Daimler Truck stellt seine Konzernstrategie neu auf. Mit dem Programm „Stronger 2030“ will der Lkw-Bauer profitabler und widerstandsfähiger werden. Die Unternehmensführung nennt eine Reihe externer Unsicherheiten wie Energiepreise, Subventionen und unterschiedliche Dekarbonisierungsgeschwindigkeiten in den Märkten als Auslöser für die Kurskorrektur.
Im Zuge der neuen Strategie prüft Daimler Truck die Fremdvergabe der Produktion von Elektro-Lkw und investiert wieder verstärkt in seine Diesel-Plattform, besonders in Nordamerika. Die Ausrichtung der Antriebstechnologie soll künftig flexibler sein. Man wolle „pragmatisch“ zwischen Eigenfertigung und Auftragsvergabe abwägen.
Der ursprünglich für 2027 geplante Serienstart des Wasserstoff-Lkw GenH2 Truck wird auf die frühen 2030er Jahre verschoben. Begründet wird dies mit dem schleppenden Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur. Auch das geplante Produktionsvolumen wird reduziert. Die Weiterentwicklung des Wasserstoffantriebs konzentriert sich vorerst auf den europäischen Markt.
Im nordamerikanischen Markt reagiert Daimler Truck auf die verlangsamte Einführung emissionsfreier Fahrzeuge mit einer Reduzierung entsprechender Investitionen. Auch das Batterie-Joint-Venture Amplify Cell Technologies mit Paccar und Cummins wird an die neuen Marktaussichten angepasst.
Ein Ausstiegsdatum aus dem Verbrenner-Antrieb nennt der Konzern nicht mehr. Zuvor hatte Daimler Truck angestrebt, bis 2039 in Europa, Nordamerika und Japan nur noch CO2-neutrale Neufahrzeuge anzubieten. Langfristiges Ziel bleibt ein CO2-neutraler Straßengüterverkehr bis 2050.
„Die richtigen Technologien zur richtigen Zeit“
„Abhängig von der Transformationsgeschwindigkeit in den verschiedenen Märkten liefern wir die richtigen Technologien zur richtigen Zeit, um das Geschäft unserer Kunden erfolgreicher zu machen und für Daimler Truck globale Skaleneffekte zu schaffen. Das gilt sowohl für Diesel- und emissionsfreie Antriebssysteme als auch für Software und Elektronik im Lkw“, so Vorstandsmitglied Andreas Gorbach. „Mit flexiblen Investitionen, starken Partnerschaften und dem Fokus auf globale Skalierung sind wir gut aufgestellt, um die Zukunft des Lkw-Verkehrs anzuführen.“
Mit der Neuausrichtung ist auch ein umfassender Sparkurs verbunden. Bis 2030 sollen in Deutschland rund 5.000 Stellen entfallen. Der Abbau soll sozialverträglich über Altersteilzeit, Fluktuation und gegebenenfalls Abfindungen erfolgen. Kündigungen sind bis Ende 2034 ausgeschlossen.
Die Profitabilität in Europa steht im Fokus. 2024 lag die bereinigte Umsatzrendite bei 8,9 Prozent. Bis 2030 peilt Daimler Truck mehr als 12 Prozent an. Dafür sollen die wiederkehrenden Kosten im europäischen Geschäft um über eine Milliarde Euro sinken. Betroffen sind nahezu alle Unternehmensbereiche.
Bei Mercedes-Benz Trucks werden mögliche Produktionsverlagerungen ins Ausland geprüft. Ein modularer Strategieansatz soll die internationale Zusammenarbeit, insbesondere mit Indien und China, stärken. Gleichzeitig will die Marke in Bereichen wie Verteidigung und emissionsfreie Fahrzeuge wachsen.
Karin Rådström, Vorstandsvorsitzende von Daimler Truck: „Bei Daimler Truck sind wir stolz darauf, für alle zu arbeiten, die die Welt bewegen. Und wir wollen das beste Lkw- und Busunternehmen werden – für unsere Kunden, unsere Beschäftigten und unsere Aktionäre. Wir haben die Strategie und wir schaffen eine Leistungskultur, um diese Ambition zu erreichen. Wenn wir es richtig machen, bringt uns das eine Profitabilität von mehr als 12 % Umsatzrendite bis 2030.“
Jensen meint
Mal sehen, wie lange an diesen Plänen und An- und Absichten festgehalten wird. Das hauseigene Angebot „bis 2039“ nur noch emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten ist vollkommen ungeeignet, bereits aktuellen Herausforderungen ansatzweise gerecht zu werden. Und mit solchen Absichten wird man natürlich bis 2050 einen klimaneutralen Gütertransport auf der Straße nicht hinbekommen können. Die Nutzungsdauer, Laufleistungen etc. ist nicht nur bei den LKW bekannt. Wenn man in 2050 einen (Mercedes-)klimaneutralen Gütertransport auf der Straße ernsthaft erreichen will, müsste man per sofort den Bau und Vertrieb von Diesel-LKW einstellen. Mercedes ist es gelungen -obwohl man dies ja vor nicht all zu vielen Jahren kategorisch ausgeschlossen hatte- eine anscheinend hervorragende BEV-SZM für den Fernverkehr auf die Straße zu bringen. Dieser lässt sich mit vorhandener, aktueller Ladetechnik bestens betreiben. Da klingt es wie Hohn, wenn man weiter (oder mehr) in die Dieseltechnik investieren will. Das klare Ziel muß es sein, mit großen Nachdruck dafür zu sorgen, dass sich die Produktionszahlen umkehren und Verbrenner-LKW und Busse auf 1% der Gesamtproduktion fallen. Die EU wird hoffentlich dafür sorgen, dass Mercedes und alle anderen Hersteller eng und streng in die Pflicht genommen werden.
PP meint
„Die EU wird hoffentlich dafür sorgen, dass Mercedes und alle anderen Hersteller eng und streng in die Pflicht genommen werden.“
Sehe ich anders. Mit dem eActros 600 steht ein voll alltagstauglicher BEV-LKW für den Fernverkehr bereit. Entwickelt mit hohem Aufwand und großen Investitionen. Das Problem ist nicht das Angebot, sondern die Nachfrage.
Wenn Klimaziele verfehlt werden, liegt das nicht am Hersteller, sondern daran, dass zu wenige Kunden bereit sind, umzusteigen. Wer investiert und liefert, sollte nicht bestraft, sondern unterstützt werden. Im PKW-Bereich genauso.
Sebastian meint
Mercedes ist es gelungen -obwohl man dies ja vor nicht all zu vielen Jahren kategorisch ausgeschlossen hatte- eine anscheinend hervorragende BEV-SZM für den Fernverkehr auf die Straße zu bringen. Dieser lässt sich mit vorhandener, aktueller Ladetechnik bestens betreiben. Da klingt es wie Hohn, wenn man weiter (oder mehr) in die Dieseltechnik investieren will.
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Kleiner Denkfehler bei Dir! Mercedes verkauft auf allen 5 Kontineten, nicht nur dort wo der Elektrotrucker an Ionity fährt…
Tobias meint
das Geld in Wasserstoff LKWs war total verschwendet. Egal ob beim PKW, LKW oder Infrastruktur. Was da Milliarden an Steuergeld und Entwicklungsgeld in den Sand gesetzt werden/wurden.
Tobias meint
Finde es als Fehler sich von Mercedes PKW zu trennen. Wie geil wäre das Infotainment vom CLA im eActros 600. BDY setzt bei den neuen Stadtbussen auf Batterien im Unterboden, das wäre perfekt für Autobatterien. Aber anstatt wie bei Mercedes zentrale Steuergeräte und das neue Infotainment einzubauen setzt man lieber auf eine Zusammenarbeit mit dem Konkurrenten Volvo. Mercedes PKW war kein Konkurrent.
Thomas meint
Es wäre fatal, gerade die Fertigung von eLKW auszulagern. Absehbar werden diese sich rasch durchsetzen sobald der wirtschaftliche Kippunkt erreicht wird. Wollen die dann gar keine LKW mehr verkaufen sondern nur noch badge-engineering machen?
Daimler sollte unbedingt eigenes Produktions-Knowhow aufbauen, sonst übernehmen auch hier die chin. Hersteller.
cbzac meint
„Im Zuge der neuen Strategie prüft Daimler Truck die Fremdvergabe der Produktion von Elektro-Lkw und investiert wieder verstärkt in seine Diesel-Plattform, besonders in Nordamerika“
Das klingt mal nach einer richtig schlechten Idee. Die Zukunft liegt auch bei Trucks beim BEV, da sollte man die Schlüsseltechnologien schon In-House haben. Auch in Nordamerika werden BEV-Trucks letztlich günstiger pro km fahren und sich allein schon deswegen durchsetzen.
Jörg2 meint
Das ist dann in D ein Personalabbau von rund 14%.
eBikerin meint
Über 5 Jahre – und es wird keine Kündigungen geben. Also kein Problem.
Haubentaucher meint
Stimmt – zahlt ja größtenteil der Steuerzahler
eBikerin meint
Kannst du erklären was der Steuerzahler bezahlt? Oder einfach nur einen rausgehauen?
M. meint
Kann er nicht. In seiner Welt geht niemand in Rente. Vor allem geburtenstarke Jahrgänge machen sowas nicht.
Donald meint
„Also kein Problem“
Stimmt, die nachwachsende Jugend kann ja dann irgendwas mit Medien machen. Industriearbeitsplätze sind völlig überbewertet. Einfach kontinuierlich herunterfahren, kein Problem.
Mäx meint
Demografischer Wandel
Mein anderer Kommentar hängt zum 2. Mal fest.
Donald meint
…und schrumpfende Weltbevölkerung. Verstehe dich.
Mäx meint
Hab ich dir gerade auch unter deinen Kommentar von gestern geschrieben.
In 2030 geht man von ca. 5 Mio. fehlenden Arbeitskräften aus.
Das sind ca. 10% der gesamten Beschäftigten.
Somit liegt das insgesamt im Erwartungshorizont.
So oder so werden also Arbeitnehmer wegfallen.
Die Frage die beantwortet werden muss ist: Geht damit ein geringerer Produktionsoutput einher oder hat man automatisiert und darüber den Output kompensiert.
Und genau da setzen ja auch die humanoiden Roboter an.
eBikerin meint
„Und genau da setzen ja auch die humanoiden Roboter an.“
Humanoide Roboter sind ein Spielzeug was höchstens in der Pflege (Demez) Sinn macht. In der Produktion setzt man dafür spezialisierte Roboter ein – und die stehen dann nicht auf zwei Beinen, weil das schlicht unnötig den Roboter verkompliziert.
M. meint
Nenne es einfach Automatisierung.
Humanoide sind stellenweise in der Produktion ein Kompromiss, weil es keine passenden Roboter gab. Aber Beine und ein Kopf waren nie das Problem. Das sind dort zumeist nur Machbarkeitsstudien, in Wirklichkeit müssen die gar nicht rumlaufen.Die wollen ja nicht in die Pause oder zur Toilette.
Mäx meint
@Beide
Ich arbeite in der Automatisierung, deswegen betrachte ich das ganze schon aus eigenem Interesse heraus.
Stetigförderer + Roboter brauchen Platz und Randbedingungen die das ganze erlauben.
Nicht immer ist jeder Prozess mit einem Industrieroboter automatisierbar.
Ein humanoider (meinetwegen kann der aber auch aussehen wie ein Alien) Roboter, der mehrere Maschinen bestücken kann, weil er sich bewegt, sich das Teil an einer Stelle einfach holt, etwas greifen kann wie ein Mensch, weil er versteht, dass das Teil gerade anders orientiert liegt als es ihm beigebracht wurde usw. kann eine Automatisierung extrem vereinfachen und verschlanken.
Dazu musst du eventuell keine neuen teuren Maschinen kaufen, die Roboter+Stetigförderer kompatibel sind, sondern stellst eben einfach so ein Ding dahin, was agiert wie ein Mensch.
Ich schaue mir das laufend an um den aktuellen Stand zu sein und überlege schon, ob das bei uns in der Firma in der Produktion eingesetzt werden könnte.
Denn der demografische Wandel ist real.
Wollen wir (Deutschland) unseren wirtschaftlichen Output beibehalten, muss stark automatisiert werden, wenn 2030 10% der Arbeitskraft fehlt und gleichzeitig auch noch der Pflegebedarf steigt.
Könnt ihr mir erzählen was ihr wollt, aber ich halte das ganze Thema für extrem relevant.
David meint
Jetzt kommt langsam das zu tragen, auf das hier viele seit Jahren gewartet haben. Irgendwann am Ende der Fördergelder muss sich ein Unternehmen entscheiden, ob es in eine Serienproduktion für Wasserstofffahrzeuge gehen will oder nicht. Hier kann man sich nicht dafür entscheiden. Und die Entscheidung ist für Mercedes Trucks sicher schwerer als für andere, weil sie mit ihren LKW auf allen Märkten sind. Auch auf Märkten, in denen sehr lange Distanzen bei mauer Infrastruktur zu überbrücken sind.
Mäx meint
Mhh interessant.