Mercedes-Chef Ola Källenius will das geplante EU-Aus für fossil betriebene neue Verbrenner ab 2035 nicht hinnehmen und plädiert für eine „Flexibilisierung“ des Vorhabens. Als Vorsitzender des europäischen Automobilverbands Acea, der 16 große Hersteller vertritt, betont er im Gespräch mit dem Manager Magazin, dass er nicht gegen die Klimaziele sei. Vielmehr gehe es darum, die Transformation hin zur Klimaneutralität mit wirtschaftlicher Stärke und praktikabler Umsetzung zu verbinden.
Momentan gilt, dass Neufahrzeuge in der EU ab dem 1. Januar 2035 keine CO₂-Emissionen mehr ausstoßen dürfen. Källenius verweist auf die bis dahin nur noch zur Verfügung stehenden neun Jahre und den geringen Elektroauto-Anteil von derzeit 16 Prozent in Europa. Etwa 20 der 27 EU-Staaten hätten zudem große Defizite bei Ladeinfrastruktur und E-Mobilitäts-Entwicklung. Deshalb sei es unrealistisch anzunehmen, dass bis 2035 alle Neuwagenkäufer bereit für den Umstieg auf E-Autos sind. Sein Vorschlag: ein fließender Übergang statt ein starres Verbot.
Konkret schlägt Källenius vor, auch über 2035 hinaus bestimmte Hybridmodelle zuzulassen. Plug-in-Hybride und sogenannte Range Extender könnten die Emissionen senken, wenn sie richtig genutzt würden. „Auch ein gewisser Anteil hocheffizienter, elektrifizierter Verbrenner sollte über das Jahr 2035 hinaus erlaubt bleiben.“ Der Manager fordert Anreize bei der Kfz-Steuer für jene, die ihre Fahrzeuge tatsächlich elektrisch bewegen.
Neben der Neuwagenflotte will Källenius auch den Bestand in den Blick nehmen. In der EU seien rund 250 Millionen Fahrzeuge unterwegs. Eine Beimischung von fünf Prozent synthetischer oder Biokraftstoffe zum Kraftstoff hätte denselben Effekt wie ein Jahr emissionsfreier Neuwagenverkäufe.
Ein weiterer Vorschlag kommt von einem nicht namentlich genannten Volumenhersteller: Alte Fahrzeuge sollen schneller durch effizientere ersetzt werden, um den CO₂-Ausstoß zu senken. Doch steigende Preise machen diesen Austausch schwierig. Laut Källenius ist der Markt für günstige Kleinwagen in Europa nahezu verschwunden – nur noch ein Modell koste unter 15.000 Euro. Grund seien kostentreibende Sicherheits- und Umweltvorschriften. Der europäische Automarkt sei in den letzten fünf Jahren um drei Millionen Fahrzeuge geschrumpft, vor allem im unteren Preissegment.
„Weniger Regulierung und weniger preistreibende Vorschriften“
Um diesen Trend umzukehren, fordert Källenius auch weniger Regulierung. So könnten Kosten gesenkt und damit der Fahrzeugbestand schneller erneuert werden. Auch eine Bonusregelung für Hersteller, die ihre Lieferketten dekarbonisieren, hält er für sinnvoll. Mercedes selbst beziehe etwa Aluminium mit 70 Prozent besserem CO₂-Fußabdruck zu höheren Kosten, werde dafür aber regulatorisch nicht belohnt.
Källenius wehrt sich gegen den Vorwurf, Verantwortung abzuwälzen. Er fordert ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Industrie und Verbrauchern. Ein dauerhaft niedriger Strompreis etwa könnte die Attraktivität von E-Autos deutlich steigern. Denn für die meisten Käufer sei nicht Ideologie entscheidend, sondern Preis und Nutzen. Bisher trügen allein die Hersteller die Last der Transformation.
Dass die Branche ihr Interesse an Elektromobilität verloren habe, weist er zurück. Mercedes halte an seinen Plänen fest, ab 2030 in der Lage zu sein, keine Verbrenner mehr anzubieten – „dort, wo der Markt bereit ist“. Doch die Marktentwicklung bleibe hinter den Erwartungen zurück. Viele Zulieferer hätten auf Elektromobilität gesetzt und säßen nun „auf fast wertlosen Vermögenswerten“.
Die europäische Autoindustrie sei eine Schlüsselbranche mit hoher Bedeutung für Wirtschaft und Staatshaushalte, unterstreicht Källenius. Die Werke seien nicht ausgelastet, doch die Industrie investiere weiter – allein in den nächsten fünf Jahren rund 250 Milliarden Euro in Elektromobilität. „Wir warten nicht einmal ab. Wir machen weiter.“ Nun brauche es aber das richtige Umfeld, damit sich die Investitionen auch lohnen. „Wir müssen verhindern, dass diese führende europäische Industrie kleiner gemacht wird.“
M. meint
„Eine Beimischung von fünf Prozent synthetischer oder Biokraftstoffe zum Kraftstoff hätte denselben Effekt wie ein Jahr emissionsfreier Neuwagenverkäufe.“
Ähhh. Ne, Ola.
Wir haben ja schon
Benzin E5
Benzin E10
Diesel B7
und die e-Fuels gibt es nicht. Da geht einfach niemand wirklich dran.
Vielleicht willst du die selbst brauen, damit das endlich in Fahrt kommt?
Martin meint
Was erlaube Källenius? Holt die Peitsche, die neunschwänzige!
Alte weiße Männer…
Bob meint
Auspeitschen ist Privatsache.
Yogi meint
Eigentliche Meldung: Vorsitzender von 16 Automobilherstellern gibt wiederholt zu, dass efuels preislich und volumenmäßig völliger Marketingquark für Unintelligente war.
Mäx meint
Insgesamt verbraucht der Straßentransportsektor in der EU wohl ca. 340 Mrd. Liter.
Rechnen wir mal nur für die ~250 Mio. PKW sind das wohl so grob 190 Mrd. Liter.
Für 5% Beimischungsquote werden also 9,5 Mrd. Liter benötigt.
Laut KI liegt die geplante Kapazität für eFuels im Jahr 2035 in der EU bei ca. 4 Mrd. Liter.
Passt also nicht ganz mit den 5%.
Mal schauen was er noch so anbieten kann.
M. meint
Geplante Kapazität…. zum Glück war ich gerade erst im gekachelten Raum… ;-)
Wenn man mal überlegt, was Porsche (darf man Porsche hier nennen oder geht’s nicht um Porsche?) für dieses Jahr in Chile „geplant“ hat, und was dort tatsächlich produziert wird…
Sagen wir mal, das werden 40 Millionen Liter, ok?
Die schnupft die Lufthansa alleine weg.
Future meint
Mercedes ist der Hersteller mit den größten Schwierigkeiten beim Wandel. Källenius trägt die Verantwortung dafür und muss nun dafür sorgen, dass er seinen ganzen Dreck länger produzieren darf. Bei BMW läuft es besser, obwohl Zipse genauso schlimm fabuliert wie Källenius.
Hans Meier meint
Na ja, ehrlich der „Ing.-Onkel“ vorher hat Mercedes in diese Situation gebracht, K. hat den Laden übernommen als die Probleme schon da waren.
Aber evtl sollte man sich schon mal die Frage stellen warum DE all diesen Automarken-Plemplem aus dem letzten Jahrhundert nicht mal beerdigt und eine Prem & Stand Marke etabliert. Benötigt weniger Wasserträger und gib bessere Skaliereffekte und bessere Preise für Autokäufer bei mehr Gewinn. Damit könnte man auch Grundeinkommen generieren für Leute die wichtigere Ziele im Leben verfolgen als Geld&Ich.
M. meint
Sorry, nein.
Er ist jetzt seit 6,5 Jahren CEO – wer in der Zeit keine Richtung einschlagen kann, ist fehlplatziert.
Aber ganz im Gegenteil: inzwischen hat er das Ruder schon gefühlte 15x umgerissen, so dass selbst gestandenen Mercedes-MA schlecht geworden ist.
Mit dem CLA und dem, was folgt, ist man auf einem guten Weg. den muss man jetzt gehen, und die Störmanöver mit e-Fuels einfach lassen.
EVrules meint
Anstelle die CO2-Vorgaben zu verändern, sollte man vllt. besser den Vorstand ändern.