Südasiens …“
Das nervt im Quadrat, diese verlogene, verlogene, verlogene Moral. Importieren tut man die Ware (halt verarbeitet), aber abbauen dann nicht. Ich find das schlimm, wie besch. diese
Gesellschaft sich moralisierend aufspielt. Wegen der Kohle pflügt man viel größere Flächen um, aber eine Mine darf man dann nicht betrieben, das ist dann böse. Wie gestört ist diese Gesellschaft. Der Dreck darf vermeintlich nur im Ausland gemacht werden, dort kann man dann wunderbar den Moralapostel spielen. Katastrophe und wieso ist das so … die Dumpfbacken-Presse ist patriotisch/moralisch bis zum geht nicht mehr. Mal endlich selbstkritisch diese verlogene Haltung hinterfragen, würde helfen, es selber besser zu machen … wenn man schon den Anspruch hat.
Benzinbenjamin meint
Na dann baut den Kram doch bei euch zu Hause ab. Ach ich hab vergessen, Schweizer machen sich nicht gern die finger schmutzig. Am Vermögen von Despoten und Oligarchen lässt es sich leichter verdienen. Wer so ein gewissenloses Mindset hat, der Fahrt natürlich auch Tesla, kein Wunder.
M. meint
Ich muss ihm ausnahmsweise mal Recht geben.
Die Brankohletagebaue in Deutschland haben 100te Dörfer gefressen und Menschen die Heimat geraubt – das war ok. Aber wenn in Bayern ein Windrad aufgestellt werden soll, oder irgendwo die Stromleitungen nach Bayern gelegt werden sollen – NIMBY.
Das ist verlogen bis zur Halskrause.
Und es hilft auch nicht dabei, sich von anderen Ländern unabhängig zu machen.
Wenn die eigene Kohle alle ist, muss man die auch aus anderen Ländern importieren, und zwar auf unbegrenzte Zeit, wie Öl auch.
Benzinbenjamin meint
Naja, der Kohleanbau hat Hunderttausende Jobs über Jahrzehnte gebracht. Das könnte der Abbau seltener Erden sicher auch.
Aber wie du schon sagt, dafür wurden tausende Haushalte mehr schlecht als Recht entschädigt, eher enteignet, riesige Landschaften verschandelt (auch wenn’s da heute mittlerweile Recht schön aussieht mit den neuen Seen usw)…
So war man halt damals drauf, vor 100 Jahren, als man damit angefangen hat. Ist doch klar, dass man diese Fehler in der heutigen Zeit nicht einfach wieder neu begeht. Damals war es nicht im, das hat aber keinen Konzern gejuckt – heute wäre es genauso wenig ok. Genau das sagt der Artikel. Da steht nichts von Windkraft und auch nicht davon, wie toll es war als wir noch Braunkohle abgebaut haben. Andi muss natürlich wieder ein Politikum draus machen.
Andi EE meint
@Bezinbenjamin
„Andi muss natürlich wieder ein Politikum draus machen.“
Es ist ein Politikum und gesellschaftliches Problem …
– aus wissenschaftlichen Gründen ist der Abbau ein Muss (Fossile ersetzen)
– aus Sicherheitsgründen,
– aus Selbstverversorgungsgründen,
– aus dem Anspruch sauber abzubauen,
… muss man es selber tun. Dem entgegen steht die moralisierenden Presse und Gesellschaft die irrt. Da kann man sagen, 100% Schwachsinn im herrschenden Mindset.
Andi EE meint
Sicher, es gilt auch für uns in der Schweiz, es ist verlogen bis zum geht nicht mehr, wenn man die Rohstoffe (oder veredelte Produkte nutzt), nicht selber abbaut, aber ständig die Moralkeule schwingt.
Wir tun es auch beim Öl und beim Gas nicht, wieso? Weil die Gesellschaft und Presse abartig blöd ist .., auch in der Schweiz. Der Status Quo ist nie am Pranger, … komisch die wissenschaftliche Empfehlung lautet doch von Fossil auf Elektrisch umstellen. Wie ignorant ist diese Gesellschaft, wenn sie dann dieses Drama macht, wenn die viel kleinere Umweltverschmutzung und Klimabelastung durch Minen nicht toleriert wird, wenn wir die viel problematischere fossile Ressourcen-Bewirtschaftung ersetzen können.
Aber eben, alles was das Elektrische mehr benötigt, kommt bei der Dumpfbacken-Presse oben drauf … es ist nie der Ersatz für das schlechte Bestehende.
Jeff Healey meint
Sehr genaue Beschreibung der Situation.
Ehrlich gesagt, wenn ich auf den Großteil der Gesellschaft und den Großteil der Medien schaue, da wird mir Angst und Bange.