Volvo setzt nur noch auf teil- und vollelektrische Modelle. In diesem Jahr führt der seit 2010 zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Hersteller das erste von mehreren Elektroautos ein. Firmenchef Håkan Samuelsson glaubt, dass der Coronavirus die Verbreitung der E-Mobilität beschleunigen wird. Er erwartet zudem den Durchbruch neuer Vertriebskonzepte und eine veränderte Sichtweise auf „Premium“-Produkte.
„Die Elektrifizierung wird schneller voranschreiten“, so der Volvo-Chef bei einer Online-Konferenz der Financial Times. „Ich glaube, es wäre naiv anzunehmen, dass sich nach ein paar Monaten alles wieder normalisieren wird und unsere Kunden zurück in die Verkaufsräume kommen und nach Dieselautos fragen – sie werden noch stärker nach Elektroautos fragen. Und das wird weiter zunehmen.“
Die Autoindustrie gehört zu den besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffenen Branchen. Die Nachfrage nach Pkw ist zuletzt eingebrochen, in Deutschland und anderen Ländern werden daher staatliche Kaufprämien gefordert. Samuelsson sprach sich dagegen aus, mit Staatsgeldern eine Rückkehr „zur alten Welt“ zu bezuschussen. Das wäre seiner Meinung nach „Geldverschwendung“. Besser wäre es, wenn die Politik mit ihren Mitteln wie vor dem Coronavirus-Ausbruch geplant neue Technologien voranbringt.
Der Volvo-CEO geht davon aus, dass sich neben der Elektromobilität auch verstärkt neue Arten der Pkw-Nutzung etablieren werden. Die jüngeren Generationen wollen Samuelsson zufolge Autos nicht mehr kaufen, sondern lieber für eine fixe monatliche Rate leasen oder abonnieren. Das sei vor allem in großen Städten der Fall, wo es um Mobilität und Freiheit gehe, aber nicht unbedingt den Besitz eines Autos.
Samuelsson erwartet auch, dass die Kunden künftig unter „Premium“ etwas anderes als bisher verstehen werden. „Premiumautos müssen nicht zwangsläufig große Autos sein, das ist das alte Denken. Kostspielige Premiumautos könnten klein oder groß sein.“ Für Volvo könnte dies bedeuten, dass das aktuell aus kompakten, mittleren und großen Modellen bestehende Portfolio nach unten erweitert wird.
Der Vertrieb von Automobilen wird nach Meinung des Volvo-Bosses wegen der Coronavirus-Pandemie zunehmend über digitale Kanäle stattfinden. „Ich denke, dass während dem Shutdown jeder gelernt hat, dass E-Commerce funktioniert, mehr und mehr Leute haben Erfahrungen damit“, sagte er. Die Kunden würden dadurch ermutigt, online nach Autos zu suchen. „Deshalb glaube ich, dass der Vertrieb und Verkauf von Autos sich ändern wird. Es hat sich bereits verändert, aber es wird jetzt noch schneller gehen“, so Samuelsson.
Die Entwicklung im Vertrieb bedeute nicht das Aus für die Autohändler, merkte Samuelsson an. Die Hersteller bräuchten weiter Vertriebs- und Servicepartner, die Autos müssten physisch übergeben und gewartet werden. „Aber die Kunden erwarten mehr und mehr, vor dem Kauf Informationen über das Netz zu erhalten.“
Raphael R meint
Hakan Samuelsson ist ja immer wieder für Überraschungen gut. Irgendwie bringt er es immer wieder fertig, Rationalisierungsmassnahmen im Produktportfolio als visionäre Strategie zu verkaufen (nur noch maximal 4 Zylinder, PHEV als Topmotorisierung, nur noch Mildhybride und PHEV, vmax = 180 km/h, Android Auto statt Eigenentwicklung). Wahrscheinlich will er nun ganz einfach den Diesel so schnell wie möglich loswerden, da die Märkte stark geschrumpft sind. Zudem vielleicht die Vertriebskanäle optimieren, um Geld zu sparen. Und den S/V90 wegen sinkender Nachfrage aufgeben.
Für seine 69 Jahre ist er immer noch voll auf der Höhe. Und kann alles im guten Sinne und glaubwürdig verkaufen.
Uwet meint
Dann sollte er aber vielleicht auch mal die Preise senken!
Der Aufpreis vom günstigsten Verbrenner XC40 zum Plug-In XC40 beträgt 17000€!!!
Sven meint
Was sagt denn die Fachwelt darüber das z. B. In Berlin es absolut nicht möglich ist ein Elektrofahrzeug nachts vor der Tür aufzuladen. Außer man wohnt in Mitte. Wo soll ich ein plug-in Kfz aufladen? Es müsste Flächendeckend an jedem Parkplatz eine Steckdosen sein. Ich sehe bislang nur bei Hausbesitzern die Möglichkeit ohne verbrenner zu fahren. Also wenn schnell die Wende kommen sollte, so dann bestimmt nicht in Berlin.
Stefan Ziegler meint
Leuten ohne eigenen (ggf. gemieteten) Parkplatz denken im ersten Moment an Plugin-Hybride, denn Sie können noch tanken, falls Sie keine Ladestation finden. Der Akku ist bei Plug-In-Hybriden meist aber so klein (Reichweite um 50 km), dass Sie fast jeden Tag laden müssten oder Sie fahren wie ein normaler Verbrenner.
Bei kürzeren Arbeitswegen bis 20 km einfach ergeben sich bis zu 200 km pro Woche. Hier würde also auch ein Elektroauto mit Reichweite 250-300 km reichen und einmal Laden pro Woche, bei starken Schwankungen notfalls zweimal. Dann muss man nicht jeden Tag laden und die Säulen blockieren. Außerdem soll es in Berlin ÖPNV geben, das man bei gelegentlichen Ladeproblemen nutzen könnte.
Crl meint
Also ich kenne in Berlin einige Gegenden mit Laternen-Ladestationen, da kann man das Auto über Nacht vor der Haustür laden.
Jörg2 meint
@Sven
Die Fachwelt würde wohl auf die einschlägigen Pkrtale verweisen, auf den die Standorte der Ladesäulen dargestellt sind.
Weiterhin würde sie wohl drauf aufmerksam machen, dass „vor der Tür“ ein Kriterium ist, welches bei Verbrennerfahrzeugen auch nur sehr sehr selten erfüllbar ist.
Jörg2 meint
Portale
MiguelS NL meint
“ wenn schnell die Wende kommen sollte, so dann bestimmt nicht in Berlin.“
Doch wird sie. Nicht mit PHEV, das stimmt, aber mit BEV ????. Und ich denke, viel schneller als viele denken. In 10 Jahren werden wir nur noch wenige Verbrenner auf den Straßen sehen, vielleicht nahezu keine mehr.
hu.ms meint
Träum weiter.
In 10 jahren haben wir bei den neuzulassungen max. 50% BEV.
Im gesamtbestand max. 25 %.
Denn es werden von den herstellern genau soviele gebaut und verkauft, dass die emissionsvorgaben gerade so erfüllt werden.
Die neuwagenkäufer werden von den verkäufern entsprechend „gesteuert“.
Ebi meint
Der Volvo CEO hat eine vernünftige Einstellung. Bin mal gespannt, wie lange Geely sich die Situation bei Daimler noch anschaut……
Raphael R meint
Mit 9.7% Aktienanteil kann Geely vielleicht Wünsche anbringen, aber Kuwait sitzt als zweitgrösster Aktionär auch noch mit 6.8% drin … und zwar mit harten Devisen und nicht mit Chinesischem Pumpgeld.
Ebi meint
Die Kuwaiter haben doch bezgl e-Mobilität gar nix auf der Pfanne. Geely ist über Smart jetzt auch zus. mit im Boot, wenn es bei Daimler in Zukunft brennt – was ich für gut möglich halte – wird Geely parat stehen. Vielleicht gibt’s dann mal konkurrenzfähige Daimler BEVs.
Raphael R meint
Eben, wenn Kuwait so wie die Saudis denkt, dann hat e-Mobilität nicht die einzige Priorität. Wer will seine Pfründe ohne Grund aufgeben? Dann werden sie unter Umständen Geely ausbremsen.
Jörg2 meint
@Raphael R
Bitte mal nachschauen, in welcher Währung GEELY bilanziert.
Jörg2 meint
Und dann vielleicht auch nachsehen, wie GEELY die 9,7% finanziert bekommen hat.
Raphael R meint
Meine Kommentare bezog ich auf folgenden Artikel, den ich vor einiger Zeit mal gelesen habe:
https://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/geely-volvo-aufbau-eines-globalen-konzerns-a-1141344.html
Man muss auch wissen, dass es zwei chinesische Währungen gibt: CNY und CNH. Nur CNH ist frei konvertierbar und läuft über Hongkong. Deswegen wird Geely wohl in Hongkong kotiert sein.
Die Kredite stammen aber aus China. Das ganze Konstrukt scheint mir einfach dubios. Die HNA-Holding schien auch solide, bis dann rauskam, das alles nur auf Pump finanziert war. Es scheint mir wie ein Märchen, wie ein nicht allzu grosser Hersteller von Billigautos plötzlich sich überall einkaufen kann. Die Autoindustrie ist eine der kapitalintensivsten Industrien, sieht man ja auch deutlich bei Tesla.
Jörg2 meint
@Raphael R
Zu Deinen Mutmaßungen kann ich nichts beitragen, da hasst Du halt Deine Meinung.
Beitragen kann ich aber zum Thema „kapitalintensive Branche“. Ich glaube, Du verwechselst da die benötigen Mittel zum Aufbau/Betrieb einer Autofirma und den Kaufpreis (von Anteilen oder Gesamtfirma), der sich am Kapitalmarkt bildet und oftmals so garnichts mit den Werten der Firma zu tun hat.
Und bitte nicht vergessen: auch der Kapitalmarkt ist global. Es ist fast egal, wo dann da der Geldhahn aufgedreht wird. Beim DAIMLER-Aktienpaket z.B. ja eher in den USA.
Jürgen Schrader meint
Der abgebildete XC40 P8 AWD hat eine Länge von 4,42m. Schlachtschiff?
Zudem hat er eine gebremste Anhängelast von 1500KG, bei einer Stützlast von 90KG.
Richtig: ein Modell UNTERHALB des XC40 fehlt, seit dem der V40 ausgelaufen ist.
stefan meint
Sie haben das Wörtchen „gefühlt“ in meinem Kommentar übersehen
Gerd meint
Ein „kleiner“, vollelektrischer Volvo (unter 4m), mit Anhängerkupplung und funktionierenden Connectivity-Services wäre ein Traum.
Wenn ich mir allerdings die extrem sportlichen Leasingkonditionen für den XC40 Recharge ansehe, bin ich vom Erfolg der Marke noch nicht so ganz überzeugt.
Bin ja mal gespannt, wie sich der ID.3 diesbezüglich ansiedelt!
stefan meint
Ein kleiner Volvo wäre ja überhaupt ein Novum, gefühlt sind Volvos immer halbe Schlachtschiffe :)
hu.ms meint
Das ziehen von anhängern ist beim VW ID.3 derzeit nicht vorgesehen.
Eine kupplung für fahrradträger gibts aber schon.
Für anhängerlasten wird man beim VW-konzern auf den ID.4, enyaq oder Q4 e-tron warten müssen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das ist sehr schade, den E-Autos sind ideale Zugfahrzeuge. Mit meiner Zoe fahre ich seit 3 Jahren bei Bedarf mit Anhänger (750 kg) durch die Gegend, gerne auch mal 150 km hin und zurück ohne Zwischenladen. Auch ein versehentliches Überladen mit Rheinsand auf 920 kg stellte kein Problem dar. Ich achte immer auf ausgewogene Stützlast (zul. sind 50 kg).
Freddy K meint
Geht mehr um gebremste Anhänger wie Wohnwagen etc.
E-Autos sind derzeit keine idealen Zugfahrzeuge. Fehlt ihnen doch die Möglichkeit richtige Anhänger effizient zu ziehen.
Und mit nem überladenem 750kg Hängerlein fährt man selten über den Brenner in Urlaub.
Ein ideales Zugfahrzeug ist was anderes. Wenn mal höhere Reichweiten möglich sind (beladen mit Hänger) dann vielleicht. Für Camper derzeit nicht. Schon gar kein Zoe.
Ccrl meint
So etwas könnte in Zukunft interessant sein: https://www.caravaning.de/neuheiten/dethleffs-ecoco-elektrischer-caravan/?_gl=1*xazff8*_ga*TXJ2YWROS200Wm1jYUJyTURkLXFMcTVtN1RGQTZlN1YtbmRsazhoS1BodE9vNFY5dE9ZeVRISDlNUEdmRWZ3TQ..
MiguelS NL meint
Der XC40 ist doch klein, d.h in der Größe de BMW X1 und Audi Q3.
Oder meinst du etwas in der Größe des VW Polo T-Cross und Hyundai Kona?