Für die Hersteller von Elektroautos steht bei Rohstoffen neben der Versorgungssicherheit auch das Thema Nachhaltigkeit im Fokus, allem voran mit Blick auf unter fragwürdigen Bedingungen gefördertes Kobalt. BMW verriet der Branchenzeitung Automobilwoche kürzlich Neuigkeiten zu seinem Nachhaltigkeits-Engagement.
Der bayerische Premium-Anbieter hatte im März angekündigt, für seine fünfte E-Antriebs-Generation Kobalt ab dem Jahr 2020/2021 nicht mehr aus der für Menschenrechtsverletzungen berüchtigten Demokratischen Republik Kongo zu beziehen. Nun gab BMW eine Neuerung beim Einkauf von Rohstoffen für Elektroautos bekannt: „Wir haben unsere Lieferketten neu strukturiert und werden ab 2020 Kobalt und Lithium direkt einkaufen“, sagte Andreas Wendt, Vorstand für Einkauf und Lieferantennetzwerk bei BMW, im Gespräch mit dem Automobilwoche-Magazin Generation E.
Bislang hatte BMW die Rohstoffe indirekt über Zulieferer eingekauft und dabei eigenen Angaben nach nur auf zertifizierte Unternehmen gesetzt. Mit dem künftig direkten Einkauf wolle der Autokonzern nun weitere Transparenz über die Herkunft der Rohstoffe erlangen.
BMW verlagert den Einkauf auch geografisch. „Wir werden unter anderem von Australien künftig Batterierohstoffe beziehen“, sagte Wendt der Automobilwoche. Kobalt werde man nicht mehr wie bisher aus dem Kongo beschaffen. „Die Einhaltung von Menschenrechten hat für uns oberste Priorität“, betonte der BMW-Vorstand.
Eine weitere Herausforderung beim Beziehen von Rohstoffen für Elektroautos ist die Versorgungssicherheit. In den kommenden Jahren fahren Hersteller weltweit die Produktion von strombetriebenen Autos hoch, darunter zahlreiche Modelle für den Massenmarkt. Dass die neue Einkaufsstrategie für Kobalt und Lithium bei BMW zu Engpässen führt, glaubt Wendt nicht. „Unsere Lieferverträge garantieren Versorgungssicherheit bis 2025 und darüber hinaus“, sagte er.
Wie die meisten Hersteller beschränkt sich BMW bei Elektroautos auf die Konfektionierung und Optimierung leistungsstarker Batterie-Pakete. Die im Kern eingesetzten Zellen lässt das Unternehmen nach eigenen Vorgaben von Zulieferern aus Asien produzieren.
Peter W meint
BMW sollte sich vielleicht auch mal bemühen Zellen zu verwenden die wenig Kobalt enthalten. Meines Wissens nach verwendet BMW immer noch Akkus mit hohem Kobaltanteil, während andere Hersteller hier schon viel weiter sind. Wenn man nur noch 10% des ursprünglichen Kobaltanteils braucht ist wesentlich mehr erreicht!
Im Übrigen investiert Australien Milliarden Dollar in neue Minen für den Lithium- und Kupferabbau, wobei Kobalt und Kupfer meistens in der selben Lagestätte zu finden sind. Da hat sich wohl BMW ein paar „Pfunde“ gesichert. Der Lithiumabbau in Australien ist laut Börsenberichten 10 bis 15% billiger als in Südamerika.
glider meint
Ich frage mich, was will BMW mit Kobalt und Lithium, wenn es die Zellen nicht selbst produziert, sondern zukauft und lediglich die Batterien konfektioniert ??
Herbs meint
A) Dann kann der Zellieferant nicht sagen, dass seine Rohstoffe immer teurer werden
B) dann kann bmw beweisen, wo die Rohstoffe her kommen.
hans Meier meint
Die „Einhaltung der Menschenrechte“ ist nur PR Gebabel… man will Kontrolle und die hat man im Kongo nur bedingt. Dafür scho krass, wie lahm die deutschen Hersteller nach wie vor vor sich hergurken… Bald 2020 und immer noch kaum was auf der Strasse, i den feuchten Träumen aber scho 3 Generationen weiter. Und all die Labertaschen müssen durch die Kunden noch durchgefüttert werden mit ihren hohen Löhnen. Wie wers mal, das ganze Geraffel durch KI zu ersetzen und die freigewordenen Mittel in die Produkte zu stecken, damit die billiger werden und das Tempo endlich mal steigt.
Jörg2 meint
Schade!
Ich hatte gehofft, die Einkaufsmacht von BMW&Co könnten diese nutzen, um die Gewinnung im Kongo auf einen besseren Standard zu heben. Nun zieht man sich eher von dort zurück.
Ich hoffe, die eine Kleinstmine, die BMW in der Betreuung hatte, ist davon nicht negativ betroffen.
Ludwig Kastor meint
Das wäre Sinnvoller, wenn BMW nicht allgemein sich vom Kongo zurückziehen würde sondern nur von guten Werken von dort kaufen würde.
Wobei ich mir vorstellen kann, dass es schwer wird die Kette 100% zu kontrollieren…
McGybrush meint
Wäre mir auch lieber gewesen. Du die nichtinvestition könnte man vermuten das es den Menschen dann noch schlechter geht. So hätte man Wohlstand reinbringen können der soweit reicht das Kinder nicht mehr arbeiten müssen um die Familie zu ernähren.
elbflorenz meint
das problem ist, wenn man es kontrollieren und dann auch sanktionieren will, ist man gleich mit dem vorwurf des neo-kolonialismus konfrontiert. kontrolle geht nur mit sanktion – geht nur mit einmischung in die dortige politik – geht nur mit militärischen druck = wieder eine art von schutzzone. lässt man es laufen, nutzen das oft irgendwelche despoten oder religiöse fanatiker gandenlos aus. es ist schwierig.
xdaswarsx meint
Es wird jetzt dadurch auch nicht 1kg Kobalt weniger im Kongo gekauft.
Wenn BMW wegfällt, kauft halt VW, Mercedes oder die Chinesen die Menge auf.
Auf jeden Fall eine interessante Strategie, wenn es Probleme gibt einfach wegzulaufen.