Deutsche Spitzenpolitiker fahren weiter mehrheitlich mit klimaschädlichen Dienstwagen. Dies zeigt der 19. Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sieben von elf bewerteten Bundesministern erhalten eine „rote Karte“, im Vorjahr waren es sieben von neun. Damit zeichne sich „trotz fortschreitender Klimakrise“ im Bundeskabinett auch nach dem Regierungswechsel kein konsequenter Umstieg auf sparsame Dienstwagen ab.
Der Benziner vom bayerischen Ministerpräsidenten Söder stößt mit 292 Gramm pro gefahrenem Kilometer am meisten CO2 aus. Demgegenüber steht der einzige Elektrowagen von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Kretschmann, der nur 70 Gramm ausstößt. Bei den Dienstwagen der Bundesminister steht der Elektro-Dienstwagen von Umweltminister Carsten Schneider mit 62 Gramm vorn. Verkehrsminister Schnieder bekommt für seinen emissionsintensiven Plug-in-Hybriden von der DUH eine rote Karte.
Insgesamt ist auf Bundesebene – also inklusive der Staatssekretäre – der Anteil an rein batterieelektrischen Dienstwagen im Vergleich zum Vorjahr von 50 auf 57 Prozent leicht gestiegen. Mit Verbrauchswerten von 14,5 bis hin zu 24 Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer aller eingesetzten Elektrofahrzeuge gibt es jedoch große Unterschiede, die nur durch einen günstigen Strommix in diesem Jahr abgefedert werden. Die DUH will deswegen zukünftig verstärkt auch die Effizienz der eingesetzten Elektroautos überprüfen.
151 von 238 und somit 63 Prozent aller Dienstwagen auf Bundes- und Landesebene überschreiten im Realbetrieb deutlich den geltenden EU-Flottengrenzwert für Neuzulassungen von 93,6 Gramm CO2 je Kilometer und bekommen von der DUH eine rote Karte. Nur 87 der Dienstfahrzeuge sind batterieelektrische Fahrzeuge und erhalten eine grüne Karte. Vergangenes Jahr musste die DUH noch in knapp 74 Prozent der Fälle rote Karten verteilen.
„Die Bundesregierung muss sie dringend umsteuern“
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Der schleppende Fortschritt hin zu klimaverträglichen Dienstwagen ist sinnbildlich für den gesamten Verkehrssektor, der beim Klimaschutz massiv hinterherhinkt. Anstatt den Umstieg auf den zukunftsfähigen Elektroantrieb ernsthaft anzugehen, setzt die Bundesregierung auf klimaschädliche Verbrenner-Limousinen. Sie will im Schulterschluss mit den deutschen Autobauern, die den Anschluss an die Elektromobilität längst verloren haben, auf EU-Ebene den mühsam errungenen Verbrenner-Ausstieg ab 2035 einkassieren. Wenn die Bundesregierung ihre Glaubwürdigkeit gegenüber Bürgerinnen und Bürgern nicht verlieren will, muss sie dringend umsteuern. Das Gleiche gilt für den Vergleich der Landesregierungen, die alle über dem europäischen Flottendurchschnitt liegen.“
Schlusslicht in der Gesamtabfrage ist der bayerische Ministerpräsident Söder (292 Gramm CO2 je Kilometer), das sparsamste Auto innerhalb der Länderabfrage fährt der Hamburger Umweltsenator Kerstan (59 Gramm). Dass es auch ganz ohne Dienstwagen geht, zeigen Bremens Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf mit ihrem Dienstrad sowie der Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks, der auf einen Dienstwagen verzichtet.
Auf Länderebene konnte die DUH keine einzige grüne Karte an eine Landesregierung verteilen. Alle Landesregierungen außer Berlin und Hamburg erhalten rote Karten. Zudem wird lediglich zu 29 Prozent auf reine Stromer gesetzt. Bei den Umweltministern liegt Armin Willingmann aus Sachsen-Anhalt mit 205 Gramm CO2 pro Kilometer tiefrot ganz hinten. Brandenburgs Umweltministerin Hanka Mittelstädt wechselt gar von einem Elektrowagen des Vorgängers auf einen Diesel und von der DUH die rote Karte.
„Insgesamt ist die Kluft zwischen den Antriebsarten gewaltig: Während reine Elektroautos in der Abfrage durchschnittlich CO2-Emissionen von 67 Gramm CO2 je Kilometer verursachen, sind es bei Verbrennern mit 196 Gramm und bei Plug-In-Hybriden (PHEV) mit 185 Gramm fast doppelt so viel, wie der EU-Flottengrenzwert vorgibt“, unterstreicht die DUH.
Weitere Ergebnisse
Auf Bundesebene schneiden die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Mareike Wulf sowie Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat Markus Schick mit jeweils 53 Gramm CO2 je Kilometer am besten ab. Insgesamt erhalten sieben Ministerien eine grüne Karte, zwei eine gelbe und sieben eine rote. Staatsministerin Elisabeth Kaiser aus dem Bundesfinanzministerium fährt das klimaschädlichste Fahrzeug mit 228 Gramm CO2 je Kilometer.
Im Vergleich der Umweltministerien der Länder vergibt die DUH zwölf grüne Karten. Rote Karten erhalten die Umweltminister von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Sachsen-Anhalt.
Im Parteienvergleich können lediglich die Grünen eine akzeptable Dienstwagenflotte vorweisen: Mit durchschnittlich 85 Gramm CO2 je Kilometer liegen sie unterhalb des europäischen Flottengrenzwertes. Die Regierungsparteien SPD mit 151 Gramm sowie die CDU/CSU mit 160 Gramm erhalten eine rote Karte.
Eine Übersicht über die wichtigsten Ergebnisse hat die DUH hier (PDF) veröffentlicht.
M. meint
Die DUH hat hier bestimmt Recht. So sauber ist der Laden selbst aber trotzdem nicht.
Der Chef gab vor Jahren zu Protokoll, immer vom Bodensee nach Berlin zu fliegen, weil er keine Zeit für den Zug habe, aber offentsich persönlich alle Mitarbeiter in beiden Bundesgeschäftsstellen betreuen muss. Nach meinen Informationen fliegt das Flugzeug auch nicht elektrisch. Nach Stuttgart soll er auch mal fliegen, wen er dort betreut, weiß ich aber nicht.
Dann soll er halt mal in Berlin oder Radolfzell bleiben, wie wäre das, Herr Resch?
Aber wie gesagt: auch wenn Resch besser Wasser predigen als saufen kann, sind die Dienstwagen natürlich trotzdem Dreckschleudern und gehören aussortiert. Sogar für den Bundeskanzler gibt es etwas elektrisches in der entsprechenden Schutzklasse.
Sebastian meint
Du musst aufpassen, sonst klingelt die Polizei morgens um 6 Uhr an der Türe. Also bitte immer den Bademantel parat halten…
Meinungsfreiheit hin oder her, gemacht wird was die grün-rot-linken vorbeten.
Frank von Thun meint
Eine fossile Bevölkerung hat eine fossile Regierung gewählt. Umweltschutz ist dummer Aktionismus , welcher nur Geld kostet (?).
Was gerne vergessen wird, E-Auto und Verbrenner wurden fast gleichzeitig erfunden. Der Verbrenner war nur zur Überbrückung, bis die Akkus besser wurden, notwendig. Jetzt kann der Verbrenner weg.
Solange es hier noch zu wenig Klima-Tote gibt, wird weiter verbrannt.
Und was ist an brennenden Wäldern und schmelzenden Polkappen schon wichtig?
Baumschmuser meint
Ja richtig, mehr Tote müssen her, bis alle das richtige Auto fahren.
Es stehen gepanzerte Autos als mögliche Dienstwagen zur Verfügung (i7). Trotzdem fahren fast alle Politiker Verbrenner. Da soll mir noch mal jemand von der SPD irgendwas vorheulen, dass die Leute den Klimawandel nicht ernst nehmen. Die CDU zeigt zumindest offen, dass ihnen das Thema sch… egal ist.
Sebastian meint
Die Chefs vom DUH gehen mit gutem Beispiel gerne voraus. Alles elektrisch erledigt, egal wie lange der Weg auch sein mag… ;-)
Deine Mudder meint
Das E-Auto ist älter und der elektrische Startergenerator war das Ende des E-Autos, wenn man so will, hat der „Hybrid“ vor über 100 Jahren das reine E-Auto geschlagen. „Das was war, ist das was wieder sein wird“, Flüßigkraftstoffe sind ihrer Simplizität nicht zu schlagen.
Jeff Healey meint
Immer bessere Zellchemien werden die heute noch teilweise vorhandene Reichweitendiskussion in Luft auflösen.
Echte Simplizität ist, einen Stecker anzustöpseln, statt sich stinkende Plörre über die Finger zu kippen.