Die mit chinesischem Geld wiederbelebte deutsche Traditionsmarke Borgward hat große Pläne, im Mittelpunkt steht der weltweite Verkauf von Plug-in-Hybrid- und Elektroauto-SUV. Auch in einem neuen Werk in Bremen sollen Stromer gebaut werden. Doch die Expansion verzögert sich seit geraumer Zeit.
Der Weser Kurier berichtet nun, dass die neue Führungsriege des chinesischen Eigners von Borgward die Pläne der Tochter infrage stellt. Nach Informationen der Zeitung stehen sogar die gesamten Expansionspläne des Autobauers auf der Kippe. Unternehmenssprecher Marco Dalan äußerte sich auf Nachfrage zurückhaltend: „Wenn wir uns für eine Fertigung in Deutschland entscheiden, wird Bremen der Standort sein“, sagte er.
Nach der Ankündigung des Neustarts im Jahr 2015 und der Bekanntgabe ehrgeiziger Ziele wurden bei Borgward immer wieder Termine verschoben und Pläne geändert. Der Baubeginn für das neue Werk in Bremen war ursprünglich für 2017 angekündigt, die Auslieferung der ersten Fahrzeuge aus deutscher Fertigung hätte in diesem Jahr stattfinden sollen.
Laut dem Weser Kurier könnte auch der auf 2019 verschobene Spatenstich für die Bremer Fabrik platzen. Während zunächst die Suche nach einem passenden Grundstück für Verzögerungen sorgte, steht dem Projekt heute die Politik im Weg: Der chinesische Besitzer von Borgward Foton erhält derzeit offenbar keine Genehmigung seiner Regierung für die geplante Investition im Ausland.
China kontrolliert stärker
China fördert Elektromobilität seit Jahren massiv. Die hohen Subventionen haben zur Gründung zahlreicher Autofirmen geführt, von denen viele mangelhafte Produkte fertigen und kaum Chancen auf ein langfristiges Bestehen haben. Seit diesem Jahr kontrolliert die Volksrepublik die Branche stärker, was zu Verzögerungen führt – darunter leidet offenbar auch Borgward. Der Handelsstreit zwischen China, den USA und Europa sorge ebenfalls dafür, dass es derzeit nicht vorangeht, erklärte Sprecher Dalan. Die für Bremen vorgesehene Produktion soll zum Teil exportiert werden, dadurch ist das Thema Zölle relevant.
Mögliche existenzbedrohende finanzielle Probleme soll es derzeit weder bei Foton noch der deutschen Tochter geben. Borgward sucht aber nach weiteren Geldgebern. „Das führt dazu, dass wir vor einer endgültigen Entscheidung für Bremen auch die Einschätzung des neuen Investors mit einbeziehen wollen“, so Dalan. Er betonte: „Wir halten weiterhin an unserem Plan fest, eine Fertigung in Bremen zu errichten.“
Weltweit hat Borgward eigenen Angaben nach bereits mehr als 100.000 Fahrzeuge produziert. Mit dem BXi7 rollt seit Mai das erste vollelektrische SUV des Anbieters vom Band. Im nächsten Jahr sollen zwei weitere Modelle mit noch unbekannter Antriebsart folgen. Dass es bei Borgward tatsächlich voran geht, belegt eine kürzlich in Betrieb genommene neue Zentrale für den amerikanischen Markt im Silicon Valley. Neben der Verwaltung finden dort künftig Forschungsarbeiten für Selbstfahr-Technik statt.