Nach dem dynamischen Laden für Zuhause führt der Energiedienstleister Enercity als eigenen Angaben nach erstes Unternehmen in Deutschland zusammen mit dem Technologiepartner EV-Pay dynamische Strompreise für das Ad-hoc-Laden von Elektroautos ein.
Ad-hoc-Laden bezeichnet die Möglichkeit, ein E-Fahrzeug spontan an einer öffentlichen Ladestation aufzuladen. Das Pilotprojekt startet an zwölf öffentlichen Schnellladestationen mit 24 Ladepunkten am Cityring in Hannover und soll Wegbereiter für mehr Preistransparenz, einfacheres Laden und eine stärkere Integration erneuerbarer Energien sein.
Das neue Angebot funktioniert wie kontaktloses Bezahlen im Supermarkt: Kunden halten ihre Giro- oder Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay an das Terminal, daraufhin startet direkt der Ladevorgang. Der aktuelle Preis pro Kilowattstunde (kWh) wird sowohl online auf der Enercity-Website als auch direkt an der Ladestation angezeigt. Die dynamischen Preise stehen täglich ab 13:30 Uhr für den Folgetag fest.
Dominik Freund, Geschäftsführer von EV-Pay: „In der Zusammenarbeit mit Enercity ist uns ein Durchbruch gelungen. Wir können nun für das Ad-hoc-Laden dynamisch stundengenaue Day-Ahead-Preise vom Spotmarkt in den Ladepreis einfließen lassen und das alles erstmalig eichrechtskonform. Damit verknüpfen wir die Energiewende mit der Verkehrswende und schaffen eine hohe Lenkungswirkung für E-Mobilist:innen in Abhängigkeit von der Einspeisung erneuerbarer Energien.“
Vorteile durch dynamisches Laden
„Enercity und EV-Pay sorgen mit dieser Innovation für attraktive Preiskonditionen“, werben die Partner. „Kund:innen profitieren vor allem von der Möglichkeit, zu besonders günstigen Zeiten zu laden, oft dann, wenn viel erneuerbarer Strom im Netz ist. Die Preisspanne reicht von 37 bis maximal 67 Cent pro Kilowattstunde. Selbst die Preisobergrenze ist kostengünstig und sorgt zugleich für Sicherheit bei den Kund:innen.“
Dynamische Preise an Ladestationen sollen E-Autofahrer dazu motivieren, ihre Ladevorgänge in Zeiten mit günstigen Preisen zu verlegen. In diesen Stunden ist die Einspeisung erneuerbarer Energien, wie Wind- und Solarenergie, meist besonders hoch und das Stromangebot steigt. Bei hoher Nachfrage hingegen steigen die Preise, wodurch Ladevorgänge automatisch in Zeiten verschoben werden, in denen das Stromnetz weniger belastet ist.
„Mit dynamischen Preissignalen können das Ladeverhalten der E-Autofahrer:innen beeinflusst, Lastkurven geglättet und das Stromsystem entlastet werden. Gleichzeitig wird überschüssige erneuerbare Energie effizient genutzt“, erklärt Enercity.
„Das Pilotprojekt ergänzt sehr gut unser bestehendes Produktportfolio im Bereich der E-Mobilität. Es richtet sich an alle, die die Mobilitätswende aktiv mitgestalten wollen und zudem preisbewusst und nachhaltig fahren möchten“, so Markus Dehn, Bereichsleiter E-Mobilität bei Enercity: „Die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse werden wir auswerten, etwa wie gut das dynamische Preismodell angenommen wird und welchen Effekt es auf das Ladeverhalten hat. Basierend darauf planen wir, dynamisches Laden schrittweise auf weitere Ladepunkte auszuweiten. Die Erkenntnisse werden dabei auch in die Weiterentwicklung unserer Preismodelle in der easyGo-App einfließen.“
Jörg2 meint
Passt zwar weder zu meinem Fahrprofil noch zu meinem Bewegungsraum…
Aber, bei der bisherigen Preistendenz nach oben, ist es vielleicht hilfreich (für uns Nutzer), dass mal ein Preissignal nach unten auftaucht.
Vielleicht setzt es sich ein wenig durch und es gibt Druck auf die Preise.
Mein Ideal habe ich schon mehrmals formuliert: Mein Hausstromversorger bietet mir einen (europaweiten) Ladepreis/Ladestrommenge. Die Abrechnerei (Datensätze) machen die Beteiligten/Betreiber der Ladeinfrastruktur unter sich aus. Ich habe damit genausowenig zu tun, wie mit dem Einkaufspreis, den Transportkosten, den Infrastrukturkosten… einer Packung Klopapier, wenn ich diese beim Discounter per Identifizierung (Karte) bezahle. (Wie jeder Vergleich ist auch dieser nicht unschief.)
LMdeB meint
Warum schwanken wohl die Fossil-Preise an klassischen Tankstellen innerhalb weniger Stunden um tlw. bis zu 18 Cent/Li (E10, im Raum HH)? Manchmal sogar in ähnlicher Spreizung auf der Fahrt vom „Speckgürtel“ in die Stadt zu beobachten, ergo fast zeitgleich an unterschiedlichen Orten …? Grübel, Überleg, Denk, …!
Daniel meint
Das soll wohl ein Witz sein.
1. Ich akzeptiere die angebliche Motivation, Verbrauch und Erzeugung besser zu koordinieren, aber:
2. Wie Mäx schon ausgeführt hat, stimmt die Preisgestaltung nicht mit den Börsenpreisen überein.
3. Wie soll man da noch eine Fahrt planen? Steht man 2 Stunden im Stau, zahlt man plötzlich mehr als kalkuliert.
4. Die Preise sind eine Frechheit. Den Strom gibt es umsonst oder man bekommt sogar Geld, wenn man Strom abnimmt, hinzu kommen THG Quoten für die abgegebene kWh und dann wollen die 37 ct/kWh, … (wenn ich meine Gedanken ausführe, wird der Kommentar zensiert).
5. Wenn sie es ehrlich meinen würden, würden sie einen festen Aufschlag auf den Börsenpreis verlangen, dann wäre die Preisgestaltung transparent (will man wohl dann doch nicht). Dann könnte man sich am Tag davor die Börsenpreise ansehen und wüsste wohin die Reise (der Preis) geht.
MichaelEV meint
Das soll wohl ein Witz sein, dass man sich ehrlich darüber aufregt die einem zuordbaren Kosten bezahlen zu müssen…
Und es soll wohl ein Witz sein, dass niemand hier begreift was „in den Ladepreis einfließen lassen“ bedeutet! Es gibt noch andere Faktoren für die Preisbildung. Einen wesentlich wichtigeren sogar, der mit großem Abstand bedeutendste ist die Auslastung der Ladeinfrastruktur als Schlüssel dafür die hohen fixen Kosten für die Infrastruktur sinnvoll zu verteilen. Perspektivisch komm noch ein variables Netzentgelt dazu.
Enercity soll einfach noch einen fixen Preis für euch Gestalten anbieten, der den Worst Case einpreist. 67 Cent/kWh dauerhaft und man ist vor positiven Überraschungen sicher! Zufrieden?
Peter meint
Die Börsenpreise sind für die Ladesäule irrelevant. Aus Gründen, die nicht (nur) bei dem hier beschrieben Anbieter liegen.
Ansonsten musst Du Dich entscheiden: entweder Börsenpreise (schwankend) oder Preisstabilität (2 Stunden Stau). Beides gleichzeitig zu wollen ist … interessant.
RainerLEV meint
Ob es irgendwann mal Navis gibt, die automatisch die für mich günstigsten Säulen in die Route aufnehmen? Solange das noch nicht gegeben ist, erhöhen diese Flex-Preise den Stresspegel der Autofahrer nur noch weiter. Ich sitz eh schon vor jeder längeren Reise minutenlang am Handy und suche, plane, verschiebe, sende Zwischenziele an’s Auto. Bäh!
Peter meint
Du kannst Dir auch ausrechnen, wie viel Geld Dir Deine eigene Zeit zur Recherche wert ist. Lohnt es sich, eine Stunde zu recherchieren und zu planen, um am Ende (Beispiel) 6€ zu sparen und statt 46€ nur 40€ zu zahlen, also ca. 15% weniger?
Und generell:
Auch die hier beworbene Lösung muss sich letztendlich mit den B-to-B-Preisen der Säulenbetreiber auseinandersetzen. Und dieses B-to-B-Preise (also „Business to Business“, d.h. Verkaufspreise der Firmen untereinander) sind offenbar den Ad-hoc-Preisen sehr ähnlich.
Nextmove hat das vor vier / fünf Wochen in einem Freitagsvideo mal recht ausführlich beleuchtet.
Sebastian meint
Eigentlich…. sollte…. wer zumindest die Hauptschule geschafft hat, verstehen…. das tagsüber… wenn diese komische gelbe Kugel am Himmel brennt, der Strom günstig sein… und somit dann die Preise gering sein.
Falls nicht… dann muss ich wohl doch eine besonders kluge Ausbildung, Studium, Master und Seminare besuchen machen tun.
Aber vermutlich ist die Sache viel kompliziert, es braucht Formulare, Verständnis und den Passierschein A38
Gernot meint
Grundsätzlich ist das sinnvoll. Wenn wir die Flexibilisierung des Verbrauches nicht hinbekommen, dann wird die Energiewende für alle teurer. Für alles, was wir nicht aus Spitzenlastzeiten mit hoher Nachfrage und wenig EE-Angebot verschoben bekommen, müssen wir zusätzlichen Netzausbau realisieren und zusätzliche Backup-Erzeugungskapazität vorhalten.
Wenn man allerdings sagt, dass man es an den Day-Ahead-Börsenstrompreis bindet, dann sollte sich eine entsprechende Korrelation auch an den aufgerufenen Ladepreisen ableiten lassen. Das ist aber nicht der Fall. Wenn man den stundenweisen Ladepreis an andere Parameter bindet, dann sollte man das einmal erklären, sonst ist das alles intransparent und es wirkt wie ein System zur Abzocke (z.B. möglicherweise besonders hohe Preise an Schnellladern zu Ferienbeginn). Und richtig zu funktionieren scheint das auch noch nicht. Es heißt, dass die Preise für den Folgetag immer um 13:30 verfügbar sind. Es ist 13:56 und es sind keine preise für morgen auf der Website abrufbar, sondern da steht nur „Noch keine Preise verfügbar. Die dynamischen Preise für morgen stehen erst gegen 13:30 Uhr zur Verfügung.“
F. K. Fast meint
Ich finde die Idee nicht schlecht. Immerhin fahre ich Langstrecke meist untertags und selten/nie früh oder abends, wo die Stromnachfrage üblicherweise deutlich höher ist. Auch dürften somit die Preise an Wochenenden oder Feiertagen niedriger sein als werktags.
McGybrush meint
Und ich fahre eher ab 16Uhr – 20Uhr und Wochenende.
Egal für wen es besser wird, für den anderen wird es schlechter.
Solange es am ECHTEN Börsenstrompreis gekoppelt ist kann ich damit leben. Nicht wenn es Willkür ist die nicht kommuniziert wird.
E.Korsar meint
„Dominik Freund, Geschäftsführer von EV-Pay: „In der Zusammenarbeit mit Enercity ist uns ein Durchbruch gelungen. Wir können nun für das Ad-hoc-Laden dynamisch stundengenaue Day-Ahead-Preise vom Spotmarkt in den Ladepreis einfließen lassen und das alles erstmalig eichrechtskonform. Damit verknüpfen wir die Energiewende mit der Verkehrswende und schaffen eine hohe Lenkungswirkung für E-Mobilist:innen in Abhängigkeit von der Einspeisung erneuerbarer Energien.““
Ich sehe den Tagesverlauf der Preise bei Enercity.
Ich sehe den Tagesverlauf der Preise bei EPEX.
Definitiv kein Zusammenhang. Sieht mir eher wie die klassische Tankstellenmethode aus.
Mäx meint
2-6 Uhr 49 Cent > Börse 9 Cent
6-8 Uhr 51 Cent > Börse 11 Cent
8-10 Uhr 59 Cent > Börse 10 Cent
10-12 Uhr 57 Cent > Börse 8 Cent
12-15 Uhr 55 Cent > Börse 4 Cent
Also Schwankung um 10 Cent, obwohl der Börsenstrompreis um 3 Cent schwankt.
Dazu ist es mittags teurer als nachts obwohl der Strom im Einkauf günstiger ist.
M. meint
Das ist das Tankstellen-Gen.
Mittags müssen einfach mehr Menschen laden, ohne sich das groß aussuchen zu können.
Wer stellt sich denn nachts um 5 freiwillig an eine Ladesäule? Da muss man schon ein krasser Frühaufsteher sein, wenn man nochmal 30 Min. extra auf dem Weg zur Arbeit einplant…
Gunnar meint
„Die Preisspanne reicht von 37 bis maximal 67 Cent pro Kilowattstunde. Selbst die Preisobergrenze ist kostengünstig und sorgt zugleich für Sicherheit bei den Kund:innen“
Der letzte Satz ist so was von weltfremd. 67 Cent pro kWh sind definitiv nicht kostengünstig.
E.Korsar meint
Und gerade zur Mittagszeit 0,55€, obwohl PV brummt und der Börsenpreis im Keller ist. 0,37€ werden wir wohl nur sehen, wenn es nachts um 2:00 Uhr stürmt und die Sonne scheint.
David meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Michael S. meint
Es sind halt immer noch Ad-Hoc-Preise. Da will man sicher den Abstand zum Tarif mit Grundgebühr wahren. Und sicherlich wird auch die prognostizierte Auslastung der Station bei der Preisfindung eine Rolle spielen. Man verprellt sich ja nur die Kunden, wenn man zwar auf dem Papier günstigste Preise anbietet, aber die Plätze völlig belegt sind.
MichaelEV meint
„Und sicherlich wird auch die prognostizierte Auslastung der Station bei der Preisfindung eine Rolle spielen.“
Jackpot. Die Auslastung spielt sogar die mit Abstand wichtigste Rolle.
Wie dum.. wäre es (sowohl aus wirtschaftlicher Sicht des Betreibers als auch aus Kundenperspektive), wenn in den Zeiten mit hoher Nachfrage und hoher Auslastung (z.B. Reiseverkehr) wegen niedrigen Börsenpreisen durch niedrigere Ladepreise viel zusätzliche Nachfrage und damit künstlich bewusst eine Überlastung erzeugt würde. Die Kunden, die zu diesem Zeitpunkt laden müssen, bedanken sich herzlich für die Wartezeit (und suchen sich fürs nächste Mal eine Alternative).