Holger Hanselka, Leiter des renommierten Karlsruher Forschungsinstituts KIT, hat in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten dargelegt, wie er und seine Kollegen die Zukunft der Elektromobilität sehen. Auf die hiesige Automobilindustrie sieht Hanselka große Herausforderungen zukommen.
Während deutsche Technik bei Verbrennungsmotoren der „Goldstandard auf der Welt“ sei, lägen bei E-Mobilität andere Länder vorne. Asiatische Unternehmen würden den Verbrennungsmotor überspringen und sich von Anfang an „in das Zeitalter der Elektromobilität begeben“, sagte Hanselka. „All das, was unser Land stark gemacht hat können Sie bei dieser Technologie einfach zur Seite legen“ – darunter neben den Motoren etwa auch Getriebe oder Zahnradtechnik.
Die Elektrifizierung habe zwar „großes Potenzial“, sei aber lediglich „ein Baustein in der Mobilität der Zukunft“, so Hanselka weiter. Während der Elektroantrieb für Megastädte mit 40 oder 50 Millionen Einwohnern die Lösung schlechthin sei, gebe es in Europa und den USA weiter Bedarf an anderen Systemen. Zwar sei E-Mobilität auch hierzulande gut für die Städte geeignet, für größere Entfernungen wiesen die derzeit eingesetzten Batterien aufgrund ihres Gewichts jedoch entscheidende Nachteile auf. Zudem erfordere die Produktion einer Lithium-Ionen-Batterie „sehr viel Energie“ und die Lebensdauer müsse sich noch verbessern.
Für die Zukunft geht Hanselka davon aus, dass Batterie-Elektromobilität durch Brennstoffzellen-Technik ergänzt wird, bei der mit Hilfe von Wasserstoff elektrische Energie für den E-Antrieb erzeugt wird – allem voran für große Entfernungen. „In den Fokus rücken zunehmend auch Treibstoffe für den Verbrennungsmotor, die aussehen wie Benzin oder Diesel, aber aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden“, erklärte Hanselka.
Dass es Elektroautos in Deutschland noch nicht in den Massenmarkt geschafft haben, liegt nach Ansicht von Hanselka daran, dass wir eine „skeptische Nation“ sind. Er ist zuversichtlich, dass sich die Zurückhaltung bald legen wird – das habe der große Erfolg von Elektrofahrrädern gezeigt, bei denen es zunächst ebenfalls eine Kaufzurückhaltung gegeben habe.
alupo meint
Da freue ich mich doch wenn Ende 2019 die Akkuherstellung in der Gigafactory zu 100 % aus eigenem erneuerbaren Strom erfolgt.
Dann wurde wieder einmal durch Tesla gezeigt, wie man nachhaltig ein Produkt produzieren kann, zu dem fast alle erzählen, wie energieaufwändig doch die Herstellung sei.
Gut dass Tesla zeigen wird, dass auch hier das „behauptet unmögliche“ funktioniert.
Schlecht, dass kein deutsches und nicht einmal ein europäisches Unternehmen in der Lage ist, Vergleichbares zu erschaffen.
Dann wird auch die gesamte Energiebilanz von Autos der Marke Tesla signifikant besser sein als die von deutschen Autos, die mit energieintensiv produzierten Zellen aus Asien bestückt sind. Sehr schlecht finde ich.
Jürgen Baumann meint
Soso. Das Gewicht der Batterien ist ein Problem ?!
Dann schaue ich mir doch mal die letzten 5 Jahre an und nehme meinen i3 als Beispiel. Habe mir das Modell aus dem Jahr 2013 zugelegt. 18.8 kWh verfügbare Batterie. Reale Reichweite auf Autobahnen im Sommer 100 – 120 km bei 100 km/h – wir haben es in der Schweiz nicht so eilig wie in „Schaffhausen Ausserrhoden“. Also besser noch einen REX dazu als „Versicherung“ (Den habe ich auf den 30’000 km jetzt genau 160 km gebraucht. Meist fängt er nach 6 Wochen an zu laufen, damit das Öl im Motor wieder verteilt wird: –> Wartungslauf). Kaum bestellt Ende 2015 gab es die grössere Batterie (33 kWh – weiss nicht wie viel davon frei verfügbar ist). Kollegen fahren den Wagen und kommen 200 km real damit weit. Ankündigung 2018 43 kWh – REX wird eingestellt. Finde ich vernünftig. Kreisel baut in den BMW i3 einen Satz mit 100 kWh ein – die trauen sich was. Gewicht +- das gleiche wie vorher.
Faktor 5 in 5 Jahren.
Ich will nicht behaupten, dass geht so weiter. Es kann langsamer gehen, aber auch schneller. Bisher sind lediglich nur 1% der Materialpaarungen, die sich vor Akkus eignen, überhaupt ausreichend untersucht worden. Es wird spannend. Und die Industrie, die via Verbrenner Vortrieb erzeugt, muss sich auf intensive Zeiten einstellen, in der Schnelligkeit und Mut gefragt ist. Sonst geht sie den Weg der Unterhaltungselektronik, des Schiffbaus, der Telekommunikationstechnik, der Braun’schen Röhren beim Fernseher und Computer, des Dampflokomotivenbaus, der PV Zellen, etc.
Aber Deutschland hat ja immer einen gewissen Hang zum Untergang gehabt. Vielleicht ist das der tiefere Grund für die koordinierte Realitätsverweigerung in dieser Branche?
alupo meint
+1
eMobilitätsberater meint
„so Hanselka weiter. Während der Elektroantrieb für Megastädte mit 40 oder 50 Millionen Einwohnern die Lösung schlechthin sei, “
Damit meinte er wohl die deutsche Autoindustrie solle nur in China BEVs anbieten. Zum Glück gibt es die Grenzwerte nicht nur für große Städte.
Ich finde jeder hat das Recht auf halbwegs saubere Luft, nicht nur wenn er auf dem Lande lebt. Die Debatten um Fahrverbote werden den Druck weiter massiv erhöhen und wenn es jetzt schon genug E-Autos gäbe wäre auch schnell die Luftqualität zu verbessern. So aber wird es leider noch etwas dauern. Nur ohne diese Debatten würde sich bei der Industrie gar nichts tun außer die Quoten für China. Wir brauchen weiter massiven Druck und viele BEVs Importe.
alupo meint
Durch die ersten Gerichtsurteile zu den Fahrverboten werden auch andere Richter immer mutiger bezüglich dem Schutz der Bevölkerung.
Es fängt jetzt langsam und endet da, wo Oslo schon heute mitten drin ist.
Peter W. meint
Um solche lapidaren Kenntnisse zu gewinnen braucht man also Forscher. Das Wort „überspringen“ bedeutet aber auch, dass man zu der Erkenntnis gekommen ist, dass dem E-Motor die Zukunft gehört. Aber nicht die ferne Zukunft, sondern die direkt um die nächste Ecke. Das sollten die Forscher mal unserer Autoindustrie nahe legen, damit sie erkennen, dass chinesische Hersteller schon hinter der nächsten Ecke lauern.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Bin auch enttäuscht, so einen 0815-Text von dem Leiter des KIT zu lesen; hielt bislang das KIT für eine besonders innovative Ideen-Schmiede.
nightmare meint
Innovationen können sich nur durchsetzen wenn sie deutliche Vorteile bringen.
Syntetische Kraftstoffe und Wasserstoff sind genauso ineffizient wie fossiler Kraftstoff. Der Wirkungsgrad liegt da gerade mal bei ca. 20%.
Die Deutschen kaufen keine E-Autos weil es keine gibt nicht weil sie keine wollen.
Die Autos die zu kaufen sind haben enorme Lieferzeiten. Die beliebtesten Autos und die Dienstwagenklasse gibt es als E-Auto überhaubt nicht auf dem Markt.
Teilweise entfernt, da themenfern. Die Redaktion.
agdejager meint
Was wieder ein Unsinn Gerede in dem zweitenTeil des Artikel. BEV’s sind nicht fur längere Fahrten geeignet. Kopfschütteln. Hier wird wieder Reichweitenangst verbreitet. ????
Glatte Lüge.
Maximilian meint
Ich kann Ihnen da weiterhelfen.
Schauen Sie mal in den Aufsichtsrat dieses „KIT-Instituts“. Da sitzen 11 Leute. Einer heisst Dieter Zetsche, ein anderer Stefan Quandt. Und wenn die es gut finden, dass ausgerechnet obiger Herr Professor Hanselka dort auf den Stuhl des Präsidenten gehört, und kein anderer, dann wird das seine Gründe haben.
Fragenzeichen wegen Neutralität im Allgemeinen oder speziell zur Reichweitenaussage dürften sich nun erübrigen. Ich schenke mir den Herrn jedenfalls in der Zukunft – das muss nicht sein.
andi_nün meint
„Schauen Sie mal in den Aufsichtsrat dieses “KIT-Instituts”. Da sitzen 11 Leute. Einer heisst Dieter Zetsche, ein anderer Stefan Quandt.“
Besten dank, dann muss ichs nicht mehr nachlesen. Ich kann mir durchwegs ein paar Einsatzzwecke für Wasserstoff vorstellen.
Was ich mir in Zukunft nicht vorstellen kann, dass z.b. 2035 die Hersteller parallel e-Autos mit Batterie, e-Autos mit Brennstoffzelle und Autos mit Verbrennungsmotor (optimiert für Biokraftstoffe) produzieren werden. Kostentechnisch geht sich das doch hinten und vorne nicht aus.
Warum ein Kleinwagen als e-Auto mit zb. 25kwh Akku um 10.000€ mehr kostet, als sein Verbrennerpedant, konnte bisher auch noch keiner erklären. Alleine durch den Akku lässt sich der Preisunterschied nicht klären.
Maximilian meint
Es wird Ihnen auch nie jemand über den Ansatz Teile- und Fertigungskosten diese Preise erklären können – weil es eben taktische bzw. Mondpreise sind.
Beispiel VW up – billigster Benziner/freier Händler 8.800 – Listenpreis Elektroversion e-up knapp 27.000. Welcher der folgenden 3 Kategorien würden Sie dem Hersteller jetzt zuordnen ? 1. Hersteller will Stückzahlen in den Markt bringen 2. Ich bin mir nicht sicher – oder 3. es ist relativ glasklar, dass der Hersteller Stückzahlen ausdrücklich nicht will ?
Beispiel 2, Hyundai Ioniq, allgemein anerkannt als ingenieurtechnisch überdurchschnittlich gut gemachtes Produkt. Bereits rund 3 Jahre alt. Produktionszahl 2016 – 16.000. 2017 praktisch gleich. 2018 dito. Fällt etwas auf ?
Hyundai/KIA stellt übrigens ca. 9 mio Fahrzeuge jährlich her – nur mal als Masstab.
Nun reimen Sie sich das bitte selber zusammen. Sie könnten wie ich zu dem Ergebnis kommen – DIE WOLLEN NICHT. Und so setzt man den Preis halt bequemerweise gleich so an, dass viele sagen – kommt nicht in Frage – aber nicht zu hoch, sonst könnte auffallen, dass das Absicht ist. Spätestens, wenn die Chinesen aber in den günstigen Preisklassen 13.000 – 25.000 in Europa auftauchen, dürften diese Spielchen dann zu ende sein, und ich würde fast wetten, dass sie dann einen e-up, wie durch Zauberhand, plötzlich für 17.000 anstatt 27.000 kriegen.
GhostRiderLion meint
@ecomento:
„…auf die die hiesige Automobilindustrie…“
1. Absatz – ein „die“ zu viel……
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – aktualisiert!
VG
TL | ecomento.de