„Wir sind ja nicht umsonst in die Formel-E eingestiegen“: Im Interview mit dem Handelsblatt spricht der Chef von Jaguar-Landrover, Ralf Speth, über die bevorstehende Fahrzeug-Elektrifizierung in seinem Konzern. Durch sein Engagement in der Elektroauto-Rennserie wolle Jaguar-Landrover „Know-how aufbauen“. Ihm ist bewusst, dass der Autohersteller ein „bisschen spät dran“ sei: „Aber das werden wir aufholen“. Das Unternehmen müsse „noch ein wenig lernen, was Gewicht und Beschleunigung von Elektrofahrzeugen angeht“.
2017 soll der erste rein elektrische Jaguar erhältlich sein. Details will Speth nicht verraten und bittet um Geduld. Auf eines könne man sich aber verlassen: „Das Elektroauto, das wir anbieten werden, wird kein gewöhnliches Auto sein“. Speth gibt aber auch zu, ein Skeptiker der Elektromobilität zu sein: „Ich bin, ehrlich gesagt, immer ein wenig skeptisch gewesen und bin es heute noch, wenn die Batterieentwicklung nicht größere Fortschritte macht“. Es könne „nicht Sinn und Zweck eines Elektroautos sein, mit einer 700-Kilo-Batterie durch die Gegend zu fahren“.
Außerdem stelle sich die Frage, „wo die Energie herkommen soll und wie die Batterien recycelt werden. Wenn wir da als Industrie und als Hersteller einsteigen, sind wir alle gefordert, uns neben der normalen Verbrauchselektronik, auch um Wiederverwendungsmöglichkeiten oder das Recycling von Akkus zu kümmern“.
Speth glaubt dennoch, „dass der Trend zum Elektroauto schneller kommt, als wir alle denken. Gerade die junge Generation mag die Fahrdynamik dieser Fahrzeuge. Wir alle sehen diesen Wandel. Ich denke, dass wir ihn als Industrie gemeinsam und umweltfreundlich gestalten sollten“.
Steff meint
Lustiger Zeitgenosse!
„dass der Trend zum Elektroauto schneller kommt, als wir alle denken“ Wen meint er mit „alle“?
Er suggeriert Gewissensbisse wenn ein BEV 2.1t wiegt. Aber ein 2t Verbrenner ist völlig ok!?
Ob er sich über die unwiederbringlich verlorenen Ölvorkommen auch so viele Gedanken gemacht hat wie zum Umgang mit Akkus?
Immerhin ist Jaguar etwas ambitionierter beim Timing und weniger Ankündigungsverliebt als andere. Oder sollte ich da zu naiv sein? Kommt 2017 ein Serienfahrzeug oder doch eher ein weiteres Showcar?
Jürgen Kohl meint
Das merkt er aber reichlich spät, zu spät!
frax meint
Ja klar – aber 500 kg schwere Verbrennermotoren und 200 kg schwere Getriebe sind sinnvoll…
EVFan meint
Speth glaubt dennoch, „dass der Trend zum Elektroauto schneller kommt, als wir alle denken. … “
Wenn die etablierten Autohersteller „denken“ würden, dann gäbe es Firmen wie Tesla heute nicht mal. Viele „denken“ immer noch nicht. Und die die endlich angefangen haben zu denken, sind jetzt schon mindestens 5 Jahre hinter Tesla. Nicht nur was die Fahrzeuge angeht, sondern auch was das autonome Fahren, die Ladeinfrastruktur und die Batteriefertigung anbelangt.
Das Problem das die meisten Firmen heutzutage haben, ist ihre verkrustete Denkweise. Man lernt schon in den ersten Wochen des Maschinenbaustudiums, dass es nur darum geht vorhandenes weiterzuentwickeln. Neue Technologien sind verpönt, denn diese kosten (am Anfang zumindest) zu viel Geld und schmälern den Gewinn (also das Geld was in erster Linie den Aktionären ausgeschüttet wird).
Tesla wurde 2003 gegründet, wenn damals die etablierten Autohersteller schon angefangen hätten auf Elektromobilität zu setzen, dann würden wir heute schon 10 Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. Denn was Tesla die ganzen Jahre in erster Linie gefehlt hat, war das nötige Kleingeld. Das KnowHow und die Vision war immer vorhanden.
Der Schlüssel für alle neue Technologien ist Massenfertigung (economies of scale), man muss sich nur herantrauen.