Chinesische Unternehmen aus der Elektroauto-Branche haben 2024 erstmals mehr im Ausland investiert als im Inland. Laut den Analysten der Rhodium Group flossen rund 16 Milliarden US-Dollar in ausländische Projekte, überwiegend in die Batterieproduktion. Im Vergleich dazu wurden rund 15 Milliarden US-Dollar im Inland investiert. Rhodium sieht einen „historischen Wandel“, nachdem zuvor etwa 80 Prozent der Investitionen innerhalb Chinas verblieben waren.
Hintergrund dieser Entwicklung ist ein zunehmend gesättigter Markt in China sowie ein dort anhaltender Preiskrieg, der die Gewinnspannen entlang der gesamten Lieferkette schmälert. Hinzu kommt, dass Unternehmen durch den Bau von Produktionsstätten in Europa und den USA hohe Zölle umgehen wollen. Auch die Forderung ausländischer Kunden nach lokalisierten Lieferketten spielt eine Rolle.
„Die Tatsache, dass Auslandsinvestitionen nun die Inlandsinvestitionen übertreffen, spiegelt einen gesättigten chinesischen Markt und den strategischen Reiz wider, im Ausland höhere Renditen zu erzielen“, sagte Armand Meyer, Senior Research Analyst bei Rhodium und Mitautor des Berichts, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Etwa drei Viertel der Auslandsinvestitionen stammten laut den Analysten von Batterieherstellern, was auf die kapitalintensive Struktur der Branche hinweist. Große Anbieter folgen dabei häufig Kunden wie Tesla und BMW. Gründe sind unter anderem hohe Transportkosten und die Nachfrage nach lokaler Produktion.
Ausländische Projekte sind dabei nicht nur teurer, sondern benötigen auch mehr Zeit und unterliegen stärkeren politischen und regulatorischen Risiken. Laut Rhodium wurden bislang nur 25 Prozent der angekündigten E-Fahrzeug-Produktionsprojekte im Ausland fertiggestellt, gegenüber 45 Prozent bei Projekten innerhalb Chinas. Zudem werden inländische Projekte schneller initiiert: Während Batteriefabriken in China oft binnen drei bis zwölf Monaten mit dem Bau beginnen, dauert es im Ausland meist zehn bis 24 Monate, so Rhodium.
Die globale Expansion chinesischer Elektrofahrzeug-Unternehmen stößt auf strukturelle Herausforderungen wie ungleichmäßige Nachfrage nach Stromern und Widerstand in Märkten wie der EU. Gleichzeitig sieht sich die Branche mit wachsender Sorge der chinesischen Regierung konfrontiert. Diese befürchtet Technologietransfer, Arbeitsplatzverluste und eine mögliche Deindustrialisierung, was laut Bloomberg in Zukunft zu strengeren Kontrollen bei Auslandsinvestitionen führen könnte.
Tinto meint
Ein paar Zölle, und schon fällt die überhitzte Chin. Autoindustrie in sich zusammen wie ein angestochenes Souffle
Future meint
Nun ist es ja nichts schlimmes, wenn ausländische Unternehmen in Europa investieren. Oftmals war das ja immer andersherum.
BYD schickt gerade eine Ladung mit Elektroautos aus der thailändischen Fabrik nach Europa – zollfrei. Die Zölle verschaffen der europäischen Industrie halt ein bisschen mehr Zeit – mehr ist das nicht.
Tinto meint
“ Eine Ladung“, toll. Das rettet die Chin. Autoindustrie ganz sicher.
Das umgehen der Zölle verschaffen der Chin. Industrie halt ein bischen mehr Zeit, mehr ist das nicht.
M. meint
Vielleicht ist es an der Zeit, die Zollbestimmungen zu verfeinern.
Ich denke mal, in die USA verschiffen die aus Thailand nix.
M. meint
„Gleichzeitig sieht sich die Branche mit wachsender Sorge der chinesischen Regierung konfrontiert. Diese befürchtet Technologietransfer, Arbeitsplatzverluste und eine mögliche Deindustrialisierung, was laut Bloomberg in Zukunft zu strengeren Kontrollen bei Auslandsinvestitionen führen könnte.“
Schon witzig: da hat China 40 Jahre vom Technologietransfer, den lokalen Arbeitsplätzen und einer Industrialisierung profitiert – wenn es nun mal andersrum laufen soll, wird geblockt und gedroht, wo es geht. Die eigene Medizin schmeckt scheinbar bitter.
Die Zölle sind da vielleicht die einzige Waffe: die chinesischen Hersteller brauchen den Weltmarkt, und wenn man ihnen den teilweise verschließt, werden die vielleicht etwas flexibler, was Fertigung in Europa angeht. Ansonsten waren die ganzen Subventionen vielleicht für die Tonne…
Future meint
Über Deindustrialisierung, Arbeitsplatzverluste und Technologietransfer wird ja in Deutschland genauso diskutiert – seit vielen Jahren. Das ist also in China nicht anders als in Deutschland. Auch China hat ja schon viele gute Arbeitsplätze verloren an Bangladesch, Thailand oder Indien.
M. meint
Was China an Thailand verliert, ist Chinas Problem.
Wir haben ja unseres, und wenn es heißt, dass wir Arbeitsplätze nach Europa bekommen müssen, müssen wir Arbeitsplätze nach Europa bekommen, Punkt, aus.
Es geht ja nicht mal darum zu sagen, es müssen deutsche Hersteller sein. Das kann auch BYD oder Xpeng sein, aber aber wenn wir hier nichts mehr bauen, bricht mehr weg als die oft genannten 4,5%, weil da viel mehr im Hintergrund dran hängt.
Und nachhaltig ist das auch für die Chinesen nicht: die saugen 1x das Geld ab, von Arbeitslosen kommt aber nichts mehr nach. Wohin sollten die auch fahren? Der Staat, dem die Steuereinnahmen fehlen, kann das auch nicht kompensieren.
Sowas funktioniert auf lange Sicht nicht.
Sebastian meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Sebastian meint
Die Zulassungszahlen sprechen zu dem was ich geschrieben habe trotzdem danke fürs editieren
David meint
„Diese befürchtet Technologietransfer, Arbeitsplatzverluste und eine mögliche Deindustrialisierung, was laut Bloomberg in Zukunft zu strengeren Kontrollen bei Auslandsinvestitionen führen könnte.“
Tja, wer auf fremde Märkte geht, hat neue Herauforderungen. Lernt jetzt auch China.
Tinto meint
Herausforderungen sind eine gute Motivation, aber dass die Chinesen jetzt schon jammern und ihre Industrie in Gefahr sehen, obwohl sie hier noch nicht mal Fuß gefasst haben, das überrascht mich schon. Deren Wirtschaft scheint weit fragiler zu sein als gedacht.