In den meisten Ländern verbreiten sich Elektroautos weiter nur schleppend, lediglich in Norwegen und China entscheiden sich bereits vergleichsweise viele Autokäufer für batteriebetriebene Modelle. Wichtiger Treiber für die Nachfrage sind großzügige staatliche Förderungen, doch auch der Handel hat entscheidenden Einfluss auf die Kaufentscheidung.
Einer aktuellen Feldstudie mit Fokus auf den Treibern von E-Mobilität im Norden Europas zufolge tun die meisten Autohändler nur wenig dafür, dass sich ihre Kunden für Strom-Autos entscheiden. Die Ersteller der zu universitären Forschungszwecken durchgeführten Studie berichten, dass sie bei diversen Besuchen in Autohäusern kaum kompetente E-Auto-Beratung erhielten.
Laut den Forschern stellt die Einstellung und das Verhalten des Verkaufspersonals das entscheidende Kriterium für den Erwerb eines Elektroautos dar. Da bei vielen der kontaktierten Autoverkäufer kaum vertieftes Wissen über Elektromobilität vorhanden war, kam die Studie zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass Käufer ein Autohaus mit einem Batterie-Modell verlassen, liege in vielen der besuchten Städte bei 0 Prozent.
Für die Auswertung wurden 82 Autohäuser in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden unter die Lupe genommen. Um den Betrieb nicht zu stören, unterhielten sich die Tester maximal zehn Minuten mit dem Verkaufspersonal. Dieses habe sich bei der ersten Kontaktaufnahme meist uninteressiert an Elektroautos und uninformiert über die Technik gezeigt. In vielen Fällen sei erst nach wiederholter Nachfrage eingeräumt worden, dass auch Stromer angeboten werden.
Die abweisende Haltung der skandinavischen Autoverkäufer gegenüber Elektroautos entspricht der Studie nach der vorherrschenden Einstellung und den aktuellen Vorlieben der Automobilbranche und Politik. Selbst in E-Mobilitäts-freundlichen Ländern wie Norwegen tendieren Staat und Wirtschaft demzufolge weiter zu Verbrennern.
„Die Händler wollen den besten und schnellsten Verkauf realisieren und den Kunden das beste Produkt bieten. Und im Moment ist es deutlich einfacher, Benzinfahrzeuge zu verkaufen“, so Studien-Koautor Lance Noel. „Der Fokus auf Benzin der Händler war in den nordischen Ländern extrem hoch, obwohl diese als besonders grün wahrgenommen werden. Wenn wir die Studie weltweit durchgeführt hätten, wäre er wohl noch höher ausgefallen.“
stefan meint
Der Artikel erweckt den Eindruck, dass die Händler die Verkäufe verhindern und die Kunden mit den Kauf zögern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viele engagierte und fachlich brauchbare Händler gibt, obwohl diese an den E-Autos nichts verdienen und viel Zeit und Geld in das Thema investieren müssen. Viele potentielle Kunden, die sich fachlich auf Stand gebracht haben, wollen JETZT ein Elektroauto. Aber die Hersteller können oder wollen nicht liefern.
Welcher Verkäufer möchte für praktisch null Marge den Interessenten verärgern, weil er ihm sagen muss, in 8 bis 14 Monaten bekommst Du erst das Auto – vielleicht!
Wenn die Hersteller nicht liefern können, finde ich es im höchsten Maße unfair und unseriös den Händlern und Kunden den schwarzen Peter zuzuschieben.
Sepp meint
Diese Unwissenheit betrifft ja nicht nur die Verkäufer, sondern auch die Tester – E – Auto Tests gibt es in den Mainstreem-Medien kaum und wenn, wird hauptsächlich über das Design geredet oder irgendwelche Gemeinplätze wiederholt. Die Serie über E-Mobilität des ÖAMTC (Österreichs ADAC) strotzt nur so von parteiischer Unwissenheit – und natürlich das Arbeitsplatzargument!
runlvl meint
Ich denke das die Automobilhersteller in Zukunft ihr Händlernetz massiv reduzieren werden auf einige wenige, dafür hochqualifizierte E-Auto affine Partner. Diejenigen darunter welche sich schon heute aktiv mit E-Mobilität beschäftigen werden auch diejenigen sein welche vom Rotstift verschont bleiben. Da Wartungen und Reparaturen am E-Auto deutlich seltener sind wird auch die Mechanikerstunde automatisch teurer. Verständlich, der will ja auch seinen Lohn haben und Ausbildung kostet.
Düsentrieb meint
Es sei hier noch ergänzend angemerkt, dass es in Deutschland sehr wohl auch engagierte und kompetente E-Auto Händler gibt. In Landsberg am Lech z.B. sind gleich 2 davon welche untre anderem auch in Foren aktiv sind…
KritGeist meint
Das kann ich bestätigen & zwar bei BMW & Hyundai im Rhein-Main. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Händler, die relativ früh Hybride & E-Autos anbieten, auch genug Know-how besitzen & eigene Leute früh schulen.
Frank meint
Leider gehöre ich zu den Autohändlern, die von ihnen Verkäufen leben müssen.
Da wir im Autohaus kaum Geld verdienen, geht es nicht darum E-Autos zu verkaufen, sondern einigermaßen über die Runden zu kommen. Trotzdem fahre ich seit 2,5 Jahren ein E-Auto.
KritGeist meint
Danke für die ehrlichen Infos & ich wünsche Ihnen, dass sich auch bald E-Autos für Sie rentieren! :-)
Rievers, Hans-W meint
Das ist auch meine Meinung, es war schwierig einen E-Golf zu kaufen. Das Wissen der Verkäufer war teilweise grottenhaft schlecht aber wenn die keine Verkaufsprovision haben, dann kann man es auch verstehen!! Wennman sicj ein E-Auto kaufen will kann ich nur jeden empfehlen sich massiv im Web alle für und wider über die verschiedene Modelle anzuschauen. Ein Blick in You Tube ist auch nicht schlecht, aber dort muss man sehr vorsichtig sein! Zu viele Autos werden hoch gejubelt ( alles was im Prospekt steht) negatives oder sinnvolle Ergänzungen fehlen oft. Lieber also ein Bericht mehr als zu wenig. Mein Verkäufer war sehr an meinem zukünftigem Hyundai Koma interessiert würde gern eine Probefahrt machen. Man muss jetzt nur schauen ob der Koma in 6 Monaten mit der großen Batterie lieferbar seien wird.
nilsbär meint
Dank an meine Vorposter für weitere erhellende Informationen, was die E-Auto-Strategie von VW betrifft. Hier mein Kenntnisstand dazu:
+ Wir (VW) brauchen ein E-Auto, um den Flottenverbrauch (am Papier) unter die gesetzlichen Vorgaben zu drücken und um nicht ganz als technische Dinosaurier dazustehen.
+ Wir bauen ein Auto, das gerade noch als einigermaßen brauchbares E-Auto durchgeht (den E-Golf)
+ Wir hoffen, dass möglichst wenig Leute dieses E-Auto kaufen. Ansonsten wären wir ja gezwungen, weitere herzustellen und so unsere gut laufenden Benzin- und Dieselmodelle zu sabotieren.
+ Aus diesem Grund machen wir auch keine Werbung dafür.
+ Aus diesem Grund schulen wir auch die Verkäufer nicht.
+ Aus diesem Grund geben wir auch keine Provision für E-Auto-Verkäufe.
+ Mist, dieser kalifornische Kleinserienhersteller und die Chinesen lassen nicht locker.
+ Um nicht als technische Dinosaurier dazustehen, brauchen wir ein neues E-Auto, den I.D.
+ Zuerst mal eine große Ankündigungskampagne für das Image.
+ Dann warten wir mal ab. Vielleicht erledigt sich der Hype ja von selbst.
Redlin, Stefan meint
+1
Genau so ist das !!
Läuft gerade super für die ausländischen Hersteller von E-Autos.
Hugo Iblitz meint
Wie jetzt wieder alle in ihrer Unwissenheit den Händler als das personifizierte Böse darstellen! In eurer Welt ist es scheinbar so einfach mit dem Finger auf jemand zu zeigen und ihm die Schuld zu geben.
Einzig Redlin ist auf der richtigen Spur. Und hätte man sich selbst schon mal die Mühe gemacht und sich vor Ort und nicht immer nur im Internet über den Kauf eines e Autos informiert wüsste man es auch.
Es ist in der Tat so, (also zumidnest war es Ende letzten Jahres noch so bei mind. 2 der großen deutschen Hersteller) dass Verkäufer in den Autohäusern nahezu 0€ Provision bekommen, wenn sie ein eAuto verkaufen. Jeder Händler der für seinen Käufer einen Neuwagen konfiguriert hat eine bestimmte Eingabemaske in dem alle Kosten aufgelistet werden. Dort gibt es immer auch ein Feld für die Höhe seiner Provision für den konfigurierten Wagen. Beim e-Golf ist dieser Dauerhauft auf 0€ gesetzt.
Das erklärt recht gut, warum sich Händler nicht mit der neuen Materie eAuto beschäftigen – für Sie ist es eine Brotlose Kunst. Und zu verschenken haben Händler auch nichts – nicht mal ihre Zeit!
Bei VW ist es zusätzlich so, dass eigentlich nur extra geschultes Personal zum Kauf von eAutos beraten darf. Bei meinem lokalen Händler (25 Verkäufer) war das gerade mal ein einzelner – der natürlich auch nicht zu Gegend war.
Ich denke dem Händler/Verkäufer kann man daher keinen Vorwurf machen. Er versucht auch nur seine Brötchen zu verdienen. Ohne Provision ist dies allerdings schwer und eine eher unattraktivere Aufgabe.
jomei meint
Wenn ich auf mobile.de nach E-Autos stöbere, finde ich schon einige rührige Händler. Ich spekuliere mal: Die haben verstanden, dass man auf mehr sehen muss als die kurz- und mittelfristige Rendite, sondern auf die Bestandsfähigkeit ihres Geschäfts in Zeiten der Umbrüche.
Die Gleichung: “ Jetzt keine Rendite, unattraktiv, Studium der Hersteller-Infos = Lohnt sich grundsätzlich nicht“ ist ein Kurzschluss. Dem halte ich Lars Thomsens Vorträge auf Youtube entgegen, in denen er schlüssig ableitet, dass Verbrenner im nächsten Jahrzehnt unverkäuflich sind, entgegen. Einzige Kritik daran: Er hat das Beharrungsvermögen der Dinosaurier etwas unterschätzt, 2017 fand noch nicht die letzte Formel 1 statt.
Tim Leiser meint
Übrigens, wenn Du aus Der Gegend von Ludwigsburg bist: am 19. Juni ist Thomsen an der vhs in Ludwigsburg. Eintritt frei (Spende erwünscht).
Redlin, Stefan meint
Ist das denn taktisch klug ?
Nik meint
Ich sah das schon lange so. Die Händler verdienen zu wenig am Elektroauto. Sie wollen immer noch nicht glauben das sie sich dabei gewaltig irren. Zum Glück gibst es Tesla und die Asiaten. Zu dumm nur für unsere Händler die den Kunden abraten Elektroautos zu kaufen, aber schlussentlich werden die Händler mir ihrer sturen Haltung, zum Glück die Verlierer sein.
Peter W. meint
Autohändler ohne Werkstatt sind selten, also werden Autos angeboten, die ihren jährlichen Ölwechsel brauchen, und auch sonst einiges an Zusatzkosten verursachen.
Jeder ist sich selbst der Nächste.
Dazu braucht man keine Studie.
Redlin, Stefan meint
Interessante Bestätigung dessen was ich schon lange annahm. Noch interessanter wäre es natürlich herauszubekommen durch was dieses Verhalten zustande kommt. Sind es Vorgaben an die Verkäufer von ihrem Hersteller, oder sind womöglich auch Vergütungsmodelle mit Fixum und Abschlussprämie an sowas schuld? Ich mag mir nicht wirklich vorstellen, dass die ansonsten autoaffinen Verkäufer schlicht unwissend sein sollen. Aber wer weiß ?
Peter W. meint
Teilweise sind die schon unwissend. Lustig war z.B. der Oma-Test eines Öff.rechtl.Senders. Die Oma zeigte Interesse an einem i3, und die Verkäuferin behauptete, dass das Auto keinen Motor hat, das macht die Batterie.
Woher soll ein Verkäufer plötzlich wissen wie ein E-Auto funktioniert? Ich hab da sogar Verständnis dafür.
Frank meint
Die meisten Verkäufer haben von keiner Technik Ahnung. Das lustigste Spiel ist als KZF-Meister und Autoverkäufer als „Testkunde“ unterwegs zu sein und sich über die
Ahnungslosigkeit der Kollege zu freuen.
PRMac meint
Welchen Erfolg für Tesla? Trump macht ihn grade zunichte in dem er Strafzölle gegen die ganze restlichen Welt verhängt. Wenn die angekündigten Gegenmaßnahmen der EU, Kanada Mexiko und Asien greifen, dann werden Tesla-Auto 10 bis 25 Prozent teuerer. Tesla kann nicht allein vom US-Markt leben und benötigt derzeit 10 Milliarden Dollar frisches Geld.
Wer ein grünes Gewissen haben will, fährt Fahrrad und meidet den Individualverkehr.
Christoph meint
Der deustche Automarkt hat, was reine Verkäufe angeht, kaum mehr eine Relevanz für die Hersteller. Auch nicht für Tesla.
Was wir im Jahr hier an Autos verkaufen, wird in China in weniger als einem Quartal verkauft. Tendenz steigend.
McGybrush meint
Der deutsche nicht. Aber der Europäische.
Susanne meint
Ähm, Fahrrad IST Individualverkehr ;)
Und dieses Ganze Grün-Geschwafel ist der Grund warum viele Menschen kein Elektroauto wollen. Das Vorurteil, man outet sich damit als Grüner oder Klimahysteriker, schreckt sehr viele Menschen vom Kauf ab.
Es hat lange gedauert um dieses Vorurteil halbwegs abzubauen – bitte vermeiden Sie die weitere Verbreitung :)
Leotronic meint
Diese Blockadehaltung der gesamten Autoindustrie macht den Erfolg von Tesla aus. Wer so verarscht wird macht einfach einen weiten Bogen um diese Firmen. Und wer uns absichtlich vergiftet und noch beluegt ist fuer ewig durchgefallen.