Das Center of Automotive Management (CAM) hat die Entwicklung der Elektromobilität im Jahr 2018 analysiert. Das Fazit: Das Wachstum der alternativen Antriebsart wird mehr denn je durch China getrieben. Für 2019 gehen die Forscher von einer „moderaten Belebung der Nachfrage“ aus.
Absatztrends in wichtigen Märkten
In China sind die Absätze von Elektrofahrzeugen (inklusive Plug-in-Hybride) im Gesamtjahr 2018 nach den Zahlen des CAM um 62 Prozent auf den Rekordwert von 1,255 Millionen gestiegen – darunter 202.000 elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge. Noch stärker sind die Zuwächse der E-Mobilität im Pkw-Bereich, die um 82 Prozent auf 1,05 Millionen Fahrzeuge angewachsen sind.
Der Marktanteil der E-Fahrzeuge an den Gesamtzulassungen stieg in China zuletzt von 2,7 auf 4,5 (nur Pkw: 4,4 Prozent). Der Anteil rein batteriebetriebener Stromer liegt nun bei 75 Prozent, wobei teilelektrische Plug-in Hybride an Marktanteil gewonnen haben. Der chinesische Automobilmarkt wird zu etwa 95 Prozent von einheimischen Herstellern dominiert, so die Branchenstudie.
In den USA erhöhten sich die Absatzzahlen für E-Fahrzeuge 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 86 Prozent auf 361.000 Einheiten. Ausschlaggebend waren dafür vor allem die Neuzulassungen des Tesla Model 3. Die USA ist damit nach China mit weitem Abstand der zweitwichtigste Markt für Elektromobilität. Insgesamt hat sich in den USA der Marktanteil von E-Fahrzeugen 2018 von 1,1 Prozent auf 2,1 Prozent nahezu verdoppelt. Rund zwei Drittel der abgesetzten E-Fahrzeuge fahren exklusiv mit Batterie.
Norwegen bleibt nach Absatzzahlen und Marktanteilen das wichtigste E-Automobilland in Europa, berichtet das CAM. Im Gesamtjahr 2018 stiegen die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen demnach auf 73.000 Einheiten (+18 %). Gleichzeitig belegt das Land seine Ausnahmeposition beim Marktanteil von E-Fahrzeugen, der von 39,3 Prozent im Vorjahr auf 49,1 Prozent stieg. Rund 63 Prozent der E-Fahrzeuge sind Batterie-Autos, während – mit rückläufiger Tendenz – 37 Prozent mit Plug-in-Hybrid-Technik fahren
In Deutschland wachsen die E-Neuzulassungen im Gesamtjahr 2018 moderat auf rund 68.000 Pkw, was einen Zuwachs von 24 Prozent bedeutet. Der Marktanteil stieg von 1,6 Prozent auf 2,0 Prozent an. Batterie-Autos legten anteilsmäßig zu auf 53 Prozent, 47 Prozent der abgesetzten E-Fahrzeuge waren entsprechend Plug-in-Hybride. „Insgesamt ‚performt‘ Deutschland im Hinblick auf die E-Mobilität damit im internationalen Vergleich nur unterdurchschnittlich“, erklären die Studienautoren.
In den weiteren europäischen Ländern kommt Großbritannien mit einem Plus von 24 Prozent auf 60.000 E-Fahrzeuge, während in Frankreich insgesamt 46.000 Pkw (+23 %) neu zugelassen wurden. In Schweden stiegen die E-Fahrzeugabsätze im letzten Jahr auf knapp 29.000 Einheiten, wodurch ein Marktanteil von 8,1 Prozent erreicht wurde. In den Niederlanden verdreifachten sich die Absatzzahlen von Elektrofahrzeugen auf rund 27.000. Dort stieg der Marktanteil auf 6,0 Prozent.
2018 wurden dem CAM zufolge weltweit erstmals mehr als 2 Millionen Elektrofahrzeuge abgesetzt. Nach Schätzungen der Wissenschaftler dürfte der globale Absatz bei 2,1 Millionen Elektrofahrzeugen liegen. Rund 60 Prozent der davon fallen auf China, rund 17 Prozent auf die USA.
Prognose 2019
Im laufenden Jahr 2019 rechnet das CAM mit einer „weiteren moderaten Belebung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen“. In Prognosen gehen die Forscher davon aus, dass die E-Fahrzeugverkäufe weltweit um rund 40 Prozent auf 2,7 Millionen Einheiten wachsen. Es wird damit gerechnet, dass der globale Marktanteil von E-Fahrzeugen von 2,4 auf dann rund 3,1 Prozent ansteigen wird.
In China wird sich der E-Fahrzeugabsatz um 27 Prozent auf 1,6 Millionen erhöhen und der Marktanteil auf 5,9 Prozent steigen, sagt das CAM voraus. Die Volksrepublik wird damit auch in diesem Jahr der Treiber der globalen E-Mobilität sein. In den USA wird mit einem Zuwachs von rund 30 Prozent auf dann 480.000 E-Fahrzeuge gerechnet, wodurch sich der Marktanteil der E-Mobilität auf 2,9 Prozent an den Gesamtzulassungen erhöht.
Für Deutschland prognostizieren die Forscher für 2019 einen Zuwachs von 33 Prozent auf dann 90.000 E-Fahrzeuge, vor allem aufgrund von Markteinführungen neuer Modelle von Tesla, Audi und Daimler. Der Marktanteil sollte auf 2,9 Prozent ansteigen. Mit einer deutlich stärkeren Dynamik wird in Deutschland sowie auf globaler Ebene ab dem Jahr 2020 gerechnet, da dann viele große Hersteller wie etwa Volkswagen Markteinführungen von Elektrofahrzeugen planen.
„Hohe Dynamik“ erst ab 2020
„Die Elektromobilität nimmt in vielen Ländern bereits erheblich an Fahrt auf. Dabei wird die Dynamik vor allem von finanziellen Anreizen bzw. regulatorischen Rahmenbedingungen und attraktiven Modellangeboten einiger Hersteller getrieben“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel die CAM-Analyse. „Die R-I-P Herausforderungen der E-Mobilität, also Reichweite, Infrastruktur und Preis, zählen nach wie vor zu den zentralen Erfolgsfaktoren. Die Elektromobilität wird zwar auch im nächsten Jahr weiter an Bedeutung gewinnen. Jedoch ist erst ab dem Jahr 2020 von einer sehr hohen Dynamik auszugehen.“
„Für Deutschland und die EU ist ab 2020 mit einem exponentiellen Anstieg des E-Autoabsatzes zu rechnen, da die OEM die CO2-Ziele erreichen müssen und Strafzahlungen verhindern wollen“, so Bratzel weiter. „Im Jahr 2025 wird auf globaler Ebene im optimistischen Szenario mit rund 25 Prozent bzw. 23 Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw gerechnet, im konservativen Szenario mit etwa 12 Prozent bzw. rund 11 Millionen E-Fahrzeugen. Die Dichte der Ladeinfrastrukturen in den Ländern ist dabei ein kritischer Einflussfaktor des Markthochlaufs.“
Der Statistiker meint
Möchte gerne den Artikel mit den Zahlen für Österreichs Neuzulassungen (PKW) 2018 erweitern:
reine Elektroautos (BEV): 1,98%
Plug-In Hybride (PHEV): 0,55%
Hybride (HEV): 2,2%
Mit ca. 2,53% für Autos mit Stecker reiht sich somit Österreich in der oben stehenden Grafik etwa bei den Briten ein.
nilsbär meint
Ähnlich wie bei den Zigaretten sollte die Werbung für Verbrennermodelle in den Medien verboten werden. Das würde vielen das Umdenken erleichtern.
Remo meint
Verbote sind nie der richtige Weg. Du willst ja auch nicht, dass man dir Dinge leichtfertig verbietet.
nilsbär meint
Und wie stehst du dann zum Fahren ohne Gurt, Verbrennen von Autoreifen, Parkverbote vor Hauszufahrten usw.? Vielleicht sind Verbote doch manchmal der richtige Weg?-)
Außerdem wird ja nicht mir die Werbung verboten, sondern den Herstellern. Welche Einschränkung habe ich dadurch?
TwizyundZoefahrer meint
Der Vergleich ist ganz gut. Wie groß war das Geschrei und Weltuntergangszenario bei den Zigaretten, vor allem in D.
Und? Würde heut noch irgend jemand in Europa in einer verqualmten Bude essen wollen? Beim Verbrenner ist es im Grunde nichts anderes, eine alte geduldete Industrie schützen auf dem Rücken der Verbraucher und deren Gesundheit. Verbote sind richtig und wichtig ist auch die Nulltolleranz, schon nach kurzer Zeit wird daraus Normalität, wie beim Rauchen. Das die Umstellung im KFZ Breich kommt ist doch schon seit 5 Jahren klar, wer seine Umwelt und sein Umfeld so schlecht wahr nimmt, dem sage ich Pech gehabt. Da hilft auch nicht das dämliche demonstrieren. PS: Ich habe damals mit dem Rauchen aufgehört
Jürgen W. meint
Welcher Anfänger hat denn die Säulendiagramme gemacht. Säulendiagramme machen nur Sinn, wenn man die Relationen richtig darstellt. Das hier ist ja kompletter Mülle. Sorry geht gar nicht. Wenn dann richtig darstellen. Oder ist das schon wieder Manipulation, damit keiner merkt wie weit uns China voraus ist?
nilsbär meint
Es ist sogar noch perfider. Die Diagramme für China und USA sind so gekürzt, dass auch der Zuwachs im Vergleich zum letzten Jahr viel kleiner erscheint als er tatsächlich ist. Eindeutig Manipulation.
Carlo meint
Die gestrichtelten horizontalen Linien, die über den gesamten Plot gehen, indizieren, dass sich die Sakala in diesem Bereich ändert. Das hätte man vielleicht in der Tat etwas besser lösen können, da die Relationen zwischen 2017 und 2018 v.a. innerhalb von China und USA bei den absoluten Zahlen verloren gehen und auch kein optischer Vergleich zwischen den Ländern möglich ist, aber eine Manipulation muss man nun nicht gerade unterstellen, so eine Darstellung ist durchaus üblich. Umgekehrt: Hätte man keine Trennung innerhalb der Balken vorgenommen, wären die Unterschiede bei allen anderen Ländern überhaupt nicht mehr erkennbar gewesen und einen logarithmischen Plot als Alternative hätte am Ende wirklich niemand mehr verstanden. Man hätte vielleicht zur Unterstützung noch ein Tortendiagramm für die absoluten Zahlen machen können, das hätte sicher geholfen die Relationen zwischen den Ländern besser abzubilden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass eine solche Abbildung (oder eine Ähnliche) in der Studie (https://auto-institut.de/e-mobility-studien.htm) vorhanden sein wird. Ärgerlich ist viel viel eher, dass die Studie nicht frei verfügbar ist..
Peter W meint
Die Entwicklung zeigt doch ganz klar, dass man mit „Freiwilligkeit“ nichts erreicht. Nur finanzielle Anreize (Strafen für die Hersteller) gepaart mit strengen Vorgaben (Flottengrenzwert) können etwas bewegen.
Das sollte man auch in der derzeit geführten Debatte um gesündere Lebensmittel bedenken.
Dass wir, also die Kunden, erst 2020 deutlich mehr E-Autos kaufen werden hat nichts damit zu tun, dass so wenige ein E-Auto wollen. Der Grund ist das bescheidene Angebot, die hohen Preise und die langen Wartezeiten. Da sich das ab 2020 ändern muss um die Flottenwerte zu halten, werden dann auch mehr E-Fzge auf die Straße kommen.
Leider kapiert das in der Politik niemand.
Düsentrieb meint
Ich glaube schon dass die kapieren – so dumm kann man ja gar nicht sein – aber die wollen nicht wegen der jammernden Automobilindustrie.
Frakrei meint
Mann erreicht auch mit Strafen; Zwang und Vorgaben nichts. E-Fahrzeuge müssen einfach kostengünstiger und die Ladestruktur vereinfacht und verdichtet werden.
Ganz einfach: Aktuell zu teuer und zu kompliziert für die Massenanwendung.
Verbraucher ticken einfach!
Niklas meint
+ 1
Genau. Technologien setzen sich dann durch, wenn sich für den Verbraucher der Nutzen verbessert. Dazu müssen E-Autos in der Anwendung mindestens genauso unkompliziert sein wie Verbrenner.
Frank meint
Ja, die enormen Wachstumsraten beim Verkauf von E-Autos weltweit zeigen, dass immer mehr Menschen genau dies für sich festgestellt haben. Das E-Auto ist viel einfacher in der Handhabung als ein Verbrenner. Das gilt zumindest für Jene, die einen Stellplatz mit Steckdose haben.
Und mit dem Wachstum sinken auch tendenziell die Preise.